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Verhandlungsverfahren | 12/2004

Verwaltungsgebäude in Göppingen

1. Preis

VON BOCK ARCHITEKTEN

Architektur

Erläuterungstext

Das Grundstück für den Neubau liegt direkt am Flussufer der Fils mit einem kuchenstückartigen Zuschnitt, im Anschluss an das dicht bebaute Produktionsareal. In einem eingeladenen Gutachterverfahren wurde der für diese ungewöhnliche Form am besten geeignete Entwurf gesucht.
Städtebaulicht nimmt unser Entwurf die bestehenden Gebäudefluchten und die Traufkante entlang der Metzgerstrasse auf, unter Ausnutzung der Grundstücksgrenzen. Ein großes Loch bringt über alle Stockwerke Licht und den Lauf der Sonne ins Zentrum des entstehenden Dreiecks. Die Nordseite erhält auf diese Weise Anteil an der Südseite, durch eigens für das Gebäude entwickelte flurseitige, großflächige Glaselemente, welche als innere Lochfassade aufgenommen wird. Die Außenfassade interpretiert das französische Fenster, ein- und zweiflügelige, mit einer zusätzlichen Glasbrüstung als Absturzsicherung, wenn die Flügel den Raum loggiaartig öffnen. Das Problem der Fensterreinigung ist auf traditionelle Art gelöst. Alle Büros sind so großzügig bemessen, dass die offenstehenden Fenster den Raumeindruck noch großzügiger erscheinen lassen.
Die 3-geschossige Fassade spielt mit den beiden Fensterformaten im Wechsel, wobei im Bereich des ausgerundeten Kopfes nur das einflügelige Element Verwendung fand. Die Fenster wurden so eingebaut, dass die Rahmen bei frontaler Betrachtung nicht sichtbar sind, nur beim zweiflügeligen, asymmetrisch geteilten Element, zeigt sich der filigrane Pfosten.
Als Naturstein fand der portugiesische Kalkstein „Mocca Creme geschliffen C120“ Verwendung, im Sockel „Granit Surrender geschliffen“. Dieses helle Material wirkt selbst bei Regen sehr freundlich und leicht. Was das Fugenbild angeht, so sah der Entwurf ein schmales, umlaufendes Band auf Deckenhöhe vor, dazwischen möglichst stockwerkshoch wirkende Platten. Dies wurde durch eine fast nicht erkennbare Pressfuge erreicht. Ein häufiges Plattenmaß war dadurch 2 Platten je 1,40 m in der Höhe = 2,80 m und ca. 1,40 m in der Breite mit zu den Stockwerksbändern frei versetzten Fugen. Die Plattendicke war durchgängig 4 cm, lediglich im Bereich des Firmenlogos in der Rundung fanden 8 cm Platten Verwendung.
Die Fassade scheint, durch eine Schattenfuge zum Boden und der Tiefgarage getrennt, zu schweben. Zur Flussseite hin schiebt sich der echte Naturstein über den Sockel des Parkdecks aus Beton. Diesen Eindruck der Flächigkeit verstärken noch die Attikaformteile, welche absolut bündig mit der Fassade abschließen (Rücksprung im Stein).
Zwischen die im Grundriss v-förmigen Bürotrakte, schiebt sich von der Zugangseite ein homogen weiß verputzter Keil fast ohne Öffnungen, welcher konsequent alle Nebenräume und das Fluchttreppenhaus aufnimmt. Im Inneren dominiert der Luftraum der Halle mit den Erschließungselementen Glasaufzug mit Brücken und die Treppen in eisenglimmerbeschichtetem Stahl. Mit der Materialität und der Wahrnehmung des hier produzierten Leders, harmonieren alle Oberflächen vom Naturstein, bis hin zum Innenausbau. Merbau als Holz findet sich in Türrahmen, Parkett und Handlauf. Die Innenwände sind, entsprechend der Fassade außen, farblich ins „cremige“ abgetönt.
Was die Gebäudetechnik betrifft, so wurde besonderer Wert auf energiesparendes Bauen gelegt. Das Gebäude weist einen ausgewogenen Fensterflächenanteil von 50 % aus; Massivdecken mit Bauteilaktivierung in Kombination mit „Kühlbalken“ mit integrierten Akustikflächen an der Decke sorgen für ein ausgeglichenes Klima. Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung versorgt die Räume mit Frischluft.
Insgesamt soll das Gebäude nach außen hin eher schlicht wirken und seine inneren Werte dem Betrachter eher verbergen – schwäbisches Understatement.