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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2009

Neugestaltung Marktplatz Mönchengladbach-Rheydt

Lageplan ohne Bebauung

Lageplan ohne Bebauung

1. Preis

Planorama Landschaftsarchitektur – Maik Böhmer

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Mitarbeit: Sebastian Meyer, Martin Rosenberger

Einleitung

Nach den kriegsbedingten Zerstörungen wurde wie vielerorts auch in Rheydt der Wideraufbau gemäß der städtebaulichen Vorstellungen der 50er und 60er Jahre umgesetzt. Großräumige Lösungen mit modernen Materialien führten in der Folge zu einem Vakuum in den vormals historisch geprägten Innenstädten. Die Stadterneuerung wurde als eine bewusste Abkehr von der als belastend empfundenen Vergangenheit wahrgenommen.
Durch die auf den Neuanfang folgende Beschäftigung mit dieser Vergangenheit traten jedoch auch die menschlicheren Dimensionen der Altstädte ins Bewusstsein. Heute scheint daher oft eine Rekonstruktion der Vergangenheit als Alternative zu den zeitgenössischen Formen der Architektur.

Der vorliegende Entwurf lotet in seiner räumlichen Struktur und Materialverwendung dieses Spannungsfeld von Vergangenheit und Gegenwart in Rheydt aus, um zu einer harmonisch zeitgenössischen Interpretation des Ortes beizutragen.
Ziel des Entwurfes ist es, die umgebenden Gebäude in eine Struktur aus differenzierten Teilräumen mit großer Aufenthaltsqualität und eigenem Charakter einzubinden. Dazu werden die Platzkanten geschärft und zugleich eine Strukturierung des Wettbewerbsgebietes erreicht. Mit neuen gastronomischen Außenflächen und einer starken Grünstruktur wird die Atmosphäre des Ortes nachhaltig gestärkt und der Rheydter Marktplatz zu einem ganz neuen Anziehungspunkt.


Städtebau

Die dem Marktplatz übergeordnete städtebauliche Verbindung vom Bahnhof zum Marktplatz stellt sich als Abfolge von Platzbereichen mit unterschiedlichem Charakter dar. Hauptbahnhof, Sankt-Marien-Kirche, Sparkassenplatz und Marktplatz bilden eine Kette im Zentrum Rheydts. Durch die Verlegung der Zufahrt zur Rathausgarage an die Stresemannstraße öffnet sich der Marktplatz in dieser Richtung.
Die Raumkante der Brucknerallee wird nach dem Abriss der Pavillons als Marktterrasse wieder aufgenommen. Auf diese Weise wird die historische Platzkante auf offene und transparente Weise wieder hergestellt und den dort befindlichen Gastronomien und Gewerben ein hochwertiger Freiraum zur Verfügung gestellt. Der Marktplatz selbst ist durch seine zur Limitenstraße hin offene Seite bisher ungefasst. Die Fortführung des Kirchenplateaus nach Süden ermöglicht eine große fassende Geste mit Wiesenflächen und altem Baumbestand. Die Zufahrt zur Tiefgarage wird in die Wiesenflächen eingeschnitten. Der Platz an der Kommandantur wird in seiner Eigenständigkeit gestärkt und erhält als gefasster Raum unter Bäumen eine eigene unverwechselbare Aufenthaltsqualität.

Der Platzraum wird umlaufend bis an die Gebäudekanten geführt und im Bereich der Hauptstraße mit Pollern begrenzt, so dass die optische Einheit des Raumes stark betont wird. Die Hauptstraße selbst wird auf eine Breite von 4,25 m als Einbahnstraße für PKW und im Gegenverkehr für Busse rückgebaut. Im Falle einer Begegnung der Busse steht ein 2m breiter Ausweichstreifen zur Verfügung. Der Straßenbereich ist barrierefrei mit dem Platz verbunden. Ebenso sind beide Terrassenbereiche östlich und westlich des Platzes barrierefrei erschlossen. Systematisch queren Stufenanlagen mit drei Stufen den Platz auf der Längseite von West nach Ost. Behindertengerechte Rampen verlaufen von Nord nach Süd. Auf diese Weise ist die Querung des Platzes an allen Stellen gewährleistet.

Marktplatz

Die Gesamtstruktur des Platzes ist in drei Bereiche gegliedert, welche die verschiedenen Funktionen und Bedürfnisse von Anwohnern und Passanten aufnehmen. Zugleich bilden die um drei Stufen höher liegenden Bereiche der Marktterassen und der Kirche einen grünen Saum, der den Platz mit seiner Ausrichtung auf das Rathaus schärft und einprägsam fasst. Diese Fassung wird als durch Stufen unterbrochene Betonsitzelemente mit Holzauflagen definiert. Auf diese Weise bleibt der Marktbereich unverstellt und die Sitzgelegenheiten und Mobiliar sind in einem begleitenden Element zusammengefasst. Die Lage dieser Kante entspricht den Zugängen zur Tiefgarage, so dass auch die Abgänge und Aufzüge in das Betonelement integriert werden können.
Der Marktplatz wird wie alle übrigen Gehbereiche mit großformatigen Betonplatten gefasst. Die Platzintarsie, die mit Natursteinpflasterplatten mit einer rauen Oberfläche hergestellt wird, bietet in ihrer Struktur und Ästhetik eine den historischen Gebäuden angemessene und atmosphärische Platzqualität. In der Pflastermischung, welche den Randbereichen dunklere und dem Platzzentrum hellere Sortierungen zuordnet, wird ein Bild angestrebt, das ähnlich eines historischen Platzes, den Anschein von Gebrauchsspuren vorwegnimmt. Dieser künstlerische Ansatz schafft es, den Platz in der Ästhetik des alten Rathauses und der Kirche zu verorten.
Einen weiteren Akzent bildet die Neuinterpretation des Marktbrunnens mit einem umlaufenden Betonsitzband und einer Fontäne.
Im Belag liegen ebenso die technisch notwendigen Anschlüsse für die Marktnutzung. Die Entwässerung erfolgt nach West- und Ostseite als offene Entwässerung in ein fassendes Betonband.

Marktterrassen

In Fortführung der Brucknerallee bilden die Marktterrassen einen Raum mit hoher Aufenthaltsqualität, der sowohl den Marktplatz fasst, als auch die bisher rückseitige Situation der Gastronomie- und Ladenlokale deutlich aufwertet und an den Platz anbindet. Die um drei Stufen höher liegende Terrasse wird von Sitz- und Treppenelementen gefasst. Durch die geringfügige Erhöhung der Terrasse wird die Pflanzung kleinkroniger Kirschbäume möglich, die mit rosa Blüten im Frühjahr und rötlicher Herbstfärbung stark zur Atmosphäre beitragen.
Die Bäume ermöglichen die Nutzung der Terrasse als schattigen Aufenthaltsbereich für Gastronomie und Gewerbe. In den Bereichen der Tiefgaragenabgänge und auf halber Länge der Terrasse ermöglichen Stufen die Querung. Die behindertengerechte Erschließung erfolgt im Nord und Süden aus dem Ansteigen der Terrasse als wassergebundene Wegedecke.

Bibliothek und Grünvariante

Die Realisierung des Marktplatzes sieht in der ersten Phase eine Fortführung des Kirchplateaus nach Süden vor. Dieser Bereich fasst den Platz als Grünes Band und grenzt ihn zur Limitenstraße hin ab. Die Einfassung des Plateaus erfolgt wie bei den Marktterrassen mit Betonsitzelementen. Nach Süden fasst das Plateau zudem den Platz an der Kommandantur, der durch seine Lage, Form und Ausrichtung deutlich die Raumkanten des Rathauses und der Kommandantur aufnimmt.
Ohne den Neubau der Bibliothek wird die Abfahrt zur Tiefgarage als stark reduzierte Öffnung in die Liegewiesen des Plateaus eingeschnitten und umgrenzt.

Mit dem Neubau der Bibliothek wird diese Zufahrt überbaut und in die neue Fassadengestaltung zur Limitenstraße hin einbezogen. Der zur Limitenstraße leicht zurückgesetzte Baukörper der Bibliothek schließt den Blockrand entlang der Straße und spielt zugleich mit einem Rücksprung mit der Form des Platzes. Auf diese Weise bleibt die Kirche als eines der den Platz bestimmenden Gebäude in ihrer Ansicht und Eigenständigkeit erhalten. Der Vorsprung des südlichen Gebäudeflügels schließt nach Süden den Platz an der Kommandantur auf der Höhe des Rathauses und fasst nach norden den Cortile des Gebäudes, der sich zum Platz hin öffnet. Von der Markstraße kommend bietet die Bibliothek einen neuen Ziel- und Endpunkt an.

Lichtkonzept und Möblierung

Durch die in die Sitzelemente integrierte Beleuchtung wird der Blick auf das illuminierte Rathaus geführt und die Wegebereiche entlang der Platzkante beleuchtet. Die Platzfläche selbst wird durch Maststrahler punktuell inszeniert und lebendig erfahrbar. Weitere Lichtakzente setzen der beleuchtete Brunnen und die Beleuchtung der Kirche ebenfalls durch die Maststrahler.
Die Wegebereiche entlang der Haupt- und Marktstraße erhalten mit Lichtstehlen eine normgerechte Ausleuchtung.

Durch die den Platz begleitenden Betonsitzelemente mit Holzauflagen kann weitestgehend auf frei gestellte Bänke verzichtet werden. Die Betonelemente sind stabil und vandalismussicher und bieten mit den Holzauflagen ein angenehmes Raumgefühl. Mülleimer und kleinere Mobiliare können ebenso in den Randbereichen untergebracht werden. Analog zu den Sitzelementen werden kürzere Bänke im Bereich des Platzes an der Kommandantur und vor dem Karstadt-Warenhaus angeboten.
Fahrradständer werden an den Platzzugängen in ausreichender Zahl angeboten.

Fassade Karstadt-Haus

Um die Atmosphäre des Ortes in direkter Verbindung mit dem historischen Rathaus zu stärken, wird vorgeschlagen, sowohl für die Fassadenverkleidung des Karstadt-Warenhauses als auch für die neue Bibliothek den örtlichen Naturstein zu verwenden.
Der Sandstein soll jedoch in seiner Form und Gestalt eine zeitgemäße Verwendung in einer stark strukturierten Lochfassade finden.
Lageplan mit Bebauung

Lageplan mit Bebauung

Perspektive Marktplatz

Perspektive Marktplatz

Perspektive Marktterrassen

Perspektive Marktterrassen

Perspektive Kirchenplateau

Perspektive Kirchenplateau

Beleuchtungskonzept

Beleuchtungskonzept