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Nichtoffener Wettbewerb (nur für Studenten) | 05/2009

BDLA Niedersachsen+Bremen - Nachwuchswettbewerb 2009 "Mobile Gärten in Celle"

guerilla station

Anerkennung

Thore Schiller

Student*in Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

In Celle gibt es wie in jeder Stadt zahlreiche Grünflächen – gepflegt wie der Französische
Garten, oder aber verwahrlost, brachliegend oder schlicht mißachtet. Diese urbanen Wüsten
und Restflächen sind Baumscheiben, das Abstandsgrün, Verkehrskreisel, Brach- oder sonstige
Restflächen.
Oft fallen diese Orte den Menschen nicht mehr ins Auge. Sie sind den Anblick gewohnt und
immer mehr verschließen resigniert die Augen, anstatt die Gestaltung zu hinterfragen.
Menschen wollen sich mit ihrer Stadt und mit dem öffentlichen Raum identifizieren. Am Besten
gelingt dies, wenn sie in die Gestaltung mit eingebunden werden. Doch seitens der Obrigkeit
gibt es kaum Bemühungen, sich diesen Restflächen zuzuwenden – warum also das Problem
nicht selbst in die Hand nehmen?
Hier erfolgt der Einsatz der Garden Guerillas. Sie nehmen sich der vernachlässigten Plätze an
– verstohlen im Schutz der Dunkelheit oder ganz offen am Tage ziehen sie los und bepflanzen
diese Räume, verteilen Samen und werfen über unzugänglichen Flächen Seedbombs ab. Sie
verleihen der Stadt ein neues Gesicht. Grenzen setzt ihnen nur die eigene Phantasie,
Pflanzplätze finden sich überall und zuhauf.
Die Garden Guerilla-Station soll Celler Bürger zusammenbringen und Treffpunkt werden für
eine Diskussion über die Gestaltung des öffentlichen Raumes. Die Menschen sollen zum
Nachdenken angeregt werden, ob Celle ihnen gefällt oder ob sich zwischen den gepflegten
Grünanlagen und den Fachwerkhäusern noch Flächen finden, die zur Gestaltung des
Stadtbildes genutzt werden können. Wo befinden sich Einsatzorte für Garden Guerillas?
Die Station ist mehr als eine temporäre Installation. Sie wandert nicht nur in drei Wochen von
Ort zu Ort, sondern hinterlässt Spuren in der Stadt. Die Idee vom eigenen Einfluß auf die
Gestaltung des Grünen bleibt und zieht ihre Kreise, Menschen tauschen sich aus und verteilen
Pfanzen, Samen, vielleicht sogar Gemüse in der Stadt, machen sie lebenswerter. Die Idee lebt
weiter und zieht ihre Kreise, bleibt stets mobil.
Ein leuchtend grüner Pfeil aus Holzplatten erregt bei Passanten Aufmerksamkeit, signalisiert:
Hier gibt es etwas Neues und Wichtiges! Rollrasen bricht das strenge Raster einer Pflasterung
auf und steht für das eigene Einbrechen in die oft trostlose Gestaltung des öffentlichen
Raumes.
Auf Tafeln aus Cortenstahl finden sich eingeprägte Informationen zu der Garden Guerilla -
Station und der Idee der individuellen Aneignung der Stadt, Informationen zu den angebotenen
Samen und Zwiebeln und ein Aufruf, der Stadt den eigenen Stempel aufzudrücken und zu einer
Eroberung des öffentlichen Raumes beizutragen.
Mit Deckeln versehene Holzkisten bergen einerseits eine Mischung von Zwiebeln von
Frühblühern und Nutzpflanzen wie Krokus (Crocus) oder Bärlauch (Allium ursinum) oder eine
Mischung von Samen anspruchsloser und auffälliger Pflanzen wie der Sonnenblume
(Helianthus annuus), Nachtkerze (Oenothera) oder Malve (Malva). Des Weiteren finden sich
auch auch Kompost, Tonpulver und Wasserflaschen zur Herstellung von Seedbombs. Jeden
zweiten Tag müssen die angebotenen Materialien kontrolliert und wieder aufgefüllt werden.
Der Aufbau der Station ist möglichst einfach gehalten. Der Container wird mit Kies angefüllt.
Auf einer verdichteten Schicht Feinkies/Sand wird Beton verteilt, in dem das Pflaster verlegt
wird. Auf diese Weise erhält die Pflasterung eine Stabilität in sich selbst, um während des
Transportes keine Schäden zu erleiden. Der Rollrasen wird festgepflockt. Dem Holzpfeil verleiht
ein Betonfundament Standfestigkeit. Zum Abtransport der Station wird der Pfeil kurz in seine
Einzelteile zerlegt und die Schrauben aus den hölzernen Verankerungen im Fundament gelöst.