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Einladungswettbewerb | 01/2010

Masterplan Wohnen am Westhafen

2. Rang

ppp architekten + stadtplaner

Architektur

ANDRESEN LANDSCHAFTSARCHITEKTEN

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitidee
Mit dem Wegfall der gewerblichen, wasserbezogenen Nutzungen am Westhafen bietet sich endlich die einmalige Möglichkeit des wassernahen Wohnens in der Stadt: Geesthacht an die Elbe. Andererseits geht mit der Umwandlung des Gebietes auch ein bedeutendes Stück der Stadtgeschichte verloren. Werksbetriebe und Hafengewerbe haben vielen Menschen über lange Zeit Arbeit und der Stadt Wohlstand gegeben. Wenn auch teilweise leer stehend, so prägen großvolumige Werkshallen und Hafenschuppen das Gebiet, das sich damit von der kleinteiligen Struktur der Innenstadt stark unterscheidet.
Es soll das Ziel des Entwurfes sein, die über lange Zeit gewachsene Charakteristik des Hafengebiets als geschichtliche Spur der Stadt Geesthacht zu erhalten und das „Wohnen am Westhafen“ an dieser unverwechselbaren Identität zu orientieren. Die Atmosphäre des neuen Stadtgebietes soll vorrangig von den Themen Hafen und Wasser geprägt werden, um im Gegensatz zur Innenstadt an diesem besonderen Ort ein einzigartiges Milieu zu schaffen.

Städtebau
Entsprechend der vorherrschenden Grundstücksstruktur orientiert sich die Gliederung des Gesamtgebietes am Bestand: es entstehen 9 Quartiere, die unabhängig voneinander entwickelt werden können. Aufgrund des Hochwasserschutzes werden terrassenartige Bebauungspolder mit der Höhe 8,70 / 9,20 von der Steinstraße aus in Richtung Elbe gebildet. Zwischen diesen Poldern verläuft die Topografie in natürlichem Gefälle zum Wasser. Auf diese Weise wird die topografische Besonderheit des Ortes besonders erlebbar. Durch die Hochlage des Bebauungsterrains wird einerseits eine gute Privatheit und anderseits eine hervorragende Sicht auf die Elbe ermöglicht.
Die öffentlichen Zwischenräume auf den heutigen Grundstücksgrenzen bieten Zugang und Blickbezüge aufs Wasser für Jedermann und verbinden somit die Stadt mit der Elbe. Die unterschiedlichen Quartiere bzw. Polder mit ihrer kompakten Bebauung erinnern an den gewachsenen Maßstab des gewerblichen Hafengebietes und erhalten damit die Geschichte des Ortes. Durch die Konzentration der Bebauung entstehen sehr weiträumige Freiflächen für alle.
Diese großzügigen, abfallenden Zwischenräume ergeben eine neue Qualität der Besonnung und des Ausblicks für die Bebauung. Die Spur des alten Industriegleises soll für einen Rad- und Fußweg erhalten werden, der vom neuen Seglerheim aus das Gebiet mit der Stadt verbindet.

Bebauung
Auf den Poldern schlagen wir als Erinnerung an die gewachsene Eigenart des Gebietes eine kompakte Bebauung vor. Das macht besonderen Sinn, um die Forderung nach Flächen sparendem Bauen, geringer Versiegelung, energetischer Kompaktheit, großzügigen Freiflächen und guter Besonnung zu erfüllen. Die einzelnen Baufelder können sehr unterschiedlich bebaut werden, sollten sich jedoch am Leitbild von Dichte, Kompaktheit und Nachbarschaft orientieren. Durch Höfe, Einschnitte und Höhenstaffelungen entstehen gute Ausblicke zur Elbe aus jeder Wohnung bzw. von jeder Dachterrasse und eine gute Besonnung.
Die Gebäude sollten durch ihre maximale 3-Geschossigkeit einen lagerhaften Gesamteindruck ergeben, wie es für das Gebiet typisch ist.

Freiraum
Im Gebiet am Westhafen soll die landschaftstypologische und topografische Eigenart des Ortes erlebbar gemacht werden. Das Nebeneinander von natürlichem, weichem Topografieverlauf zur Elbe hinunter und den künstlichen bebauten Poldern mit ihren streng geformten Kanten macht die Besonderheit und die Geschichte des Westhafens deutlich.
Der großzügige öffentliche Grünraum bietet nicht nur erstmalig wieder wunderbare Ausblicke von der Steinstraße auf die Elbe, sondern stellt den Quartiers- und Stadtbewohnern Zugang zum Wasser und Freizeitmöglichkeiten zur Verfügung. Während in den schmaleren Korridoren Spazier- und Spielmöglichkeiten bestehen, dient der mittlere Zwischenraum der Fahrerschließung zu Seglerheim, Traileranlage und zur Uferpromenade, die am gesamten Hafenrand entlang führt.
Die grünen Zwischenräume haben darüber hinaus auch wichtige ökologische Funktionen. Sie gewährleisten eine optimale Durchlüftung mit kühler Elbeluft, dienen als offene Flächen für Versickerung und Retention und wirken Eingriffsminimierend. Wesentliches Bestandsgrün, das auf den heutigen Grundstücksgrenzen steht, wird auf selbstverständliche Weise in die Zwischenräume integriert.
Auf den Poldern sind den Wohnhäusern private Gärten, Grünflächen und Terrassen zugeordnet, so dass sich dort für Geesthacht angemessene Wohnformen entwickeln lassen. Kleinkinder-Spielplätze sind den Gebäuden direkt zugeordnet, während weitere Spielmöglichkeiten in den grünen Zwischenräumen bestehen. Die Einfassungen der Polder sind als Elemente der Hafen- und Ufernähe vorgesehen: seitlich begrenzen schräge gemauerte Wände mit eingeschnittenen Treppen die Flächen, zur Elbe hin nehmen Steinpacklagen das typische Thema der Uferbefestigung auf.
Im zentralen Zwischenraum führt eine lange Freitreppe zu Kita und Sondernutzungen hinauf.

Nutzungen
Auf den Poldern ist in der Regel eine Wohnbebauung vorgesehen, die an der Steinstraße einen Kopf mit Mischnutzung bildet. Auf dem mittleren Polder wird das vorhandene Reetdachhaus erhalten und als Kita genutzt. Zur Steinstraße wird eine Altenwohnanlage vorgeschlagen, zur Elbe das Seglerheim mit Gastronomie. Auf diese Weise kann die Stadt auf eigenem Grund die gebietsversorgenden und Sondernutzungen etablieren, während die restlichen Quartiere privat entwickelt werden.
Das westliche Quartier wird als Auftakt an der verkehrsbelasteten Kreuzung für Dienstleistungen vorgeschlagen. Die grünen Zwischenräume sind Privatflächen mit öffentlicher Zugänglichkeit. Nur der mittlere Korridor mit der Fahrerschließung ist, wie die Promenade, öffentliche Fläche.

Verkehr
Ziel ist es, den motorisierten Individuell-Verkehr weitgehend aus dem Gebiet heraus zu halten. Jeder Polder wird von der Steinstraße aus für sich erschlossen. Die PKWs werden in Tiefgaragen untergebracht, was die Ausbildung der Polder begünstigt. Die Feuerwehr kann jeden Polder befahren.
Die öffentliche Fahrerschließung ist auf den mittleren Zwischenraum begrenzt und versorgt das Seglerheim und die Traileranlage. Die Promenade ist für Rettungsfahrzeuge und Feuerwehr befahrbar.
Alle grünen Korridore sind mit Fußwegen zur Elbe ausgestattet. Von den Poldern gibt es Treppenzugänge zum Wasser. Ein Fuß- und Radweg als Promenade am Wasser wird auf der alten Gleistrasse als Verbindung zur Stadt weitergeführt.
Durch dieses Verkehrskonzept entsteht ein sehr gut erschlossenes Stadtgebiet mit großer Ruhe in den Quartieren für das Wohnen an der Elbe.