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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2009

Stadthaus am Markt

2. Preis

Kleihues + Kleihues Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

Building Applications Ingenieure Kasche Lußky Dr. Krühne

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Die Entscheidung, der historischen Mitte Frankfurts wieder ihre mittelalterliche Maßstäblichkeit und Dichte zu verleihen, wird als Chance begriffen. Das Volumen des Stadthauses ist so gewählt, dass die Proportionen der neu geschaffenen Außenräume an historische Straßenprofile angelehnt sind wodurch das Raumgefühl des alten Stadtzentrums erzeugt wird. Ein wesentliches Charakteristikum der mittelalterlichen Struktur ist deren Kleinteiligkeit und die durch Versprünge und Faltungen geprägten Blockkanten. Hieraus ergibt sich die Gliederung des Volumens in einzelne Segmente, deren Abmessungen jenen der alten Stadthäuser entsprechen und deren Fassadenflächen teilweise gegeneinander gedreht sind.

Durch das Hervortreten des Stadthauses vor die östliche Flucht der Goldenen Waage entsteht vor dem Hauptzugang des Stadthauses ein klar gefasster Vorplatz, der gleichzeitig den Eingang zur U-Bahn markiert.

Der Straßenzug Markt wird in seinem ursprünglichen Verlauf wiederhergestellt.


Die Herausforderung für den Entwurf des Stadthauses besteht darin, eine Architektursprache zu entwickeln, die zeitgemäß ist und zugleich eine Assoziation mit dem vorher Dagewesenen hervorruft. Der Weg führt über die Analyse der mittelalterlichen Häuser. Das Ergebnis ist ein abstraktes Bild, das durch die Übernahme von wesentlichen plastischen Merkmalen und charakteristischen Proportionen in stark reduzierter Form entsteht. Das neue Haus lässt eine Verwandtschaft mit dem Alten erkennen, offenbart aber zugleich einen eigenständigen Charakter. Die für das historische Stadtbild typische kleinteilige Dachlandschaft, die sich aus einzelnen stark geneigten Satteldachflächen zusammensetzt, wird auf den neuen Bau übertragen. Der dadurch kleinteiliger wirkende große zusammenhänge Baukörper wird sich so selbstverständlich in die neue/alte Mittelalterliche Struktur einfügen.

Um die abstrakte Wirkung des Gebäudes zu unterstreichen, wird dessen gesamte äußere Hülle mit dem gleichen Material bekleidet. Als Material, das sowohl technisch geeignet ist, als auch mit dem Ort eng verknüpft ist, bietet sich ein roter Mainsandstein an.

Die Häuser am Straßenzug Markt werden ihrem einstigen Duktus gemäß erstellt. Im Unterschied zur „Goldenen Waage“ und dem „Roten Haus“ handelt es sich dabei jedoch nicht um eine Rekonstruktion. Stattdessen werden die wesentlichen Merkmale bis hin zu charakteristischen Details in einer vereinfachten Weise nachempfunden. Alle Unregelmäßigkeiten werden dabei bewusst in Kauf genommen.

Die innenräumliche Konzeption des Stadthauses ist im Wesentlichen auf den Archäologischen Garten bezogen. Er ist das Schlüsselelement, das nicht nur die Vorgaben für die Anordnung und Proportionierung der Räume liefert, sondern immer wieder in unterschiedlicher Weise erlebbar gemacht wird. Im Zentrum der Ausgrabungen steht der ehemalige Krönungssaal, dessen Abmessungen auf den exakt darüber liegenden zentralen Ausstellungs-/ Veranstaltungsraum des neuen Stadthauses übertragen werden. Um diesen räumliche Zusammenhang auch im Archäologischen Garten erlebbar zu machen, wird der neue Saal als „Haus im Haus“ konzipiert. Zwischen dem Saal und den ihn umgebenden Ausstellungsbereichen verbleibt ein Luftraum über den Tageslicht bis auf die unterste Ebene des geführt wird. Über den Zwischenraum wird der Archäologische Garten auch von den oberen Ebenen aus sichtbar, wodurch ein Zusammenhang zwischen der stadtgeschichtlichen Ausstellung und dem Ausgrabungsfeld hergestellt wird. Die Bereiche des Archäologischen Gartens, die nicht vom neuen Stadthaus überdeckt sind, werden über begehbares Glas sichtbar gemacht. Insbesondere vor dem Eingang und im inneren Eingangsbereich befinden sich markante Mauerreste, über die das Thema des Hauses in den Außenraum getragen wird.

Insgesamt ist das Stadthaus als introvertiertes Gebäude konzipiert in dem der Fokus primär auf die Ausstellungsexponate und den Archäologischen Garten gerichtet ist. Durch die Anordnung von großen Fensteröffnungen werden aber auch gezielt Ausblicke in die Stadt geschaffen, die sowohl der Orientierung dienen als auch den Blick für die Geschichte der Stadt öffnen, in dem die ganz unterschiedlichen umgebenden Bauten sichtbar gemacht werden.