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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2010

Städtebaulicher und landschaftsplanerischer Ideenwettbewerb „Hanns-Seidel-Platz“

3. Preis

Kemper Steiner & Partner Architekten GmbH

Architektur

wbp Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau und Freiraum
Gesamtkonzept/ Identifikation
Das neue urbane Zentrum bildet eine starke Mitte und vernetzt zugleich
vorhandene Nutzungsschwerpunkte (PEP und PEP+, heutiges und neues
Wohnen und Büros, Bürger- und Kultureinrichtungen) durch neue
Wegebeziehungen.
Die vorhandene großmassstäbliche Bebauung wird durch eine innerstädtisch
dichte Struktur ergänzt, die eine starke Zeichenhaftigkeit mit einer hohen
Nutzungsqualität verbindet.
Erschließung
Der Marktplatz bildet das vom Verkehr geschützt liegende neue Zentrum. Als
Gelenk des Quartiers verbindet er die verschiedenen Funktionen und dockt
an die O-W-Magistrale mit U-Bahn und ZOB an.
Bürgerzentrum, Festspielhaus mit Büroturm und der Marktplatz erhalten eine
direkte Anbindung an die Zugangsebene zur U-Bahn.
Die Tiefgarage und die Andienung des autofreien Quartiers erfolgen über die
Von-Knoeringen-Straße und die Fritz-Erler-Straße (Ausbau laut Auslobung). Nur
an der östlichen Seite der Thomas-Dehler-Straße werden Kurzzeitstellplätze
angeboten.
Die Thomas-Dehler-Straße wird zu Gunsten der Anlage einer dreireihigen Allee
auf eine Fahrspur zurückgebaut und die Geschwindigkeit auf 30 km/h
reduziert. Die Wegebeziehungen zwischen Marktplatz und dem PEP werden
durch die Pflasterung dieser Achsbereiche in der Fritz-Erler-Straße betont.
Freiflächenqualität
Urbane Dichte und nutzungsoffene Platz- und Parkräume prägen das
Quartier. Während der Marktplatz die O-W-Magistrale und das PEP an die
neue Mall heranführt und als eine Bühne des öffentlichen Lebens dient, bilden
die beiden Wohnhöfe im Norden und Süden geschützte Wohnbereiche mit
privaten, wie gemeinschaftlichen Aussenflächen.
Die Wohnungen verfügen über private Aussenräume: großzügige Balkone,
Loggien bzw. im EG über kleine Gartenparzellen, die durch einen
Niveauversprung von den Gemeinschaftsgrünflächen bzw. dem öffentlichen
Park getrennt sind.
Das O-W-gerichtete Parkband bietet den grünbetonten Aufenthalts- und
Erholungsraum des Quartiers. Markt und Park können sich bei Bedarf
(Sommerfeste u.ä.) ergänzen. Das Parkband wird nach N und S durch
baumüberstandene Wegeflächen mit Spielangeboten und Sitzsockel
begrenzt, der den Niveauversprung des nach Osten abfallenden
Rasenplateaus auffängt.
Versiegelung und Entsiegelung
Dachbegrünungen reduzieren die Versiegelung und schaffen (z.B. auf dem
großflächigen PEP) neue Nutzungsmöglichkeiten. Das Dach- und
Oberflächenwasser der östlichen Hälfte des neuen Quartiers werden dem
Rasenfeld zugeleitet und dort versickert.
Der Marktplatz wird aufgrund der hohen Verschmutzung hier nicht
angeschlossen sondern, wie der Westteil des Quartiers an die vorhandene
Erschließung angebunden. Dachbegrünungen reduzieren die Versiegelung
und schaffen (z.B. auf dem großflächigen PEP) neue Nutzungsmöglichkeiten.
Architektur und Freiraum
Die Gebäudegeometrie vermittelt zwischen den städtebaulichen Achsen und
prägt die spannungsvollen öffentlichen und privaten städtischen Räume. Die
klar strukturierten Gebäudekuben bilden unverwechselbare Orte und
schaffen ein charaktervolles neues Zentrum für Neuperlach.
Aufgesetzte, eingesetzte, auskragende und überbaute Glaskuben innerhalb
von ruhigen und unaufdringlichen aus konisch zulaufenden winkel- und Uförmigen
Grundgebäudekörpern bilden ein spannungsvolles Verhältnis
zwischen Offenheit und Geschlossenheit.
Den baukörperlichen Mittelpunkt, Höhepunkt der meanderförmigen
Gebäudestruktur in dem Quartier und die weithin sichtbare Landmarke
Neuperlachs stellt der 72 m hohe Büroturm dar, der über die 18 m hohen
"Sockelgebäude" weithin ausragt.
Der zentrale Marktplatz wird von sämtlichen Gebäuden öffentlicher Nutzung
umgeben und leitet die Besucher durch das neue Quartier.
Kompakte Gebäudeformen und stadträumlich intensive Flächennutzungen
im Rahmen von klar definierten Parzellen tragen zu einer wirtschaftlichen und
energetisch positiven Realisierbarkeit bei.
Kulturelles Bürgerzentrum
Der Marktplatz bildet das zentrale Forum umgeben von den Nutzungen des
kulturellen Bürgerzentrums. Festspielhaus und Stadtbibliothek befinden sich auf
der Platzebene und laden die Passanten und Anwohner ein und schaffen
eine nach allen Richtungen offene Atmosphäre.
Einzelhandel und Kerngebietsnutzungen
Um die Handelsfunktionen zu optimieren wird ein “Rundlauf” zwischen dem
heutigen PEP und den ergänzenden Einzelhandelsflächen vorgeschlagen, der
durch eine gläserne Brücke auf der Ebene 1 erfolgt. Gastronomie,
fachmarktbezogene Einzelhandelseinrichtungen und Nahversorgungsangebote
sind direkt an den öffentlichen Nahverkehr angebunden, orientieren sich
zum neuen Markt und beleben die öffentlichen Plätze und Grünflächen.
Wohnbebauung
Charakteristisches Merkmal für die Wohnbebauung ist die multifunktionale
Schallschutzwand zur Fritz-Eler-Straße. Neben einem effektiven Schallschutz in
Richtung der Hauptverkehrsstraße bietet die gläserne, natürlich belüftete
Spange die Möglichkeit einer effektiven, spannungsvollen Erschließung,
geschützte "Grüne Gärten" innerhalb der Geschosse mit Wintergärten und
Ausblicke innerhalb der transparenten Komunikationsachse.
Die Wohngebäude lassen flexible Wohnungsgrößen unterschiedlichster
Wohnformen zu.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dem Gesamtkonzept gelingt es überzeugend in der Anordnung der Baukörper und der Freiflächen
eine Beziehung zum bestehenden Einkaufszentrum aufzunehmen und bildet dabei
selbstbewusst eine eigenständige Komposition: 2 diagonale Achsen verknüpfen das PEP mit
dem innenliegenden Marktplatz, der die Mitte des Ensembles bildet. Geschickt werden die
Baukörper des Handels und der bürgerschaftlichen Nutzungen um diesen Platz gruppiert.
Der nördliche Eckpunkt, in dem sich das Festspielhaus befindet, wird durch ein Bürohochhaus
auch städtebaulich herausgehoben. Die Lage des Boardinghauses ist richtig gewählt,
die starke Betonung der Stadtloggia erscheint überzogen.
Die differenzierte Ausbildung der öffentlichen Fläche und ihre Zuordnung zu den angrenzenden
Nutzungen sind positiv hervorzuheben.
Im Osten werden Wohnblöcke angeordnet, die sich nach innen öffnen und Privatheit bieten
ohne sich zu isolieren, und über das grüne Rasenfeld in Verlängerung des Marktplatzes an
das Gesamtensemble angebunden werden.
Das Weiterführen der diagonalen Achsen bis zur Wohnbebauung erscheint unschlüssig.
Der Einzelhandelsbaustein liegt an der richtigen Stelle und hat gute Möglichkeiten, sich zum
Platz und zum PEP zu öffnen.
Die Funktionen sind richtig verteilt, für sich unabhängig und trotzdem ins Gesamtkonzept
integriert.
Das Konzept erscheint hinsichtlich Erschließung, Grundstücksteilbarkeit und Ausrichtung der
einzelnen Nutzungen umsetzbar.
Die Schallschutzproblematik ist mit der angebotenen Glaswand nur bedingt gelöst, da für die
gegenüberliegende Seite Reflektionen zu erwarten sind.
Die Lage der Kita mit ihren Freiflächen ist gut gewählt, allerdings werden dadurch die privaten
Freiflächen etwas reduziert.
Durch den Rückbau der Thomas-Dehler-Straße auf jeweils 1 Fahrspur (vorgeschlagene Verkehrsberuhigung)
wird die Anbindung über die diagonalen Achsen gestärkt.
Insgesamt eine überzeugende Arbeit, die in der Maßstäblichkeit Neuperlach gerecht wird
und einen neuen Ort mit eigenem Charakter schafft.