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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2009

Ersatzneubau Bibliothek und Rotationsgebäude für Lehre und Forschung als Neues Gesicht zur Stadt, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen

Anerkennung

Chestnutt_Niess Architekten

Architektur

Bauer.Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Laux, Kaiser + Partner Ingenieurgesellschaft mbH

TGA-Fachplanung

EiSat GmbH, Engineered Structures

Tragwerksplanung

Transsolar Energietechnik GmbH

Bauingenieurwesen

Halfkann+Kirchner

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept
Was bisher die Bahnseite der Universität Duisberg-Essen war, trägt auch die ar-chitektonischen Merkmale einer Rückseite. Nun wird sie zur Vorderseite. Diese Aufgabe ist natürlich dadurch weit mehr als lediglich eine Bauaufgabe zur Erfül-lung der erforderlichen Programmflächen. Die städtebauliche Entwicklung der bis-her lauten und belastenden Bahnfläche stellt eine Notwendigkeit dar über diese bisherige Rückseite neu nachzudenken. Mehr noch, diese Maßnahme stellt überhaupt erstmalig die Möglichkeit dar, den ursprünglichen Masterplan des Campus vollkom-men neu zu sehen. Der Entwurf des bestehenden Universitätscampus in Essen wurde unter Berücksichtigung der Belastung dieser örtlichen Gegebenheit konzipiert. Aus diesen Gründen u.a. damals wurde eine Ringbebauung als schützende Wand ent-wickelt.
Mit unserem Vorschlag wollen wir die neue Bauaufgabe nicht nutzen, um die Ring-bebauung, wie in den Vorstudien weit gehend vorgeschlagen wurde zu durchbrechen. Als brückenartige Bauwerke haben die Entwürfe der Vorstudien alle die gemeinsa-men Eigenschaft suggeriert, dass es eine Barriere gibt, die schnell überwunden werden muss, um ins Zentrum zu gelangen. So wird die Ruckseitensituation nie aufgehoben, sie wird im Gegenteil durch diese städtebauliche Haltung bewahrt. Wir interpretieren die Entwicklung als natürliches Wachstum. Wie eine Zwiebel-schicht soll sich der Campus nach Süden entwickeln. Die Universitätsstrasse soll damit nicht mehr als hintere Lieferstrasse funktionieren sondern soll als nutz-barer Campusraum im Form eines Campusboulevards dazu gewonnen werden. Der Boule-vard ist zum Flanieren, Entspannung und zur Kommunikation vorgesehen sowie für die Anlieferung und Brandbekämpfung befahrbar. Die grüne Mitte soll als Herz des Campus bleiben. Sie soll über die bestehende aber auch über neue, behutsam in den Bestand eingearbeitete, jedoch großzügige Verbindungen mit der neuen Uni-versitäts- sowie städtebaulichen Entwicklung vernetzt werden.
Die neue städtebauliche Schicht versteht sich als Filter, als Eingang und als Gesicht zur Stadt. Sie ist sorgfältig entwickelt worden, um einerseits die Viel-zahl an Funktionen der neuen Entwicklung logistisch optimal zu organisieren und anderseits die Chance zu nutzen, Besuchern die aus der Stadt kommen, den Höhen-unterschied zwischen der ehemaligen Bahnfläche und der Campusebene als Eingang zum Campus klug zu inszenieren.
Die bandartige Entwicklung der Campuserweiterung sieht eine Sockelbebauung vor, dessen Oberkante auf Höhe der neuen Stadtentwicklung des Universitätsviertel liegt. Der Sockel beherbergt alle öffentliche Funktionen wie die großen Hörsäle und Seminarräume des Rotationsgebäudes sowie das Schaufenster mit Ausstellungs-flächen, den Eingang zum Studierendenservicezentrum und den Haupteingang der neuen Bibliothek mit ihrem Bibliothekssaal. Diese Bereiche sind für die Studie-renden alle entlang des neuen Universitätsboulevards (ehemalige Universitäts-straße) übersichtlich und großzügig erschlossen.
Leicht aus der städtebaulichen Hauptachse verschoben und über dem Sockel „schwe-bend“ hebt sich der Kubus der neuen Bibliothek. Die stadträumliche Achse mündet mit Blick auf die Bibliothek über Eck, wie schon bei den alten Griechen prakti-ziert, um die Plastizität der Baukörper zu erhören. An dieser Mündung, neben der Bibliothek, als Nahtstelle zwischen Stadt und Universität, entsteht ein Platz mit einer großen Freitreppe als Verbindung zur Campusebene und zum Boulevard. An diesem Platz befindet sich im Westen ein Eingang für Besucher zum offenen Teil der Bibliothek sowie im Osten das Café, welches den Platz belebt. Die östliche Platzwand, mit dem Cafe, wird vom ersten Bauteil des Rotationsgebäudes gefasst. Als Teil des „Schaufensters“ wird diese Platzwand mit einem breiten Lichtschlitz versehen, welche über eine Freitreppe und einem behindertengerechten Aufzug den Besucher auf die untere Ausstellungsebene gleitet. Die städtebauliche Figur des „Filters“ des Rotationsgebäudes entlang dem Park der „Rheinischen Bahn“ bietet Flaneure kontrollierte Ein- und Durchblicke sowie fußläufige Verbindungen zum Campus.
Der östliche Anfang des städtebaulichen Bandes greift die Flucht des Geisteswis-senschaftengebäudes (Geb, R12S) als Eingang in der Gladbeckerstrasse auf. Im ersten Bauabschnitt schließt das Band im Westen mit dem Bauteil des Studieren-denservicezentrums, mit einem notwendigen Abstand zu den Laboren der Ingenieur-wissenschaften, ab. Langfristig wird die Fortführung des Bandes nach Westen bis an das studentische Wohnheim vorgeschlagen. Hier findet das Band ihr natürliches Ende gegenüber dem letzten Bauteil der alten Ringbebauung (Geg. V15 R). Als Bau-abschnittsbildung wird die logische Nahtstelle zwischen den Ausstellungsflächen des Schaufensters und dem Rotationsgebäude vorgesehen.
Das Rotationsgebäude
Das Rotationsgebäude wird aus mehreren mit einander verbundenen Flügeln gebil-det. Diese Baukörper erlauben eine städtebauliche Durchlässigkeit und gliedern die Bandbebauung als städtebauliche Filter. Die Flügel sind zudem auch zur bes-ten Ausnutzung vom natürlichen Licht weitestgehend mit ihren transparenten Fens-terfronten als Metal- und Glaspanellen nach Westen und Osten angeordnet. Verbin-dungsbauteile binden die Nord- Süd gerichtete Zeilen als wahrnehmbare „Häuser“ zusammen. Durch die Verbindungsbauteile entstehen eine Vielzahl an Querverbin-dungen zwischen den einzelnen Riegeln, und die hier angesiedelten Kommunikati-onsflächen verleihen ihnen eine Lebendigkeit in der täglichen Nutzung. Alle Flü-gel des Rotationsgebäudes werden über eine breite „Magistrale“ im Sockelgeschoß übersichtlich und kürzläufig miteinander verbunden. An dieser Magistrale werden die großen Hörsäle und Seminarräume sowie die Erschließungskerne klar und leicht auffindbar angeordnet. Lichthöfe und Lichtschlitze spenden dem Sockelgeschoß natürliches Licht. Diese Lichtelemente gliedern die Magistrale und begleiten den Raum mit rhythmischen Aufweitungen. Diese verleihen den dort angesiedelten Räu-men einer übersichtlichen Orientierung. Die Erschließungsspur der Magistrale setzt sich im Erdgeschoß fort. Ab dem Erdgeschoß wachsen die Bauteile der Flü-geln des Rotationsgebäudes aus der tektonischen Sprache des Sockels heraus da sie mit eingefärbten Sichtbetonelementen verkleidet sind. Alle Bauteile sind in ihrer Tragstruktur mit weit gespannten Decken flexibel nutzbar. Staffelgeschosse nach Westen erlauben einen guten Lichteinfall - bis in das Sockelgeschoß hinein. Durch die Orientierung der Flügeln sind Durch- und Ausblicke zur Stadt hin aus fast allen Büros, Labore und Seminarräume möglich.
In dem Riegel förmigen Bauwerk westlich der Bibliothek wird das Studierendenser-vicezentrum vorgesehen. Hier mit einem großzügigen Haupteingang zur Adressenbil-dung am Universitätsboulevard sowie weiteren Eingängen auf dem Sockelgeschoß über den Platz mit seinem Café wird das Bauwerk für Studenten und Besucher leicht erschlossen und kann mit eigenen Öffnungszeiten betrieben werden. Das Bauwerk bildet auch den Auftakt für eine zukünftige Erweiterung des neuen Uni-versitätsbands nach Westen. Diese städtebauliche Erweiterung soll in ähnlichen urbanen Häusern wie beim Rotationsgebäude fortgesetzt werden und bildet zusammen mit der neuen Bibliothek das neue Gesicht und die städtische Kante der Universi-tät.

Die Bibliothek
Die Bibliothek als „ leuchtender“ Körper „schwebt“ optisch über dem städtebauli-chen Band der neuen Campusschicht und wirkt durch seine schimmernde Haut und Höhe als Wahr- und Sichtzeichen, sichtbar von der Stadt als auch von der grünen Mitte des Campus. Sie versteht sich als moderne Bibliothek und „Learning Cen-ter“. Während das Freihandmagazin mit OPAC Bereichen und Vorhalteflächen für die Ausleihe im Untergeschoß untergebracht sind nur vom gesicherten Bereich Zugäng-lich, werden die logistisch viel beanspruchten und lauten Bereiche (Lehrbuch-sammlung, Verbuchungs-, Rückgabetresen, Informationsbereiche, Anlieferung etc.) im Sockelgeschoß am Haupteingang am Boulevard und am Schaufensterfoyer angesie-delt. Während diese kommunikativen Bereiche in Eingangsnähe der Bibliothek vor-gesehen sind, werden die ruhigeren Bereiche auf dem Weg nach oben in den Turm der Bibliothek verteilt.
Die Flächen vor der Buchsicherungsstelle sind für Information, Bibliotheksaal mit Garderobenflächen großzügig gestaltet. Hier findet eine kleine Buchhandlung mit Lehrmitteln etc. sowie ein Kopierzentrum Platz. Synergien entstehen durch den Austausch zwischen den offenen Bereich der Bibliothek und den Ereignissen der Ausstellungsflächen und Events im Bibliothekssaal sowie dem Schaufenster mit dem großen repräsentativen Vortragssaal. Diese Verflechtung der Bibliothek mit den anderen Funktionen soll die Bibliothek sowohl physisch als auch virtuell zum „Informations- und Kommunikationsknotenpunkt“ im Zentrum der Universität werden lassen. Alle diese Bereiche sind aus diesem Grund sowohl vom Platz und vom Cam-pusboulevard aus direkt und leicht erschlossen. Auch die Magistrale hat ihr An-fang bzw. Ende hier an diesem Forum.
Der gesicherte Bereich der Bibliothek beginnt an der Informations- und Verbu-chungstheke. Hier sind selbstverständlich Selbstverbuchungspunkte angesiedelt sowie ein breiter Übergang zur Lehrbuchsammlung vorgesehen. Zur Sicherung und automatischen Verarbeitung der Bücher wird RFID-Technologie vorgesehen. Dement-sprechend wurden Ein- und Ausgänge so gestaltet, dass die Kontrolle der RFID-Chips möglich ist. Hinter der Verbuchungstheke sind Büros und Räume der Verbu-chung, Ausleihe und Sortierung um einen großen Lichthof angeordnet. Die Anliefe-rung von Medien erfolgt über einen eigenen Lieferanteneingang. Auch die Mitar-beiter/innen der Bibliothek können den Verwaltungsbereich über diesen eigenen Zugang betreten und verlassen. Dieser muss nicht mit der sonst üblichen Sicher-heitstechnik für RFID ausgestattet sein. Zusammen mit der Anlieferung und die dafür notwendige Büros für Postein- und Ausgang befindet sich ein großer Lasten- und Personalfahrstuhl der sämtliche Ebenen der Bibliothek erschließt. Die Büros und Arbeitsräume der weiteren Etagen wurden so angeordnet, dass sie den „Lauf der Medien“ von der Anlieferung über die Bearbeitung bis zum Regal folgen. Die Publikumsnahe „Backoffices“ (Ausleihe, Fernleihe und Digitale Bibliothek) sind im Sockel bzw. Erdgeschoß, nahe der Verbuchung, vorgesehen. Die publikumsferne Büros (Dezernat Medienbearbeitung sowie Kodierung und Buchzugang in den ersten beiden Obergeschosse.
Nach passieren der Buchsicherungsschleuse führt den Besucher eine breite Treppe oder als schnelle Verbindung drei gläsernen Personenfahrstühlen hinauf in den Turm der Bibliothek. In der neuen Bibliothek finden Studierende Raum, um einzeln oder in Gruppen zu lernen, Inhalte zu erarbeiten, Information und Erfahrung aus-zutauschen. Die Studenten sollen die Bibliothek rund um die Uhr (24 Stunden / 7 Tage) besuchen können. Sie sollen die Bibliothek als „Learning Center“ d.h. als „Büro“ und Wohnzimmer zugleich verstehen. Die Raumanordnung und grundsätzliche Organisation versucht verschiede Lerntypen anzubieten. So werden Einzelarbeits-plätze, Gruppenräume und Learninglounges sowie Lesesäle und Silentien vorgese-hen. Die Studienzonen werden unterschiedlich gestaltet z.B als kleine Arbeits-plätze mit Tisch und Sessel bis zum Break-Out-Rooms für mehrere Personen bis zu den großen thematischen Lesesälen und einem Lesegarten als Silentium dem Himmel zugewandt.
Die Anordnung der Bereiche und Arbeitsplätze wurden von uns möglichst nach Lärm- und Frequenzzonen“ angeordnet. Grundsätzlich sind lauter und stärker frequen-tierte Bereiche unten und die ruhigere und weniger frequentierte Bereiche oben vorgesehen. Diese akustische Organisation wird pro Etage konzentrisch vorgese-hen. Das Zentrum, am lautesten, ist wie ein kleiner Stadtplatz mit jeweils einem Infopoint und OPAC Plätzen sowie die Fahrstühle und WC Anlagen. Nach Außen wird es ruhiger. Sehr ruhige Arbeitsplätze, als Carrels oder Studiolos, werden meist den Lesesälen zugeordnet und von den anderen Bereichen getrennt. Ruhige Arbeits-plätze werden von den anderen Bereichen der Bibliothek durch Glaswände abge-schottet. Moderat laute Arbeitsplätze werden in der Buchaufstellflächen ge-streut. Kommunikative Arbeitsplätze laden zum gemeinsamen Arbeiten ein. Diese Gruppen- und Projekträumen sind als Laute Arbeitsplätze ebenfalls durch Glaswän-den abgetrennt.
Über dem Eingangsbereich des Sockel- und Erdgeschosses befindet sich der erste von den sechs thematisch belegten Lesesälen, die Nutzung und Entwicklung der Bibliothek in die Höhe begleiten und gliedern. Als erster Saal schwebt wie eine Glocke der Schalenförmiger Zeitschriftenlesesaal über dem Eingangsbereich. Neben den Aufzügen schrauben Treppen ihren Weg an der „Newslounge“ und den Zeitschrif-tenlesefläche in das erste Obergeschoß.
Ab dem zweiten Obergeschoß steht der erste von den vier, nach den Himmelsrich-tungen orientierten dreigeschossigen Lesesälen. Der erste ist der große „Ost-saal“ und wird den Bildungswissenschaften zugedacht. Seine Gestaltung wird ge-prägt von turmartigen runden Regal- „Stämmen“. Die terrassierten Etagen des Saals werden von dem „Wald“ der Stämme gegliedert und bieten offene und ge-schlossene Leseplätze. Der Ausbau wird von dem Material Holz und Herbstfarben geprägt. Eine Carrelwand, wie Theaterloggien, bildet eine Wand des Lesesaals. Eine „dicke“ Wand, gegenüber, beherbergt Schließfächer. Beide sind aufgedoppelt zur Führung der notwendigen Leitungen der Lüftung sowie wegen der Akustik etc. Die dritte Wand zur Mitte hin ist weitestgehend verglast. Die Höhe der Lesesäle erlaubt somit einen Lichteinfall weit bis in die Mitte des Würfelförmigen Bib-liotheksbauwerks.
Ab dem dritten Obergeschoß wird den Westsaal dem Quader des Ostsaals entgegen gestellt. Dieses Spiel der zwei Säle als Körper gegenüber setzt sich mit den wechselnden Sälen bis ins 7. Obergeschoss fort. Die zwei Säle stehen im Raum der Bibliothek wie zwei Bauten gegenüber die einen zentralen Platz bilden. Der Platz ist der kommunikative Bereich. Die frei gestaltbaren Buchaufstellfläche gliedert die Fläche der Etage. Fassadenbereiche werden für eine flexible Anzahl von Ar-beits-, Gruppen- und Leseplätzen vorgehalten.
Der Westsaal, zwischen dem 3. und 5. Obergeschoß ist für die Wirtschaftswissen-schaften bestimmt. Thematisch wird er von den „Wegen des Wissens“ geprägt. Die-ser Saal wird im Material und Gliederung modern und abstrakte geprägt sein. Durchkreuzende „Wege“ als Galerieflächen spalten den Raum und verleihen eine Gliederung der Dynamik.
Der Nordsaal, zwischen dem 5. und 7. Obergeschoss, wird für die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften vorgesehen. Dieser längliche Saal greift die Meta-phorik des klassischen Bibliotheksaals als Galeriesaal auf. Hier wird die Ges-taltung und Materialitäten von den klassischen Bibliotheksvorbildern beflügelt.
Zur Stadt hin orientiert, wird der Südsaal zwischen dem 6. und 8. Obergeschoß vorgesehen. Er wird als „Landschaft“ gestaltet und dient als Lesesaal der Mathe-matik, Natur- und Ingenieurswissenschaften. Die Terrassen der Leseebenen als topografische Linien, die durch den Raum schwingen, bilden Tal und Ebene als Raumgefühl. Helles Holz und hellgrüne Farben herrschen im Raum vor. Alle Säle der vier Himmelsrichtungen erhalten einen großen gewebten Vorhang als Blend-schutz. Die Webungsmasche richtet sich nach der Himmelsrichtung. Das öffnen und Schließen der Lichtdurchlässigen Vorhängen erhört die Theatralik der Räume.
Der Letzte Saal ist dem Himmel gewidmet. Er ist als Atrium von der 10. bis zur 8. Etage eingeschnitten. Somit werden die oberen Etagen wie ein Lesegarten ver-standen, in dem das gestufte Atrium durch Pflanzen und Bäume zwischen den Lese-tischen eine Exotik für Denker den Raum prägen soll. Die der publikumsfernen Büros werden gebündelt in den oberen letzten Etagen vorgesehen. Die Büros der Fachreferenten sind im 8. Obergeschoß vorgesehen wobei sie Präsenztage an den diversen Informationsstände haben, die sich auf allen Ebenen der Bibliothek be-finden.
Materialien, Fassaden, Raumakustik
Die Neubau Materialien wurden aus der Sicht der Ökologie und Nachhaltigkeit be-wußt gewählt.
Die Nord- und Südfassaden des Bandes (Rotationsgebäude) werden „Hart“ gestaltet - aus einer Verkleidung aus vorgefertigten, eingefärbten Betonfertigteilen. Die Ost/Westfassaden werden „weich“ gestaltet, als Metal- und Glaspaneelen. Das Öff-nungsverhältnis beider beträgt <60%. Die Fassadenflächen sind tageslichtopti-miert, so dass die Räume auch an einem trüben Tag ausreichend mit natürlichem Tageslicht versorgt werden. Ein zweigeteilter Sonnenschutz, der im Oberlichtbe-reich geöffnet sein kann, während er im übrigen Bereich geschlossen ist, sorgt bei aktiviertem Sonnenschutz für ausreichendes Tageslicht in den Räumen. Das Kunstlicht wird tageslichtabhängig gesteuert.
Der Fassadenaufbau des Bibliotheksturms ist als funktionale und gestalterische Schichtung konzipiert. Die Schichtung verleiht dem Gebäude eine geheimnisvollen Tiefe, und bewirkt eine schimmernde Lichtreflexion, die eine Leichtigkeit der Entmaterialisierung suggerieren soll. Zur Lichtbrechung und Entblendung wird eine Außenhaut aus gespanntem Edelstahlgewebe vorgesehen. Ein Wartungssteg er-laubt eine Begehbarkeit für Wartung/Reinigung etc. Hinter dem pflegeleichten Edelstahlgewebe werden öffenbare Fenster als Holz/Glaskonstruktion mit einer außenseitigen Haut aus Aluminium vorgesehen. Die reflektierenden Aluminium- und Glasflächen soll mit Pixeln als Supergrafik eines Steinmusters bedruckt werden. Tagsüber spiegelt das Licht gegen diese zweiten reflektierenden Haut und wird, wie bei einem Aquarell, durch die Edelstahlgewebe wieder nach Außen bildhaft reflektiert. Die Holz-Aluminium Elementfassade wird mit Wärmeschutzglas mit Ar-gonfüllung dreifach verglast vorgesehen (Ug-Wert 1,2, g-Wert 0,58, Lt 0,76). Die Elemente sind zur Reinigung von innen öffenbar vorgesehen. An allen vier Fassa-den werden außen liegende Sonnenschutzjalousien mit einer Lichtlenkung im oberen Teil vorgesehen.
Die schwebende Leichtigkeit der Bibliothekswürfel wird an allen vier Seiten von den großen Einschnitten der Lesesäle unterbrochen. Hier wird keine Metallgewebe vorgesehen sondern eine hinterlüftete Außenverglasung mit einer zweiten inneren Schicht aus einer thermisch getrennten Pfostenriegelkonstruktion. Im Fassaden-zwischenraum befindet sich der Sonnenschutzvorhang. Diese Gestaltung soll Ein- und Ausblicke der Lesesäle unterstreichen.
Die Bodenbeläge der Bibliothek sind aus Teppich vorgesehen, im Foyer und der Magistrale sollte ein Naturwerkstein oder Feinsteinzeug zum Einsatz kommen. Die Trennwände der Büros und Gruppenräume sind als Holz/Glaskonstruktion vorgesehen.

Freianlagen
Der städtebaulich- räumliche Ansatz des Entwurfs bildet einen neuen Rand des Universitätsgeländes zur Stadtseite (Universitätsviertel) als lineare Entwick-lung. Der sich in diesem Konzept klar gliedernde Freiraum der ehemaligen Univer-sitätsstrasse wird als Campus Boulevard begriffen und geformt. Kopf wird ein neugestalteter Stufenplatz an der Gladbecker Strasse, Rückgrat des Boulevards ist eine zweireihige lichte Allee aus Gleditschien. Der Bereich unter diesen Bäumen ist als wasserdurchlässige ‚weiche’ Belagsfläche ausgebildet, die als Treff- und Aufenthaltspunkt gestaltet ist. Die umgebenden ‚harten’ Belagsflächen sind Bewegungsraum für Fußgänger oder Radfahrer und nehmen auch den Erschlie-ßungs- und Andienungsverkehr auf. Individueller motorisierter Verkehr findet hier nicht mehr statt. Grüne Spuren in Form von langen Grünbeeten mit Sitzrän-dern und ein schmaler ‚Wasserschlitz’ unterstützen die Linearität des Raumes. Im nördlichen Aufweitungsbereichen zum Bestand liegt ein Baumhain (Amelanchien) in einer Wiesenfläche als schattige Erholungsinsel und leitet über in den grünen inneren Campus, der eher der Gartenraum der Universität ist. Eine neue bedeuten-de Verbindung zwischen innerem Campus und dem Campus Boulevard wird über ein durch das Bestandsgebäude V15 S geschobenes, verbindendes Glashaus geschaffen.
Der neue Gebäuderand aus Bibliothek, Seminar- und Verwaltungsgebäude bildet ein-zelne Plätze/ Höfe in schienenartiger längsgerichteter Gestaltung, die jeweils Verbindungen zwischen dem städtischen Grünzug und der Universität sind und auf dem Höhenniveau des städtischen Anschlusses liegen. Den Schwerpunkt bildet hier der Platz an der Bibliothek, der am Kopf des Grünraumes des Universitätsviertels liegt. Eine große Treppe verbindet den Campus Boulevard über den Platz mit dem neuen Stadtteil. Die Materialität der Plätze und Höfe lehnt sich an die Nähe zu den ehemaligen Bahnanlagen an und besteht aus verschiedenen Stein-, Stahl- und Betonwerkstein und Elementen.
Der gesamte Entwurf ist so angelegt, dass eine weitere Ergänzung nach Westen bis hin zur Segerothstrasse erfolgen kann.

Brandschutz
Im Rotationsgebäude wurden die Brandabschnitte und baulichen Rettungswege, ins-besondere die Fluchtweglängen optimiert. Grundsätzlich stehen stets zwei bauli-che Rettungswege über Treppenräume , die ins Freie führen, zu Verfugung.
Es werden weitestgehend nicht brennbare und schwer entflammbare Baustoffe ver-wendet. Über entsprechende Feststellanlagen soll eine entsprechende Großzügig-keit und Weite der Räumlichkeiten erreicht werden.
In der Bibliothek wird aufgrund von offenen Etagenverbindungen von einer Brand-meldeanlage sowie einer Löschanlage in bestimmten Bereichen ausgegangen. Die zwei Treppenhäuser sowie die Aufzugsanlagen werden stets über einen Vorraum er-schlossen. Ebenfalls wird ein Feuerwehraufzug mit rauchfreier Schleuse vorgese-hen.
Visualisierung: Chestnutt_Niess Architekten

Visualisierung: Chestnutt_Niess Architekten