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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2009

Neubau Wohnbebauung in der Bad-Schachener-Straße

1. Preis

Robert Meyer und Tobias Karlhuber Architekten

Architektur

t17 Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau
Die neue Bebauung an der Bad Schachener Straße ist wie vorgesehen straßenbegleitend. Die besondere Gliederung der Baukörper ergibt sich aus der Anforderung, die Wohnungen vom Schall geschützt zu orientieren. Sowohl an der Kreuzung Echardinger als auch an der Kreuzung mit der Hechtseestraße werden zur Betonung der Stadtausfahrt beziehungsweise der Stadteinfahrt siebengeschossige Torgebäude angeordnet. Die südlich der Bad Schachener Straße gelegenen Baukörper werden möglichst weit nach Norden Richtung Bad Schachener Straße gerückt, um den qualitätvollen bestehenden Grünraum möglichst zu vergrößern.

Kommunizierende Höfe
Die Außenräume der Neubebauung nördlich der Bad Schachener Straße ergänzen die bestehenden Außenräume der Bad Kissingen, Kainzenbad-, Höhenstädter und Heilbrunner Straße. Es entsteht ein harmonisches Gesamtensemble. Die Bebauung südlich der Bad Schachener Straße schafft mit den viergeschossigen Querbauten maßstäbliche „Buchten“, die sich mit dem bestehenden hochwertigen Grünraum und der zukünftigen Bebauung (Haldenseekonzept) verzahnen.

Fassade
Die Gliederung der geputzten Lochfassaden bezieht sich auf die bestehende Bebauung aus den 30er Jahren und verwendet das vor Ort typische zweiflügelige Fenster der Maikäfersiedlung in moderner Ausführung. Auch die Körnigkeit des Putzes und die charakteristischen warmen und erdigen Farben werden übernommen.

Typologie und Struktur
Dem Schallschutz wird besonderer Wert bei gemessen:

Nördlich der Bad Schachener Straße
Für die Wohnungen der Gebäude nördlich der Bad Schachener Straße ist eine ausschließliche Orientierung nach Süden wegen des Verkehrslärms nicht möglich. Mittels eines mäandrierenden Baukörpers werden Orientierungen in ruhige und begrünte Innenhöfe angeboten, welche eine ausreichende Belichtung und Besonnung sicherstellen.

Südlich der Bad Schachener Straße
Die Grundrisstypologie der Gebäude südlich der Bad Schachener Straße ist konsequent danach ausgerichtet, Aufenthaltsräume und Zimmer vom Verkehrslärm abzuwenden. Als wirksamer Puffer zwischen Verkehrslärm und Aufenthaltsräumen befinden sich Nebenraum- und Erschließungszonen. Die vorgeschlagenen Grundrisse orientierten die Zimmer grundsätzlich nach Süden zum ruhigen und grünen Innenhof.

Dreispänner - Vierspänner
Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit sind die Treppenhäuser fast ausschließlich als Drei - und Vierspänner organisiert.

Weitere Eigenschaften der Wohnungen
Küchen und Bäder liegen fast durchgängig an der Außenfassade und können so natürlich belichtet und belüftet werden. Das vorgegebene GWG - Musterbad ist berücksichtigt. Durch flexible Grundrisssysteme ist eine Anpassung des Wohnraumes an eine vielfältige Bewohnerstruktur möglich. Es werden offene Grundrisse, hierarchiefreie und gleichberechtigte Räume angeboten. Durch die Anordnung von Schaltzimmern können Wohnungen verschiedener Größe gekoppelt werden.

Barrierefreiheit
Allgemeinflächen wie Fahrrad- und Kinderwagenräume, Tiefgarage und Treppenhäuser sind grundsätzlich stufenlos und barrierefrei zu erreichen. Dies gilt auch für sämtliche Wohnungen. Die erforderliche Anzahl von Behindertenwohnungen kann nachgewiesen werden.

Wirtschaftliche Bauweise
Die vorgeschlagenen Häuser können sehr wirtschaftlich erstellt werden. Die Gebäude werden in konventioneller Bauweise mit Außenmauern aus Mauerziegeln mit integriertem, nicht brennbarem Mineralfaserdämmstoff und Geschoßdecken aus Stahlbeton hergestellt. Bei Verwendung eines 36,5cm dicken innengedämmten Mauerziegels und der Kombination mit entsprechend hochwertigen Fenstern wird den Anforderungen an ein Effizienzhaus 55 problemlos entsprochen. Bedingt durch die geringen Spannweiten kann abgesehen von notwendigen Stützen und Wänden aus Mauerwerk beziehungsweise Stahlbeton der komplette Innenausbau flexibel in Trockenbauweise ausgeführt werden.

Ruhender Verkehr / Tiefgarage
Die erforderlichen Tiefgaragenstellplätze im Untergeschoss werden in einfacher Geometrie als Flachparker organisiert. Durch die Ausbildung eines Hochparterres im Erdgeschoß wird das einheitliche Gründungsniveau der notwendigen weißen Wanne möglichst weit aus dem vorhandenen hohen Grundwasserstand gehalten. Eventuell kann die Tiefgarage sogar durch Zuluftöffnungen an der Nord- und Südseite durch Querlüftung natürlich belüftet werden. Auf eine kostenintensive mechanische Belüftung kann dann verzichtet werden. Die erforderlichen Stellplätze werden vollständig nachgewiesen.

Vorbeugender Brandschutz
Beim vorgeschlagenen Bebauungskonzept sind aufwendige Feuerwehrzufahrten in den hinteren Grundstücksbereichen nicht erforderlich. Als 2.Rettungsweg können sämtliche Ebenen der dreigeschossigen Baukörper mit der Handleiter erreicht werden. Die Wohnungen der viergeschossigen Baukörper sind durchgesteckt. Eine Rettung kann mit der Drehleiter von der Bad Schachener Straße aus bewerkstelligt werden. Dies gilt auch für die Wohnungen der drei siebengeschossigen Türme.

Ökologie und Energie
Der sinnvolle Umgang mit Energie ist bei Bauvorhaben dieser Größenordnung nicht nur in ökologischer Hinsicht, sondern auch von wirtschaftlichem Interesse. Durch den kompakten Baukörper mit einem vorteilhaften Verhältnis von Volumen zu Oberfläche ist von vornherein eine günstige Energiebilanz gegeben. Die Gebäude werden in konventioneller Bauweise mit Außenmauern aus Mauerziegeln mit integriertem, nicht brennbarem Mineralfaserdämmstoff und Geschoßdecken aus Stahlbeton hergestellt. Bei Verwendung eines 36,5cm dicken innengedämmten Mauerziegels und der Kombination mit entsprechend hochwertigen Fenstern wird den Anforderungen an ein Effizienzhaus 55 problemlos entsprochen. „Low - Tec“ - Lösungen wird der Vorzug gegeben. Laufende Wartungskosten werden so auf ein Mindestmaß begrenzt. Bei der Ausführung des Gebäudes werden nachhaltige, langlebige und robuste Materialien verwendet. Bei Herstellung, Montage oder Gebrauch gesundheitsschädliche oder ausdampfende Stoffe werden beim Bau des Hauses nicht eingesetzt. Die grundsätzliche Wärmeversorgung des Bauvorhabens kann über eine Grundwassernutzung im Wärmepumpenbetrieb erfolgen. Für Spitzenlasten dient eine Wärmeerzeugungsanlage mit Gasbrennwerttechnik. Es fallen lediglich Förderkosten für Pumpstrom an. Falls vorhanden kann auch Fernwärme eingesetzt werden. Mit Solarkollektoren auf den Dachflächen kann ebenfalls warmes Wasser oder Strom erzeugt werden.

Freiraum
Der Höhensprung, der sich durch das Hochparterre einstellt, wird als Gestaltungselement im Außenraum weiterentwickelt und wirkt identitätsstiftend über das gesamte Planungsgebiet. Das Zusammenspiel von Rampen, Treppen und Pflanzflächen lässt attraktive Eingangssituationen. Zu den Grünräumen hin wird eine Zwischenstufe entlang der TG-Außenkante vorgelegt, die als Pflanzbeet den nötigen Abstand zu den gemeinschaftlich genutzten Grünräumen mit den Kinderspielangeboten schafft. Die Privaten Gärten im Erdgeschoss erhalten dadurch die nötige Überdeckung. Der südlich der Bad Schachener Straße entstehende große Hof stellt eine Besonderheit dieses neu entstehenden Stadtquartiers dar. Durch eine lange Pergola wird er räumlich gefasst. Im Innern durchziehen zwei Aktionsbänder die große locker mit Bäumen überstandene Rasenfläche.

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Robert Meyer Architekten, München
www.rmarchitekten.de

t17 Landschaftsarchitekten, München
www.t17-la.de

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen profilüberragende Punkthäuser unterschiedlicher Höhe zur Markierung und Interpunktion des Gesamtareals vor; so entsteht eine Torsituation zu der Bad-Schachener / Echardinger Straße einerseits, auf der gegenüberliegen- den Seite im Westen andererseits. Dadurch wird der Stadtraum angenehm positiv aufgewertet. Die Abstandsflächensituation bei den Hochpunkten und deren Ver- träglichkeit mit dem Bebauungsplan ist zu prüfen.
Weiterhin unterscheidet der Entwurf zwischen dem Bereich der eigentlichen Mai- käfersiedlung und der westlich daran anschließenden Bebauung an der Bad- Schachener-Straße und schafft damit einen überzeugenden Strukturwechsel, der die Identität des heterogenen Umfelds klärt und stärkt.
Die Nord- und Südseite der Bebauung an der Bad-Schachener-Straße entspringen einer Konzeptidee, nämlich der Gliederung der Raumkanten, allerdings in unter- schiedlicher Ausbildung: die nördliche Bebauung kehrt den Bebauungsplan um und schafft intime nach Süden orientierte Eingangshöfe, die im Süden ihr Pendant in viergeschossigen Turmbauten finden. So entstehen gut adressierte Häuser, ein abwechslungsreicher Straßenraum und eine gute Korrespondenz mit den Räumen der Maikäfersiedlung. Die Vorgaben des B-Plans sind eingehalten, wenn man an- nimmt, dass das partielle Zurückweichen von der Baulinie befreit oder die Forde- rung daraus mittels Wandscheiben im Erdgeschoss erfüllt werden kann.
Die Grundrisse werden grundsätzlich nach zwei Seiten orientiert. Der geforderte Schallschutz wird durch die konsequente Umsetzung der Mäanderstruktur baulich hergestellt: sämtliche Wohn- und Aufenthaltsräume sind zu den grünen Höfen zur Maikäfersiedlung orientiert, Nebenräume liegen zu Erschließungshöfen. Die Wohn- räume sind beidseitig orientiert, die diesen vorgelagerten Loggien müssten mit Schallschutzverglasungen abgeschirmt werden. Lediglich im dritten OG der Mäan- derbebauung ist zusätzlicher Schallschutz für die Wohnräume nötig. Das Erdge- schoss ist gegenüber dem Straßenniveau angehoben, die barrierefreie Zugängig- keit der Höfe ist noch herzustellen.
Das Müllkonzept ist nicht schlüssig und die Räume sind zu klein dimensioniert. Im Südteil ist die Planung der Wohnungen noch nicht abgeschlossen (zum Beispiel teils fehlende Bäder in den Wohnungen). Der Mäander bedingt zwar ein hohes A/V-Verhältnis, das aber durch eine Vertiefung der Baukörper verbessert werden kann. Insgesamt ist eine wirtschaftliche Lösung zu erwarten. Die Geschossfläche wird im Nordteil geringfügig, im Südteil deutlich unterschritten.
Das Freiflächenkonzept erscheint auf den ersten Blick sehr schlüssig und entwi- ckelt sich konsequent aus der Gebäudekonfiguration. Die Zugangshöfe bilden ein sympathisches Entrée und sind besonders hervorzuheben. Auch die zentralen Plätze in den Kämmen lassen Aufenthaltsqualität erwarten. Das Spielkonzept ist grundsätzlich nachvollziehbar, erscheint aber überinstrumentiert. Die heckenge- säumten Wege gehen zu Lasten der wünschenswerten Großzügigkeit. Die klare Gliederung im Süden mit unterschiedlichen Raumqualitäten ist nachvollziehbar, weist jedoch im Übergang zum Kopfbau Schwächen auf.
Der Entwurf liefert mit seiner intelligenten städtischen Interpretation des Be- bauungsplans einen sehr guten, zeitgemäßen Beitrag zur gestellten Aufgabe.