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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2009

Neubau Jugendherberge

Perspektive Eingangsbereich

Perspektive Eingangsbereich

1. Preis

architekten drei+

Architektur

rpb-ingenieure GmbH

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Erläuterungsbericht

Städtebau

Das Grundstück liegt am nördlichen Rand einer klassisch, gründerzeitlich geprägten, Straßen- und Blockkanten folgenden Bebauung, die hier nur noch rudimentär erahnbar ist. Am nördlichen Rand wird es von einer aus alten Befestigungsanlagen resultierenden, attraktiven, von Wasserläufen durchzogenen Grünanlage gesäumt. Es wird im Süden von der Wendenstraße tangiert und erschlossen und von hier aus durch eine Wegeverbindung zwischen Stadt und Grün durchkreuzt, die auch eine markante (Sicht-)Achse in Stadtrichtung über die platzartige Aufweitung "Werder" bis hin zur Katharinenkirche bildet.

Die nur partiell vorhandene Bebauung an der nördlichen Seite der Wendenstraße erfährt durch eine Bebauung der Brandwand von Nummer 35 eine Komplettierung durch einen markanten, dreiecks-förmigen Kopfbau, dessen Fassadenfronten jeweils ein Gegenüber bilden zu der Zeile an der Straße Geiershagen sowie der gegenüberliegenden leicht geschwungenen, der Kurve folgenden Blockkante der Wendenstraße.

Durch die Positionierung dieses Kopfbaus in einem angemessenen Abstand zur Kante der Gebäude Geiershagen wird der Blick in den rückwärtigen Teil des Grundstücks freigehalten, in dem als lineare Fortsetzung der Bebauung Geiershagen der über eine sehr transparente Brücke verbundene, niedriger gehaltene Gebäudekörper platziert ist und dessen nördliche Kanten wiederum räumlich mit den Kanten der östlich hiervon befindlichen Nachbarbebauung korrespondieren. Entlang der Wegeverbindung vom und zu den Grünanlagen deutet die leicht ausgestellte Fassade zur Halbinsel und lässt das Gebäude sich zum Grün der Parkanlagen hin öffnen.



Gebäudeorganisation

Der dreiecksförmige Kopfbau an der Wendenstraße greift die Höhe der umliegenden Bebauung auf.
In ihm sind im über Straßenniveau liegenden Erdgeschoss, über eine Rampe sowie breit vorgelagerte Treppenanlagen erreichbar, der zentrale Anlaufpunkt, die Eingangshalle mit Rezeption, Kaffebar und angeschlossenem Büro, Aufenthaltsbereichen, einem sich zur Wendenstraße mit einem großen Fenster öffnenden Bistroraum, ein Tischtennisraum sowie WC-Anlagen und weiteren Nebenräumen im rückwärtigen Bereich untergebracht.

Von hier aus wird das Haus zentral über eine Treppen- und Aufzugsanlage erschlossen.

In den Obergeschossen sind die Gästebereiche in Zweibett- und Vierbettzimmern klassenweise untergebracht. Dabei ist im 1.
Obergeschoss als Cluster der behindertenfreundliche Bereich vorgesehen, der auf kürzestem Wege über eine Brücke mit dem Tagungs- und Speisebereich verbunden wird.

Der rückwärtige Riegel ist zweigeschossig mit im Penthaus aufgesetztem Wohntrakt für die Herbergseltern.
Das Erdgeschoss umfasst den kompletten Wirtschaftstrakt, Personalräume und Nebenräume mit anliegendem Tagungs- und Speisebereich. Diese Nutzungen orientieren sich mit allen Funktionen zum nördlichen und westlichen Grünbereich und sind vielfältig erschliessbar. Dem Speiseraum vorgelagert sind Terrassenebenen, ein zum Wasser führender Steg sowie interne Grün- und Gartenbereiche.

Im Obergeschoss sind die Bereiche für Familien, Gruppen und Einzelreisende untergebracht. Die Anbindung an den Kopfbau geschieht witterungsunabhängig über eine Brücke. Die im 2. Obergeschoss angeordnete Wohnung übernimmt das konstruktive Raster des Obergeschosses und lässt sich jederzeit mit geringstem Aufwand flexibel in Gästezimmer umwandeln und darüber hinaus durch eine Erweiterung über dem kompletten 1. Obergeschoss weiter ausbauen.

Gebäudegestalt und -konstruktion

Über einer in Sichtbeton gehaltenen, monolithisch anmutenden Fassade des Sockelgeschosses als Basis des Gebäudes, aus der die Öffnungen wie herausgeschnitten wirken sollen, erheben sich die von hellen, horizontal verlaufenden Geschossbändern durchzogenen Fassaden, die mit von Grau- bis zu drei unterschiedlichen Grüntönen variierenden
Holzwerkstoff- und Glasplatten in vertikal gerasterten und wechselnden Formaten verkleidet werden.
Zur Wendenstraße dominiert eher das Grau, das durch, auch als Schallschutz dienende, gedämmte grüne Klappläden, seine farblichen Akzente bekommt. Im Innenbereich überwiegen dann im weiteren Verlauf der Gebäudefassaden (zum Park der ehemaligen Wallanlagen hin) die unterschiedlichen Grüntöne.

Großflächig verglaste Fassadenteile eröffnen im Sockelgeschoss gezielt den Ausblick auf die ambivalente Umgebung, bei der Eingangshalle auf den podestartig erhöht gestalteten Vorbereichen, im Café zur Stadt hin orientiert mit einladender Geste, in den Seminar- und Speisebereichen in die attraktiven Grünanlagen.

Die Fenster in den Obergeschossen sind ausschließlich vertikal angeordnet und bodentief mit gläsernen Brüstungen versehen.
Die Öffnungen der Treppenhäuser, Flure und der anderen Erschließungsflächen bieten in unterschiedlichem Rhythmus angeordnete
Belichtungs- und Ausblicksmöglichkeiten. Eine sehr leicht konstruierte, sehr transparent verglaste Brücke verbindet die vorderen mit den rückwärtigen Funktionsbereichen.

Die von der umliegenden Bebauung einsichtbaren Dachflächen sind als extensiv begrünte Flachdächer ausgebildet. Für eine möglich solare Nutzung könnten hier Sonnenkollektoren aufgestellt werden.

Im Inneren herrschen überwiegend helle Farbtöne vor. Die Wände sind durchweg verputzt und weiß gestrichen, partiell, da, wo sie als mögliche "Kulisse" räumlich besonders wirken, als Farbakzent in unterschiedlichen Grüntönen hervorgehoben. Innentüren werden analog zu den Wänden weiss erscheinen. Die Bodenbeläge, seien es Werksteinplatten in den erdgeschossigen Nutzungen, die Fliesen in den Nassräumen oder die Linoleumböden in den Fluren und Zimmern der Obergeschosse, sollen eher in einem mittleren bis dunklere Grau variieren.

Einbauten und Möbel werden in dazu passender, weitere, bisweilen auch komplementärer, farbliche Akzente setzender Couleur ausgewählt.

Freianlagen

Die Vorplatzfläche an der Wendenstraße soll als durchgehender Belag ausgebildet das Entree zur Eingangshalle darstellen und einen Bushalt ermöglichen und leitet weiter in die zum „Hofhaus“ und zur Grünverbindung führende „Spielstraße“.
Am Wirtschaftstrakt werden neben den Stellplätzen die Warenanlieferung und die Entsorgung platziert.

Über einen öffentlich nutzbaren Weg, der gleichzeitig Erschließung der Freiflächen der Jugendherberge und befahrbarem Wartungsweg ist erreicht man den kleinen SpielPark zwischen Gartenhaus und Halbinsel.
Alte Bäume an den Ufern und zusammenhängende Rasenflächen prägen die Günanlage, die durch wenige Heckenpartien einen der Jugendherberge zugeordneten Garten herausstellt.

Den Abschluss und niedrige Raumkante bildet eine Brüstungsmauer am Zusammenfluss der Gewässer. Von hier leitet eine Brücke weiter in Löbeckes Garten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser gliedert seinen Entwurf in zwei Hauptgebäude: ein straßenbegleitendes 5-geschossiges Kopfgebäude und ein längsgestrecktes Gartengebäude, welches in das Grundstück tief hineinragt und sich zum Bosselgraben in seiner Geschossigkeit hinabstuft. Durch die Positionierung der beiden Gebäude­teile entstehen zwei unterschiedliche neue Platzsituationen: der Parkgarten und der Stadtplatz.

Beide Gebäudeteile werden im 1. Obergeschoss durch eine transparente Brücke miteinander verbunden.
Das dreieckige Kopfgebäude an der Wendenstraße stärkt durch seine Kubatur die Wegebeziehung zum Park. Aus der Konsequenz heraus platziert der Verfasser den Haupteingang nicht an der Wendenstraße, sondern an der neu entstandenen Platzfläche Am Geiershagen.

Die unterschiedliche Materialwahl zwischen dem schweren, in Sichtbeton gehaltenen Sockelgeschoss und den leichter wirkenden, in Holzwerkstoff- und Glaspanelen gerasterten Obergeschossen lassen die unterschiedlichen Funktionen an der Fassade ablesen.

Die Funktionen sind klar gegliedert und gewährleisten eine gute Orientierung der Gäste. Alle öffentlichen Bereiche sind im Erdgeschoss angesiedelt.

Im Kopfgebäude sind neben dem großzügigen und einladenden Haupteingang auch Nutzungen wie Bistro und Tischtennis angeordnet. Diese Bereiche sind auch von der Wendenstraße aus wahrnehmbar.

Im gartenzugewandten Gebäudeteil sind die weiteren öffentlichen Nutzungen wie Tagungsräume, Spei­sesaal und Wirtschaftsräume untergebracht. Die Lage der Tagungsräume und des Speisesaals ist von ho-her Qualität, da sie über Terrassen unmittelbar mit dem Außenraum verbunden sind und somit schöne Blickbezüge zum Park und Bosselgraben hergestellt werden.

In den Obergeschossen des Kopfgebäudes sind die Gästeräume als Zweibund kompakt organisiert. Die Flure der Schlaftrakte sind kurz, abwechslungsreich und weisen Blickbezüge in die Straßenräume und die Natur. Eine transparente Brücke verbindet das 1. Obergeschoss mit dem Gartengebäude, welches die fa­milienfreundlichen Gästezimmer in einem Einbund organisiert.

Die Wohnung der Herbergseltern ist im Staffelgeschoss des Gartengebäudes ruhig untergebracht und kann separat erschlossen werden.

Bearbeitung:

Michael Zwiener , Peter Zenker, Gerhard Jenk
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