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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2009

Ideenwettbewerb "Danewerk und Haithabu"

4. Preis

Schweingruber Zulauf Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Ammann Albers StadtWerke

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Das Danewerk als überregionales Element
Sperrung Nord-Süd ?
Als Sperrwerk macht sich das Danewerk die trennende Wirkung der benachbarten Gewässer zunutze: Es besetzt das Land an der schmalsten Stelle der Wasserscheide. So sehr es damit Nord und Süd trennt, so sehr verbindet es Ost und West: Es markiert den kürzesten Weg zwischen Haddebyer Noor und Treene, zwischen Schlei und Eider, zwischen Ostsee und Nordsee.

Verbindung Ost-West !
In dieser Gleichzeitigkeit von trennender und verbindender Wirkung liegt nicht nur ein
reizvolles Paradoxon, sondern auch ein Potential für das Wegenetz des Tourismus, das man sich nicht entgehen lassen darf: Über das Wasser kann das Danewerk sinnfällig und attraktiv mit Schleswig, Kappeln oder Eckernförde im Osten und mit Friedrichstadt, Tönning und gar St. Peter im Westen verbunden werden. Damit besteht nicht nur ein interessantes Beziehungspotential zu diesen touristischen Zentren, sondern auch ein Anschluss an die Bahnlinien nach Hamburg und Dänemark.

Touristisches Potential
So können attraktive Rundwege angeboten werden: Mit dem Zug nach Friedrichstadt, mit dem Boot nach Hollingstedt, Wanderung den Hauptwall entlang zum Mittagessen in Haddeby, zu Wasser über Noor und Schlei am Seesperrwerk vorbei nach Fleckeby, den Ostwall entlang mit dem gemieteten Fahrrad, mit dem Boot nach Eckernförde an den Ostseestrand, abends zurück nach Altona oder Ålesund. Neben dem Einsatz flachgehender Fährboote können Faltboote und Kanadier vermietet werden. Pferdewagen können den Transport von Gepäck über Land übernehmen und das Wandern gerade für Kinder attraktiv machen.

Das Danewerk als Teil der Landschaft
Als frühes Verteidigungsbauwerk steht das Danewerk stärker in einem Wechselspiel mit der Landschaft als später gebaute Anlagen von der chinesischen Mauer bis hin zu Festungsanlagen des 20. Jahrhunderts. Im Vergleich zu diesen Anlagen ist es ein leises, fast fragiles Bauwerk. Gebaute Teile des Werkes sind verschüttet, teilweise abgetragen.
Über die Jahrhunderte haben sich viele Zeitschichten über das Werk gelegt, es verwächst mit der Kulturlandschaft, wird von ihr bedrängt; in den Siedlungsgebieten droht es teilweise zu verschwinden.

Das Danewerk ist oft mehr spürbar als sichtbar, Zeichen einer längst vergangenen Zeit.
Ein Bauwerk, das sich eher über Vorstellungskraft als über direkt vermittelbare Tatsachen
manifestiert.

Dieses Erleben von Spuren
das nicht Eindeutige,
der starke landschaftliche Kontext,
die Gleichzeitigkeit sich überlagernder, teilweise kontroverser Zeitebenen der Landschaft in der das Werk steht,
bilden die spezifischen Erlebnis- Qualitäten des Danewerkes und seines Umfeldes.

Die Vermittlung dieses leisen Bauwerkes zielt auf behutsame Sichtbarmachung des Bauwerkes in seinem Kontext die das Werk ins Zentrum stellt und nicht dessen Inszenierung.

K u r z f r i s t i g
Die Vermessung des verborgenen Bauwerks
Beidseitig des Bauwerks baut sich über eingefärbte Betonelemente ein Referenz- System auf. Der fragile Abstand der Triangel von 40 m verstärkt die Präsenz des nun eindeutig als Solcher erkannten Walls, ohne sich selber zu stark in den Vordergrund zu stellen. Die Triangel assoziieren Vermessungspunkte, Grenzpunkte, vielleicht Runensteine oder Wehrblöcke. Sie sind Wegweiser und gleichzeitig Sitzelemente. Jeder Stein gibt Auskunft über seine Lage am Bauwerk zwischen Schlei und Treene.
Die uniformen Steine inszenieren die Verschiedenartigkeit des Bauwerkes selber und seines Kontextes bis hin zu seiner Absenz.
Die Steine sind die Kristallisationspunkte an denen unsere Vorstellung des Werkes zu wachsen beginnt.

K u r z f r i s t i g
Freischneiden
Gemeinsam mit der vorhandenen Knickstruktur ergibt sich ein Landschaftsbild typisch für die Region.
Der lineare Wall mit seinem Bewuchs droht mit der linearen Knick- Landschaft zu verwachsen, die Kontur des Werkes droht zu verwischen. Über ein minimales chirurgisches Aufschneiden der Knicks entlang der Kernzone schält sich das Bauwerk wieder aus seiner drohenden Unsichtbarkeit heraus.

K u r z – b i s M i t t e l f r i s t g
Ochsenweg
Der Ochsenweg war ursprünglich die wichtigste Nord- Süd Verbindung über den Wall. Er wurde abgelöst vom heute viel monumentaleren Bauwerk der Autobahn, von der aus der Wall nicht mehr erlebbar ist. Eine Allee von Klein Rheide nach Hüsby akzentuiert die historische Verbindung und verweist auf den Wall in seinem ursprünglichen Kontext.

M i t t e l - b i s L a n g f r i s t i g
Der Wall erhält Raum
Die Vision des Walls inmitten des extensiven Grünlandes verschafft dem Bauwerk den Raum, den es braucht um wahrgenommen zu werden. Ökologische und touristische Bedürfnisse überschneiden sich in der Pufferzone und können diese längerfristig zu einem Leuchtturm einer ökologisch ausgerichteten Landwirtschaft machen.
Anreize über Ausgleichszahlungen für extensive Grünlandhaltung, sowie die Möglichkeit der Schaffung von Ausgleichsflächen für Bebauungsgebiete entlang des Walls, setzen eine Gegenbewegung vom Wall aus in Gang.

Die Schaffung dieses Raumes versteht sich als langjähriger Prozess von anfänglich einzelnen Fenstern zu einer durchgehenden Zone.

Regeln zur Schaffung des Wallraumes:
1. Ziel ist es immer die 1. Parzellentiefe zu extensivieren.
2. Diese extensiven Parzellen sind zum Wall offen und erhalten, (wo noch nicht vorhanden) auf der Rückseite eine Knickhecke als räumlichen Abschluss.
3. Entlang der Knickhecke an der Rückseite verläuft (wo noch nicht vorhanden) ein
Wirtschaftsweg. Zusammen mit dem schon bestehenden Wegesystem wird so der Wallraum durchgehend begehbar.
4. Die quer zum Wall verlaufenden Knickhecken bleiben und werden nur an der Kernzone
aufgeschnitten.

Der Prozess
Die vorgeschlagenen Maßnahmen lassen sich kontinuierlich verwirklichen ohne je zwingend durchgehend realisiert zu werden, was der heutigen Wahrnehmung des Bauwerks als Fragment entspricht.
Wünschenswert ist eine anfängliche Initialzündung mit möglichst vielen Steinen entlang des Walls und Bäumen entlang des Ochsenweges.

Städtebauliche Strategie
Wenn die Siedlungsfläche der Ortschaften erweitert wird, dann sollte dies immer auf der dem Danewerk abgelegenen Seite geschehen: In Kleindannewerk im Nordwesten, in
Großdannewerk zwischen den bestehenden Siedlungsfingern, in Busdorf an der nördlichen Ortseinfahrt, in Kochendorf auf der Nordseite des Ortsgebietes.

Wo die alten Wallanlagen gebautes Gebiet durchqueren – in Busdorf und Kochendorf –, werden Sie durch eine Parkanlage ins Ortsgewebe eingebunden: Große Bäume, wassergebundener Belag, Promenadencharakter. Sowohl in Busdorf als auch in Kochendorf liegen diese Stellen auf der Südseite des Zentrums, so dass sie sich den Sonnenstrahlen öffnen, Blicke ins Licht und in die Landschaft (Kochendorf) oder aufs Danewerk (Busdorf) bieten und das Ortszentrum aufwerten und bereichern.

Eine dritter Promenadenplatz dieser Art bildet den südlichen Ortsrand von Hollingstedt: Das äusserste Westende des Danewerkwegs trifft hier auf die Treene. Der Platz setzt an in der Ortsmitte mit ihren Gasthöfen und führt ans Flussufer südlich der Brücke. Hier entwickelt sich der Anleger für die Danewerk-Touristenboote aus Glückstadt auch zu einem Treffpunkt für Kanuten, Kajakfahrer, Faltbootwanderer und Einheimische. Hier gibt es einen Kiosk, an dem man auch Fahrräder mieten oder das Wandergepäck zum Transport nach Haithabu aufgeben kann. Das Pferdefuhrwerk nimmt auch ganze Kanus mit. Beim Anleger in Haithabu kann man das Gepäck dann am Kiosk wieder abholen, und nach Schleswig, Kappeln oder Fleckeby / Eckernförde weiterfahren.

Busdorf
In Busdorf ist jede weitere Ausdehnung des Siedlungsfläche im Sichtbereich des Danewerks nicht sinnvoll. Da andere Flächen kaum zur Verfügung stehen, wird sich die längerfristige Ortsentwicklung auf Binnenverdichtung konzentrieren. Besondere Chancen zur Aufwertung der Ortsmitte bieten dabei die zentral gelegenen Grundstücke zwischen Schulstraße, alter Rendsburger Straße und Danewerk.

„Vorderwallplatz“

Am Nordrand der Denkmalzone schlagen wir vor, mittelfristig einen neuen, öffentlichen Raum zu schaffen, der von der Rendsburger Straße ausgeht, sich nach Süden zum Danewerk öffnet und im Osten an die Schulbauten an anschließt. Er bietet diesen einen neuen Bezug zu den westlichen Wohngebieten und verbessert damit ihre Lage im Ort. Damit erhält dieser Raum einen gewissen öffentlichen Charakter, der durch publikumsorientierte Nutzungen im Erdgeschoss einer nördlich anschließenden, verdichteten Neubebauung betont werden kann. Nach Süden bleibt der Blick offen auf das Danewerk. In der Gestaltung mit überwiegend wassergebundenem Belag, überstellt mit großen Bäumen, entspricht er dem für Kochendorf dargestellten Platzkonzept.
Die Bündelung der Nutzungen und Bezüge schafft hier einen neuen Nukleus in Busdorf, der das Ortszentrum sinnvoll ergänzt, das Denkmal in den Ort einbindet und so zur Identität der Gemeinde beiträgt.

Achterwall

Südlich der Straße Achterwall wird das Autohaus ins Gewerbegebiet an die Ortseinfahrt
verlegt. Hier entsteht Raum für Wohnbauten, die zum Danewerk einen deutlichen Abstand einhalten werden.

Kochendorf
In Kochendorf wird der Verlauf des Danewerks südlich der Ortsmitte durch einen neuen
Platzraum markiert, der – mit überwiegend wassergebundener Decke und überstellt mit
großen Bäumen – den Blick nach Süden in die Landschaft, zum Weiher und zum Hügelgrab öffnet und rahmt. Im Osten mündet er gegenüber der Gemeinbedarfsfläche in die Dorfstrasse, im Westen ist er an die Wegespinne in Ortsmitte angebunden. Die Bebauung zwischen der Dorfstrasse und dem neuen Angerraum ist für tourismusorientierte Nutzungen besonders geeignet.

Wenn sich das Baugebiet von Kochendorf ausdehnen soll, so sollte dies nur im Norden der bestehenden Siedlung geschehen; der Freiraum zwischen Kochendorf und Schall sollte bestehen bleiben, um die Wahrnehmbarkeit des Denkmals zu erhalten und zu fördern.

Dannewerk
Im Raum Dannewerk liegen die wohl wichtigsten Denkmale des Danewerks. Hier gilt es, vor allem diese Denkmale zur Wirkung kommen zu lassen, das Denkmal freizustellen und die Attraktivität des Danevirke-Museum zu optimieren. Der Raum Rothenkrug sollte deshalb von Bebauung, die nicht unmittelbar dem Museum und dem Gasthof dient, freigehalten werden.