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Diskursives Planungsverfahren | 04/2009

Neugestaltung der südlichen Lohmühleninsel, 3. Bauabschnitt

Lageplan

Lageplan

Teilnahme

Planorama Landschaftsarchitektur – Maik Böhmer

Landschaftsarchitektur

Margret Benninghoff Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Neugestaltung der südlichen Lohmühleninsel, Berlin-Kreuzberg
Erläuterung


Idee und Konzeption

Mit punktuellen Interventionen sollen die bereits umgesetzten Planungen zur Attraktivierung der südlichen Lohmühleninsel als Spiel- und Aufenthaltsort ergänzt und zu einem hochwertigen Gesamtbild komplettiert werden. Mit einfachen Mitteln wird dabei eine solide und dauerhafte Grundstruktur angeboten, die durch wenige Akzente den einzelnen Elementen besondere Ausdruckskraft verleiht und dem Ort somit eine eigene Identität im Stadtraum gibt.
Die Mehrfachbelegung von Räumen mit unterschiedlichen Nutzungen und eine Förderung der gegenseitigen Rücksichtnahme sorgen für Verkehrssicherheit und mehr Aufenthaltqualität nach dem Prinzip des "shared space". Neben dem attraktionsreichen Spielband und dem Spielplatz werden zusätzliche Räume angeboten, die durch ihre zurückhaltende Gestaltung und Offenheit eine gewisse Großzügigkeit in diesem funktional stark besetzten Raum vermitteln.


Entréesituation Vor dem Schlesischen Tor

Durch die Aufwertung des Parkplatzes der benachbarten Flatow-Sporthalle entsteht eine hochwertige Entréesituation, die durch ihre Lage an der Straße Vor dem Schlesischen Tor zum wichtigen Identifikationspunkt für die gesamte Lohmühlensinsel wird. Gleichzeitig gelingt durch die formale Weiterführung der Raumkanten des Sportbandes die selbstverständliche Integration in die übergeordnete Struktur sowie die Anbindung über die Straße hinweg zum nördlichen Inselteil als Neuinterpretation des Elementes ‚Zebrastreifen’.
Die solide Gestaltung mit einem flächigen Belagsmaterial als schwarzem Gussasphalt wird sowohl der weiteren Nutzung als Stellplatz wie auch der Funktion als Sport- und Spielbereich für Jugendliche gerecht und schafft dabei mehr Großzügigkeit. Das zentrale Hauptwegeband in Ortbeton wird konsequent in die Platzfläche integriert und ordnet sich durch seine Auflösung der Flächigkeit des Platzes unter. In Richtung Grünfläche erfolgt eine Verbreiterung um etwa zwei Meter und eine damit einhergehende Öffnung, welche die Sporthalle an den Platz anbindet. In einer zweiten Ebene wird die Fläche mit einem farbigen Muster belegt, das durch seine Dynamik und die Farbwahl die Nutzbarkeit als Sport- und Spielfläche kennzeichnet und die Zusatznutzung als Stellplatz in den Hintergrund treten lässt. Weiter übernimmt die Grafik einen wichtigen Faktor zur Identifikation im Stadtraum. Die wenigen Ausstattungselemente aus Beton werden gezielt zur Markierung der Stellplatzflächen in Form von Anfahrbalken und als Sitz- und Skateelemente zur Platzbegrenzung eingesetzt.


Übergang zum Flutgraben

Der bereits umgestaltete Bereich am Flutgraben wird durch eine neue Treppenanlage an den Entréeplatz angebunden und dabei weiter in Richtung Straße verlagert um einen direkteren und selbstverständlicheren Zugang vom Straßenraum aus zu ermöglichen. Die Treppe selbst folgt in ihrer Ausgestaltung und Geometrie den bestehenden Treppen in der Mitte und im Süden. Durch die Entnahme der Hecke und der Öffnung des Hangbereiches wird die Treppe einsehbarer und mittels Handlauf vom Platz aus zusätzlich markiert.
Das zu erhaltende Flutgrabengeländer wird von alter Farbe gesäubert und neu lackiert. Bei zusätzlichem Bedarf kann das Geländer mittels vertikal verspannter Drähte und einem unteren Spannseil oder Rohr (je nach technischer und statischer Machbarkeit) in Anlehnung an das neue Geländer an der Inselspitze weiter modifiziert werden.
Zusätzlich ist die Herstellung eines Pontons im Flutgraben in Höhe des mittleren Treppenabganges denkbar, wird aber vom Entwurfsverfasser als nicht zwingend für die Verbesserung der Aufenthaltsqualität am Graben angesehen.


Hauptweg vom Eingangsplatz bis zur Treptower Brücke

Die durch das lineare Spiel- und das Gehölzband vorgegebene Geometrie und Ausbildung des Hauptwegebandes wird im Detail durch eine Verbreiterung um etwa einen halben Meter auf vier Meter Gesamtbreite modifiziert und großzügiger gestaltet. Der Belag wird einheitlich als Ortbetonoberfläche mit Besenstrich ausgeführt und unterstützt dadurch den flächigen und großzügigeren Charakter. Durch die bewusste Zusammenführung von Fußgänger- und Radverkehrsflächen in einer einheitlichen Oberflächengestaltung wird die angestrebte Entschleunigung konsequent umgesetzt. Die gemeinsame Nutzung fordert und fördert die gegenseitige Rücksichtnahme. Zusätzlich werden in unregelmäßigen Abständen in Reaktion auf die Durchgänge zum Spielband großflächige Rillierungen in der Betonoberfläche ausgefräst, die das schnelle Befahren unangenehm machen. Um weitere Konflikte zu reduzieren und der bereits hohen Anzahl an Sitzgelegenheiten im Spielband Rechnung zu tragen, wird bewusst auf viele weitere Einzelbankstandorte entlang des Wegebandes verzichtet und stattdessen ein zentrales Sitzblockelement wegbegleitend auf halber Strecke angeboten, das jedoch durch seine Positionierung und Materialität deutlich dem Gehölzbereich mit Häckselabstreuung und nicht dem Wegeband zugeordnet wird. Die Beleuchtung des Wegebandes erfolgt mittels Stelenleuchten mit einer Höhe von etwa 4,50 m, die entlang der westlichen Wegekante positioniert werden.


Inselspitze Geländer

Der sehr malerische Bereich der Inselspitze am Zusammenfluss des Flutgrabens und des Landwehrkanals ist geprägt von einer großen Offenheit am Wasser. Dieses Gefühl soll durch die transparente Neugestaltung des Geländers weiter erhalten bleiben. Gleichzeitig erfüllt die Umwehrung die Anforderungen an die Sicherheit im Bereich des Kinderspielplatzes. Diese beiden Kriterien werden durch eine vertikale Verspannung von Drahtseilen in einem Abstand von fünf Zentimetern gewährleistet. Die Drahtseile werden dabei am unteren und oberen Abschluss über einen breiten Holm geführt, was dem Geländer ein gewisses Volumen als Körper im Raum verleiht und durch die beidseitige Drahtbespannung interessante Moiréeffekte erzeugt. Der obere Holzholm trägt zum qualitativ hochwertigen Erscheinungsbild des Geländers bei. In seiner Geometrie wird eine dynamische sich windende Figur beschrieben, welche mit senkrechtem Beginn am Sportplatz und an der Treptower Brücke die Neigung der Uferböschung aufnimmt und mit zunehmender Neigung zu einer Beschleunigung in Richtung Inselspitze als Höhepunkt führt.


Verbindung Ernst-Heilmann-Steg und Görlitzer Ufer

Die Situation der vielgestaltigen Wegeflächen wird insgesamt bereinigt und vereinheitlicht. Dadurch gelingt es, einen klaren und barrierefreien Übergang zum Görlitzer Park herzustellen.
Dies wird durch die Weiterführung der Stützmauer der südlichen Rampe am Ernst-Heilmann-Steg in Form eines Betonelementes erreicht, welches den Höhenunterschied zwischen dem Uferweg und der Rampe vermittelt und gleichzeitig als großzügige Sitzgelegenheit am Ufer dient. Die Strauchpflanzungen zwischen Rampe und Uferweg werden entnommen um mehr Offenheit zum Wasser herzustellen. Rückseitig zur Straße hin werden die Strauchpflanzungen verdichtet um einen starken Rahmen zu erzeugen. Die Oberfläche der Stützwandmauer sollte mittels Sandstrahlen instandgesetzt werden. Die Betonpflanzgefäße auf der Mauerkrone sollten entfernt werden.


Görlitzer Park Süd – Neuer Zugang im Übergangsbereich zum Görlitzer Ufer

Der derzeit versteckt angeordnete und nur für Kenner auffindbare Zugang zum Görlitzer Park im Bereich der südlichen Görlitzer Straße wird durch eine großzügigere Eingangssituation im Eckbereich der Einfriedung ersetzt. Dazu werden in Analogie zu den bereits bestehenden Zugängen zum Görlitzer Park an der Falkensteinstraße und der Oppelner Straße in logischer Fortführung drei Zaunfelder in asymmetrischer Anordnung entnommen. Der neue Zugang ist vom Ufer her weithin sichtbar. Die Anbindung an das parkinterne Wegesystem erfolgt in der dort vorgegebene organische Formensprache der Wegeführung.
Zur Erhöhung der Sicherheit am Naturteich kann darüber nachgedacht werden, ob eine Art Durchlaufschutz zum Wasser in Form eines Rohres mit 5-10 cm Durchmesser in einer Höhe von etwa 40 cm über dem Belag mittels punktueller Stützen angebracht wird (ähnlich der Spielplatzbegrenzung im Durchgang von der Treptower Brücke zum Ernst-Heilmann-Steg). Die Materialwahl muss dabei dem naturnahen Gepräge des Ortes entsprechen und sollte die gestalterische Intention des Ortes nicht konterkarieren. Um mehr Transparenz und damit Aufenthaltsqualität zu erreichen und das Sicherheitsgefühl zu erhöhen, sollte der Bestand behutsam ausgelichtet werden.


Görlitzer Park Süd – Naturtreppe zur Anbindung an die zentrale Parkachse

Die vorhandene Treppenanlage wird durch eine großzügigere landschaftliche Treppe ersetzt, die den Baumbestand respektiert und so zwischen dem naturnahen Gehölzbereich und der großen offenen Parkachse vermittelt, zu welcher eine klare und konsequente Anbindung erfolgt.
Eingangsbereich M 1:200

Eingangsbereich M 1:200

Eingangsbereich Perspektive

Eingangsbereich Perspektive

Gelaender Inselspitze

Gelaender Inselspitze

Waldtreppe

Waldtreppe

Wegeband Detail M 1:25

Wegeband Detail M 1:25