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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2009

IBA-Labor und Gutachterverfahren „Metrozonen“

2. Rang / / KAUFHAUSKANAL

APB. Schneider Andresen Pommée Architekten und Stadtplaner PartG mbB

Architektur

Wiggenhorn & van den Hövel Landschaftsarchitekten BDLA

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

ORT

Die Flächen westlich der Harburger Schlossstrasse liegen an einer Schlüsselposition in der Entwicklung der Harburger Schlossinsel im Anschluss an die Innenstadt. Die Konversion des extensiv genutzten Hafenindustriegebietes um das Harburger Schloss in ein gemischtes Wohn- und Arbeitsquartier am Wasser erhöht den Anspruch an die Entwicklung der angrenzenden Flächen und bietet die Chance, die historischen Beziehungen im Stadtgrundriss von Harburg wieder erlebbar zu machen. Das Potenzial des Wettbewerbsgebietes am Kaufhauskanal liegt in dem spannungsvollen Nebeneinader von unterschiedlichen Nutzungen, Maßstäben und historischen Layern. Diese Qualitäten gilt es, in der weiteren Entwicklung zu integrieren und für ein Quartier mit hoher Eigenständigkeit zu aktivieren.

IDEE

Entwurfsziel ist die Schaffung eines lebendigen Stadtquartiers, den „Harburger Höfen“ mit höchsten Nutzungs- und Wohnqualitäten. Es wird eine robuste kleinteilige Hofstruktur vorgeschlagen, welche sich in Abschnitten oder gemeinsam entwickeln lässt. Der Entwurf integriert die Bestandsgebäude und historische Parzellenteilung in ein neues Netz aus Grundstückstrips und Wegebeziehungen. Dabei wird der Wohnnutzung als stadtbildende Funktion eine Präferenz eingeräumt. Der Weg dorthin wird in einer Reihe von Erschließungsmaßnahmen vorbereitet, welche gleichzeitig das Gebiet in das öffentliche Bewusstsein der Harburger Bevölkerung rücken sollen:

- IBA-Maßnahme zur Beruhigung der Harburger Schlossstrasse
- Neugestaltung der Harburger Schlosstrasse und Anbindung an Schlossinsel
- Umwidmung der MK-Flächen in MI-Flächen
- Gründung des „Energie- und Erschließungsverbands Harburger Höfe“
- Erschließung und Bebauung der neuen Grundstücksstrips

SCHLOSSSTRASSE

Die Harburger Schlossstrasse als mittelalterliche Wegeachse lässt ihre ursprüngliche Funktion lediglich im Namen und einigen Bestandsgebäuden erahnen. Die hohe Frequentierung durch Schwerlastverkehr und ihre profane Gestaltung lässt sie jeglicher Aufenthaltsqualitäten entbehren. Durch ihre stark eingeschränkte Anbindung an die Harburger Innenstadt im Süden sowie ein fehlendes Ziel (durch Abwesenheit des Schlosses) im Norden ist sie zu einem untergeordneten Teilstück verkommen.
Eine IBA-Initiative soll dem Abhilfe leisten: Die Entlastung der Schlossstrasse durch die Umleitung des Schwerlastverkehrs über die Blohmstrasse und ihre freiräumliche Gestaltung soll die Schlossstrasse aus ihrem stadträumlichen Dornröschenschlaf holen.
Das Straßenprofil wird mittels einer Allee und komfortablen Fuß- und Radwegezonen neu gegliedert.
Ein wichtiger weiterer Schritt ist der Bau einer Fuß- und Radwegeverbindung im Norden auf die Schlossinsel.

HARBURGER HÖFE

Durch die momentane Lärmbelastung von Süden und von der Schlossstrasse empfiehlt es sich, gewerbliche Nutzungen in dem Fachwerkensemble und längs der Strasse zu erhalten und auszubauen. Die verstärkte Präferenz von Wohnbau im Binnenbereich erfordert eine Ausweisung der Flächen als Mischgebiet.
Die Bewertung der Bestandsstruktur in Ihrer funktionalen und ortsbildprägenden Bedeutung integriert das Fachwerkensemble (7-13), das Palaisensemble (41-43) und das Gebäude 23 sowie die Gebäude der Privatgrundstücke 29 und 35. Die meisten Lagergebäude im rückwärtigen Bereich weisen keine spezifischen Qualitäten auf.
Die historische Parzellenstruktur macht eine Einteilung in schmale Grundstücktrips sinnfällig, welche einzeln erschlossen und autonom entwickelt werden können.
Die vorgeschlagene Bebauung der Strips erzeugt mit einem 3- bzw. 4-geschossigen Wohn- und Gewerbegebäude eine Raumkante zur Strasse, wodurch in Verbindung mit den Einfahrten eine kleinteilige Taktung des Straßenraums entsteht. Die Wohnnutzung zieht sich als 3-geschossige Terrassenbebauung mit Stadtreihenhäusern in die Tiefe der Strips. Für das Gesamtgebiet entsteht dadurch eine Reihung steinerner halbprivater Wohn- und Arbeitshöfe, deren räumlicher Abschluss jeweils durch einen Gebäudewinkel am Kanal mit Gewerbeeinheit und einem 4-5-geschossigen Loftgebäude gebildet wird. Parkierung der einzelnen Strips erfolgt jeweils unter den Terrassengebäuden mit externer Zufahrt von der Strasse. Sonderformen entstehen bei der Einbindung der Privatgrundstücke (29-35) sowie bei der Komplettierung des Fachwerkensembles im Süden. Hier wird ein Boardinghaus (evtl. auch Studentenwohnen) vorgeschlagen, welches das Wohnungsspektrum ergänzt und nach Süden einen passiven Schallschutz erzeugt.
Die 5 Höfe werden nach berühmten Harburger Unternehmern benannt: „Bornemannscher Hof“, „Gebr. Cohen Hof“, „Stockmeyerscher Hof“, „Koeber Hof“ und „Ballin-Hof“.

MATERIALITÄT

Der Entwurf verfolgt auch bei der Wahl der Materialien einen integrativen Ansatz, welcher sich an der vorhandenen Bebauung orientiert. Die straßenbegleitenden Gebäude erhalten eine Klinkerfassade mit Holzapplikationen an Fenstern und Portalen. Der Verblendstein zieht sich als Sockel für die in Holzbauweise ausgebildeten Terrassenhäuser und Wohnpoints am Wasser in die Grundstückstiefe. Diese Materialität schafft einen Bezug zu der historischen Harburger Lagerhausbebauung. Außerdem erlaubt diese Bauweise, den hohen energetischen Ansprüchen einfach gerecht zu werden und erzeugt eine wohnlich-freundliche Atmosphäre in den Höfen.
Für die Höfe wird ein einheitlicher Belag aus Großsteinpflaster vorgeschlagen. Die Zonierung der Park- und Fahrverkehre in den Höfen erfolgt durch Naturstein- bzw. Werksteinbändern. Schattenspendende Blütenbäume und Sitzmauern schaffen einen vielfältig nutzbaren Außenraum.

ERLENSAUM AM KAUFHAUSKANAL

Der Bereich am Kaufhauskanal soll naturbezogen erhalten werden. Der intensive Erlenbewuchs auf der alten Kanalbefestigung wird erhalten und lediglich durch schmale Fußgängerstege durchbrochen, auf welchen die Anwohner den Blick in Richtung Schloss schweifen lassen können.
Den Ruderalgehölzen folgen Ruderalfluren, die extensiv gepflegt werden sollen.
Perspektive Schlossstraße

Perspektive Schlossstraße

Perspektive Harburger-Höfe

Perspektive Harburger-Höfe

Lageplan 1:1000

Lageplan 1:1000

Lageplan 1:500

Lageplan 1:500