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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2009

Kulturpark Alzenau

Ankauf

Preisgeld: 6.000 EUR

gernot schulz : architektur GmbH

Architektur

Die Planergruppe

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitidee/ Gebäudekonzept
Die mutige neue Perspektive, dem Grünzug entlang der Kahl sein landschaftliches Gepräge zurück zu geben und den Landschaftsraum mit der Regionalen Gartenschau bis zum Ortskern Alzenaus zu führen ist mit dem Erhalt der Bestandsgebäude der Papierfabrik nicht zu vereinbaren. Mit großem Respekt vor diesem großartigen Landschaftsplan wird daher ein Entwurf für die neue Stadthalle und Musikschule in Alzenau vorgeschlagen, der sich als Objekt(e) in der Landschaft präsentiert. Der Weg vom oder über den Mühlweg soll - nach Jahrzehnten der gewerblichen Nutzung - wieder als Weg durch einen Landschaftsraum erfahrbar gemacht werden.
Ein Großteil des Bauvolumens des Neubaus wird - zur Wahrung der Maßstäblichkeit der Umgebungsbebauung - in die neu geschaffene Landschaftskante geschoben.
Über der Landschaftskante, von der aus der Blick über die Kahlauen und das zukünftige Gartenschaugelände schweift, erheben sich die identifikationsstiftenden gläsernen Kuben der Musikschule und die des großen Saals als „landmarks“ im Landschaftsraum.
Durch das Einschieben der Nebenräume der Stadthalle ins Erdreich und die kompakte Kubatur der oberirdischen Baumassen (optimiertes A/V-Verhältnis) minimieren sich zudem die luftberührten Außenflächen. Die Wärmeabstrahlung wird verringert und wertvolle Heizenergie eingespart. Der Gebäudeentwurf ist somit sowohl gestalterisch als auch energetisch von großer Nachhaltigkeit geprägt.

Erschließung/ Nutzung/ Funktionalität
Die neu geschaffene Geländekante teilt das Wettbewerbsgrundstück in zwei Erschließungsniveaus. Von der höher gelegenen Landschaftsebene (auf Höhenniveau der Nikolaus-Fey-Straße) wird in Anknüpfung an die hier aufgereihten Schulbauten die Musikschule erschlossen. Auf dem Niveau der Uferböschung, dem Ortskern und der Flussaue zugewandt liegt der Zugang zur Stadthalle.
Die innere räumliche Verbindung von Stadthalle und Musikschule stellt der Konzertsaal her. Der zweigeschossige Raum verbindet mit seinem Raumvolumen die beiden Nutzungseinheiten. Blickbeziehungen zwischen Musikschule, Stadthallen-Foyer und Außenraum verdeutlichen die Zusammengehörigkeit der Nutzungseinheiten.
Der Konzertsaal kann sowohl dem Foyer der Stadthalle zugeschaltet werden, als auch autark - von der Musikschule erschlossen - genutzt werden.
Der große Saal ist teilbar lässt sich zum Foyer hin öffnen. Durch das Öffnen der Außenfassaden kann der Saal in den Außenraum - zum Kahlufer hin erweitert werden.
Verschiedene Nutzungsvarianten für Veranstaltungen unterschiedlicher Art sind denkbar.
Die Küche gruppiert sich um den Lichthof, der auch als besondere Veranstaltungsfläche genutzt werden kann und in Bedarfsfall dem Foyer zugeschaltet werden kann.
Der Künstlertrakt erhält einen eigenen Zugang an der Westseite des Gebäudes. Als Gemeinschaftsbereich mit hoher Aufenthaltsqualität dient hier der von oben belichtete Bühnenrückbereich.
Die Zufahrt von der Nikolaus-Fey-Strasse zu einem Anlieferungsplatz mit großem Lastenaufzug gewährleistet die Beschickung von Bühne und Küche vom oberen Landschaftsniveau. So kann das Flußauenniveau von Anlieferverkehr freigehalten werden.



Freiraumgestaltung
Als freiraumgestalterisches Leitmotiv wird das Thema der Alzenauer Obstwiesen für den wieder gewonnenen Hang aufgegriffen. Vogelkirschen, Apfel- und Walnußbäumen sind über den Wiesenraum gestreut, zum Fluß hin lichter werdend. Mit den Obstbäumen wird der Freiraum ökologisch aufgewertet. Sie stehen damit im Kontrast zur vorhandenen Ufervegetation.
Der Wiesenaspekt wird auch für den großen Parkplatzbereich durchgehalten, indem sowohl Stellplätze als auch Fahrspuren mit Rasenfugenpflaster befestigt sind.
Über eine breite Treppe gelangt man vom Niveau der Nikolaus-Fey-Strasse zur Eingangsebene der Stadthalle hinunter. Vor dem Foyer weitet sich ein großzügiger Vorplatz auf, der stufenweise bis zum Fluss hinunter führt.
Auf der Westseite der Stadthalle ist der Hang durch Rasenstufen profiliert, die bei sommerlichen Außenveranstaltungen als Tribüne genutzt werden können.
Von den Mühlgärten aus wird der Fuß- Radweg als einfache Straßenquerung ohne aufwendige Brücke organisiert. In Ufernähe führt ein Fuß- Radweg in O-W-Richtung am Fluss entlang und verbindet so den Ortskern mit dem Kulturzentrum und später dem Gelände der Gartenschau.
Auf dem in den Hang geschobenen Gebäude wird das Vegetationssubstrat mit Sitzstufen gefasst, so dass man auch von oben den Talraum genießen kann. Der behindertengerechte Zugang zum Gelände und Gebäude ist über den verbreiteten Gehweg möglich. Auch eine Vorfahrt vor das Foyer ist im Einzelfall möglich. Die Stufen zum Flussufer werden durch eine Rampe überwindbar.
Die üppige Vegetation verbessert zudem das Kleinklima in direkter Umgebung von Musikschule und Stadthalle.
Die baumüberstandenen, unversiegelten Grünflächen im weiteren Umfeld der Baukörper verringern die sommerliche Aufheizung und schaffen ein Kühlreservoir.
Die buschige Bepflanzung unmittelbar vor den Fassaden von Stadthalle und Musikschule bremsen die Windgeschwindigkeit in Bodennähe und Verringern die Auskühlung der Häuser.

Konstruktion/ Material
Die Materialität der Gebäude ist vom Standort inspiriert.
Tragwerk, Fassadenkonstruktion und die akustisch wirksame Innenverkleidung des Saals aus regionaler Holzwirtschaft erinnert an die holzverarbeitende Papierindustrie am Standort und ist ein erster wichtiger Baustein für das Konzept des ressourcenschonenden Bauens.
Die Fassadenflächen der oberirdischen Gebäudekuben stehen mit ihrer ganzflächigen Verglasung in haptischem Kontrast und ästhetischer Harmonie zur warmen hölzernen Innenverkleidung des Saals - wie das Wasser im Landschaftsraum.
Die Fassaden sind als „Doppelfassade“ konzipiert. Die äußere Haut besteht aus einer Einfachverglasung. Der innere Fassadenabschluss aus einer Wärmeschutzverglasung. Im Scheibenzwischenraum regulieren Metalllamellen den Sonneneinfall, die mit einer absorbierenden und eine reflektierenden Seite ausgestattet sind. Im Winterfall sorgt die nach außen gestellte Absorptionsfläche für eine Erwärmung des Scheibenzwischenraums. Geöffnete Lüftungsklappen in der inneren Fassadenschicht leiten bei Bedarf die erwärmte Luft ins Gebäudeinnere.
Im Sommerfall verhindern die nach außen gestellten Reflektionsflächen des Sonnenschutzes die Überhitzung des Innenraums. Lüftungsklappen in der äußeren Fassadenschicht führen etwaige gestaute Wärme nach außen ab.
Die Betonwände der Landschaftsbastion erhalten eine Deckschicht aus regionalen Flusskieseln und stellen so eine Verbindung zum benachbarten fließenden Gewässer her.
Geschossdecken und Innenwände der Musikschule sind als unverkleidete, massive Bauteile konzipiert. Sie speichern die eingetragene Sonnenenergie und geben die gespeicherte Wärme allmählich wieder ab. Die Bodenbeläge aus geglättetem, hellem Estrich dienen ebenfalls als Kollektorflächen. Die in den Estrich eingelegten Leitungsschlangen verteilen die eingebrachte Wärme in den Gebäuden. Die Möglichkeit einer Beschickung der Schleifen mit kaltem Wasser verhindert eine Überhitzung der Räume (Change-Over-Betrieb).
Die Raumakustik der - für die Speicherwirkung unverkleideten - Übungsräume wird durch frei einstellbare Absorptionswände geregelt und so für jede Übungssituation individuell angepasst.

Energetik

Heizen
Für eine ausreichende Wärmeversorgung - neben den passiven Maßnahmen - sorgt eine Grundwasserwärmepumpe. Die dem Grundwasser entzogene Wärme wird im Verdichter der elektrisch betriebenen Wärmepumpe auf die je nach Witterung erforderliche Soll-Temperatur gebracht und auf das Heizmedium übertragen. Hiermit wird die flächendeckende Fußbodenheizung beschickt. Durch den Einsatz einer kWh Strom können so vier kWh Wärmeenergie gewonnen werden.

Kühlen
Zur Kühlung der Gebäude werden die, im Boden verlegten Leitungsschlangen, mit kaltem Wasser beschickt.
Die Kühlung des Beschickungsmediums erfolgt ebenfalls über den Wärmetausch mit dem Grundwasser. Der Standort - direkt am Ufer der Kahl - eignet sich für diesen Zweck besonders gut, da ein feuchter Untergrund mit einer relativ konstanten Temperatur von 10° C vorliegt.

Lüftung
Zusätzlich zur freien Lüftung über die Öffnungsflügel / Lüftungsklappen der Fassade stehen für unterschiedliche Bereiche (Foyer, Säle, Küche, WCs) RLT-Anlangen mit Wärmerückgewinnung zur Verfügung. Die RLT - Anlagen sind ebenfalls an das Change - Over -System der Wärmepumpen angeschlossen und können somit unterstützend zum Heizen und Kühlen herangezogen werden.
Die Lufteinbringung im Saal erfolgt unterhalb des Doppelbodens. Durch eine Lochung des Doppelbodens ist die Belüftung des Saals, aufgrund der Größe der Zuluftfläche und der daraus resultierenden niedrigen Zuluftgeschwindigkeit kaum wahrnehmbar. Die Abluftführung erfolgt in der Ebene über der Lamellenverkleidung . Die Abluft wird der Wärmerückgewinnung zugeführt.