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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2009

Erweiterung Stadthalle Heidelberg

Perspektive Neckar

Perspektive Neckar

Anerkennung

LAVA - Laboratory for Visionary Architecture

Architektur

Wenzel + Wenzel Freie Architekten PartmbB

Architektur

Erläuterungstext

Kulturzentrum am Neckar

Wie viele Städte hat Heidelberg sich in den letzten Jahren wieder verstärkt dem Fluss zugewandt und sein Potential für die Standortprofilierung erkannt. Das Neckarufer wird als Promenade entwickelt und spielt eine wichtige Rolle im Stadtmarketing. Die Stadthalle liegt als Stadtbaustein am Neckar und stellt einen Kristallisationspunkt des Kulturlebens in der Stadt dar.
Ihre mobile Orchesterbühne war richtungsweisend in ihrer Zeit, ihre Eignung für Kongresse einerseits sowie Konzerte andererseits ist jedoch problematisch.
Wir sehen es deshalb als vordringlichste Aufgabe an, den Ort als Identifikation stiftendes Element zu entwickeln und dafür eine Lösung zu finden, die sowohl dem Bestand gerecht wird als auch das Potential der Neubaumaßnahme ergreift.



Eigene Identität: Konzerthaus am Neckar

Wir schlagen vor, den Neubau als Konzerthaus in Ergänzung zum Kongresshaus Stadthalle zu entwickeln. Die geforderte Multifunktionalität hat die Probleme eines Klappfahrrades: vielfältig nutzbar, aber immer unter Einbuße von Komfort und Leistungsfähigkeit.
Eine andere Funktionsaufteilung als in der Auslobung nahe gelegt hat unserer Meinung nach Vorteile. Die technisch anspruchsvollen Nutzungen werden im Neubau platziert, wo problemlos die notwendige technische Ausstattung (Licht- und Bühnentechnik, Akustik und Geruchstrennung) und Infrastruktur (Küche, Probe- und Orchesterräume, Laderampe) zur Verfügung gestellt werden kann, während das Ambiente des Altbau die entscheidende Qualität für die dortigen Nutzungsszenarien darstellt. Das Restaurant wird als sinnvolle Nutzungsergänzung ebenfalls im Neubau untergebracht.
Gestalterisch kann der Neubau als eigenständiges Pendant zur Stadthalle ausgebildet werden.
Es entsteht somit ein multifunktionales Kultur- und Kongresszentrum, bestehend aus dem Kongresshaus Stadthalle und dem neuen Konzerthaus am Neckar.
Neben den Vorteilen der besseren technischen Ausstattung ergibt sich eine klare Identität für den Neubau, die eine multifunktionale Nutzung zulässt. Dies erlaubt auch eine eigene Identität für parallele Veranstaltungen in beiden Häusern. Die Ausprägung des neuen großen Saales im Konzerthaus als polyvalenter Saal macht unterschiedliche Kongressnutzungen im Neubau möglich. Umgekehrt können Konzerte nach wie vor in der Stadthalle stattfinden.



Perlenkette am Neckar

Die Anordnung des Neubaus auf der Westseite des Bestands hat viele Vorteile. Städtebaulich erlaubt sie die Wahrung des Konzepts der Solitäre am Ufer und der damit verbundenen Maßstäblichkeit der Raumabfolgen und des Rhythmus von Freiflächen und Gebäuden.
Diese Weiterführung des Konzepts der entlang des Flusses aufgereihten Solitäre mit dazwischenliegenden Plätzen unterschiedlicher Ausprägung wertet die Stadthalle in ihrer Gesamtheit auf, da ihre Proportion und ihre ursprüngliche Gliederung respektiert werden und der Haupteingang erhalten bleiben kann. Der Jubiläumsplatz erhält eine neue Bedeutung als zentraler Zugangsbereich mit städtischen Qualitäten und kann in die Neugestaltung der Uferzone stärker miteinbezogen werden. Der Montpellierplatz kann mitsamt seines wertvollen Baumbestandes unter Wahrung des Parkcharakters erhalten bleiben, so dass unterschiedliche Außenraumqualitäten entstehen, die die Uferpromende stärken.


Erlebnisqualität - Neubau

Priorität und Ausgangspunkt unserer Planung ist das Besuchererlebnis. Während die vorgeschlagene Anbaulösung auf der Westseite der Stadthalle sehr kurze Wege für die Betreiber bietet, hat sie schwerwiegende Nachteile für die Besucher. Der Besuch eines Konzerts oder einer Abendveranstaltung sollte als Erlebnis choreographiert werden. Eine klare Raumabfolge von den verschiedenen Zugängen, aus der Tiefgarage und von der Vorfahrt, sowie Blickbeziehungen zum Ort prägenden Neckarufer und dem Philosophenweg verankern die Veranstaltung am Ort.
Das Parkhaus wird bereits als erstes öffentliches Foyer wahrgenommen, die Vorfahrt bildet den Auftakt einer Raumsequenz über das Foyer zu den Sälen. Die Zugangssequenzen sind so gestaltet, dass der Besucher die besondere Lage am Neckar wahrnimmt und die Besonderheiten der Stadt erleben kann.
Eine gemeinsame, zentrale Zugangssituation für beide Gebäude schafft deutliche Eingänge und erlaubt eine hochwertigere Gestaltung der Außenanlagen. Von dort betritt man über eine großzügige Freitreppe das Foyer des Neubaus, das sich zum Fluss hin orientiert und aus dem kompakten Körper des Neubaus heraus geschnitten zu sein scheint. Großflächig verglast eröffnet sich ein atemberaubender Blick auf die gegenüberliegenden Hänge des Neckars. Der Zugang zum großen Saal erfolgt von der Flußseite her.
Der Saal ist als teilbarer multifunktionaler Raum konzipiert, der sogar ein aufsteigendes Gestühl möglich macht. Eine Tribüne kann wie im mittleren Saal des Kulturzentrums in Luzern zusammen geschoben, in einzelnen Teilen auf die Seite gefahren und im Lager geparkt werden. Die Wand zum Neckar seitigen Foyer lässt sich großzügig öffnen, so dass eine Erweiterung des Saals durch Miteinbeziehen des Foyers für Bankette, Musikveranstaltungen oder Ausstellungen möglich wird. Eine Höhe von bis zu 14m erlaubt eine hervorragende Akustik. Der neue Kammermusiksaal ist auf der Empore angeordnet. Ein vorgelagerter Balkon erlaubt die Sicht entlang des Neckars. Das Restaurant liegt unterhalb der Foyerebene an der Uferpromenade und kann auch getrennt vom Konzerthaus betrieben werden.
Die Anlieferung erfolgt ebenerdig von der Rückseite des Neubautrakts auf möglichst kurzem Wege und ohne Rampen. Hier liegt auch die Ein- und Ausfahrt des neuen Parkhauses. Entlang des Parkhauses im 1. und 2.UG wird ein interner Verbindungsstrang zum Bestandsbau sowohl für die Anlieferung als auch die Technik angeordnet.


Neue Möglichkeiten in der Stadthalle

Die Befreiung von der Notwendigkeit weitgehender technischer Veränderungen in der Stadthalle erlaubt eine Aktivierung der Atmosphäre und Flexibilität des Bestandsbaus für Veranstaltungen mit geringer Beeinträchtigung der Denkmal geschützten Substanz.
Die Raumfolgen und funktionalen Zuordnungen des Bestandsbaus werden gestärkt und weiterentwickelt, die Verbesserung der horizontalen und vertikalen Erschließung steht im Vordergrund.
Der bestehende Haupteingang bleibt Hauptzugang zur Stadthalle und wird mit einem Wandelgang entlang der Neckarfassade mit dem östlichen Teil verbunden. Dazu wird eine variable Abtrennung unter der Empore des Saals vorgeschlagen. Der westliche und der östliche Teil erhalten beide eine neue, leistungsfähigere vertikale Erschließung und können separat genutzt werden. Hinter der Empfangstheke wird ein vertikaler Verteilerstrang angeordnet. Der Kammermusiksaal wird als besonderer Konferenzsaal mit Dolmetscherkabinen genutzt. Die vorhandene Küche wird als Satellitenküche für Catering weiterhin genutzt. Die neue Anlieferung des Bestandsbaus erfolgt vom gemeinsamen Loading Dock im Neubau. Ein sinnvoll positionierter Lastenaufzug vom UG zum OG gewährleistet eine störungsfreie und flexible Erschließung . Im Dachgeschoss sind die Verwaltung und Personalräume für Kongressnutzung an die darunter liegenden Kongressräume angebunden. Durch Umbau des kaum nutzbaren Saales im Dachgeschoss zu einem Außenhof kann jeder Raum natürlich belichtet und belüftet werden.


Zusammenfassung

Im Zusammenspiel zwischen Stadthalle und Neubau entstehen vielfältige Nutzungsmöglichkeiten mit einem differenzierten Raumangebot, das als Kultur- und Veranstaltungszentrum neue Akzente setzt und einen Ort der Identifikation generieren wird.
Statt eines Rucksack-Anbaus an den Bestand erhält die Stadt Heidelberg einen zeitgenössischen Baustein zur Entwicklung der öffentlichen Qualität am Flußufer.
Mit wenigen Eingriffen zur Verbesserung der Infrastruktur kann die Stadthalle funktional entscheidend verbessert werden. Ihre Proportionen und der Montpellierplatz bleiben erhalten.




Projektdaten

Projekt
Erweiterung der Stadthalle Heidelberg
Eingeladener Wettbewerb 11/2009

Bauherr: Stadt Heidelberg
Preis: Anerkennung


Bietergemeinschaft LAVA Wenzel + Wenzel


Team

LAVA Stuttgart
Prof. Tobias Wallisser, Chris Bosse, Alexander Rieck
mit Sebastian Schott, Michael Huiss, Stephan Markus Albrecht

Wenzel + Wenzel, Stuttgart
Matias Wenzel, Reinhold Blersch, Markus Major

Tragwerk
TEUFFEL ENGINEERING CONSULTANTS, Stuttgart
Prof. Dr.-Ing. Patrick Teuffel, Benny Hillers
Akkustik/Bauphysik
Bobran Ingenieure
Dirk Schlauch

Haustechnik
Laux Kaiser + Partnerschaft
Willy Wulz
Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Perspektive Uferpromenade

Perspektive Uferpromenade

Längsschnitt

Längsschnitt

Querschnitt

Querschnitt