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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2009

Erweiterung Humboldt-Gymnasium

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Anerkennung

Preisgeld: 3.000 EUR

Paul Bretz architectes

Architektur

Erläuterungstext

Gebäudekonzept

Gesamtkonzept:
Um den hohen Ansprüchen und Erwartungen des Auslobers gerecht zu werden, war für uns die oberste Prämisse ein Schulgebäude zu entwickeln, was sehr kompakt (energieeffizient) und schlicht (ästhetisch) ist, zudem sehr attraktive räumliche Qualitäten für den Schulalltag bietet und den Bestand in allen Belangen respektiert.

Städtebau:
Durch die bewusste Platzierung des Erweiterungsbaus an die Grundstückskante der „Am Trutzenberg“ Strasse, entsteht zwischen der bestehenden Schule und dem Neubau ein Innenhof der sich zum Grünstreifen am Kartäuserwall hin öffnet. Der denkmalgeschützte Bestand bleibt, durch den maximalen Abstand zwischen den Gebäuden, weiterhin erlebbar. Gleichzeitig wird ein klarer Abschluss des Schulgeländes an der Ecke Kartäuserwall/AmTrutzenberg gebildet.

Funktionsweise:
Der Erweiterungsbau ist so konzipiert, dass der Eingang beim Betreten des Schulgeländes möglichst schnell erreicht werden kann und sehr gut einsehbar ist. Außerdem ist er über eine filigrane Stahlkonstruktion mit dem Eingang des bestehenden Gebäudes verbunden, um einen trockenen Fußweg zu garantieren.
Der Eingangsbereich sowie der Kammermusiksaal und weitere Nebenräume sind ebenerdig zugänglich. Die ein halbes Niveau höher, im Erdgeschoss, liegenden Unterrichtsräume sind über ein Schiebetor vom Eingangsbereich abtrennbar, wenn Veranstaltungen außerhalb der Schulzeit stattfinden. Hier sind die Räume für den Ganztagesbereich (GA-Bereich) zusammen mit den Räumen für den Gemeinschaftlichen Untericht (GU-Bereich) untergebracht. Im folgenden 1.Obergeschoss und 2.Obergeschoss befinden sind alle Klassenräume des Allgemeinen Unterrichts (AU-Bereich) mit den dazugehörigen Nebenräumen. Ähnlich dem Erdgeschoß, sind im 3. Obergeschoss ausschließlich Unterrichtsräume mit einer Sondernutzung, wie z.B. Lehrküche, Informatik, Kunst, uws. untergebracht.
Alle Ebenen werden über eine großzügige zentrale Treppe miteinander verbunden und erschlossen. Sie liegt zwischen zwei Lufträumen, die Tageslicht in das Innere des Gebäudes bringen.

Materialien:
Die Schlichtheit des Gebäudes wird akzentuiert durch die Reduzierung auf zwei Materialien. Der glatt geschalte Sichtbeton wird sowohl für die in Ortbeton hergestellten Außenwände mit Kerndämmung, als auch für alle 35 cm starken tragenden Innenwände verwendet. Alle nicht tragenden Wände und der Innenausbau sind in Holz, als natürlichen Baustoff, konzipiert.
Die Böden der Unterrichtsräume sind aus dunklem Eichenparkett. Somit wird ein Kontrast zu den sanften Oberflächen der Sichtbetonwänden geschaffen und ein angenehmes, behagliches Raumklima erzeugt. In den Flurbereichen wird ein geschliffener Estrich verwendet, der hohen Beanspruchungen standhält und ästhetisch sehr gut mit dem Sichtbeton und dem Holz harmoniert. Für die Fenster werden pulverbeschichtete Aluprofile in einem Bronzeton verwendet, die mit einer 3fach-Verglasung ausgestattet sind.

Statik:
Auf einem Raster von 8.40m x 8.40m stehen Sichtbetonscheiben, die alle tragenden Funktionen im Inneren übernehmen. Die Fassade ist selbsttragend und thermisch vollkommen von der inneren Gebäudestruktur getrennt.


Energiekonzept

Um dem Gedanken der energetischen Optimierung und der Nachhaltigkeit Rechnung zu tragen, haben wir ein robustes, langlebiges Gebäude entworfen.

Konstruktion : Hochwärmegedämmte, luftdichte Gebäudehülle

Die kompakte Gebäudehülle (A/V = 0,24 1/m) besteht aus einer zweischaligen Sichtbetonkonstruktion mit 20 cm PUR-Dämmstoff als Kerndämmung (Uges = 0,12). Beide Materialien sind sehr langlebig und haben dadurch eine gute Energiebilanz. Auf dem Dach und unter der Bodenplatte werden ebenfalls 20 cm PUR-Dämmstoff eingebaut. Die Dreh-Kipp-Fenster erhalten eine Dreifachverglasung mit einem Uw-Wert von 0,8 (W/m2K). Alle tragenden Wände, sowie die 32 cm starken Decken werden in Sichtbeton ausgeführt.

Speichermassen:
Durch die hohe Belegdichte während einiger Stunden pro Tag werden in Schulgebäuden hohe Wärmemengen freigesetzt (bis zu 50 W/m2). Die Sichtbetonwände und die Sichtbetondecken sind in der Lage hohe Wärmemengen aufzunehmen und zu speichern. Aufgrund der hohen Wärmeleitfähigkeit von Beton stellt sich in allen Räumen, auch bei unterschiedlichen Wärmelasten, eine relativ gleichmässige Raumtemperatur ein.

Be- und Entlüftung, Heizung, Kühlung:
Bei energetisch hocheffizienten Gebäuden kann auf eine geregelte Be- und Entlüftung nicht mehr verzichtet werden. Zum einen dient sie der notwendigen Frischluftzufuhr für Schüler und Lehrer, zum anderen der zusätzlichen Energieeffizienz.
Die Quellluftauslässe im unteren Bereich der Brüstung versorgen die Klassenzimmer und Nebenräume mit einem Luftvolumen von 15-20m3/Std und Schüler. Um den Einbau der Lüftungstechnik kosteneffizient durchzuführen, haben wir uns für einen Hohlraumboden entschieden, welcher den entsprechenden Platz bietet und akustisch keine Nachteile gegenüber einem herkömmlichen Estrich aufweist. Die Flurtrennwände erhalten Überströmöffnungen, die Abluft wird in “belasteten Räumen“ wie Toiletten und z.B. der Lehrküche abgesaugt. Eine weitere Abluftabsaugung befindet sich im obersten Geschoss im Bereich des Flures.
Die über die Abluft abgeführte Wärme (Sonneneinstrahlung, Personen und technische Geräte) wird über einen Wärmetauscher zu 90% zurückgewonnen und kann im Winter wieder den Räumen zugeführt werden. Durch diesen sehr geringen zusätzlichen Wärmebedarf kann auf eine Heizung verzichtet werden. Die nur noch in wenigen Wochen notwendige zusätzliche Heizung kann über Nachheizregister in Zusammenhang mit der Quelllüftung erfolgen.
Der außenliegende Sonnenschutz verhindert ein Überhitzen der Räume in Sommer. Die tagsüber von der Gebäudemasse aufgenommene Wärme kann über eine “freie Lüftung“ über Nacht abgeführt werden. Das einmal aufgebaute Raumklima verändert sich kaum noch und benötigt keine aufwändige Einzelraumregelung.

Kammermusiksaal:
Bei der Be- und Entlüftung des Kammermusiksaals haben wir ebenfalls das System der Quelllüftung gewählt. Dadurch kann die notwendige Luftmenge bei gleichbleibendem Komfort deutlich reduziert werden. Die Zuluft wird über Auslässe in Höhe der Sockelbereiche eingebracht, die Abluft über Deckenauslässe abgesaugt.

Raumakustik:
Durch die 32cm starken Betondecken und den darauf aufgebauten Hohlraumboden wird der Trittschallübertrag stark reduziert. Die Verbesserung der Raumakustik in den Klassenräumen erfolgt über akustisch wirksame Oberflächen der Einbauschränke sowie über gezielt eingesetzte Deckensegel.
Der Kammermusiksaal erhält eine akustisch wirksame Vorsatzschale sowie eine abgehängte Decke. Beide Elemente sind von der massiven Gebäudekonstruktion entkoppelt (Haus-in-Haus Bauweise).

Beleuchtung:
Für die Klassenräume ist durch die Anordnung der Fenster eine gute Belichtung mit Tageslicht gewährleistet. Die Flurbereiche werden über ein Lichtband im Dach bis in den Erdgeschossbereich mit Tageslicht versorgt.
Die notwendige künstliche Belichtung hat eine Leistung von 10W/m2 und kann zusätzlich über Präsenzmelder gesteuert bzw. abgeschaltet werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Erklärtes Ziel der Arbeit ist es, ein kompaktes im Erscheinungsbild schlichtes (ästhetisches) Schulgebäude zu entwickeln. Dieses ist gelungen! Durch die bewusste Platzierung des Baukörpers an der Grundstücksgrenze zur Straße „Am Trutzenberg“ entsteht zwischen dem Neubau und dem denkmalgeschützten
bestand eine Hofsituation, deren Raumwirkung allerdings nicht befriedigt. Respektvoller Umgang mit dem Denkmal ist gegeben.

Über den überdachten Weg erfolgt der Zugang zum Gebäude. An dem knapp bemessenen Foyer ist der Kammermusiksaal direkt angebunden. Ein eigener Zugang zu diesem Saal wird nicht angeboten. Eine großzügig auf geweitete Flurzone mit einer mittigen Treppe und Oberlichtern erschließt den 2-bündigen
äußerst funktional angelegten Klassentrakt. Die Schlichtheit des Gebäudes wird durch die Reduzierung auf zwei Materialien akzentuiert. Dunkles Eichenparkett auf den Böden unterstreicht diese noble Anmutung wirkungsvoll.

Die vorliegende Arbeit erfüllt die Anforderungen an Nachhaltigkeit und Energieeffizienz in hohem Maße durch die energetisch sehr hochwertigen Bauteile. Das Energiekonzept setzt auf kontrollierte mechanische Raumbelüftung mit Wärmerückgewinnung. Insgesamt handelt es sich um einen schnörkellosen
stringenten Entwurf von hoher architektonischer Qualität. Die Herstellkosten liegen im Vergleich eher im mittleren Bereich, insbesondere durch die aufwendige opake Fassade und der hohe Anteil aufwendiger Sichtbetonflächen.
Grundriss 2.Obergeschoss

Grundriss 2.Obergeschoss

Ansicht Eingang

Ansicht Eingang

Längsschnitt

Längsschnitt

Perspektive Innenhof

Perspektive Innenhof

Perspektive Strasse

Perspektive Strasse