Neubau Rathaus und Stadthalle Eschborn

Traditionell ist das Rathaus der bedeutendste Profanbau einer Stadt. Die Stellung Eschborns als aufstrebender und wirtschaftsstarker Dienstleistungsstandort manifestierte sich in der Vergangenheit jedoch ausschließlich in mehr oder weniger qualitätvollen Bürogebäuden an den Stadttoren. Der Komplex aus Rathaus und Stadthalle im Zentrum hingegen war eine über die Jahre gewachsene Ansammlung unterschiedlichster Gebäudeteile und Sinnbild für die ungeordnete Entwicklung von der Klein- zur Hochkonjunkturstadt. Das Umfeld des Rathauses wird derzeit außerdem beherrscht vom Maßstabssprung einer kleinteiligen Wohnbebauung am Marktplatz auf südwestlich an das Rathaus angrenzende Wohnhochhäuser.

Diese ideellen und städtebaulichen Mängel werden mit der qualitätvollen Addition einer stehenden und einer liegenden Gebäude-Scheibe behoben, die zwischen den heterogenen Einzelgebäuden vermitteln und den undefinierten Raum gliedern. Zum Rathausplatz hin nimmt der Neubau in Form einer liegenden L-förmigen Skulptur die Höhe der Wohngebäude auf. Mit der anschließenden stehenden Scheibe wird eine kraftvolle Landmarke in der Stadtsilhouette geschaffen, die die politische und kulturelle Mitte der Stadt nun angemessen repräsentiert. Das achtgeschossige Hochhaus nimmt die Dienststellen auf. Die Mitarbeiter des Rathauses betreten dieses Verwaltungshaus über einen eigenen Eingang am neu entstehenden kleinen Platz. Die öffentlichkeitsrelevanten Funktionen konzentrieren sich auf die liegende Gebäudescheibe, die über eine Eingangshalle am Rathausplatz erschlossen wird. Sie fungiert als zentraler Verteiler und lenkt die Besucherströme im Erdgeschoss über ein zentrales Foyer in das Bürgerbüro, die Stadthalle, den Ratssaal und in ein Restaurant. Von der Eingangshalle aus gelangt man überdies in das 1. Obergeschoss. Hier sind die Bibliothek und der stark frequentierte Fachbereich für Soziales und Jugendarbeit untergebracht. Zwischen der stehenden und der liegenden Scheibe befindet sich außerdem ein Innenhof, über den der Ratssaal belichtet wird. Der Hof steht als attraktiver Aufenthaltsort im Freien zur Verfügung.

Um die L-Form zu unterstützen, beschränkt sich die Architektur auf wenige, ausgesuchte Materialien. Die Außenwände sind mit Naturstein verkleidet und die Fugen in der Farbe des Steins verputzt, so dass ein monolithischer Eindruck entsteht. Die Fassadengliederung richtet sich an einem 1,35er Raster aus, das sich im Bereich der Eingangshalle, des Restaurants und der Bibliothek zu einem 2,70er Raster erweitert. Durch die Aufdoppelung öffnet sich das Gebäude zum Rathausplatz und zum Grünraum am Westerbach, wo die Außenterrasse des Restaurants bis ans Wasser reicht. In der Bibliothek führt die Aufweitung außerdem zur reizvollen Situation des „Lesens zwischen den Baumgipeln“.

Das Fassadenraster artikuliert sich in einer seriellen Reihung raumhoher Stützen. Die Betonung der Vertikalen wird durch Natursteinbänder ausgeglichen, welche die Stockwerksdecken nachzeichnen. Die Stadthalle ist mit transluzentem, hinterleuchteten Profilglas verkleidet. Auch sie nimmt das 1,35er Fassadenraster auf, überragt jedoch die liegende Platte in der Höhe. Die Halle wirkt im Stadtzentrum somit als Leuchtkörper und unterstreicht die Funktion des neuen Komplexes als Bürgerforum.

Mit dem Neubau gewinnt Eschborn nicht nur einen repräsentativen Verwaltungssitz, der den Bürgern offen steht und mit dem sie sich identifizieren. Der Komplex setzt vielmehr ein Fanal, unterstreicht die Prosperität und Stärke der Stadt und wird somit der Bedeutung Eschborns auch im Stadtzentrum gerecht.