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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2010

Zusammenlegung der Intensivstationen / Sanierung des Zentral-OP im Evangelischen Krankenhaus Oldenburg

Anerkennung

Preisgeld: 6.250 EUR

GSP Gerlach Schneider Partner Architekten mbB

Architektur

ANGELIS & PARTNER Architekten mbB

Architektur

Ingenieurbüro Wichman - Berlin

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Städtebau
Das Evangelische Krankenhaus stellt sich heute als diffuse Gebäudestruktur dar, die im Laufe der Zeit ohne ein klares Gesamtkonzept immer den kurzfristigen Ansprüchen entsprechend erweitert wurde. Dieses ausschließlich bedarfsorientierte Wachstum hat einen Komplex von erheblicher Größe entstehen lassen, ohne dass eine Struktur und ein Raumprogramm entwickelt wurden, die dieser Größe gerecht würden.
Die fehlende Grundordnung stellt sich nicht nur eklatant in den inneren Abläufen des Krankenhauses dar, wo es neben den großen funktionalen Problemen vor allem an klarer Orientierung und an öffentlichen Bereichen für die Patienten mangelt.
Auch städtebaulich betrachtet zeigt das Evangelische Krankenhaus trotz seiner Größe und zentralen Lage kein Gesicht.

Das Grundanliegen dieses Entwurfes ist es, die nun anstehenden Erweiterungen für eine klare und nachhaltige Neuordnung des gesamten heterogenen Komplexes zu nutzen.
Das Krankenhaus soll sich nach innen und nach außen als modernes Dienstleistungszentrum für den Patienten präsentieren. Dabei ist das Gesicht zur Stadt und damit die Neuordnung der Eingangssituation ein zentrales Anliegen. Entgegen der heutigen Situation im Bestand sollen die öffentlichen Bereiche gebündelt und zentralisiert und dem Patienten, dem Besucher sowie dem städtischen Umfeld damit ein großzügiges Raumangebot gemacht werden.
Eine gute Orientierung für den Patienten sowie für den Besucher auf der einen Seite und klare und direkte Funktionsabläufe im Krankenhausbetrieb auf der anderen Seite sind unabdingbar.

Der Entwurf bekennt sich zu der Größe des Krankenhauses und strebt danach, über eine nachvollziehbare und ablesbare Gebäudefigur einen Akzent im städtischen Umfeld zu setzen, der sich einerseits eingliedert, andererseits aber der Rolle des Krankenhauses an dieser Stelle entsprechend einen selbstbewussten Impuls setzt. Eine zentrale Einrichtung dieser Art wird nicht nur von seinem Umfeld geprägt, es prägt dieses auch selber. Der Entwurf nimmt sich dieser Pflicht an und definiert über seine Präsenz und die Ausrichtung seiner öffentlichen Funktionen den Kontext neu. Die Baumasse wird in einer Großform gefasst und die diffuse Gebäudestruktur des Bestandes begradigt. Über Abstaffelungen und Einschnitte nimmt der Baukörper städtebaulich Bezug auf sein Umfeld.

Gebäudestruktur
Der neue Haupteingang entsteht an der Ecke Auguststraße mit der Marienstraße, die als Krankenhausboulevard neu definiert wird und das Ensemble an die Stadt adäquat anbindet. Damit bekommt das Krankenhaus eine stärkere Präsenz zur Stadt und die Besucher- und Patientenbewegungen vom geplanten Neubau mit Parkhaus und Gesundheitszentrum werden aufgenommen.
Im Eingangsbereich öffnet sich eine mehrgeschossige nach oben verglaste Halle, die ähnlich einem Marktplatz über das Zusammenführen der öffentlichen Nutzungen und der Erschließungswege das lebendige und ordnende Herz des neuen Krankenhauses darstellt.
Hier kreuzen sich die Wege und die wesentlichen Aufenthalts- und Serviceeinrichtungen (Empfang, Bibliothek, Sozialdienst, Physiotherapie) sind hier angesiedelt oder auf kurzem Weg erreichbar. Die Cafeteria als mögliche Kombination von Patientencafe’ und Mitarbeiterkantine liegt als öffentliches Element zwischen Halle und Patientengarten direkt am Krankenhausboulevard, so dass sie auch extern genutzt werden kann. Zusätzliche Einrichtungen im Bereich des Haupteinganges (z.B. Apotheke, Sanitätshaus) erweitern das Spektrum an externen Dienstleistungen und öffnen das Krankenhaus zur Stadt.

Aus der Halle entwickelt sich eine in Ost-West-Richtung verlaufende Magistrale als Haupterschließung des Gebäudes, die an zwei unabhängig voneinander funktionierenden Vertikal-Erschließungskernen mit 3er-Aufzugsgruppen und Treppenhäusern angeschlossen ist. Diese Kerne sorgen für eine reibungslose Erschließung, die die Besucher- und Patientenströme sauber von dem internen Verkehr (Ver-/ Entsorgung, Bettentransport etc.) trennt und alle Stationen direkt und auf kurzem Wege anbindet. Die Magistrale öffnet sich in den unteren Bereichen zur Halle und ist in den oberen Geschossen großflächig verglast, so dass eine gute Orientierung mit vielfältigen Sichtbeziehungen nach innen und außen möglich wird.

Die neue Notfallversorgung liegt zentral zwischen der neuen Eingangshalle und der Liegendkrankenanfahrt. Gehfähige Patienten wie auch Liegendkranke gelangen auf kürzestem Weg zu den entsprechenden Untersuchungs- und Diagnoseeinrichtungen. Hier wurde im Entwurf insbesondere auf die Trennung gehfähiger und liegender Patient Wert gelegt.
In Verlängerung der Notfallversorgung wurden in einem kompakten Teilneubau der KV-Notdienst sowie eine Praxisfläche eines niedergelassenen Arztes, der bislang in der Auguststraße etabliert war, angegliedert. Diese Funktionen können extern auch über die Straße Steinweg erschlossen werden.

Im Erdgeschoss gruppieren sich in direkter Anbindung an die Eingangshalle sowohl unterschiedliche Arztdienste (entlang der Auguststraße) als auch die Funktionsstelle Röntgendiagnostik, welche exakt oberhalb der Notfallversorgung in zentraler Lage abgebildet wird. In nördlicher Verlängerung der Röntgendiagnostik wird eine Allgemeinpflegestation mit 32 Betten etabliert. Diese ist prädestiniert für die Aufnahmepflege und wurde bewusst in die unmittelbare Nähe zur Notfallversorgung und Röntgendiagnostik geplant. Kurze Wege von der Notfallversorgung über die Röntgendiagnostik sind somit gewährleistet.
Neben der Röntgendiagnostik schließen sich die Bereiche A + B der Funktionsdiagnostik (1.03) mit der Endoskopie (1.04) oberhalb des KV-Notdienstes an und bilden eine gemeinsame interdisziplinäre Einheit. Weitere Arztdienste wurden organisatorisch in den südöstlichen Gebäudebestand untergebracht.

Das 1. Obergeschoss stellt das funktionale Herz dieses Krankenhauses dar. Es vereint konsequent alle im Realisierungsteil geforderten Funktionen und bildet zudem auch im Hinblick auf die zukünftige Gesamtbetrachtung (Ideenteil) zur Neustrukturierung des Evangelischen Krankenhauses Oldenburg die Fortführung der Funktionen bezogen auf prozessoptimierte Abläufe logisch und stringent ab.
Besonderes Augenmerk verdient hierbei die komplette Neuordnung der Operationsbereiche. Diese derzeit auf unterschiedlichen Ebenen im Gebäudebestand verteilten Funktionsbereiche (4 OPs im EG, 5 OPs im 1. OG), werden im 1. OG als großer Zentral-OP neu angelegt und können so große funktionale und wirtschaftliche Synergien erzeugen.

Auf die Sanierung der vorhandenen OP-Gruppe aus 5 Sälen zzgl. Nebenraumprogramm wurde bewusst verzichtet, um die enormen Kostenaufwendungen für Interimsmaßnahmen bzw. „Provisorien“ in ein konsequent nachhaltiges Gesamtkonzept zu investieren, das einem Krankenhaus dieser Größenordnung entspricht. Zudem würden die erheblichen Eingriffe im Bestand (Stemmarbeiten, Vibrationen, Erschütterungen) zu einer enormen Beeinträchtigung im Betriebsablauf des im Erdgeschoss befindlichen HNO-OP führen und teilweise hohen Ausfallzeiten verursachen.

Im Realisierungsteil werden hierfür die 5 OP-Säle des Bestandes im 1. OG einschließlich des Nebenraumprogramms in südlicher Richtung entlang des geplanten Krankenhausboulevards an der Marienstraße als völlig autarke Einheit neu errichtet und direkt an den Bestand angebunden. Der vorhandene OP kann ohne jegliche Ausfallzeiten und sonstige Störungen weiter betrieben werden, ein Umschluss / Umzug erfolgt erst nach vollständiger Baufertigstellung und Übergabe bzw. Einweisung des neuen OP-Bereiches. Die neuen OP-Säle liegen mit dem erforderlichen Sterilgut- und Rüstflur am Tageslicht. Gleiches gilt auch für die Nebenräume (Einleitungen, Büros, Geräteräume etc.) sowie dem neuen Aufwachraum, die sich um einen zentralen großen Lichthof gruppieren und somit ein Höchstmaß an Komfort im Hinblick auf die natürliche Belichtung genießen. Der Aufwachraum wurde perspektivisch so groß geplant, dass dieser auch über ausreichende Kapazitäten für die OP-Erweiterung (Ideenteil) verfügt.

In direkter Anbindung an den neuen OP befindet sich im südöstlichen Gebäudeteil die neue Intensivstation. Diese bildet mit insgesamt 12 Betten der High-Care und 18 Betten (17+1) der Intermediate-Care einschl. Nebenraumprogramm die geforderten Soll-Daten vollumfänglich ab. Aufgrund der vorhandenen günstigen Gebäudetiefe des Bestandes können wesentliche Teile im Bestand zu Bettenzimmern und Pflegebereichen umgenutzt werden. Die hervorragende räumliche Nähe und enge Verzahnung zum neuen OP wird noch unterstrichen durch die geplante Schleuse, die zwischen OP und Intensivstation eine direkte Umbettung ermöglicht und ein maximal schnelles Agieren im Bedarfsfall sicherstellt.
Voraussetzung für eine Realisierung ohne Provisorien ist die Einteilung der Bautätigkeiten in zwei Phasen. Bauphase 1 umfasst die Zusammenlegung der Intensivstationen. Bauphase 2 beinhaltet den Neubau des Zentral-OP´s und die Nachnutzung der ehemaligen ITS als Aufwachraum. Die alte Intensivstation übernimmt temporär die erforderlichen Aufwachbetten, die im Zuge der Bauphase 2 nicht mehr mit Tageslicht versorgt werden.
Die Konzeption der Auslobung, im Rahmen des Ideenteils die Zusammenlegung der OP-Säle im EG und 1. OG zu erwirken, erscheint langfristig betrachtet nicht weitreichend und ganzheitlich bedacht. Deshalb sieht das Entwurfskonzept im Ideenteil neben der Zusammenlegung der 9 OP-Säle auch die Verknüpfung des ambulanten Operierens (1 OP) sowie des Sectio-OP´s (1 OP) vor. Ein Zentral-OP bestehend aus 11 OP-Sälen ist die logische Konsequenz aus dem Bestreben, Synergien zu nutzen und ein Maximum an Effizienzsteigerungen zu erzielen. Unterstrichen wird dieses Konzept auch durch die räumlich enge Anbindung der Funktionsstelle 1.10 (Entbindung) in unmittelbarer Nähe zum neuen Zentral-OP.

Städtebaulich wird die neue Kante entlang der Auguststraße durch einen gegliederten Gebäudewinkel mit dem Bestand im Norden geschlossen. Es entsteht eine ringförmige Gebäudestruktur, in deren Zentrum sich ein Querriegel befindet, der neben der Haupterschließung (Magistrale) auch Funktionsbereiche wie Krankenhausverwaltung (1. + 2. Obergeschoss) und Allgemeinpflege (3. + 4. Obergeschoss) aufnimmt.
Die oberen Ebenen (2.– 4. Obergeschoss) der Ringstruktur sind hauptsächlich den Allgemeinpflegestationen zugedacht. Das Wegesystem ist anschaulich und effektiv, und trennt die öffentliche Erschließung von den internen (Stationszugänge, Arztdienste, Umkleiden etc.). Die winklige Anordnung der einzelnen Stationen verkürzt die internen Arbeitsabläufe. Die Stationsgrößen sind kompakt und übersichtlich und lassen zudem Spielräume für stationsübergreifende Nutzungen zu. Die Optionen, Stationsgrößen variabel zu gestalten und die Grenzen flexibel zu setzen, um ändernden Bedürfnissen und Anforderungen gerecht zu werden, können mit diesem Prinzip leicht und ohne großen baulichen Aufwand realisiert werden.

Die winkelförmige Anordnung der Stationen in Verbindung mit den ausgedehnten Innenhöfen und den Ausblicken nach draußen in den Stationsübergängen gewährleisten für Patienten, Besucher und Pflegepersonal markante Bezugs- und Orientierungspunkte. Die Rücksprünge und Staffelgeschosse erfüllen bauplanungsrechtliche Vorgaben, schaffen Bezüge zur Stadt und bieten hohe Aufenthaltsqualitäten in Form von Terrassen und Austritten.

Die im Evangelischen Krankenhaus Oldenburg etablierte Kernkompetenz der Behandlung und Pflege von Schwerst-Schädel-Hirnverletzungen (SSH) wird mit insgesamt 4 Stationen im 4. Obergeschoss untergebracht und genießt höchsten Komfort im Hinblick auf Ruhe und Ungestörtheit.
Oberhalb des 4. Obergeschosses wird im Grundriss-Schwerpunkt des Krankenhauses der Hubschrauber-Landeplatz vorgesehen. Von dort gelangen Patient und Einsatzteam auf kürzester Distanz in alle darunter liegenden Funktionsstellen (Notfallversorgung, Funktionsdiagnostik, OP).