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begrenzt offener, anonymer Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerberverfahren | 06/2005

Errichtung eines Magazingebäudes für die Staatsbibliothek zu Berlin (SBB) in Friedrichshagen, Bezirk Treptow-Köpenick

Funktionsschemata

Funktionsschemata

Ankauf

Preisgeld: 10.000 EUR

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Architektur

Erläuterungstext



Städtebau
Das parkartige Hirschgarten-Dreieck und die Grünfläche zum Fürstenwalder Damm sind die Parameter für die Situierung und Ausrichtung des neuen Depotgebäudes der Staatsbibliotheken. Der Soltär im Osten des Baugebietes orientiert sich mit seiner expressiv auskragenden Eingangsfront in Richtung dieses Parks. Das Gebäude bildet den Abschluss, die neue Kante zu dem umgebenden Grünzug. Das vorhandene Wegenetz des Parks wird stringent bis an die neue Bebauung fortgeführt. Die Baumgruppen des Landschaftsparks reichen bis an die Wasserfläche, die Übergangszone’ zwischen Haus und Park. Die Nähe zum Wasser ist das Leitthema für die Fläche unter der auskragenden Eingangsfront und in den Höfen.
Alle Büros sind im Westen zum Park orientiert. Die Qualität der Arbeitsplätze wird durch den Überblick und den Bezug zur Grünfläche bestimmt. Mit dem 1. Bauabschnitt wird die neue Raumkante gesetzt, in den weiteren Bauabschnitten entwickelt sich das Gebäude von Westen nach Osten und füllt den Raum zu der Nachbarbebauung.

Äussere Erschliessung
Die äussere Erschliessung erfolgt, wie geplant, für das ganze Gebiet zentral vom Fürstenwalder Damm aus. An der Nordseite dieser Haupterschliessungsstrasse liegen die Stellplätze. Haupteingang und Bücheranlieferung des Magazingebäudes liegen an der Westseite, ein kurzer Fussweg führt von der Erschliessungsstrasse durch die Ausläufer des Parks zum Gebäudeeingang. Die Anlieferung erfolgt über einen kurzen Stich ebenfalls von dieser Strasse. Der Fussweg entlang der Wasserfläche unter dem auskragenden Bürogeschoss ist ausschliesslich für die Feuerwehr befahrbar.

Innere Organisation
Von der zentralen Eingangs- und Verteilerebene im Erdgeschoss aus werden alle Nutzungsbereiche des Gebäudes erschlossen. Das öffentlich zugängliche Gebrauchsarchiv des Bildarchivs Preussischer Kulturbesitz ist direkt an das Foyer im EG, die weiteren, nur intern zugänglichen Verwaltungsräume im 3. OG über kontrollierte Aufzüge und Treppenhäuser angeschlossen. Im Rücken dieser öffentlichen und Verwaltungsflächen sind die Magazine angeordnet. Sie können in dem vorgeschlagenen System in den weiteren Bauabschnitten einfach erweitert werden. Jeweils zwei Arbeitsplätzen in den Depotflächen auf den Stockwerken ist ein durchgehender Innenhof zugeordnet, der die erwünschte Arbeitsplatzqualität bietet. Die systematische Ausprägung der Depotflächen erlaubt eine fexible Zuweisung der Magazine für SBB, BPK und IAI, d.h. innerhalb des vorgeschlagenen Systems können Flächen nach Bedarf umbelegt werden.

Fördertechnik
Im Gebäude sind 4 Personen- und Lastenaufzüge (1000 kg, 1,1 x 2,1 m) geplant, die nicht nach der Verkehrsleistung bemessen sind, sondern für spontane Transporte von Personen und Lasten vorgehalten werden. Die Auslegung erfolgt für den Transport von Bücherwagen mit Begleitpersonal. Für die Buchtransportanlage sind Bandanlagen für den horizontalen Transport und Aufzüge oder Paternoster für den Vertikaltransport vorgesehen. In der horizontalen Verteilerebene sind hohe Förderleistungen und in den Vertikalen geringe Förderleitungen zu erwarten, was mit der vorgesehenen Bandanlage zusqammen mit Aufzügen sehr gut erfüllt wird. Die Trassenführung kann bei genügend Kopfhöhe in den Verkehrswegen erfolgen, es ist als Option aber auch denkbar, die Trasse in einem Kanal unter den Verkehrswegen im EG anzuordnen, wodurch die Geschosshöhe im Erdgeschoss verringert werden und der insgesamt umbaute Raum minimiert werden kann.

Materialität
Die Masse des nutzungsbedingt hermetisch geschlossenen Magazingebäudes wird durch eine semitransparente Haut gebrochen. Die transluzente Haut aus Alu-Lochblech übernimmt neben der Aussenwirkung eine wichtige Funktion für die Klimatisierung des Gebäudes. Der geschlossene Magazinkörper, mit unterschiedlich farbigen (innerhalb einer Farbfamilie, z.B. Rottöne) Dichtungsfolien eingedeckt, gibt durch diesen perforierten ‘Buchumschlag’ Ð das Blech Ð seine Farbigkeit dezent nach aussen. Das Erleben des Monolithen wird abwechslungsreich und spannend. Die Lochung des ‘Einbands’ ist dynamisch gestaltet, d.h. die Rigidität der planen Flächen wird in einer Art trompe l«oeuil überspielt und ‘erleichtert’ den Gesamteindruck des reinen Zweckgebäudes. Der Bezug nach draussen wird im Binnenraum des Baukörpers über die begrünten Innenhöfe der Arbeitsplätze gewährleistet. Die Höfe sind zweiseitig, bei den Arbeitsplätzen farbig gefasst und entlang des Erschliessungsgangs und der aufgehenden Wand mit der Blechschale verkleidet.

Grünplanung
Das gartenarchitektonische Konzept orientiert sich an den landschaftsgeologischen Gegebenheiten, insbesondere an der durch Wasser geprägten Umwelt. Entsprechend haben wir eine Fläche kreiert, welche sich als Wasserlandschaft unter das Gebäude schiebt und an der Front als Teich zum Vorschein tritt. Hierbei werden als Begrünung Seerosen und Schilf eingesetzt. Durch diese Unterwanderung entsteht der Eindruck, es handle sich um Reste einer Überschwemmungslandschaft. Im Gebäude selbst stehen 8 Lichthöfe, die als ökologische Pflanzeninseln genutzt werden und durch ihre Ausstattung das Mikroklima positiv beeinflussen. Diese Lichthöfe werden durch natürliches Regenwasser befüllt und mit Pflanzen bestückt. Hierdurch entstehen mehrere Räume, die sich durch den Einsatz verschiedener Rank- und Kletterpflanzen völlig voneinander unterscheiden und jeweils eine ganz eigene Identität entwickeln. So verändern die ausgewählten Pflanzen je nach Jahreszeit Farbe und Aussehen und beeinflussen damit die Stimmung und Atmosphäre der die Lichthöfe umschliessenden Räumlichkeiten.

Tragstruktur
Die tragende Struktur des Magazingebäudes besteht aus einer Stahlbetonskelettkonstruktion. Die Konstruktion ist für alle wesentlichen Bereiche gleich und auch in sich standardisiert, so dass ein sehr schneller, einfacher und kostengünstiger Baufortschritt erreicht werden kann. Die Deckenplatten bestehen aus unterzugslosen Flachdecken aus B35 mit einer Stärke von ca. 30 cm ohne Stützenkopfverstärkungen. Die Deckenuntersichten sind damit vollkommen plan, was den gesamten technischen Ausbau und den Einbau der Buchförderanlage vereinfacht. Die Deckenplatten liegen in den Regelbereichen auf Einzelstützen bzw. Wandscheiben aus B35 in einem Raster von 7,50 x 7,70 m auf. Entsprechend ihrer statischen Belastung sind die Durchmesser der Stützen über die Gebäudehöhe abgestuft. Die Lastabtragung der beiden auskragenden Geschosse entlang der Westfassade erfolgt über Schottwände, die in jeder Hauptachse in Gebäudequerrichtung in den äußeren Feldern angeordnet sind. Diese Schottwände leiten die sich aus der Auskragung zusätzlich ergebenden Beanspruchungen als Kräftepaar in die beiden äußeren Stützenreihen der Tragstruktur und von dort in den Baugrund ab. Durch eine entsprechende Dimensionierung der Fundamente kann dabei das Auftreten von Zugkräften im Bereich der Gründung vermieden werden. Die Deckenplatten wirken gleichzeitig als horizontale Scheiben und sind, im Verbund mit den vertikalen Stahlbetonscheiben in den Treppenhausbereichen sowie in den Bereichen der Außenfassaden und den Brandwänden, Bestandteil der Horizontalaussteifung der Konstruktion. Die Ableitung der Gebäudelasten erfolgt über eine Flachgründung auf Einzel- bzw. Streifenfundamenten in die vorhandenen, tragfähigen Sandböden.

Technische Anlagen
Zielsetzung der Energie- und Technikkonzeption ist die Kombination größtmöglicher Betriebssicherheit bei optimierten Investitions- und vor allem Betriebskosten. Zentrale Bedeutung kommt hierbei der Lüftung zu, die in Verbindung mit der Luftaufbereitung der Hauptenergieverbraucher ist. Den Berechnungen liegt ein durchschnittlicher Frischluftanteil von ca. 1 Luftwechsel /h zugrunde. Die Raumkonditionierung wird über einen entsprechenden Umluftanteil sichergestellt. Abhängig von den Aussenbedingungen wird die Frischluft alternativ über einen Erdkanal. den Fassadenkollektor, oder direkt angesaugt. Beim Fassadenkollektor wird die Frischluft aus dem Fassadenzwischenraum angesaugt und so die absorbierte solare Energie zur Vorwärmung genutzt. Ergebnis dieser Konzeption ist ein mit einfach zu handhabenden, robusten Komponenten energetisch optimierter Betrieb bei gleichzeitig hoher Zuverlässigkeit.

Die Komponenten im Einzelnen:
Minimierung der Wärmeeinträge _ Hocheffiziente Dämmung der Magazinbereiche, wirksame Hinterlüftung der Fassade _ Kompakte, mehrschalige Bauweise _ Intelligente Steuerung der Beleuchtung (Magazine) _ Optimierung der technischen Anlagen, insbesondere der Lüftung _ Minimierte Druckverluste der mechanischen Lüftung _ Hocheffiziente Wärme- und Feuchterückgewinnung _ Solare und geothermische Frischluftkonditionierung Fassadenkollektor (Zuluftfassade) und Erdkanal _ Zentrale Frischluftaufbereitung Ð reduzierter Wartungsaufwand

Brandschutzkonzept
Das dreigeschossige Magazingebäude wird durch Brandwände und F 90-Trennwände in Brandbekämpfungsabschnittsflächen von unter 1.000 qm unterteilt. Geschoßübergreifende Brandabschnitte sind nicht vorgesehen. Die Flucht- und Rettungswege werden durch die notwendigen Gänge innerhalb der Buchregale sowie durch die Erreichbarkeit von Treppenräumen baulich sichergestellt. Eine Abtrennung der ein bis zwei Arbeitsplätze pro Abschnitt ist nicht vorgesehen, da diese Arbeitsplätze in unmittelbarer Nähe von Treppenräumen angeordnet werden. Unter Berücksichtigung der Brandmeldeanlage, die flächendeckend eingebaut wird, sowie der installierten Alarmierungsanlage ist eine frühzeitige Branderkennung und somit Selbstrettung gewährleistet. Da die Treppenräume insbesondere im Zuge der Erweiterung, 2. und 3. Bauabschnitt, nicht unmittelbar ins Freie führen, wird der Erschließungsflur im Erdgeschoßbereich mit einer Überdrucklüftungsanlage versehen, damit ein Raucheintritt in diesen Erschließungsflur verhindert wird. Eine Entrauchung der Treppenräume wird dadurch sichergestellt, dass der Überdruck der Erschließungsflure im Erdgeschoß über die Treppenräume und die an oberster Stelle installierten Rauchabzugsklappen der Treppenräume abgebaut wird. Innerhalb der Lagerbereiche werden mechanische Rauchabzugsanlagen installiert, die durch die Brandmeldeanlage ausgelöst werden.
Grundriss EG

Grundriss EG

Schnitte

Schnitte

Perspektive

Perspektive

Perspektive

Perspektive

Modell

Modell