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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2010

Grüngürtel Duisburg - Nord Bruckhausen

3. Preis

Planorama Landschaftsarchitektur – Maik Böhmer

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Entwurfsteam: Maik Böhmer, Stefan Cichosz, Marleen Krüger, Martin Rosenberger, Ulf Schrader

Erläuterungstext

Wie viele Städte des Ruhrgebiets befindet sich auch Duisburg seit Jahren in einem starken Strukturwandel, der durch den Umbau und die Abwanderung der Industriestandorte und die Suche nach einer neuen, positiv besetzten Identität bedingt ist. Wie an wenigen Orten kulminiert dieser Prozess, der in geschichtlich kurzer Folge immense Migrationsschübe mit sich brachte, im Stadtteil Bruckhausen in unmittelbarer Nachbarschaft des zweitgrößten Hüttenwerkes der Welt.

Der vorliegende Entwurf zeigt hier einen Weg auf, die Identität Bruckhausens mit seiner jungen multinationalen Bevölkerung entscheidend zu stärken, zur Bildung eines neuen von der Industrie unabhängigen Selbstbewusstseins beizutragen und die Ursprünge und geschichtliche Entwicklung als charakterstarke Besonderheit ins Bewusstsein zu rücken.

Der neue Volkspark Bruckhausen schließt die Verbindung des bislang eher abgeschnittenen Ortsteils mit dem Grüngürtel Duisburg-Nord und nach Beeckerwerth und bildet durch einen Wall ein starkes Rückrat zur Ortsmitte hin aus. Die architektonische Überformung des Walls steht gestalterisch in Verbindung mit der industriell geprägten Umgebung und öffnet sich zu einem naturnahen Volkspark, der durch seine Zonierung und Wegestruktur differenzierte Nutzungen und Erlebnisse ermöglicht.
Dabei legt sich die durch den Abriss der Bebauung erreichte Tiefe des Grünraums in Schalen unterschiedlicher Qualität um die Westseite des Ortes. Von Osten kommend erreicht der Besucher zunächst die weiten landschaftlichen Wiesenflächen mit eingestreuten Obst- und anderen Laubgehölzen. Durch die landschaftliche Anarbeitung des Parks an die Hinterhöfe und Gärten der angrenzenden Bebauung entsteht ein homogener zusammenhängender Grünraum mit hoher Erholungsqualität.
Danach trifft man auf das von der Kreuzung Matenastraße bis zu den Kleingärten südlich der Kronstraße führende Erlebnisband, das neben den verschiedenen Sport- und Spielflächen auf der Höhe der Heinrichstraße auch eine gastronomische Nutzung aufnimmt. Die zwischen Tartan- und Rasenflächen wechselnden Belagsqualitäten ermöglichen eine intensive Nutzung des Bandes. Die von Ost nach West verlaufenden Zuwegungen strukturieren das Band und führen zu den Stufen und Rampen, die den Wall erschließen.

Der Wall
Entlang der Kaiser-Wilhelm-Straße bildet der Wall das Rückgrat und den Höhepunkt des Volksparks. Neben dem Schutz des Stadtteiles vor Lärmemissionen wird der Park gefasst und bildet so einen in der Umgebung eigenen räumlichen Charakter aus. Über Rampen, die den Wall in Nord-Süd-Richtung erschließen, gelangt man auf Höhe der Kron-, Heinrich- und Edithstraße zu den mit 7 Metern höchsten Punkten des Walls, an denen die Aufweitungen der Wege Aussichtspunkte mit Blick auf das Hüttenwerk definieren. Wegbegleitende Betonsitzelemente laden hier zum Verweilen ein und Stufenanlagen führen in der Verlängerung der vorher genannten Erschließungsstraßen den Hang hinab.
Auf halber Höhe des Parks stößt die Dieselstraße durch den Wall und bildet mit dem „Schwarzen Diamant“ eine starke Eingangssituation an der Kaiser-Wilhelm-Straße. Um den Durchstoß an dieser Stelle zu schärfen, läuft der Wall von Süden, durch eine Stützmauer gefasst, bis direkt an die Brandwand des „Schwarzen Diamant“. Der Treppenabgang der vom nördlichen Wall zur Dieselstraße herabführt wird durch Mauerscheiben gefasst, auf denen von der Straßenseite der Name des neuen Volksparks zu lesen ist. Durch diese beiderseitig hohe Fassung wird die Zuwegung zu einem repräsentativen Parkeingang.
Mit Rasenstufen im Bereich der Kreuzungspunkte der Parkwege und mit einer die ganze Länge begleitenden Sitzmauer erhält die östliche Wallseite eine starke Aufwertung.

Das Erlebnisband
Von Norden nach Süden verlaufend nimmt das Erlebnisband eine Vielzahl unterschiedlicher Nutzungen auf. Dabei differenziert das Band die Teilbereiche für die Spielflächen von Kleinkindern und Kindern im Bereich der Kita Kronstraße, die gastronomische Nutzung im Bereich der Heinrichstraße und generationenübergreifende Sport- und Spielangebote zwischen Dieselstraße und Eilperhofstraße. Hier wechseln sich Spielfelder für Fußball, Beachvolley- und Volleyball mit Graffitischeiben ab. Der angrenzende Hang wird an dieser Stelle mit seinen Rasenstufen zur Tribüne für die sportlichen Aktivitäten. Zwischen den verschiedenen Spielbereichen des Bandes liegen ausgedehnte Rasenflächen, die als Liegewiesen zum Verweilen einladen. Baumpakete mit Obstbäumen im südlichen und Kiefern im nördlichen Bereich unterscheiden das Band formal von der umgebenden eher landschaftlich geprägten Wiesenfläche.
Die beidseitig östliche und westliche Rahmung des Bandes mit Wegen in wassergebundener Decke ermöglicht zusammen mit den Wegen auf dem Wall einen Parkrundgang, der für Jogger gleichermaßen wie für Spaziergänger durch abwechslungsreiche Raumsituationen führt. Parallel zum Hang und zum Erlebnisband verbindet ein Asphaltweg das Nord- und Südende des Parks. Auf Höhe der Heinrichstraße stellt das Parkcafé mit einer Außengastronomie auf einer großzügigen Holzterrasse einen weiteren Anziehungspunkt dar. Zusammen mit dem nördlich gelegenen „Schwarzen Diamant“ und der starken torartigen Eingangsituation an der Kaiser-Wilhelm-Straße entsteht zwischen Heinrichstraße und Dieselstraße ein zentraler kommunikativer Ort, der dem Park und seinen Anwohnern ein neues Zentrum gibt.


Der zu Anfang beschriebene wirtschaftliche, kulturelle und soziale Wandel, den Bruckhausen in den letzten sechzig Jahren erlebt und gestaltet hat, zeigt anschaulich, dass sich die Identität eines Ortes in ständiger Entwicklung befindet.
Daher hat die Bezeichnung dieses neuen und für den Stadtteil äußerst wichtigen Grünraumes als Volkspark Bruckhausen im Zusammenhang mit der Vielzahl an ortsansässigen Nationalitäten und den verschiedenen Ansprüchen der Altersgruppen eine nicht zu überschätzende Bedeutung. Als ein zentraler Ort der nicht nur allen Generationen und Mitbürgern offen steht, sondern auch die zeitgemäßen Belange und Wünsche der unterschiedlichen Nutzer berücksichtigt, wird der Volkspark zu einem Stück Integration und prägt die Identität von Bruckhausen in einer neuen Zeit.