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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2010

„Lohsepark“ in der HafenCity Hamburg - Freiraumplanerischer Wettbewerb

ein 1. Preis / Verhandlungen über eine mögliche Beauftragung

Lützow 7 Müller Wehberg Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Park und Dialektik
Zwischen den Wasserflächen des Hamburger Hafens und den beeindruckenden Gebäudeensembles der Hafencity aufgespannt entfaltet sich der Lohsepark als grünes Bindeglied zwischen den Grünanlagen des Cityringes und dem beeindruckenden maritimen Hafenpanorama der Uferpromenade am Baakenhafen. Die Setzung als lichter Baumpark arrondiert die bestehenden und geplanten Freiräume der Hafencity. Im Spiel von Dichte und Weite reagiert der neue Park auf unterschiedliche Nutzungsansprüche. Vielfalt, Individualität, Identität gehen hier eine neue unverwechselbare Symbiose ein.
Die Raumbildung durch die Bäume des Lohseparks charakterisiert die Parkspange in der
städtebaulichen Struktur der Hafencity. Ausgehend von einem transparenten Blätterdach im Norden öffnet sich der Raum des Parks, Lichtungen geben den Blick in den Himmel und zum Baakenhafen hin frei. Beiläufig und selbstverständlich setzen hier malerische Solitärgehölze charakteristische Akzente und schaffen geschützte Orte mit Blick auf offene Wiesen- und Rasenflächen mit vielfältigem Angebot an Spiel und Aufenthalt. Gehölzverwendung und Raumbildung schaffen Aspekte romantisch anmutender Szenerien im Verlauf der den Park durchquerenden Wege.
Die differenzierte, vorwiegend lichte Gehölzverwendung (z.B. aus Mammutbäumen, Esskastanien, Eschen, Tamarisken, Weiden, Felsenbirnen u.ä.) berücksichtigt die Orientierung am Ort und schafft Blickbeziehungen, die auf markante Situationen und Baulichkeiten ausgerichtet sind. Im Besonderen wird die visuelle Orientierung auf die Beziehungen zwischen dem Gedenkort, dem Dokumentationszentrum sowie die zwischen den Köpfen des Parks am Wasser hervorgehoben. Die jeweils auf die Parkspange einmündenden Straßen bilden zudem Orte, an denen Blickbezüge in und
über die Parkfläche hinweg aufgebaut werden. Das vegetative Gerüst des Stadtraumes wird durch eine versetzte Doppelreihe von Straßenbäumen (z.B. Gleditsien) ergänzt, deren zweite, lichtere Reihe bereits den Übergang zum Park darstellt.
Ein vier Meter messender Doppelrahmen bildet den Höhensprung zur Fläche des Parks und damit den Übergang vom Straßenraum zur Freifläche der Spange. Dieser teils als „grüner“, teils als harter Belag differenzierte Rahmen nimmt Treppen und Rampen aus Betonwerksteinen mit hochqualitativer Oberflächenbearbeitung sowie Sitzelemente ebenfalls aus Betonwerksteinen oder in Form von Holzstegen auf. Die Topografie der Parkspange schafft sensible Höhenunterschiede, die zum Rahmen hin teilweise bis auf das Niveau des Straßenraumes ansteigen und unterschiedlich gekippte
Rasenebenen anbietet. Die den wechselnden Topographiesprung des Rahmens aufnehmenden Mauern sind als gefärbte Winkelstützen mit einem sehr schmalen oberen Abschluss vorgesehen.
Dort, wo der Rahmen keine Rampen auf das jeweils untere Niveau des Parks oder Sitzmöglichkeiten aufnimmt, ist dieser mit Rasen oder Pflanzflächen gefüllt. Die Rasenflächen und die angebotenen Sitzauflagen aus Holz schaffen auf dem Rahmen am Rand des Parks angenehme Aufenthaltsbereiche zum Sitzen, Liegen und Verweilen mit Blick in den Park. Die zueinander mit Bezug auf die topographischen Notwendigkeiten unterschiedlich geneigten Teile des Doppelrahmens verleihen dieser Fassung der Freifläche eine eigene Charakteristik, vermitteln den Höhensprung zwischen Park- und Straßenniveau und nehmen unterschiedlichste Nutzungen auf.
An den Park grenzende Straßenräume werden zu Gunsten des Parks zurückhaltend gestaltet, so dass großzügige Flanierbereiche vor den Gebäuden entstehen. Das in der Masterplanung vorgeschlagene Konzept des shared – space Modells wird aufgenommen und konsequent thematisiert. Der Straßenraum wird als eine homogene Fläche durchgängig von den Gebäuden bis zur Grünfläche befestigt. Dabei werden hochwertige, großformatige, dabei selbstverständlich auf die Verkehrsbelastung ausgelegte Betonplatten verwendet, die in ihrer homogenen Farbigkeit auf den Parkrahmen abgestimmt werden. Im Sinne des shared-space-Gedankens werden zur Orientierung
zwischen notwendigen Fahrbahnquerschnitten, Parkstreifen, Multifunktionsbereichen sowie Flächen z.B. für Außengastronomie Markierungen in Form von liniearen Intarsien (Betonbändern) im Belag statt Hochborden vorgesehen. Um das ruhige Gestaltungsbild zu unterstützen, erhalten die Straßen ein weitgehend gleichmäßiges Quergefälle von der Gebäudefassade zum Park. Dort wird das anfallende Wasser über eine Schlitzrinne der Kanalisation zugeführt.
Die Straßenräume erhalten eine zurückhaltende Möblierung aus Lichtmasten und Sitzmöglichkeiten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Beurteilung des Preisgerichts November 2009

Realisierungsteil:
„In seiner freiraumplanerischen Konzeption schlägt der Verfasser eine grüne Spange vor, die durch einen ca. 4 m breiten, differenziert ausgebildeten Rahmen gefasst wird. Hier werden Treppen, Rampen und Sitzelemente angeordnet, die eine barrierefreie Erschließung ermöglichen. Die gewählten Wegebeziehungen schaffen eine nachvollziehbare Erschließung in Ost-West-Richtung im stadträumlichen Kontext, sind jedoch in Nord-Süd Richtung weniger ausgebildet. Die sich aus der Wegeführung ergebenden Wiesen- und Rasenflächen werden teilweise als zu kleinteilig beurteilt, bieten jedoch ausreichend Möglichkeit zur Anordnung und Integration von Spielflächen. Die höhengleiche Anbindung des Gedenkorts im Park schafft einen schlüssigen Übergang. Die formale Ähnlichkeit der Architektursprache im Park und Gedenkort wird positiv gesehen. Die charakteristische Wegeführung im Park mit Slow-Lane und Fast-Lane in Verbindung mit den gewählten Solitärgehölzen lässt den Park als eigenständiges Element im Gefüge der HafenCity erscheinen. Die gewünschte gestalterische Qualität der architektonischen Elemente wie Mauern und Pflanzkübel („Rocks“) werden kritisch bewertet. Die vorgegebenen wirtschaftlichen Kriterien werden gleichfalls wie die ökologischen Standards erfüllt. Insgesamt bildet die Arbeit einen Beitrag in der Entwicklung der HafenCity
als eigenständiger und unverwechselbarer Ort.

Ideenteil:
Die Konzentration auf die historischenRelikte - die Gleise, das Pflaster - und auf die langsame Hinführung durch zweilange Rampen („Weg der Erinnerung“) ist die eigentliche künstlerische Idee dieses Entwurfs. Zwischen den beiden Rampen liegt die (in ihrem symbolischen Sinn nicht ganz klare) „Geschichtsfuge“. Die historischen Relikte sind in einem Birkenhain eingebettet. Die Anlage der unterschiedlichen Materialien bei den Gleisen und in den Passantenbereichen hat etwas Selbstverständliches. Diese Konzentration auf die historischen Relikte bedeutet auch, dass auf Belehrungen, Informationen, überhaupt auf Überschneidungen mit dem Dokumentationszentrum sowie auf ästhetische Zutaten verzichtet wurde. Die Besucher werden nicht gelenkt, sondern zu individuellem Verhalten und Gedenken geleitet. Den Gesamtentwurf kennzeichnet ein Gleichgewicht von Park und Gedenkort, das vor allem durch die formale Verwandtschaft (Zackenprinzip) deutlich gemacht wird. Ein Rasenbeet des ehemaligen Lohseplatzes dient als Verknüpfung zwischen Park und Gedenkort, der ansonsten klar und ungeschmälert an den Park angebunden ist, sich aber durch größere formale Ruhe abhebt. Die Offenheit der Anlage bietet sehr gute Möglichkeiten für eine Zuspitzung durch künstlerische Maßnahmen, ja angesichts noch unausgeprägter oder undefinierter Einzelmotive (z.B. Sitzbank, Brüstungen, Verhältnis Birken - Gleise) erscheint die künstlerische Weiterentwicklung im Sinne des Gesamtentwurfs notwendig.“



Empfehlung zur Überarbeitung:
„Die Geometrie des Stadtraums sowie die Ausgestaltung des „Zickzack“- Weges sind im Hinblick auf eine direkt verlaufende Nord-Süd-Richtung weiter zu entwickeln. Die Überformung des Lohseplatzes und seine Integration in den Park sind so zu überdenken, dass ein barrierefreier Zugang zum Park und zum Dokumentationszentrum gesichert ist.
Die geplante Straßenbreite von 4 m fällt zu schmal aus und ist an die den Vorgaben in der PLAST entsprechenden Straßenquerschnitte anzupassen.
Die Möglichkeiten einer guten Anbindung der HafenCity Universität an den südlichen U-Bahn-Ausgang sind auszuschöpfen.
Die gestalterische Qualität der „Rocks“ und ihre stadträumliche Wirkung sind grundsätzlich zu überdenken.
In jedem Fall ist bei ihrem Erhalt der Lastabtrag auf die Pierplatte durch die Anordnung der „Rocks“ zu prüfen. Die Treppenanlage, die zum Baakenhafen herunterführt, ist so auszuführen, dass sie technisch umsetzbar ist.
Eine ausreichende Grundbeleuchtung des Parks wird vermisst. Das Beleuchtungskonzept ist so zu überarbeiten, dass entgegen dem bisherigen Vorschlag keine Überbetonung des Parkinneren erfolgt.“



Beurteilung Bewertung VOF Mai 2010
Der Bieter stellt eine gute Freiraumkonzeption mit differenzierten Flächennutzungen vor. Der Entwurf vermittelt ein gutes Spiel zwischen Dichte und Weite durch Baumpflanzungen. Der Hauptweg in Zickzack-Form gliedert den Park zwar sinnvoll in verschiedene Teilbereiche, seine Form erscheint jedoch zu rigide und überdimensioniert; insgesamt ist zu viel befestigte Fläche geplant. Der Park lässt zu wenig von einer „verlangsamten Wirkung“ erkennen. Die Ausformulierung der Treppen zum Baakenhafen ist gut gelungen.
Der Entwurf verspricht hohe Nutzungsqualitäten des Parks; der Bieter beabsichtigt, differenzierte Aufenthaltsräume zu schaffen.
Der Entwurf verspricht eine hohe Qualität der eingesetzten Gestaltungsmittel (z.B. artenreiche Baumschicht) bei einer gleichzeitig adäquaten Wahl von Pflanzen, Materialien und Einbauten.
Der Entwurf vermittelt im Grundsatz gute gartenkünstlerische Ansätze. Der Lohseplatz wird kunstvoll im Park abgebildet und eingebunden.
Der Entwurf verspricht eine weitgehend überzeugende Verortung der Spielflächen und Integration in den Park. Die Sportfelder sind jedoch zu präsent. Der Bieter plant ein vielfältiges Angebot für alle Altersgruppen. Das Spielhaus ist zwischen Park- und Stadtebene und in Bezug auf die Spielflächen optimal verortet.
Der Entwurf ermöglicht eine Ablesbarkeit des Lohseplatzes. Die Fuge wird aufgenommen und als Zäsur behandelt. Der Entwurf ermöglicht eine flexible Kombinierbarkeit mit anderen Gedenkortlösungen.
Der Entwurf ist vollends als eigenständiges Element in der HafenCity erkennbar.
Der Entwurf verspricht eine optimale Verknüpfung mit dem angrenzenden Stadtraum durch den Anschluss an das Wegenetz. Die Anschlusspunkte des Parks sind gut auffindbar, aber gestalterisch verbesserungswürdig.
Der Entwurf vermittelt einen Vorschlag zu einer Idee für einen städtischen Freiraum in der HafenCity. Die „Rocks“ können als unverwechselbare Elemente überzeugen. Eine Identifikation und Adressbildung ist über die Nutzungsvielfalt zu erwarten.
Der Bieter schlägt ein gutes Erschließungskonzept vor. Die Fast-Lane ist jedoch zu unauffällig und zu schwach in das Freiraumkonzept integriert. Der Zick-Zack-
Weg überzeugt als zentrale Erschließungskonzeption des Parks nicht.
Dialektischer Park 1. Phase

Dialektischer Park 1. Phase

2. Phase / VOF Ansicht vom Baakenhafen "The Rocks"

2. Phase / VOF Ansicht vom Baakenhafen "The Rocks"

Entwurf LohsePark Verknüpfung der Quartiere, der nord-südlichen, übergeordneten Freiraumverbindung im neuen Park durch den mäandrierenden Hauptweg unter Bildung topographisch leicht zur Mitte geneigten Rasenflächen mit malerischen Baumgruppen unterschiedlicher Arten.

Entwurf LohsePark Verknüpfung der Quartiere, der nord-südlichen, übergeordneten Freiraumverbindung im neuen Park durch den mäandrierenden Hauptweg unter Bildung topographisch leicht zur Mitte geneigten Rasenflächen mit malerischen Baumgruppen unterschiedlicher Arten.

Detail des Ideenbereiches "Fuge /Mahnmal-Gedenkort" Ansicht vom Gedenkort zum "Lohseplatz" / Dokumentationszentrum

Detail des Ideenbereiches "Fuge /Mahnmal-Gedenkort" Ansicht vom Gedenkort zum "Lohseplatz" / Dokumentationszentrum

Detailierung einzelner Zonen der Parkanlage

Detailierung einzelner Zonen der Parkanlage

Perspektivische Ansicht vom "Lohseplatz" in die Fuge des Mahnmals und nach Süden

Perspektivische Ansicht vom "Lohseplatz" in die Fuge des Mahnmals und nach Süden