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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2009

Wettbewerb "R(h)ein-Blicke" im UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal

Anerkennung

m3 baukunst

Architektur

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Gestaltung von „R(h)ein-Blicken“
im UNESCO-Welterbegebiet Oberes Mittelrheintal

Die „R(h)ein-Blicke“ KM 543 (Fellen), KM 556 (Loreley) und KM 541 (Lorchhausen) bilden Etappenziele, Ruhe-, Bewegungs-, Informations-, Spiel- und Begegnungs- Orte entlang des Rheines. In ihrer Ausformung und durch die Möglichkeit der Ausführung in Etappen bilden sie drei Mosaikbausteine im UNESCO-Welterbegebiet Oberes Mittelrheintal. Sie verweisen auf die einzigartigen Kulturlandschaftselemente und bilden dennoch eine eigenständige Komposition an exponierten Orten.


Der Rheinkiesel
Der Rheinkiesel bildet, von Land und Wasser aus sichtbar eine Landmarke für den Besucher des Rheintales. Er verortet die „R(h)ein-Blicke“ und verknüpft durch den Wiedererkennungswert die einzelnen „R(h)ein-Blicke“ untereinander. Der Rheinkiesel steht für die Entschleunigung, Umlenkung und Inselbildung am vorbeifließenden Wasser. Diese Wirkung kann er auch in der linear angrenzenden Verkehrsbewegung erfüllen. Er soll den Besucher zum Verweilen einladen und ihm Geschichten erzählen über die Geologie des Mittelrheintales, den Durchbruch in der Schieferlandschaft und die Kraft des Wassers. Der Stein reagiert durch seine Form und Verortung individuell auf den Ort und unterstützt damit die Blickbeziehungen in die Landschaft.

Der raumbildende Fußabdruck der überdimensionalen Rheinkiesel, hergestellt aus einer Betonschale, ist gleichzeitig Zentrum der „R(h)ein- Blicke" mit Fernwirkung.
Dieser ist dem Wasser zugewendet die erste Anlaufstelle zur Orientierung am Ort und bietet außerdem einen Foto- und Aussichtspunkt. Modellierte Kuhlen und Schichtungen, die an den Schieferabbruch erinnern, laden zum Sitzen, Liegen, Klettern und Ausschauhalten ein. Dem Besucher werden keine Bewegungsrichtungen vorgegeben, Interaktionsangebote wie das Sammeln, Anordnen und Auftürmen von Treibholz, Federn, Muscheln und Steinen sind am Ort erwünschte, aber freie Interaktionen der Besucherdynamik. Die grünen Raumkanten bilden eine zur Aussicht offene Tasche, die Blicke zum Wasser sind freigestellt. Von diesem Hochpunkt eröffnen sich Blickbeziehungen in die Landschaft, die durch die Komposition der Tafelanordnungen entlang imaginärer Strahlen unterstütz werden.


Die Fahnen
- Das Auffinden, die Annäherung an die Orte
- zeichenhaft, prägnant, fokussieren, sensibilisieren
- Leitsystem mit freundlichem Auftritt, Informationsträger und didaktische Spielstation

Die Fahnen ordnen sich funktional in eine sich wiederholende Hierarchie. Auftakt sind die Fahnen entlang der Bundesstraßen (F1), die auf die Parkbereiche hinweisen und einlenken. Diese tragen die jeweilige Rheinkilometerangabe, sind so leicht zu kartieren und aufzufinden und problemlos durch weitere geplante Plätze zu ergänzen.

Diese werben mit einem grafischen Logo individuell für den Ort und bleiben kognitiv mit dem Ort verknüpft in Erinnerung.
KM 543 (Fellen): Mäuse
KM 556 (Loreley): Goldenes Haar
KM 541 (Lorchhausen): Gotische Bögen
(Km-Angaben sind vor Ort zu überprüfen)

Ergänzt wird dieses Leitsystem mit dem vorhandenen Logo des Mittelrheintals.

Jeder Ort hat ebenso eine für ihn signifikante Figur, die die Besucher auf gleicher Augenhöhe empfängt. Diese Begrüßungsfigur trägt einen Lageplan, die Standortbestimmung auf den „Laib“ geschrieben.
„Entsprungen“ ist diese Figur der Fahne mit dem Fotorahmen (F2). Dort können Besucher in der ausgeläserten Silhouette am Themenort für ein Foto posieren.

Weiter geht die Aufreihung der ausgerichteten Fahnen mit Informationsangeboten eingesetzter Gafiktafeln (F3) und integrierten Spielstationen (F4) mit Blickrohren, Echostation und spannenden Geschichten in mehreren Sprachen in barrierefreier Typographie. Taktile Erläuterungen werden empfohlen.

Die Verwendung eines sich wiederholenden "Ausstellungsrahmens" für Exponate, Grafiken oder Spielstationen provoziert die Wiedererkennung und vernetzt die einzelnen “R(h)ein-Blicke“ unterstützend miteinander.

Die Ansichtsflächen sollen über Photovoltaikzellen und LED-Leuchten illuminiert werden. Im
2. Bauabschnitt ist eine Beleuchtung der äußeren U-Rahmen für die kunstvoll inszenierte „romantische Nacht“ möglich.

Die Materialien sind landschaftsverträglich in den Farben Kieselweiß (Beton), ocker-erdfarben (Cortenstahl der Fahnen). Sie fügen sich in der Farbgebung harmonisch und zurücknehmend in die Natur und spiegeln Wasser, Gesteinsfarben und Jahreszeiten wider. Die wertigen Materialen sind weitgehend resistent gegen Beschädigung.


Das Parken
Der Parkraum grenzt, soweit die topographischen und räumlichen Voraussetzungen gegeben sind, an den Straßenraum an, um die Funktionen nicht zu trennen und unnötige Verkehrsflächen zu vermeiden. Durch eine „grüne Wand“ aus Linden, die kennzeichnend für exponierte Orte am Rhein sind, wird das Parken vom Aufenthalt am Wasser abgeschirmt, dennoch bleibt der Blick von der Straße auf den Ort nicht verdeckt. So entsteht bereits eine Abschirmung zur Straße und eine Orientierung hin zum Wasser. Busstellplätze werden vorgesehen.
Die Platzgestaltung um die Installationen „Stein und Fahnen“ ist in Wassergebundener Decke ausgeführt. Als Auftakt zur Kosteneinsparung können zunächst heterogene Materialflicken entfernt und eine einfache homogene Schüttung (Kies) erfolgen.

Der Rheinkiesel bremst durch seine kraftvolle, präsente Ausformulierung den Verkehrsfluss, entschleunigt, macht neugierig und lädt ein. Einfache, kurze Wortfragmente entlang der Fahrbahn, die dem Fahrenden friedvoll entgegenfliegen, könnten diese Geste untermalen, obgleich dies verkehrstechnisch ein Novum darstellt. Die Idee wird trotzdem hochgehalten, da die Standorte und deren Kontext im UNESCO-Welterbetal es verdienen, auch über Sonderregelungen nachzudenken. Dem Fußgänger und Radfahrer wird keine Sicherheit vorgetäuscht, vielmehr wird der Automobilreisende sensibilisiert, signalhaft abgebremst und auf mögliche Gefahren vorbereitet.
Schließlich werden kleine, belebte Orte geschaffen außerhalb der so genannten Ortschaften, die sich über Orts-Beschilderungen regulieren.