modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Begrenzter Freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb nach VOF und RAW | 08/2009

Freiräume entlang der Strunde | Stadtmitte Ost | stadt :gestalten Bergisch Gladbach

3. Preis

LILL + SPARLA Landschaftsarchitekten Partnerschaft mbB

Landschaftsarchitektur

B.A.S. Kopperschmidt + Moczala GmbH

Architektur, Lichtplanung, Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitidee
Die wieder offen gelegte Strunde schafft als urbanes Gestaltungsmittel neue, charakteristische Stadträume für Bergisch Gladbach, wertet bestehende Situationen auf und wirkt als orientierungsstiftendes Element.
Der neue Wasserlauf mit seiner unterirdischen Wasserstandsregulierung wird dabei als konstruiertes, städtisches Gewässer aufgefasst, das keine „künstliche Natürlichkeit“ ausstrahlen sollte, sondern klare Räume und Beziehungen schafft.
Zwei neue Richtungen werden aufgebaut, die aus den bisher eher rückwärtigen, undefinierten Bereichen der Fußgängerzoneneue, markante Stadträume machen.
Zum Einen erstreckt sich, von der Odenthaler Straße ausgehend, die „Buchmühlenpromenade“ nach Westen, die in dem Ensemble von Volkshochschule und Fachwerkhaus einen neuen Platz als Abschluss erhält.
Zum Anderen wird durch die „Forum-Promenade“ die Beziehung der Maria-Zanders-Anlage zum Forumpark mit der Stadtbibliothek als Abschluss geklärt und räumlich gestärkt.
Das Wasser begleitet jeweils die raumbildende Bebauung, wertet diese auf und wird so als urbanes Element inszeniert. Entlang der Strunde entsteht eine Perlenkette von Stadtgärten mit je eigenem Charakter.

Buchmühle
Der Buchmühlenpark präsentiert sich als großzügige, von den bestehenden Großbäumen halbrund gefasste Wiesenfläche: hier wird in unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum Weite spürbar. Nach Süden wird der Park durch die klare Kante der neuen Stadthäuser gefasst, die hier in attraktiver Lage innerstädtisches Wohnen mit gleichzeitigem Landschaftsbezug anbieten.
Die Strunde wird hier in einem breiten, flachen Bett geführt, das zwei unterschiedliche Uferkanten zeigt: Entlang der Bebauung entsteht ein klassisches Promenadenufer, begleitet von einer Reihe Japanischer Nelkenkirschen – dem Leitbaum der neuen, linearen Stadträume.
Die nach Süden gewandte Seite zeigt ein weiches, natürlicheres Ufer, den „Strunde-Strand“, der zum Spielen am Wasser oder zum in der Sonne liegen einlädt.
Vor der Volkshochschule weitet sich die Promenade zu einem Platz. Ein stufenförmig angelegter Wasserspielplatz am gegenüberliegenden Ufer schafft hier einen belebten Schwerpunkt.
Der Buchmühlenpark wird vom Hebborner Flutgraben durchquert, entlang dessen eine neue Wegeverbindung zum Rosengarten aufgebaut wird. Diese schöne historische Anlage sollte aus ihrem etwas versteckten „Dornröschenschlaf“ herausgeholt werden: eine breite Promenade an ihrem Südrand öffnet und orientiert sie zum neuen Buchmühlenpark. Als Ort für kleinere Veranstaltungen, wie z.B. Sommerkonzerte, könnte sie zusätzlich belebt werden.

In der Buchmühlenstraße reduziert sich das Profil der Strunde, es entsteht ein linearer Verbindungsraum zum neuen Forumpark. Stege über den Wasserlauf erschließen die angrenzenden Grundstücke. Im Kreuzungsbereich mit der Hauptstraße wird der unterirdische Wasserlauf durch schmale Bodenschlitze mit einer Stahleinfassung spürbar gemacht – das Wasser ist hier nicht sichtbar, aber sein Rauschen hörbar.

Forumpark
Die Stadtbibliothek bildet den Kopf der Forumparks. Mit einem neuen Vorplatz orientiert sie sich zur Hauptstraße, und öffnet sich gleichzeitig mit einem neuen „Lesecafé“ nach Südwesten zum Park.
Der Forumpark wird durch den schönen, alten Baumbestand geprägt, der weitestgehend erhalten wird. Zur Schnabelsmühle werden die Lärmschutzwälle eingeebnet, so das die Sichtbeziehung zum Quirlsberg mit seinen historischen Anlagen wieder freigestellt wird.
Eine zum Wasser orientierte Gebäudezeile arrondiert den Block und schafft eine neue Vorderseite zum Park. Vorstellbar ist hier eine Mischnutzung mit Galerien und gastronomischen Angeboten im Erdgeschoss, Dienstleistungen in den Obergeschossen, sowie Loftwohnungen mit Dachterrassen im Dachgeschoss. Der nördliche Tiefgaragenzugang kann im Zuge der Bebauung integriert werden.

Der Wasserlauf folgt in diesem Abschnitt wieder dem Prinzip der harten Promenadenkante zur Bebauung und der weichen kante zum Park. Südwestlich der Bibliothek findet sich weiterhin Raum für einen Kinderspielplatz.

Maria-Zanders-Anlage
Die Maria-Zanders-Anlage bildet das Bindeglied zum anschließenden Garten der Villa Zanders. Durch die beidseitigen Baumreihen aus Nelkenkirschen in Pflanztrögen aus… entsteht ein lineares Raumbild, dem der südlich der Tiefgarage schmal geführte Wasserlauf entspricht. In den Wasserlauf integriert ist hier ein Kunstobjekt zum Thema Wasserkraft / fließendes Wasser.
Das bestehende Kanalstück über der Tiefgarage wird genutzt, die beiden offenen Teilstücke der Strunde zu verbinden.
Der bestehende Tiefgaragenzugang erhält als Wetterschutz einen ellipsenförmigen Glaspavillon, ein weiterer Zugang wird mit dem neuen Info-Pavillon der Villa Zanders zusammengefasst.
An der Südkante des Platzes könnte im Anschluss an das Gasthaus Paas eine neue Bebauung mit kultureller Nutzung, z.B. das Stadtarchiv, entstehen. Wünschenswert wäre eine Umnutzung der Erdgeschosszonen des bergischen Löwen zum Platz hin, z.B. durch ein neues Theaterfoyer.
Für die Promenaden- und Platzbereiche wird in Fortführung der bestehenden Oberflächen Porphyrpflaster als Leitmaterial vorgesehen, ergänzt durch Einfassungen aus Sichtbeton.

Garten der Villa Zanders
Der Garten der Villa Zanders bedarf als historisches Gartendenkmal eines behutsamen Umgangs. Ein neuer Weg durchquert den Garten am Nordufer der Strunde. Im südlichen Bereich werden die Großbäume erhalten, Sträucher, Aufwuchs und Bodenaufschüttungen jedoch entfernt, so daß sich der Garten nach Süden als von großen Bäumen überstandene, offene Rasenfläche zeigt.

Gohrsmühle
Südlich der Gohrsmühle verläuft die Strunde als Bachlauf zwischen altem Baumbestand bis zum Eingangsbereich der Firma m-real Zanders GmbH. Hier wird der historische Vorplatz gestalterisch aufgewertet. Ein linearer Info-Pavillon verweist auf die Wegebeziehung zur Innenstadt. Die Strunde sammelt sich hier in einem kleinen Becken, von dem aus sie über mehrere Stufen kaskadenartig in die Tiefe strömt.

Erschließungskonzept
Der Entwurf basiert auf dem entwickelten Parkraumkonzept, das weitgehend integriert wird.
Der bestehende Durchgangsverkehr über die Buchmühlenstraße zur Hauptstraße sollte gekappt werden und der Parkplatz Fronhof ausschließlich von der Laurentiusstraße erschlossen werden. So kann die Hauptstraße in ihrem Charakter als Fußgängerzone und lediglich für Anliegerverkehr befahrbar bis an die Schnabelsmühle herangeführt werden.
Die Neubebauung an der Buchmühlenpromenade wird von der Odenthalerstraße aus erschlossen. Denkbar sind hier von Hecken gefasste Anwohnerstellplätze oder eine gemeinsame Tiefgarage.
Gohrsmühle und Schnabelsmühle werden entsprechend den Vorplanungen zu einem baumbestandenen Stadtboulevard zurückgebaut. Als straßenbegleitende Bäume werden Platanen vorgeschlagen.

Ergänzende Maßnahmen
Der Fronhof sollte aufgrund seiner Zentralität weiterhin als Parkplatz genutzt werden. Er bildet einen Verbindungsraum zwischen Buchmühle und Marktplatz. Geschnittene Hainbuchenhecken wirken hier als raumbildende Kanten. An der Pumpstation wird ein Infopunkt zur Wassertechnik mit erläuternden Ausstellungstafeln vorgeschlagen.

Für die Vorfläche des Stadthauses schlagen wir eine winkelförmige Neubebauung mit Tiefgarage vor, die zum Garten der Villa Zanders eine klare Raumkante schafft und sich zum Stadteingang orientiert.

Am Fuß des Quirlsbergs werden durch Rückschnitt und neue Zugänge die historischen Bauten und Anlagen freigestellt und zur Stadt geöffnet. In Zuge einer Neugestaltung der Stützmauern könnten hier Gabionenwände zum Einsatz kommen. Ein neuer Höhenweg führt vom Parkplatz an der Bensberger Straße über den Wasserturm und den Friedhof bis zum neuen Kulturzentrum Alte Feuerwache.

Temporäre Nutzungen
Am Forumpark wird die nördliche Promenadenseite bis zu einer tatsächlichen Bebauung durch eine reihe von Heckengärten gefasst. Hier können temporäre Gärten entstehen, in denen z.B. örtlichen Künstlern ein Ausstellungsrahmen geboten wird, sich Angebote für Kinder wie ein „Offenes Atelier“ finden, oder als erstes gastronomisches Angebot eine Eispavillon integriert ist. Auch der nördliche Zugang zur Tiefgarage findet sich in dieser Schiene.
An der Buchmühlenpromenade sollten die südlich anschließenden, sehr heterogenen Rückseiten bis zu einer Entwicklung durch eine Wand von gestalteten Holzpaneelen abgeschirmt werden. So könnte z.B. das Thema „Eingänge“ von einem Malkurs der Volkshochschule auf diese Fläche gestaltet werden, und schon auf die zukünftige Nutzung verweise. Dazu gehört auch die Anlage von „Vorgärten“ und Eingangsstufen, die eine Vorstellung des zukünftigen Erscheinungsbildes vermitteln und zum Verweilen einladen.

Beleuchtungskonzept
In einer ersten Idee schlagen wir ein Beleuchtungskonzept für die östliche Innenstadt Bergisch Gladbachs vor, das die vorhandenen räumlichen Beziehungen und Qualitäten des Stadtraumes und seiner Bauten herausarbeitet und die Materialität und Farbigkeit der Plätze, Straßen und Bauten zeigt. Spektakulären Illuminationen wird das selbstverständliche „In-Erscheinung-bringen“ der räumlichen Besonderheiten vorgezogen. Ein geplantes Nachtbild bietet die Chance, die Wahrnehmung in den Dunkelheitsstunden bewusst zu steuern. Die bedeutenden, stadtbildprägenden Gebäude sollten dabei als Orientierungspunkte und Merkzeichen in den Vordergrund rücken. Nicht allseitig abstrahlende Verkehrsbeleuchtung, sondern die wertvolle bauliche Struktur sollten das Nachtbild Bergisch Gladbachs bestimmen.
Die Beleuchtung von Grünräumen sollte zurückhaltend erfolgen. Eine punktuelle, blendungsfreie Beleuchtung einzelner Bäume markiert die wichtigsten Wegeverbindungen, einzelne Architekturen wie z.B. die Villa Zanders strahlen aus der dunkleren Umgebung.