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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2010

Grüngürtel Duisburg - Nord Bruckhausen

Blick in die Wallgärten

Blick in die Wallgärten

2. Preis

Hager Partner AG

Landschaftsarchitektur

Uniola AG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Sehnsucht Rhein

Mit den ersten Gastarbeitern in der Stahlindustrie wuchs Bruckhausen zu einem lebendigen und multikulturell geprägten Stadtteil von Duisburg. Mit dem Bedeutungsrückgang der Industrie kam aber auch das städtische Gleichgewicht ins Wanken. Wo einst lebendiges Treiben herrschte, bestimmt heute Leerstand und Verfall das Ortsbild. Abwanderung, Rückbau und Hoffnungslosigkeit sind die Folgen. Bruckhausen liegt heute eingekeilt zwischen Industrie, Eisenbahn und Schnellstraße. Der neue Park, der sich zwischen dem weitläufigen Industriegelände und Bruckhausen aufspannen wird, schafft eine neue Lebensqualität!

Nur wenige hundert Meter entfernt, doch durch den Industriekomplex vom Stadtteil abgeschnitten, fließt der Rhein. Wohl kein anderer mitteleuropäischer Fluss ist so mit Mythen bedacht wie dieser mächtige Strom. Er inspiriert seit jeher Schriftsteller, Komponisten und Maler. Die Verbindung von großartiger Natur mit aufregender Baukunst wurde zur romantischen Typologie schlechthin. Loreley und Drachenfels, die Festung Ehrenbreitstein oder die ehemalige Zollburg Pfalzgrafenstein zählen zu den bekanntesten Motiven von Malern wie Turner und Stanfield, Webb, Callow, den Brüdern Richardson oder Pyre. Ihre Bilder erzählen von einer geheimnisvollen Sehnsucht nach der mystischen Landschaft des Rheins. Dies wird zum Leitmotiv für die Gestaltung des zukünftigen Parks.

Eine Komposition aus gebauten und vegetativen Elementen zeichnet die typischen Bilder nach. Auf den Maßstab des Grüngürtels übersetzt werden sie mit gestalterischen Mitteln zu einer atmosphärischen Parklandschaft zusammengefügt. Zentrales Element wird die offene Mitte des Parks, die als weite, multifunktionale Rasenfläche talförmig sein Rückgrat bildet und die beeindruckende räumliche Tiefe erleben lässt. Ein lichter Wald aus einheimischen Gehölzen, vorwiegend der Eiche, fasst die einzelnen Räume zu einer Einheit zusammen. Einzelne Kiefern schieben sich als Solitärbäume vor den Eichensaum und lockern den Übergang zur Wiesenfläche auf. Nach Osten zur Stadt hin präsentiert sich der neue Park offen und einladend. Nach Westen bilden die Wallgärten den räumlichen Abschluss.

Von der Stadt her führen verschiedene Wege zu den platzartig ausgestalteten Parkeingängen. Eingangsstelen weisen weitherum sichtbar den Weg und verorten mit ihrer formalen Nähe zu den Schloten und Schornsteinen den Park in der industriellen Stadtlandschaft. Im Wechselspiel mit der Industriekulisse am Horizont regen sie zum Nachdenken über Industrie, Stadt und Natur an. Der Hauptweg führt im Schatten der Bäume rund um den Park und lockt mit wechselnden Ausblicken auf die bizarre Industrielandschaft und auf die Stadt. Ein feingliedriges Wegenetz führt die Parklandschaft von seinen Rändern her vor und verbindet die vielfältig gestalteten Kinderspielplätze, Bürgergärten und Sportangebote. Im südlichen Teil des Parks bleibt ein großer Teil der Kleingärten erhalten und wird behutsam in den Park integriert.

Nach Westen, entlang der Kaiser-Wilhelm-Straße, bilden die Wallgärten nicht nur einen Lärmschutz sondern auch den landschaftlichen Höhepunkt. Geneigte Rasen- und Steinflächen formen ein kontinuierliches, jedoch äußerst vielfältiges Raumgefüge. Schluchtartige Passagen münden in weite Wiesenflächen, Täler und Gräben durchweben den Hügelzug. Spielbereiche mit Grillplätzen bieten Familien die Möglichkeit, Spaß und Abenteuer zu erleben, Aussichtspunkte fordern zum Erklimmen der Walllandschaft.

Das Parkkonzept baut auf die landschaftlichen Elemente und verzichtet mit Ausnahme eines kleinen Kiosks bei den Kleingärten auf aufwendige Neubauten. Kindergarten, Bunkerruine und der „Schwarze Diamant“ werden als Identifikation stiftende Fragmente der ehemaligen Nutzung zu neuen Treffpunkten. Mit seiner ausladenden, zur Lichtung hin orientierten Terrasse, wird die ehemalige Arbeiterkantine zum neuen, zentralen Parkrestaurant.

Licht schafft Atmosphäre

Von Weitem verorten illuminierte Stelen das Parkensemble auch nachts in der Stadt. Der Hauptweg ist angenehm ausgeleuchtet, die differenzierte Raumabfolge von Weite und informellen Orten werden in der Dunkelheit erlebbar. Die Relikte der Zeitgeschichte wie Bunkerruine und der „Schwarze Diamant“ sind als Solitäre angestrahlt. Die bewegte Topografie der Wallgärten wird über die Handläufe entlang der Wege inszeniert. Vereinzelt illuminierte Solitärgehölze scheinen über dem Tal zu schweben. Die Sichtbeziehungen zur benachbarten Industriekulisse komplettieren das nächtliche Parkerlebnis.
Schnitt Wallgärten

Schnitt Wallgärten

Gestaltungskonzept

Gestaltungskonzept

Blick ins Wiesental

Blick ins Wiesental

Ausschnitt Bürgergärten

Ausschnitt Bürgergärten

Pictogramme

Pictogramme