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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2010

Errichtung eines Technischen Dienstleistungszentrums in Bielefeld - Generalplanung

Perspektive Nord-Ost

Perspektive Nord-Ost

1. Preis

Thomas Müller Ivan Reimann Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

GSE Ingenieur - Gesellschaft mbH Saar, Enseleit und Partner

Tragwerksplanung

Alhäuser + König Ingenieurbüro GmbH

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Städtebau
Das bestehende Gebäude widersetzt sich durch seine Größe, Typologie, Orientierung und Erschließung der älteren Struktur des umliegenden Stadtquartiers. Als eine von der Straße zurückgesetzte Scheibe negiert sie die vorhandenen Blockränder und Stadträume.
Die von uns vorgeschlagene Ergänzung versucht den großen Solitär in die bestehende Stadt zu integrieren. Die Scheibe wird zu einer komplexen Großform ergänzt, die mit einzelnen Teilvolumina und offenen Höfen auf die jeweilige städtebauliche Situation reagiert. Obwohl sie in ihrer Materialität und Architektursprache bewusst einheitlich gestaltet wird, kann sie zugleich auch als eine Addition von Einzelgebäuden wahrgenommen werden, die mit der Parzellierung anliegender Straßen korrespondieren. Trotz der großen Baumasse fügt sie sich dadurch in die bestehende Stadtstruktur ein und gewinnt eine dem Ort angemessene Maßstäblichkeit. Zugleich entspricht die vorgeschlagene Gebäudeform den gegebenen Grundstücksverhältnissen, Abstandsflächen und Wegeverbindungen.

Erschließung und Freiräume
Der alte Haupteingang an der August-Bebel-Straße behält seine Funktion und Bedeutung. Er wird durch interne Nebeneingänge in den neu entstandenen offenen Höfen ergänzt, die zu den anliegenden Straßen ausgerichtet sind und mit den bestehenden Wegeverbindungen korrespondieren. Entsprechend der jeweiligen Situation haben diese dem Gebäude zugeordneten Freiräume eine andere Funktion und Bedeutung sowie einen anderen Charakter.

Vorplatz
Der Hof an der Falkenstraße wird als ein ruhiger Vorplatz gestaltet, der als ein zusätzlicher öffentlicher Eingang dient und eine behindertengerechte Erschließung des Gesamtkomplexes gewährleistet. Sein Boden ist mit großformatigen Werksteinplatten ausgelegt. Sitzbänke vor dem Eingang und die Bepflanzung sind in die Platzgestaltung integriert. Ein großer Solitärbaum (Juglans nigra) gleicht hier einem Ausstellungsstück. Der Übergang zur Straße wird durch eine breite Treppenanlage gewährleistet, welche zugleich die räumliche Kante des Vorplatzes bildet. Der stufenlose Zugang und evtl. Anfahrbarkeit wird durch eine Rampe entlang der Stirnseite des Altbaus ermöglicht.

Gartenterrasse
Der zum Blockinneren hin orientierte westliche Hof ist als eine erhöhte Terrasse gestaltet, unter der sich die Garage befindet. Er ist vor allem für die Pausen als ein grüner Aufenthalts- und Ruhebereich bestimmt. Ein lockerer Kiefernhain spendet Schatten im Sommer und bildet ein ganzjähriges Vegetationsbild. Eine wassergebundene Decke mit Edelkiesabstreu bildet die Baumscheibe. Diese liegt intarsienartig in der Hoffläche. Sitzelemente im Eingangsbereich sowie einzelne mobile Sitzmöglichkeiten und Tische unter den Bäumen laden zum Verweilen ein.

Südgarten
Der Südhof wurde als ein vertiefter, von der Victoriastraße durch eine niedrige Sitzmauer getrennter Garten konzipiert. Das sich auflösende Band aus Vegetationsstreifen wird durch eine entsprechende Fläche aus wassergebundener Decke ergänzt. In die Gartengestaltung ist ein Teil der benötigten Fahrradabstellplätze integriert. Der Außenzugang erfolgt durch eine Rampe und ist abschließbar. Der Hof wird gesäumt mit unregelmäßigen Gruppen aus Betula albosinensis (Kupfer-Birke). Der Baum besticht durch sein lichtes und filigranes Blätterwerk, sowie durch die außergewöhnliche Rinden-Struktur (vor allem im Winter ergibt sie ein sehr schönes Bild). Die Bäume stehen dabei immer in den Vegetationsflächen (Rasen) bzw. in der wassergebundenen Fläche der Fahrradstellplätze. Eine kleine Terrassenfläche im Bereich des Ausganges ergänzt das Nutzungsangebot.
Die Gestaltung des östlichen Bereiches entlang der Bestandsscheibe wird im Wesentlichen beibehalten. Die Freianlagen werden erneuert und durch notwendige Möblierung ergänzt (für Fahrradstellplätze, Sitzbänke, Beleuchtung).

Grundrissorganisation
Alle Gebäudeteile werden über eine zentrale Erschließungshalle verbunden, die im Mittelpunkt aller Zugangswege liegt. Sie gibt dem Gebäude einen klaren Mittelpunkt und ermöglicht eine gute Orientierung innerhalb des Gesamtkomplexes.
Bestehende Aufzüge werden durch einen neuen Erschießungskern im Neubau ergänzt. Die markante Wendeltreppe des Bestandsbaus wird räumlich der Halle zugeordnet. Sie gewinnt noch stärkeren skulpturalen Charakter und dominiert den Raum der Halle.
Die von der Halle ausgehenden einzelnen Gebäudeflügel sind innerhalb des Ausbaumoduls beliebig aufteilbar. Das gegebene Raumprogramm ist in Räume unterschiedlicher Größe aufteilbar, wobei größere Räume vorwiegen, um die Belegung innerhalb der vorgegebenen maximalen BGF zu gewährleisten. Die Büroräume orientieren sich zu den anliegenden Freiräumen mit ihrem unterschiedlichen Charakter. Jeder Arbeitsplatz besitzt seinen Ort und seine klare Zuordnung.
Die Besprechungsräume sind zur zentralen Erschließungshalle, also dem wichtigsten gemeinsamen Raum, der alle Gebäudeteile erschließt und räumlich verbindet, orientiert. Die beiden großen Versammlungssäle (der Bestandssaal und der neue Saal im Ergänzungsbau) liegen an den Stirnseiten des Gebäudekomplexes hin zur Falkenstraße. Sie sind beide zweigeschossig und zeichnen sich in den Fassaden klar ab.
Der neue Gebäudeflügel an der Victoriastraße besitzt einen eigenen Eingang samt kleinem Foyer und kann als eine selbständige Gebäudeeinheit mit separaten 400qm-Einheiten dienen.

Fassaden
Die Fassadengestaltung entspricht der städtebaulichen und architektonischen Konzeption. Sie unterstützt die Doppellesbarkeit des Behördenzentrums als ein großes Solitär oder aber als eine Komposition aus Einzelteilen, die sich zu den anliegenden Stadträumen orientieren.
Die Fassaden nehmen die Materialität sowie die architektonische Gliederung des Altbaus auf, variieren sie jedoch auf unterschiedliche Art und Weise. Ähnlich dem Gesamtkomplex bilden die Fassaden sowohl ein zusammenhängendes Ganzes als auch eine Collage aus Einzelfassaden, aus Alt und Neu.
Im Bereich des Neubaus wird durch eine zeitgemäße Konstruktion mit hochwertigen Fenstern und außen liegendem Sonnenschutz eine hohe energetische Qualität erreicht, die die Anforderungen der ENEV 2009 erfüllt. Vor dem Hintergrund des Denkmalschutzes wie auch des engen Kostenrahmens soll die Natursteinfassade des Bestandsgebäudes erhalten werden. Die bestehenden Fenster werden durch hochwertige neue Fenster ersetzt, so dass auch für den Bestand die Einhaltung der EnEV 2009 über Einzelbauteilnachweis nachgewiesen werden kann. Außerdem wird eine Wärme-/Kältebrückenüberprüfung durchgeführt um eine Verbesserung des Wärmeschutzes zu erreichen und Bauschäden zu vermeiden. Auf der Innenseite der Brüstungen sowie an den Fensteranschlüssen wird ein kapillaraktives Dämmmaterial (Kalziumsilikat) vorgesehen.

Tragwerk
Das Tragwerk des Bestandsgebäudes ist geprägt durch relativ dünne Decken die durch Längsunterzüge entlang der Flure und entlang der Fassaden unterstützt werden. Für den Neubau wird dieses Konstruktionsprinzip übernommen und an die Grundrissanforderungen angepasst. Die Übernahme des bestehenden Konstruktionsprinzips ermöglicht es, im Neubau die gleichen geringen Deckenstärken und dadurch eine ausreichende lichte Raumhöhe sowie stufenlose Übergänge zwischen den Gebäudeteilen zu realisieren.
Im Bereich des Übergangs von Altbau zu Neubau werden in der Achse der Bestandsfassade neue Unterzüge als Einfeldträger mit Kragarm realisiert, die die Bestandsdeckenfelder abfangen und ein Auflager für den Antritt der Bestandstreppe bilden.
Die Position der relativ hoch belasteten Innenstützen ist so gewählt, dass der Großteil der Stützen ohne kostenintensive Abfangungen direkt durch die Garage geführt werden kann. Die Fassadenstützen werden über Brüstungsbalken im Tiefparterre und Unterzüge im Untergeschoss auf mit dem Parkraster verträgliche Stützen im Untergeschoss abgefangen.
Die Horizontalaussteifung für Windbeanspruchungen wird über aussteifende Treppen- und Aufzugskerne sowie innere Brandwände realisiert.
Zur Sicherung des Höhenversprungs vom bisher nicht unterkellerten Bereich des Bestandsgebäudes zum neuen Untergeschoss werden Unterfangungskörper im Hochdruckinjektionsverfahren hergestellt.

Brandschutz
Das Verwaltungsgebäude mit darunter liegender Tiefgarage wird nach der BauO NRW und der Garagenverordnung beurteilt, die Konferenzräume in Anlehnung an die Versammlungsstättenverordnung. Das Vorhaben wird als Gebäude mittlerer Höhe eingestuft, aufgrund der Geschoßfläche 3.000 m² liegen Sonderbaueigenschaften vor.
Die Erschließung durch die Feuerwehr ist über das öffentliche Straßenland möglich, das Gebäude liegt nicht mehr als 50m entfernt. Für die Aufenthaltsräume und die Tiefgarage sind jeweils zwei bauliche Rettungswege vorhanden. Zufahrten, Aufstell- und Bewegungsflächen für Fahrzeuge der Feuerwehr sind auf dem eigenen Grundstück nicht erforderlich.
Zur Nachbarbebauung im Südwesten wird eine Gebäudeabschlusswand als Brandwand gebaut, im Nordwesten wird der Mindestabstand von 5m zur Nachbarbebauung eingehalten. Das Gebäude wird durch innere Brandwände in vier Brandabschnitte geteilt.
Die tragende Bauteile, die Geschossdecken und die Trennwände werden in allen Geschossen in der Feuerwiderstandsklasse F90-AB, das Dach als harte Bedachung gebaut. Die Außenwände bestehen aus nichtbrennbaren (A) Baustoffen, die Wärmedämmung aus schwerentflammbaren (B1) Baustoffen.
Es werden jeweils zwei bauliche Rettungswege (Treppen in notwendigen Treppenräumen) über die notwendigen Flure erreicht: Zwei Treppenräume liegen im Altbau, zwei weitere Treppenräume als innen liegende Sicherheits-Treppenräume im Neubauteil. Die Treppenräume werden jeweils mit einer trockenen Steigleitung ausgestattet. Die Treppenlaufbreiten betragen jeweils 1,20 m und sind für die Benutzerströme einschließlich der Konferenzräume im 1.OG ausreichend bemessen.
Die Rettungsweglängen von 35m vom Aufenthaltsraum über die notwendigen Flure bis zu einem Treppenraum werden eingehalten. Die Wände der notwendigen Flure sind in F30-AB gebaut und durch Rauchschutztüren in fünf Rauchabschnitte, Länge jeweils unter 30m, geteilt.
Die große Halle mit der Verbindungstreppe (keine notwendige Treppe) wird als notwendiger Flur bewertet, über den der erste Rettungsweg der anliegenden Räume führt. Die Wände der an die Halle grenzenden Räume werden in F90-AB, die Türen als T30-Rauchschutztüren, gebaut. Die Halle wird in allen Geschossen brandlastarm gehalten, eine Möblierung aus A-Baustoffen ist zulässig. Die Halle erhält Rauchabzüge an oberster Stelle mit einer lichten Öffnungsfläche von 4% der Nettogrundfläche (ca. 15 m²).
Die Tiefgarage (Großgarage mit einer Netto-Grundfläche von ca. 3.000m²) liegt ca. 4,0 m unter Gelände in einem Rauchabschnitt. Sie erhält eine Sprinkleranlage und wird maschinell entlüftet / entraucht. Die Garage ist über Schleusen mit den anderen Gebäudeteilen verbunden.
Die haustechnischen Installationen (Heizung, Lüftung, Sanitär, Elektro) werden auf Grundlage der Leitungsanlagenrichtlinie NRW bzw. der Lüftungsanlagenrichtlinie NRW ausgeführt. Das Gebäude wird mit Brandmeldeanlage, Feuerlöschern, Sicherheitsbeleuchtung (Flure, Treppenräume, Tiefgarage) und einer Sicherheitsstromversorgung ausgerüstet.


Technische Gebäudeausrüstung
Das Konzept der technischen Gebäudeausrüstung zielt darauf ab, möglichst wenig Luft durch das Gebäude zu transportieren, da Luft einen wesentlich schlechteren Wärmeträger als Wasser darstellt. Ziel ist es, die Lüftungsanlagen auf das zwingend notwendige zu reduzieren um Herstellungs- Verbrauchs- und Wartungskosten zu minimieren.
Die Bürobereiche erhalten keine mechanische Be- und Entlüftung sondern werden über öffenbare Fenster natürlich be- und entlüftet.
Als Option insbesondere für die lärmbelasteten Bereiche kann anstelle des Heizkörpers ein fassadenintegriertes Element angeboten werden, welches neben dem hygienisch notwendigen Außenluftwechsel die Beheizung und Kühlung des Raumes mit einer hocheffizienten Wärmerückgewinnung sicherstellt. Die Luftversorgung des Gerätes erfolgt dezentral über die Fassade.
Nach Möglichkeit wird die Abluft aus den Besprechungs- und Sonderräumen genutzt um innen liegende Lagerbereiche zu belüften und dann in die Garage eingeblasen zu werden. Dies reduziert weitestgehend die Betriebszeiten der Garagenlüftung.

Die technische Anlagenkonzeption soll alle zur Verfügung stehenden Ressourcen hocheffizient einsetzen. Hierzu wird auch die im Trinkwasser zur Verfügung stehende Wärmeenergie genutzt.
Unter Berücksichtigung der Personenzahlen welche das TDLZ nutzen, wird ein Spülwasserbedarf von täglich ca. 15.000 Litern, welcher allein für die Toiletten- und Urinalspülung erforderlich ist berechnet. Dieses Trinkwasser steht mit einer Temperatur von ca. 10° C ganzjährig zur Verfügung.
Zur weiteren Senkung der Betriebskosten für Heizung und Nachtauskühlung schlagen wir vor, alle Betondecken in den Bürobereichen des Neubaus über ein beim betonieren eingelegtes Rohrsystem zur Grundheizung im Winter und Nachtauskühlung im Sommer auszustatten. Im Winter wird das Rohrsystem mit Heizungswasser durchströmt. Die Kühlung der Betondecken in der Nacht über das hierin eingelegte Rohrsystem (und somit der Räume) im Sommer wird nicht durch die Kältemaschinen erreicht, sondern durch Nutzung des Toilettenspülwassers und Rohrschlangen welche als Pendant zu den Rohrschlangen in den Decken in sämtlichen vom Erdreich berührten Betonwänden sowie unterhalb der Bodenplatte, im Sandbett verlegt werden.
Die Kälteversorgung erfolgt grundsätzlich über Grundwasser, Spülwasser der Toiletten, Erdwärmetauscher und die freie Kühlung über Verdunstungskühler. Die Spitzenlast erfolgt über dezentral angeordnete Kaltwassersätze. Der Kaltwassersatz zur Kühlung der EDV – Räume wird mit Freikühlregister ausgestattet. Die Pumpenkaltwassertemperatur wird zur besseren Ausnutzung des Freikühlregisters gleitend in Abhängigkeit der Außentemperatur sowie der Wärmelast geregelt.
Die Standard- Bürobereiche erhalten einen außenliegenden Sonnenschutz welcher zentral über die GLT sowie individuell vom Mitarbeiter gesteuert werden kann. Der Sonnenschutz erfüllt gleichzeitig die Funktion der aktiven Tageslichtlenkung durch die Ausbildung der oberen 50 cm des Sonnenschutzes.
Die gesamte Haustechnik wird innerhalb des Brüstungsbereichs geführt.
Das Gebäude ist absolut flexibel nutzbar, es können Wände versetzt werden, ohne in die Haustechnik eingreifen zu müssen.
Perspektive West

Perspektive West

Perspektive Treppenraum

Perspektive Treppenraum

Lageplan

Lageplan

Grundriß Hochparterre

Grundriß Hochparterre

Schnitt

Schnitt