modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Diskursives Planungsverfahren | 04/2009

Neugestaltung der südlichen Lohmühleninsel, 3. Bauabschnitt

Teilnahme

TOPOTEK 1

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Einleitung
Die Lohmühleninsel in Kreuzberg ist eine heterogen geprägte, stark frequentierte Insel zwischen Landwehrkanal und Flutgraben im Nordosten Kreuzbergs. Neben ihrer Funktion als Freizeit- und Erholungsraum stellt sie ein wichtiges Bindeglied im Grünsystem Kreuzbergs dar. Im Norden schließt sie direkt an das an der Spree gelegene Kulturareal mit Badeschiff und Arena an. Im Osten knüpft sie an der Schlesischen Busch und weiter an den Treptower Park an. Nur durch den Kanal und das Görlitzer Ufer getrennt grenzt sie im Südwesten direkt an den Görlitzer Park an. Doch gerade diese Anknüpfungspunkte sind schwer erkennbar und die Eingangssituationen auf die Insel unzureichend gestaltet. Weiterhin ist die Insel selbst durch verschiedenste Gestaltsprachen geprägt – ein heterogener Patchworkteppich unterschiedlichster Neugestaltungen und Renovierungen unter anderem aus jüngster Zeit.
Konzept dieser Arbeit ist es daher die Priorität der Neugestaltung auf die beiden Eingänge im Norden und Südwesten zu legen, um so die Insel im Grünsystem Kreuzbergs einzubinden und zu verknüpfen. Die Eingänge als großzügige angemessene Auftaktsituationen leiten auf die Insel über und werden zu eigenen Räumen mit individuellem Charakter und großer Aufenthaltsqualität.

Eingang Ernst-Heilmann-Steg
Die unübersichtliche Eingangssituation, die durch die besondere topografische Situation der bestehenden Rampe noch unverständlicher wird, soll zugunsten einer offenen Lösung, die die topografische Situation nutzt und der Großzügigkeit der Uferpromenade gerecht wird, umgestaltet werden. Eine großzügige, kombinierte Treppen-Rampenanlage überwindet den Höhenunterschied in zweierlei Richtung. So führt sie in Quer- wie auch in Längsrichtung vom Brückenkopf des Ernst-Heilmann-Stegs auf den Uferweg hinab. Sie ist in hellem Beton ausgeführt und bekommt so einen skulputuralen Charakter. Sie orientiert sich zum Landwehrkanal und gibt den Blick auf die Spitze der Lohmühleninsel und den Zusammenfluss von Flutgraben und Landwehrkanal frei. An der Stelle an der Uferweg und Treppe aufeinander treffen öffnet sich der Weg bis zum Gehweg zu einer offenen, platzähnlichen Situation und schafft die Sichtbeziehung zum neuen Eingang am Görlitzer Park – Ecke Wiener Straße. Der Platz setzt in seiner Materialität die bereits dort vorhandene Wassergebundene Wegedecke fort. Eine runde Bank umschließt den im Belag stehenden Baum und wird Auftakt und Möglichkeit zum Treffen und Warten. Die Bäume werden im Bereich der neuen Treppenanlage von Unterpflanzung befreit und stehen als Solitäre vor der Mauer.

Neuer Eingang Görlitzer Park – Ecke Wiener Straße
In direkter diagonaler Verbindung zur neuen Treppenanlage am Heilmann-Steg soll der Görlitzer Park eine Öffnung erfahren. Die an dieser Stelle den Park umlaufende Mauer wird bis auf die Pfeiler entfernt. Eine offene platzähnliche Situation wird erzeugt, welche sich zum See hin verjüngt und an den bestehenden geschwungenen Weg angebunden wird. In seiner optischen Verlängerungen wird der Baumbestand entlang des Sees behutsam ausgelichtet und gibt nun die Sicht auf den See frei. Eine große geschwungene unterstreicht die Eingangssituation. Als Bank wurde die klassischen Parkbank Typ Berlin gewählt, die durch eine Verlängerung der Latten zu einer langen Bank wird und so den neuen Eingangsbereich markiert Entlang des Weges wurde der Baumbestand an zwei weiteren Stellen ausgelichtet und ermöglicht so weitere Blicke auf den Teich. Eine Balustrade begleitet diesen Teil des Weges. Im neuen Eingangsbereich erhält die Balustrade eine bequeme, hölzerne Auflage, welches es ermöglicht Möglichkeit sich aufzulehnen und über den ansonsten unberührten Teich zu schauen.

Treppe bestehender Eingang Görlitzer Park
Der bestehende Eingang im Südwesten des Parks führt vom ehemaligen Bahndamm in den geschützten Bereich des Parks hinab und soll in seiner Formensprache an den neuen Eingang an der Wiener Straße angepasst werden. Einem Trichter gleich verjüngt er sich zum Park hin, saugt die Menschen quasi in sich hinein. Eine neue Treppe nimmt dieses Spiel in sich auf – wird in Richtung Teich schmaler und leitet in den Park hinab. In ihrer Verlängerung wurde ebenfalls der Baumbestand ausgelichtet um bereits beim Hinabgehen der Treppe den Blick auf den Teich zu ermöglichen.

Eingang Parkplatz-Skateplatz - Schlesische Straße
Der Eingang Schlesische Straße ist durch drei Teilbereiche charakterisiert. Das sind der bestehnde, eher intimere Garten an der Flatow Sporthalle, der offene Park-Skateplatz und der kleine steinerne Vorplatz weiterführend mit der Treppe, welche auf den Uferweg am Flutgraben hinabführt.
Der bestehende Garten an der Flatow Sporthalle ist ein ruhiger, eher abgeschiedener Ort und soll als dieser erhalten bleiben. Eine klare Abgrenzung zum Eingangsplatz über Hecken unterstreicht seine Introvertiertheit und lässt ihn zu einem geheimen Garten werden. Im Inneren dominieren die alten Bäume und die Böschung zum Haus hin mit einer implementierten vorgefundenen halbrunden Stufenanlage.
Der Park-Skateplatz wiederum wird von seiner Doppelnutzung dominiert. Er nimmt tagsüber zum einen weiterhin die Parknutzung auf, bietet aber ab dem frühen Abend die Nutzung als Skateplatz an. Eine weiße Liniengrafik auf Asphalt markiert im Zusammenspiel mit 2 seitlich angeordneten Skate-Park-Rampen diese Doppelnutzung. Die Rampen sind Spiel und Skateskulpturen und geben dem Raum eine Fassung und besondere Dynamik. Ein Muster aus weißen Linien überzieht den gesamten Platz und die Rampen. Es markiert zum einen die Stellflächen und zum anderen bricht es sich, ändert seine Richtung und erzeugt dadurch Verzerrungen und überhöht die Topografie. Das Muster im Zusammenspiel mit der Topografie der Rampen ermöglicht eine immer wieder neue Interpretation der Situation, die in unterschiedlichste Spiele von Kindern mit unterschiedlichstem Alter nicht nur zum Skaten genutzt werden kann. Zudem erzeugen sie zusammen eine optische Wirkung, die die Besucher einer Sogwirkung gleich von der schlesischen Straße kommend direkt auf die Insel zu ziehen scheint. Das Muster setzt sich als Füßgängerquerung über die Schlesische Straße bis zur anderen Straßenseite hin fort und wird zu einer großzügigen Möglichkeit die Straße zur Arena hin zu queren. Das Muster findet sich als zweite Querung im Westen kurz vor der schlesischen Brücke wieder.
Die Rampen steigen bis auf 40 cm hoch an und schließen an ihrem Längsende mit einem Auffahrschutz ab. Dieser ist mit einer Metallkante verstärkt und wird so abends gleichzeitig zur Slidingkante für die Skater und Inliner. Der Auffahrtschutz der östlichen Rampe nutzt nach Osten hin die entstehende Höhe und wird zu einer Bank mit Blick hinunter zum Flutgraben. Zwei große Mastleuchten leuchten den Platz auch abends aus.
Neben der Nutzung als Park-Skateplatz kann die offene Asphaltfläche für Feste und kleine Märkte an den Wochenenden dienen.
An den Park-Skateplatz schließt sich östlich eine Granitfläche an welche das Bodendenkmal der ehemaligen Bedürfnisanstalt aufnimmt, sich verjüngt und schließlich als Granittreppe auf den Uferweg am Flutgraben hinabführt.

Hauptweg
Der Hautweg führt in Materialität und Gestaltung die Sprache des Park-und Skateplatzes fort. Unterschiedlich dicke weiße Linien sind auf Asphalt aufgetragen und erzeugen so eine grafisch dynamische Oberfläche. Die Linien sind im Bereich des Hauptweges besonders stark aufgetragen. Die Störung und dadurch entstehenden Unebenheiten veranlassen zum einen die Radfahrer langsamer zu fahren und zum anderen erzeugt gerade das Fahren über diesen Belag unterschiedliche Töne in unterschiedlichen Rhythmen. Die gesamte Länge des Hautweges wird so zu einer subtilen, grafischen Soundinstallation. Von Rollstuhlfahrern ist diese Grafik ungehindert zu überfahren.
Um das Nebeneinander von Fußgängern und Radfahrern noch sicherer zu gestalten, sind an den beiden Eingängen (Treptower Brück und Park-Skateplatz) und der Querung vom neuen Spielplatz zum Sportband jeweils 2 Reihen Poller aufgestellt, die Radfahrer zum Absteigen zwingen und so eine deutliche Entschleunigung auf dem Weg bedeuten. Entlang des Sportbandes sind lange Parkbänke–Typ Berlin und Mastleuchten (ca. alle 25m) aufgestellt.
Am Ende des Hauptweges an der Treptower Brücke führt eine weitere Treppe auf den Uferweg am Flutgraben hinab. In ihrer Verlängerung nach Westen schließt sie an den neu geplanten Weg an, welcher am Spielplatz vorbei direkt auf den Heilmann-Steg führt.
Zusätzlich wird möchten wir eine dritte Treppe vorschlagen. Sie liegt in der Verlängerung des breiten Wegs der Neuplanung und führt senkrecht zum Uferweg hinab. Hier schiebt sie sich als Balkon über die Wasserkante hinaus. Diese Maßnahmen sind jedoch als optional zu betrachten und müssten separat finanziert werden.

Geländer Bestand
Das Geländer am Flutgraben wird durch eine Maschendrahtkonstruktion aus Stahl erweitert und so den aktuellen Sicherheitsstandards angepasst. Zwischen jeweils 2 Pfosten und Ober- und Mittelgurt bzw. Mittelgurt und Boden jeweils ein rechteckiges Stück Maschendraht über parallel zum Ober- und Mittelgurt laufenden Stahlseile eingespannt. Die Stahlseile werden durch die Pfosten gebohrt und sind durch Ösen im Ober-und Mittelgurt befestigt. Parallel zum Pfosten läuft das Maschendraht stabil in Schienen

Geländer Rehling/ Balustrade
Die neugeplanten Geländer lassen sich in 2 Typen unterscheiden. Das sind zum einem die Standardgeländer und zum anderen die Rehling (bzw.Balustrade). Das Standardgeländer läuft entlang beiden Seiten des Landwehrkanals – auf der Insel (Neuplanung) und entlang des Görlitzer Ufers (Bestand). Weiterhin wird das Geländer entlang der Böschung des Teiches im Görlitzer Park zur Verwendung kommen. Als Standardgeländer wurde das entlang des Görlitzer Ufer vorgefundene Geländer adaptiert und mit einem schwarz-weißem Farbcod versehen. Der Farbcod wird auf der Brücke des Heilmann-Stegs fortgeführt und findet sich im Muster auf dem Hauptweg und dem Park-Skateplatz wieder. Es wird somit zum übergreifenden Thema der Insel. Das Geländer hat vertikal verlaufende Streben und ist 1.10 m hoch. Die Streben sind im Wechsel schwarz – weiß gestrichen und erzeugen den Farbcode.
An der Spitze der Insel und am neuen Eingang im Görlitzer Park wird dieses Standardgeländer durch die Rehling bzw.die Balustrade ersetzt, wobei Rehling bzw. Balustrade Weiterentwicklungen des Geländers darstellen. Das Geländer wird an der Spitze der Lohmühleninsel höher (bis zu 1,40 m) und neigt sich leicht nach vorn. Zudem erhält sie eine breite, bequeme Auflage aus Holz. Der Rehling eines Schiffes gleich lehnt man sich auf und schaut auf die Strömung des Wassers, den Kanal und den Horizont. Einer Welle gleich erhebt sich an diesen besonderen Orten das Geländer wird zu einem Aussichts- und Treffpunkt, die die Besonderheit dieser Orte hervorheben und erlebbar machen.