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2. Rang 3 / 3

Einladungswettbewerb | 01/2010

Masterplan Wohnen am Westhafen

3. Rang

APB. Schneider Andresen Pommée Architekten und Stadtplaner PartG mbB

Architektur

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

volker voigt Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

ORT
Die Flächen des Geesthachter Westhafens liegen an einer Schlüsselposition in der Entwicklung von Geesthacht an die Elbe. Die Konversion des extensiv genutzten Hafenindustriegebietes in ein gemischtes Wohn- und Arbeitsquartier am Wasser erhöht den Anspruch an die Entwicklung der angrenzenden Flächen und bietet die Chance, die historischen Beziehungen zwischen Hafen und Stadtzentrum im Stadtgrundriss von Geesthacht wieder erlebbar zu machen. Das Potenzial des Wettbewerbsgebietes liegt in den freiräumlichen Qualitäten, sowie dem spannungsvollen Nebeneinander von unterschiedlichen Nutzungen, Maßstäben und historischen Layern. Diese Qualitäten gilt es in der weiteren Entwicklung zu integrieren und für ein Quartier mit hoher Eigenständigkeit zu aktivieren.

IDEE
Entwurfsziel ist die Schaffung eines lebendigen Stadtquartiers, der „Geesthachter Wasserstadt“, mit hohen Nutzungs- und Wohnqualitäten. Es wird eine robuste kleinteilige Grundstruktur vorgeschlagen, welche sich in acht Abschnitten entwickeln lässt. Der Entwurf integriert die bestehende Parzellenteilung in ein neues Netz aus Baufeldern und Wegebeziehungen.
Dabei wird der Wohnnutzung als stadtbildende Funktion eine Präferenz eingeräumt. Eine übergeordnete Verbindung bilden die neu gefassten Hafenbereiche, welche durch Begrünung und funktionale Aktivierung zur spannungsvollen Klammer zwischen Stadt und Wasser umfunktioniert werden. Die Gliederung in kompakte Einzelquartiere ist ein Grundbaustein des Entwicklungsgebietes. Dabei liegt die Bebauung überflutungssicher auf Warften, unterbrochen von Retentionsflächen, die wie Finger einer Hand Flussraum und Stadt miteinander verflechten. Die Idee des Wohnens am Alten Hafen - am Wasser - „in der Landschaft“ - bleibt beständig erhalten, egal ob in erster Reihe am Wasser, in einem der Reihen- und Doppelhäuser am gemeinschaftlichen „Schilfanger“ oder in einer Wohnung an der Steinstraße mit Blick Richtung Süden. Kleine Platzsituationen an der Steinstraße erzeugen Entrees zur Stadt und unterstützen die Querverbindung der Quartiere. Sie sind durch Grünverbindungen untereinander verknüpft.

FUNKTIONEN
Die Grundbausteine des neuen Entwicklungsgebietes bilden die 8 zum Wasser orientierten Baufelder - die Wohnwarften - mit unterschiedlichen typologischen Wohnungsangeboten. Zur Gliederung des Gesamtareals werden 3 davon mit höherer Dichte und Nutzungskonzentration vorgesehen. Gelegen an der Wärderstraße, der Hallenstraße und dem Bankelareal entsteht hier durch verdichtetere Wohnformen und gewerblich genutzte Flächen ein höherer Öffentlichkeitsbezug. Dieser Charakter wird durch entreeartige Quartiersplätze unterstützt. Die Kante längs der Steinstraße wir durch eine 3-geschossige Bebauung mit halbeingegrabenen Garagensockel gebildet. Hier sind besondere Miet-Wohnformen (Altenwohnen, Boardinghaus betreutes Wohnen) mit Blick über den gemeinschaftlichen Grünraum hin zum Wasser vorgesehen, welche Grundriss typologisch auf die Lärmsituation im Norden reagieren.
Die Erschließungsstraßen sind durch 3-geschossige Reihenhaus-Zeilen sowie Winkel- und Doppelhäuser gesäumt, welche sich zum gemeinschaftlichen durch Schilf und Gräsern geprägten Anger orientieren. Diese Parzellen eignen sich für größere baugenossenschaftliche oder privatwirtschaftliche Investitionen. Die Wasserkante wird als „poröser Rand“ durch punktförmige 4-Geschosser gesäumt. Diese privilegierten Lagen eignen sich in besonderer Weise für Baugruppenprojekte. Besondere Angebote entstehen zusätzlich durch die Kita im Baufeld 1 sowie dem Segelverein in Baufeld 3.

ERSCHLIESSUNG
Die Erschließung der Quartiere erfolgt über ringförmig geführte, private Erschließungsstraßen. Lediglich die Sticherschließung der Hallenstraße und am Bankelareal bleiben öffentlich und schaffen eine Anbindung an die neuen Hafenpromenade. Alle Erschließungsstraßen sind durchgehend auf flutsicherem Niveau geführt, wodurch die Anfahrt der Feuerwehr jederzeit gesichert ist. Durch die minimierte Erschließung entstehen große autofreie Bereiche und ein weitgehend übergangsfreies Fußwegenetz. Der ruhende Verkehr kommt größtenteils als Senkrechtparker längs der Erschließungsstraßen unter. Lediglich einzelne Tiefgaragen am Hafenrand und längs der Steinstraße sind vorgesehen. Die Fahrradwege werden längs der Promenade am Wasser sowie an der Steinstraße geführt.


FLUTSCHUTZ
Die Flutsicherheit wird durch das Warftprinzip gewährleistet. Die Baufelder werden durch leichte Bodenmodulationen auf das überflutungssichere Niveau von 9.20 m. u. NN. angehoben. Die dazwischen liegenden „Schilfanger“ liegen auf dem ursprünglichen Geländeniveau und können als Retentionsflächen im Flutfall überspült werden. Im Fall der beiden Überfahrten ist ein kontrollierter Zu- und Ablauf unter den Erschließungsstraßen vorgesehen, um Druckwasser zu vermeiden. Unterkellerungen sind im gesamten Planungsgebiet ausgeschlossen, Tiefgaragen sind lediglich an der Hafenkante vorgesehen. Diese werden im Flutfall evakuiert und können geflutet werden.

FREIRAUM
Die Freiraumtypologie orientiert sich an dem Bild der elbischen Marschen. Die Wohnwarften schieben sich fingerförmig zur Elbe hin und lassen grüne Binnenräume frei. Dadurch wird das Hafenbecken mit der Elbkulisse als Hauptbezugsraum inszeniert und vernetzt. Die Flächen des ehemaligen Schüttguthafens werden durch schollenförmige Grüninseln mit Erlenpflanzungen zu einer spannungsvollen Vorfläche der neuen Wohnquartiere umfunktioniert. Hier erobert sich die Natur den urbanen Raum wieder.
Die neue Marina als verbindendes Element schiebt sich mit einem attraktiven Platz in die Neubebauung. Ihren Abschluss zur Elbe hin findet er in einem Holzpodest mit einem integrierten Schwimmbecken. Der Platz ist locker überstellt mit Bäumen, die für ein spannungsreiches Licht- und Schattenspiel sorgen.
Die Schilfanger zwischen den Wohnwarften sind geprägt von Gräsern und Schilf. Darin sind Wiesenflächen als Spiel- und Freizeitmöglichkeit integriert.
Bei Starkregenereignissen und im Fallen einer Überflutung, wird hier das Wasser gestaut und verzögert in die Vorflut - Elbe - abgegeben. Die Quartiersplätze mit verschiedenen Baumpflanzungen prägen den neu geschaffenen Städtebau. Sie werden zu kleinen Treffpunkten zwischen den Quartieren.
Über den differenzierten Einsatz von Straßenbäumen von doppelreihiger Pflanzung als Allee, einreihiger Bepflanzung und baumlosen Straßen, erhalten die Bewohner eine Orientierung im Straßenbild.
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