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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2009

Gutachterverfahren zur Gestaltung des Alfred-Döblin-Platzes

2. Preis

Lützow 7 Müller Wehberg Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Gestaltung der Platzfläche des Alfred-Döblin-Platzes, Berlin - Lützow 7


Erläuterungstext

Alfred-Döblin-Platz

Die Neugestaltung des Alfred-Döblin-Platzes bietet die Chance, die Unklarheit in der
Überlagerung der im Bestand vorliegenden Funktionen aufzulösen, so dass wieder eine Klarheit in Bezug auf Nutzung und Funktion entsteht.
In Einklang zu bringen sind verschiedene städtebaulich historische Situationen des Ortes (wie der eigentliche Schmuckplatz, die Dresdener Straße und der Vorplatz St. Michael Kirche) und die neuen Nutzeransprüche. Ein „Wohnzimmer im Freien“ und eine „Bühne für Alle“ sollen entstehen.

Ideenkonzept

Alfred Döblin arbeitete als Arzt, Neurologe + Psychiater, und als Schriftsteller. Die
Verbindung dieser beiden Tätigkeiten reizten ihn im Besonderen: “Das wirklich Erlebte wird dislociert; Erträumtes, Erlesenes, Gedachtes, Halluciniertes wird vermengt, commutiert.“ Nicht ohne Grund regten ihn in diesem Zusammenhang besonders Maler, Musiker und andere Schriftsteller an, die sich dem Thema der Entrückung mit z.B. der Farb- und Klangüberlagerung widmeten. Hier sind besonders die italienischen Futuristen (Collagen, Noisemusik, etc.) zu nennen. Für seine weltberühmten Schriften wie den Roman „Berlin Alexanderplatz“ wählte er die Mittel der Collage und des inneren Monologes. Nicht zuletzt inspirierte uns Döblin mit verschiedenen sich überlagernden kreisförmigen Schemata, die er skizzierte, um Verhaltensweisen von betrachteten Personen wie z.B. im Buch „Die beiden
Freundinnen und ihr Giftmord“, (1924) zu verdeutlichen.


Durch eine Überlagerung der Einzelbereiche des Stadtraumes mit einer Kreiscollage wird die Zusammengehörigkeit der einzelnen Teilflächen herausgearbeitet. Dennoch wird der eigentliche historische Dreiecksplatz mit seinen Pflanzflächen und die Achse der Dresdener Straße auch in der neuen Formsprache verdeutlicht.
Da die Dresdner Straße die Funktion einer Straße nicht mehr inne hat, ist es möglich und sinnvoll den historischen Dreiecksplatz mit dem Vorplatz St. Michael Kirche zu verbinden. Hierzu wird zunächst die Geometrie des Dreiecks vergrößert und bis an die historische Bebauungskante Dresdener Straße erweitert. Dazu werden die Gehsteige Luckauerstraße und Sebastian Straße über die Dresdener Straße hinweg geführt. Der somit geschlossene Teil der Dresdener Straße wird auf Gehwegniveau angehoben. Dadurch entsteht eine durchgängige Fläche vom Dreiecksplatz über die Dresdener Straße bis auf den Vorplatz Michael Kirche.


Der innere Dreiecksplatz

Innerhalb der neuen Gestaltsprache werden die historischen Pflanz- und Wegeflächen integriert. Die Bestandsbäume bleiben erhalten. Die Pflanzflächen werden durch neue Hecken- Strauchpflanzungen ersetzt.
Die Wegeflächen werden entsiegelt und mit Wassergebundener Wegedecke hergestellt. Wegeflächen und Pflanzflächen werden umlaufend durch bodenbündige Flachstahlbänder gefaßt. Der Anschluß an den Bestandsgehweg wird durch die Ergänzung des Mosaikbelags hergestellt.

Im inneren Kreis des Platzes werden radiale Bankkörper aus Beton mit Holzauflage
angeordnet. In die Bänke werden Leuchtkörper integriert, die den inneren Bereich
illuminieren.

Im Zentrum ist der Standort für ein Kunstobjekt, in Anlehnung an das Leben und Schaffen Alfred Döblins, vorgesehen. Hierzu sollte in einem gesonderten Verfahren ein Künstler hinzu gezogen werden. Hier könnte z.B. ein spiegelnder Monolith mit einer Aufschrift („Die Gedanken sind frei“) inszeniert werden.

Die geplanten Zugänge zur „Unterwelt“ werden in die Pflanzbereiche integriert. Durch eine Ausleuchtung der Zugänge unterhalb der geplanten Rostabdeckung wird auf die Nutzung aufmerksam gemacht. Die Leuchtkörper sind hierbei nicht zu sehen, vielmehr ist es ein „Glimmen“ des gesamten Schachtes.


Geschlossener Abschnitt der Dresdener Straße

Hier entsteht die „Bühne für Alle“, „Der Urban Dancefloor“. Eine multifunktionale Fläche für verschiedene Veranstaltungen und das alltägliche Straßen(er)leben.
Die vorhandene Asphaltdecke wird zurückgebaut. Dafür wird eine befahrbare Fläche aus allseits gesägtem Natursteinpflaster in zwei Farbabstufungen hergestellt. An den sich überschneidenden Kreisen wird die Belagsfarbe gewechselt.
Die Fläche wird an den Querungen durch abgesenkte Gehsteige auf das Straßenniveau geführt. An diesen Querungen sind Poller vorgesehen.

Der „Urban Dancefloor“ wird in den Abendstunden und Nachts durch Spotlights an parallel laufenden neuen Leuchten (z.B. Typ Modulum, evtl. auch farbige Spots) in Szene gesetzt. Der neue Leuchtentyp wird auch entlang des Alfred-Döblin-Platzes an der Luckauer und Sebastian Straße vorgesehen.


Vorplatz St. Michael Kirche und Durchwegung zur Waldemarstraße

Die Kreisflächen werden auf dem Vorplatz durch Mosaikpflaster aus dem selben Material und Färbung entsprechend der Dresdener Straße dargestellt. Entlang der historischen Baukante werden hier, wie auf dem inneren Platzbereich, Pflanzflächen vorgesehen.

Die Durchwegung zur Waldemarstraße wird auch mit Mosaikpflaster versehen und in der zentralen Achse werden Radstellplätze vorgesehen.

In die Gestaltung wird auch der Bereich geplante Veranstaltungsfläche KITA integriert. Der bestehende Zaun sollte zurückgebaut werden.

Die Brandwand könnte als Projektionsfläche genutzt werden. Hierzu kann einfach ein Leinwand großer Bereich geweißt werden. Im Bereich des KITA- Gebäudes kann der Projektor integriert werden. Vorstellbar ist eine dauerhafte Projektion, aber auch temporär für Veranstaltungen, Kino etc.


Resumée

Mit der Umgestaltung zu einem verbindenden Platz können die verschiedenen Interessen verbunden und der Verkehr geordnet werden. Radfahrer werden entschleunigt. Alfred Döblin wird ein Ort gewidmet, der sein Denken und Handeln widerspiegelt und diese in die heutige Zeit transportiert.