modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 10/2009

Erweiterung des Gymnasiums St. Leonhard Aachen

Gestaltungsplan

Gestaltungsplan

1. Preis

GTL Landschaftsarchitektur Triebswetter, Mauer, Bruns Partner mbB

Landschaftsarchitektur

pbs architekten Gerlach Wolf Riedel

Architektur

Erläuterungstext

Leitidee

Die innerstädtische Freifläche vor dem St. Leonhard Gymnasium sowie die wunderschöne Fassade der St. Michael-Kirche werden bisher im Stadtbild kaum wahrgenommen. Die Jesuitenstraße als bedeutende Platzquerung zwischen Innenstadt und Parkhaus führt dicht am geschlossenen Sockel der Kirche entlang, die eindrucksvolle Architektur über den Köpfen bleibt unbemerkt.
Mit der Neugestaltung des Platzes und dem Erweiterungsneubau des St. Leonhard-Gymnasiums besteht nun die Chance, die St. Michael-Kirche „sichtbar“ zu machen und den Schulgebäuden einen geeigneten Außenraum zu geben.
So tritt der neue Baukörper bewusst in einen städtebaulichen Dialog mit der St. Michael-Kirche. Dies zeigt sich im Platzraum an der Ausrichtung auf die Kirchenachse, in der Entscheidung für eine 3-geschossige, kraftvolle Platzkante und insbesondere in der architektonischen Ausformulierung des Neubaus: Über dem zum Platz orientierten erdgeschossigen Speiseraum spannt sich eine gläserne, stark reflektierende Haut vor die beiden Obergeschosse.
Auf diese Weise wird das Spiegelbild von St. Michael zum gestalterischen Motiv des Neubaus, visuell wahrnehmbar und erlebbar auch für die Passanten an der Jesuitenstrasse.


Filter

Während mit der Kirche, dem denkmalgeschützten Schulgebäude und dem Erweiterungsneubau drei Platzkanten klar definiert sind, verlangt der östliche Platzabschluss nach einer Einfassung, welche die eingeschossigen Garagenbauten in den Hintergrund rückt.
Heckenelemente aus Hainbuchen (Carpinus betulus) bilden künftig einen visuellen Filter, welcher den Platzraum und die verlegte Fahrbahn der Prinzenhofstraße vor den Garagen voneinander differenziert. Zum neuen Erweiterungsgebäude hin mischen sich in zunehmender Dichte Mauerelemente aus Reliefbeton (Strukturmatrizen) in den Filter, welche sich mit ihrer eingeprägten Hainbuchenblatt-Struktur gestalterisch mit den Heckenelementen verbinden.


Baukörper

Diese Reliefbeton-Elemente setzen sich als Fassadenscheiben fort, welche das Erdgeschoss des Neubaus dreiseitig (Ost, Süd und West) umfassen. Gebäudesockel und östliche Platzbegrenzung bilden so eine gemeinsame, den Platzraum definierende Klammer.
Auf diesen Sockel werden die Obergeschosse als klarer, scharfkantiger, nach Norden verschobener Kubus aufgesetzt. Durch diese Verschiebung entstehen zwei qualitätsvolle Aufenthaltsbereiche: im Erdgeschoss ein zum Platz hin orientierter, überdeckter Freibereich vor dem Speiseraum, im 1. Obergeschoss eine nach Süden ausgerichtete Terrasse vor dem Ganztagsschulbereich.


Nutzungen

Die dreigeschossige Ausbildung des Baukörpers ermöglicht einen einfachen und schlüssigen Nutzungsstapel: erdgeschossig der Verpflegungsbereich mit dem zum Platz orientierten Speiseraum, im 1. Obergeschoss der Ganztagsschulbereich mit der südlich vorgelagerten Terrasse und im 2. Obergeschoss, ungestört von den anderen Nutzungen, der Physikbereich.


Anbindung / Erschließung

Im Erdgeschoss des Schulgebäudes wird im Gelenk zwischen Hauptgebäude und Aula-Anbau ein neuer Eingangsbereich angelegt. Zum neuen Erweiterungsbau wird ein verbindendes Vordach aufgespannt, welches diese neue Zugangssituation in der „Fuge“ zwischen Bestand und Neubau deutlich markiert.
Vis–à–vis zum neuen Schuleingang bildet der Haupteingang des Erweiterungsbaus den Auftakt einer dreigeschossigen Foyer- und Erschließungsspange, welche als räumliches und kommunikatives Zentrum alle Bereiche mit einer großzügigen Treppenanlage anbindet.


Energie

Der kompakte, kubische Baukörper bietet beste Voraussetzungen, den angestrebten Passivhausstandard mit wirtschaftlich vertretbarem konstruktivem Aufwand zu erreichen. Die Gebäudehülle wird extrem stark gedämmt, hierzu gehören auch luftdichte Fassaden mit einem sehr guten U-Wert.
Die zentral im 1. Obergeschoss angeordnete Lüftungszentrale kann sämtliche Klassen- und Aufenthaltsräume mit kurzen Leitungswegen andienen. Die mechanische Zu- und Abluftanlage arbeitet mit Wärmerückgewinnung.
Die nach Süden orientierte Verglasung der Erschließungsspange ist als Sonnenschutzverglasung mit außen liegenden Lamellen konzipiert. Zusätzlich werden für den sommerlichen Wärmeschutz großzügig bemessene Lüftungsöffnungen vorgesehen.


Freiraum

Neu definiert und erschlossen zeigt sich der Platz vor dem St. Leonhard Gymnasium mit vielen versteckten, aber spielerisch leicht auffindbaren Verweisen auf die bilinguale Schulform und die historischen Bezüge dieses Ortes. Es finden sich Textbänder aus Messing mit erhabenen Buchstaben, eine wandernd angeordnete Gruppe aus 12 purpurroten Thronen und eine markante Raumkante aus Hecken- und Mauerelementen.
Diese Raumkante schließt den Platz in Richtung der neuen Lage der Prinzenhofstrasse visuell, jedoch offen durchgängig durch Einzelsegmentierung der Elemente und die eingestreuten Robinien (Robinia pseudoacacia ‚Frisia’). Die Mauerelemente dieser Linie im Raum bieten als Infotafeln zu dem Euregiopark Aufschlussreiches über den Platz als Teil der Route Charlemagne.
Kammartig anschließend bieten hier Bankelemente aus Beton mit Sitzauflagen aus heimischem Holz Sitzgelegenheiten. Die Belagsgestaltung in Form von großformatigen Betonplatten in Bändern greift durch die sandsteinfarbene Oberfläche die Fassade der Kirche St. Michael auf.
Ein besonderes Gestaltungselement auf der sonst zurückhaltenden Platzgestaltung stellen 12 purpurrote Throne aus Betonwerkstein dar. Gleich einer pausierenden Schülergruppe versammelt unter der Esche (Fraxinus angustifolia ‚Raywood’) nehmen diese Bezug zu Karl dem Großen auf, welcher maßgeblich die Bildungs- und Sprachreform initiiert hat. Die Anzahl ist orientiert an den 12 europäischen Gründerstaaten.
Als weiteres platzprägendes Element verweisen in den Belag eingelassene Textbänder aus Messing auf das bilinguale Abitur der Schule. Durch den Abrieb beim Überlaufen werden die Messingbuchstaben aufgehellt und bieten mit der Zeit ein weiteres Augenmerk. Die über einen Schülerwettbewerb des Gymnasiums zu findenden Texte mit mehrsprachigem Inhalt thematisieren den gemeinsamen Sprachraum der europäischen Grenzregion und die hier angewandte Schulform, welche Sprachbarrieren reduziert.
Als nun klar definierter Platz mit eindeutiger Blickbeziehung zur Kirche St. Michael erhält die Schule einen Außenbereich mit großer Offenheit für die Nutzung durch die Schüler, aber auch für städtische Veranstaltungen. Im südlichen Bereich des Neubaus bieten Robinienpflanzungen mit markanter Blattfärbung von der Dachterrasse im 1. Obergeschoss aus einen attraktiven Anblick und zonieren zugleich den Bereich der Anlieferung von der Prinzenhofstraße.
Platzdetail

Platzdetail