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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2010

Law School Wiesbaden

4. Preis

Nieto Sobejano Arquitectos

Architektur

GSE Ingenieur - Gesellschaft mbH Saar, Enseleit und Partner

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Universität Wiesbaden Law School
Das derzeitige Amts- und Landgericht ist Teil eines rechteckigen Blocks, der charakteristisch für die Stadterweiterung Wiesbadens während des 19. Jahrhunderts ist. Das Wachstum südlich der Altstadt bildet ein urbanes Geflecht, welches durch Hinzufügung von Wohnbauten unterschiedlicher Breiten zwischen 15 und 25 Metern als Blockrand geformt wurde. Der Entwurf für die neue Law und Business School bedingt unserer Meinung nach die Notwendigkeit, den von der Universität geforderten einheitlichen Charakter mit den Gebäuden unterschiedlichen Maßstabs, welche die städtebauliche Planung des Wettbewerbsgebiets hervorgerufen haben, zu verbinden.

Es ist die den umliegenden Gebäuden innewohnende städtebauliche Grundstruktur, welche uns den Entwurfsansatz suggeriert. Der Prozess, der das Viertel geformt hat, wird für uns Ausgangspunkt für das ganze Projekt: nicht wie ein einziges Gebäude, sondern wie ein Hinzufügen von unterschiedlichen „Häusern“, die über die gesamte Länge der Albrechtstraße und Moritzstraße einen Raum zur Straße hin begrenzen. Diese Idee der Hinzufügung wird durch Falten einer vertikalen Fassade in verschiedenen Breiten und Höhen in Richtung des Innenhofs erzeugt, so dass sich unterschiedlich geneigte Dachflächen in unterschiedlichen Höhen ergeben. Als Resultat erhalten wir eine einfache und klare Erweiterung, die von zwei, den Block schließenden, linearen Gebäuden gebildet wird, welche jedoch im Stadtraum als eine Summe von Gebäuden, die maßstäblich mit der Wohnbebauung der Nachbarschaft im Dialog stehen, gesehen werden kann.

Durch einen wichtigen architektonischen Eingriff werden die Räume zwischen dem existierenden und den neuen Gebäuden betont. Ein Sockel bzw. eine Plattform auf dem Niveau der Decke des Souterrains des Landgerichts übernimmt eine doppelte Funktion: Oben angelegt ist ein Hof-Garten und unten befindet sich ein Foyer mit den Kommunikationsräumen der Universität. Der Sockel erlaubt es, den neuen Zugang von der Albrechtstraße, die An- und Ablieferung und die Tiefgaragenzufahrt von der Moritzstraße sowie die Ausfahrt und Feuerwehrzufahrt von der Oranienstraße aufzunehmen.

Das Raumprogramm wurde dahingehend umorganisiert, dass die Hochschulleitung nun repräsentativ auf einer Ebene, mit direkter Verbindung zur im Altbau untergebrachten Verwaltung, im fünften Obergeschoss liegt. In ausgewählten Räumen der Hochschulleitung werden zusätzliche Galerien angeboten, um die prägnante Geometrie der Dachfaltung noch direkter erlebbar zu machen. Die Bibliothek und der große Hörsaal wurden in das Erdgeschoss integriert und liegen unmittelbar am Zentralbereich, so dass das Abhalten von Messen in den Vorbereichen bei laufendem Betrieb ungestört möglich ist. Auf dem Sockel werden beide Nutzungseinheiten in Form von verglasten Kuben ablesbar, wodurch der Hofgarten in seiner Aufteilung weiter gegliedert wird und die darunterliegenden Räume Tageslicht erhalten.

Einzelne Teile des Neubaus wurden in ihrer Höhe deutlich reduziert und verzahnen das Gebäude so weiter mit seiner Umgebung. Die auf fast allen Ebenen ergänzten Verbindungsflächen zwischen den beiden neuen Gebäudeteilen optimieren die Zirkulation und Verknüpfungen zwischen den einzelnen Fachbereichen, schaffen gleichzeitig weitere „meeting points“ und erhöhen so auch die Kommunikationsbereiche oberhalb des Foyers im Erdgeschoss.
Parallel zur Albrechtstraße gelegen befindet sich die Mensa nun nur noch auf einer Ebene im Erdgeschoss, sie erhält so einen direkten Anschluss an den Zentralbereich und ermöglicht zusätzlich einen Zugang für die Öffentlichkeit.

Der Bürgersaal wird im ehemaligen Beamtenwohnhaus untergebracht und gibt dem Gebäude mit seiner neuen Nutzung, in Verbindung mit der Law und Business School, künftig eine unverkennbare Adresse.

Der Haupteingang wurde an die Ecke Moritzstraße/Albrechtstraße verlegt, erhält so eine stärkere Präsenz im Stadtraum und hilft, zusammen mit den neu geschaffenen Ladenlokalen, die Moritzstraße weiter zu beleben. Durch die Auskragung über dem Eingang wird der öffentliche Raum visuell stärker mit der Universität verbunden, gleichzeitig wird hier an angemessener Stelle (z.B. im Bodenbelag oder an der statisch erforderlichen Wandscheibe) ein Raum geschaffen, an dem auf die Geschichte des Ortes aufmerksam gemacht werden kann.

Die glasfaserverstärkten Betonpaneele sorgen, als vorgefertigte und eingefärbte Elemente, in den vertikalen und geneigten Flächen auf der Straßenseite für ein einheitliches Erscheinungsbild, während die vertikalen Aluminiumlamellen vor der großen Pfosten/Riegel-Fassade hof- und stirnseitig als gestalterisches Element und zur Lichtlenkung verwendet werden. Die abstrakten zeitgenössischen Volumen der Erweiterung gliedern sich in den Stadtraum ein und stellen nicht nur einen Dialog mit dem institutionellen Charakter des alten Amts- und Landgerichts her, sondern zugleich auch mit dem Maßstab und dem Rhythmus der Wohnbebauung, dem eigentlichen Gegenstand der Stadt.


Models: Juan de Dios Hernández & Jesús Rey

Consultants: Ingenieurgesellschaft W33 mbH, A. Tabassomi
GSE – Ingenieurgesellschaft, Dr.-Ing. Jörg Enseleit
Dipl.-Ing. Albert Brauns