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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2009

Stadthaus am Markt

Ausstellungsraum

Ausstellungsraum

1. Preis

Preisgeld: 35.000 EUR

Winking · Froh Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Mit dem Neubau des Stadthauses am Markt entsteht ein Baustein, der sowohl den aktuellen Historismus, die Postmoderne der Schirn, aber auch die archäologischen Zeugnisse Frankfurts in einem modernen Neubau zusammenführt.

Maßstab, Kubatur und Erscheinung interpretieren den Ort neu. Auf den Fundamenten der „Aula Regia“ entsteht ein dreigeschossiger Ausstellungs- und Saalbau.
Eine Begegnungsstätte für die Bürger Frankfurts und ein zentraler Ort der Stadtgeschichte.
Die römischen, karolingischen und spätmittelalterlichen Gebäudereste bilden in seinem Untergeschoss einen einmaligen „historischen“ Raum.
Besucher gelangen über die offene Loggia des Roten Hauses und das Plateau der Schirn in das Stadthaus. Das Erdgeschoss umfasst ein großzügiges Foyer und eine flexible Ausstellungsfläche. Im Zentrum befindet sich im Boden ein „historisches Fenster“ für einen ersten Blick auf die archäologischen Funde im Untergeschoss. Das Stadthaus wird seitlich von zwei Erschließungs- und Nebenraumzonen flankiert. Sie bieten im Inneren des Hauses eine hohe Nutzungsflexibilität und stören nicht die historischen Funde. Einläufige Treppenanlagen führen die Besucher der Ausstellung und des Saales unabhängig voneinander durch das Haus. Im obersten Geschoss befindet sich ein großzügiger Saal. Nebenräume und Büros der Verwaltung sind in einem Zwischengeschoss darunter angeordnet.

Die Häuserzeile am Markt wird weitgehend historisch rekonstruiert. Die Geschosshöhen werden an die neue Situation leicht angepasst. Die Zeile ergänzt als mittelalterliche Kulisse die Ausstellungskonzeption des Stadthauses. In den Erdgeschossen öffnen sich Läden oder Flächen für Gastronomie zum Markt. Darüber entstehen attraktive Ateliers und Wohnungen über mehrere Etagen und ein Gästehaus. Die östlichen Gebäude werden über einen kleinen Hof hinter der „Goldenen Waage“ erschlossen.

Zwischen Dom und Stadthaus entsteht ein neuer Stadtplatz. Die Funde außerhalb des Stadthauses erhalten hier wie auch auf dem Eingangsplateau „archäologische Fenster“.


Form, Konstruktion, Erscheinung

Das Stadthaus gibt sich nach außen steinern. Der Stahlbetonbau erhält eine Vormauerschale aus Ziegelmauerwerk mit sandig geschlemmter Oberfläche. Die Fassadengestalt greift so das Vielschichtige und Fragmentarische des Ortes bewusst auf. Die ruhigen Lochfassaden erhalten großzügige Verglasungen mit gemauerten, massiven Lisenen. Ihre enge, betont vertikale Teilung greift bewusst den Duktus der mittelalterlichen Fachwerkbauten auf. Ein Satteldach in Form eines Kaltdachs mit Zinkblechdeckung bildet die „fünfte“ Fassade des Hauses.

Die Lasteinträge des Neubaus erfolgen im Untergeschoss nur punktuell. Die historischen Funde bleiben so weitgehend unberührt und werden in das räumliche Konzept integriert.


Nachhaltigkeit, Gebäudetechnik, Ökologie

Das Gebäudetechnische Konzept umfasst Wärmeversorgungsanlagen mit Niedertemperaturheizung und Bauteilaktivierung der Außen- und Kellerwände zum Schutz der Exponate. Die Wasser- und Abwasseranlagen werden so konzipiert, dass die Ausstellungsbereiche nicht beeinträchtigt werden können. Die Lufttechnischen Anlagen versorgen insbesondere die Ausstellungs- und Veranstaltungsräume. Die Zentralen Einheiten werden im Zwischengeschoss und über dem Foyer des Saales im Dach angeordnet. Auf kurzem Weg können so über einen zentralen Schacht und abgehängte Decken alle betroffenen Räume versorgt werden. Die Büro- und Seminarräume werden über die Fassade natürlich belüftet. Alle Fenster erhalten einen außen liegenden Blend- und Sonnenschutz in Form eines Screens.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein großes stattliches Gebäude für das neue Stadthaus am Markt – eine schöne Idee. Die Entscheidung, die Häuserzeile entlang des Markts weitestgehend zu rekonstruieren, hält den Verfassern den Rücken frei, eine wunderbar gelassene städtebauliche Lösung mit einem großen Haus, in dem alle Funktionen des Stadthauses untergebracht sind. Dadurch, dass das Raumprogramm auf das unbedingt Erforderliche reduziert wird, gelingt es den Verfassern, den Fußabdruck des Gebäudes auf das Ausmaß der Karolingischen Königshalle zu beschränken. Das hat zur Folge, dass sowohl vor dem Dom als auch zur Schirn hin großzügig dimensionierte Platzräume gebildet werden – so großzügig, dass einige der Preisrichter der Auffassung waren, diese könnten zugunsten eines etwas größeren Hauses auch reduziert werden, womit eventuell auch der Mangel behoben werden könnte, dass im Bereich der römischen Therme die Raumhöhe nur einen Kriechkeller zulässt. Kontrovers wird auch die mehrfach verwendete Horizontalverglasung über den Blickfenstern zum archäologischen Garten diskutiert, dies vor allem in Hinblick auf Realisierbarkeit und Dauerhaftigkeit. Nichtsdestotrotz ist der archäologische Bereich für die Besucher anschaulich und übersichtlich präsentiert.

Etwas holprig ist noch die Einbindung der Topographie, sowohl was die an die Säulenhalle des Roten Hauses geklemmte Erschließungstreppe als auch die zum Nebeneingang führende Terrasse (hier könnte eine einfache daran anschließende Treppe Abhilfe schaffen) anbelangt.

Richtig schön ist jedoch der konsequent aus der Dimension der aula regia entwickelte Baukörper des Stadthauses. Das aus der Gründungssituation hergeleitete Prinzip der wandartigen Träger bestimmt das Erscheinungsbild des Hauses, die Konstruktion und das Erschließungskonzept. Zwischen den Erschließungsspangen befinden sich gut proportionierte und nutzbare Räume (Foyers / Saal), die attraktiv zum Dom bzw. zur Schirn hin orientiert sind. Dass bei dieser Stringenz auch einige Zwänge entstehen müssen, ist fast unausweichlich. In Hinblick auf die Erschließung, niveaugleiche Anordnung der Nebenräume, Anlieferung etc. könnte auch hier ein etwas vergrößertes Haus dienlich sein.

Es beeindrucken jedoch die wohl proportionierten Fassaden, auch hinsichtlich der vorgeschlagenen Materialisierung, Lichtführung und Ausbildung hinsichtlich Lüftung, Verdunkelung etc.

Insgesamt handelt es sich um einen sehr wertvollen Beitrag der auf überraschende Weise die komplexe Aufgabenstellung in einem (scheinbar) einfachen Haus löst und der auch hinsichtlich einer eventuellen Weiterentwicklung großes Potenzial aufweist.
Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Modell

Modell