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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2010

Neubau des Landeskirchlichen Archivs

Anerkennung

Max Dudler GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Aus architektonisch - gestalterischer Sicht verstehen wir die besondere Aufgabe und Problemstellung der Entwurfsaufgabe zum Landeskirchlichen Archivs in Nürnberg darin, ein sehr großformatiges, geschlossenes Gebäudevolumen in einer zum Teil feingliedrigen städtebaulichen und topografischen Situation zu verankern. Zugleich soll vermittels der Gestaltung des Gebäudes der spezifische Charakter dieses Gebäudetyps und seine besondere Bedeutung im Gefüge der Stadt durchaus selbstbewusst zum Ausdruck gebracht werden. Gesucht ist ein Entwurf, der aus den engen ökonomischen und funktionalen Bindungen der Aufgabenstellung heraus durch konstruktive Disziplin und gestalterischer Klarheit ein Gebäude von materieller aber auch ästhetischer Dauerhaftigkeit verwirklicht.

Die aus der Hanglage zum Wöhrder See in Verbindung mit der Traufhöhe der Gebäude an der Veilhofstraße mehr oder minder zwingend sich ergebende Staffelung des Gebäudevolumens wurde im Wettbewerbsentwurf zu einem skulpturalen Gebäudekörper verdichtet. Die Idee, „das Haus als Treppe“ zu gestalten markiert nicht nur auf einfachste Weise die Topografie des Ortes, die Gestalt verweist zugleich auf älteste Bilder der Architektur. Das Archiv als realer Speicher menschlicher Artefakte verbindet sich in Form der Analogie der „hängenden Gärten der Semiramis“ mit einem imaginären Bezug. Den Stufen der menschlichen Erkenntnis, wenn man so will. Vom See aus entfaltet sich die Gebäudeskulptur mit voller Kraft, seine Gliederung macht zugleich aber auch deren maßstäbliche Rückführung im städtebaulichen Nahbereich möglich.

Aus den funktionalen Anforderungen des Archivbaus, insbesondere den geringen Raumhöhen und die weitgehend geschlossenen Fassaden, wurde eine Fassadensprache entwickelt, die bewusst Sehgewohnheiten konventioneller Maßstäblichkeit und klassischen Fassadengliederung unterläuft. Auf die gestapelten Boxen der Archivalien im Inneren deutet zeichenhaft eine reliefartige Struktur der Fassade hin. In Fortführung der Nürnberger Tradition, wo in älterer (Weißer Turm) und jüngerer Zeit (Staatstheater) immer dann wenn große Flächen zu bewältigen waren doch das Geld für Sandstein zu knapp war, auf Backstein als Fassadenmaterial zurückgegriffen wurde, ist das Fassadenmotiv des Archivs in Klinker entwickelt, wobei sich das Relief der versetzten Felder und Schlitze bzw. weniger raumhoher Fenster in der Fügung der einzelnen Steine wiederholt. Diese gestalterische Übersetzung der Idee des Lagerns und Stapelns überzieht den Baukörper wie ein Monolith und soll auch ausschließlich in einem Material ausgeführt werden. Sind im Inneren Arbeitplätze vorgesehen, bilden sich diese nach Außen in Form von vergrößerten Öffnungen ab. Lediglich im Bereich der Haupteingänge zum Foyer wechselt das Material zum Worzeldorfer Sandstein und markiert so die Verbundenheit der Architektur des Hauses zu regionalen Bauweisen und Materialien. Der Sandstein zieht sich vom äußeren in das Foyer im Inneren des Gebäudes.

Zwei Wege strukturieren die Disposition im Inneren: Die querverlaufende Foyerpassage und der längslaufende Raum der „Himmelstreppe“. Das Foyer verbindet den Straßenraum mit dem Gartenraum des Predigerseminars und ist im Inneren an der Schnittstelle zwischen den Vermittlungsfunktionen (Veranstaltungssaal) und den öffentlichen Archivbereichen angeordnet. Der Weg des Besuchers ist entlang der programmatischen Vorstellungen vom Foyer ausgehend in südlicher Richtung entwickelt. Der Weg kulminiert im Lesesaal der nach Art einer Schatulle mit Vertäfelungen in Kirschholz ausgeführt ist. Durch seine Höhe und Lage zum Gelände wird der Blick in den Park panoramaartig Inszeniert.
Die „Himmelstreppe“ stellt eigentlich die zweite notwendige Treppe dar und überhöht gewissermaßen den Weg der Archivalien durch das Gebäude. Der Treppenraum erschließt optisch den gesamten langgestreckten Gebäudekörper und hält perspektivisch die Möglichkeit das Gebäude in anderen Zusammenhängen zu nutzen offen.
Die Anlieferung befindet sich am südlichen Ende des Gebäudes. Über eine Hubbühne wandert das Buch von der überdachten Schleuse aus zum Zwischenlager zur Vorklimatisierung und Weiterbearbeitung im Souterrain. Die öffentliche Ebene ist dadurch organisatorisch von der Behandlung der Archivalien getrennt.


Mitarbeiter alphabetische Reihenfolge:
Alexander Bonte, Kyung-Ae Kim, Max Julius Nalleweg, Maike Schrader, Jochen Soydan

Fachberater:
Müller-BBM Brandschutz GmbH, Helmuth Norbert Bachmann