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Einladungswettbewerb | 09/2009

Altstadt-Parkhaus und die Gestaltung angrenzender Straßen und Plätze

ein 1. Preis

herrmann+bosch architekten

Architektur

gla | gessweinlandschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Pfefferkorn Ingenieure

Tragwerksplanung

FC-Gruppe

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Städtebau 090916

Mit dem Neubau des Parkhauses am Petersweg wird eine städtebauliche Neuordnung möglich. Zielsetzung ist eine bessere Integration in die kleinteilige Altstadtstruktur und die Herstellung alter Wegebeziehungen.

Gassen
Mit der Neubaumaßnahme werden zwei neue Gassen vorgesehen. Das historische Jesuitengässel und eine Neue Gasse zwischen Parkhaus und Haus Obermünsterstr. 14. Die Gassen schaffen eine direkte Verbindung zwischen Schloßpark, Altstadt, Obermünsterareal und Jesuitenplatz. Sie sind jeweils gepflastert, barrierefrei und mit Ausnahme von Anlieferverkehr (Disco, Gastronomie) autofrei geplant.

Plätze/Grünflächen
Der bisher als Parkplatz genutzte Jesuitenplatz wird autofrei und für Außenbewirtung nutzbar. Für die innere Platzfläche ist ein wassergebundener Belag aus Sand/Kies vorgesehen. Als Schattenspender sind 6 Bäume (z.B. Linden) vorgesehen. An den Platzränder sind Sitzbänke und ein kleiner Trink-brunnen vorgesehen. Die Ränder werden gepflastert (Feuerwehr und Anlieferung) Das Gelände der Ruine Obermünster soll der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Der Grundriss der zerstörten Kirche wird im Belag (Muschelkalkplatten) lesbar gemacht. Ein Außenmodell der historischen Anlage könnte die Bedeutung der Anlage vermitteln. Durch Anbindung an das neue Jesuitengässel ist ein Durchquerung möglich.Die vorhandene Einsiedelei ist ein Sinnbild für den Ort der Ruhe u. Besinnung.

Baukörper
Das Parkhaus wird gegliedert durch Bauhöhe, Abstaffelungen, Fugen, Rücksprünge und durch Art
und Materialität der Fassaden. Der Baukörper nimmt
die natürliche Topographie auf und ermöglicht die "kreuzungsfreie Erschließung von Parken (EG) und Einkaufen/Vergnügen (UG). Haus Obermünsterstr. 14 wird zum Jesuitenplatz um einen 3-geschossigen Neubau ergänzt, der Größe und Dachform des Bestand aufnimmt. Zusammen umschließen die Gebäude einen Innenhof mit Glasdach, der eine Attraktion eines Lokals sein kann.

Erschließung
Das Parkhaus wird vom verkehrsreichen Peters-
weg erschlossen. Über die Treppenhäuser ist eine direkter und barrierefreier Weg (Aufzug) zur Altstadt und dem autofreien Jesuitenplatz mit seinen ver-
schiedenen Angeboten wie Nahversorger, Gastronomie, Disco und Laden möglich. Die Anlieferung
für Disco und Gastronomie erfolgen über das Jesuitengässel. Der Nahversorger wird über
den Petersweg versorgt und mit einer größeren Anlieferung mit Lastenaufzug versehen.

Gestaltung von Straßen und Plätzen
Die für die Regensburger Altstadt typische und gelungene Straßenraumgestaltung wird aufge-
griffen. Alle Straßen und Plätze des Ideenbereichs werden barrierefrei gepflastert (Granit).
Fußgänger und KFZ teilen sich den öffentlichen Straßenraum. Parkplätze werden unauffällig
mit helleren Steinen markiert. Die Entwässerung erfolgt über eine gepflasterte Mittelrinne. Platz-
flächen mit Bäumen werden mit einem wassergebundenen Sand-/Kiesbelag versehen.
Für die Anwohner werden Stellplätze, die u.a am Jesuitenplatz entfallen sind in gleicher Zahl im Straßenraum berücksichtigt.


Historische Kelleranlagen

Zielsetzung des Entwurfs ist die historischen Kelleranlagen (Gotik, Renaissance, Barock,
Klassizismus, Historismus) zu erhalten und die teils brachialen Eingriffe durch den Bau des
bestehenden Parkhauses (wahllos durchstoßende Betonstützen etc.) zurückzubauen.
Durch die leichte und weitspannende Stahl-konstruktion des Parkhauses bietet sich
hierzu die Gelegenheit (siehe Konstruktion). Der einzige Keller, der zu Gunsten des Nahver-
sorgers abgebrochen wird, stammt aus derZeit 1900-1950.



Kellerdiskotheken
Durch die Nutzung der Keller als Diskotheken entsteht ein besonderer Ort der besondere Lösungen bedingt. Die unterschiedlichen Kellerräume bieten für jede Disco ausreichend Fläche und Spiel-möglichkeit (Bar, Lounges, Tanzfläche). Es ist ein zentrales Foyer (incl. Garderobe, WC)vorgesehen um die Eingriffe in die Bausubstanz zu minimieren. Dadurch werden Bau- und Unterhaltskosten reduziert. Die 2-geschossige Erschließung (incl. Aufzug) erfolgt in einem Bereich in der es keine historische Decke mehr befindet sondern eine Betondecke des bestehenden Parkhauses. Der Haupteingang befindet sich an der neuen Gasse. Dort werden Bewohner nicht unmittelbar gestört (keine Zimmer des Jugendhotels). Neben dem Eingang befindet sich die "Raucher-Lounge" um zu vermeiden, dass Raucher die Gasse in Besitz nehmen. Die Anlieferung wird im Verbund mit der Gastronomie vorgesehen. Die unterirdischen Kelleranlagen bieten hierzu die baulichen Möglichkeiten.
Eine separate Anlieferung ist dennoch denkbar.

Nahversorger
Da die Bausubstanz im Gebäude Obermünsterstraße 14 eine Nutzung eines Nahversorgers nur
eingeschränkt zulässt (kein stützenfreier Raum zu kleine Flächen), wurde der unbebaute Bereich zwischen Kelleranlagen und Berufschule vorgesehen. Durch das Tragwerk entsteht ein weitest-
gehend stützenfreier Raum mit ausreichender Fläche. Die Anlieferung erfolgt mittels Lastenaufzug vom Petersweg aus. Dadurch wird der Jesuitenplatz nicht durch Anlieferverkehr großer LKW belastet. Durch die Nähe zum Nordausgang des Parkhauses besteht die Möglichkeit die Einkaufsware direkt zum Auto zu bringen. Auf Wunsch ist eine direkte bauliche Anbindung an das Treppenhaus möglich.
Der Haupteingang liegt an zentraler Stelle des Jesuitenplatzes und trägt zur Vielfalt und Angebot des Viertels bei.

Laden
Neben dem Nahversorger befindet sich eine weitere Ladenfläche, die das Angebot um den
Jesuitenplatz abrunden kann.

Gastronomie
Das EG des Hauses Obermünsterstraße 14 wird gastronomisch genutzt (Restaurant, Bistro).
Dies ist in Verbindung mit der vorgesehenen Außenbewirtung auf dem Jesuitenplatz auch
sinnvoll (erforderliche Infrastruktur ist dann vorhanden). Die Eingriffe in das Bestandgebäude
sind im Vergleich zu Ladennutzung vertretbar. Denkbar ist auch, dass die Kellerflächen auch gastronomisch mitgenutzt werden (Hausbrauerei "Jesuitenbräu" etc.). Die Anlieferung erfolgt
vom Jesuitengässel im Verbund mit der Disco.

Jugendhotel
Das Jugendhotel bedindet sich im 1.+2. OG von Gebäude Obermünsterstraße 14. Durch die arrondierende Neubebauung besteht die Möglichkeit eine umlaufenden Flurzone vorzusehen (keine Stichflure) an dem die Einrichtungen bequem erreicht werden. Attraktion sind die Gemeinschafts-räume mit Balkon und Terrasse zum Innenhof. Das Empfangsfoyer befindet sich am Jesuitenplatz und ist an das Bistro angebunden. Der Fahrradabstellraum ist über den Lastenaufzug erreichbar.

Parkhaus Petersweg

Die Geometrie des Grundstücks erforderte eine kompakte und platzsparende Lösung. Zudem sollte
die historische Kelleranlage berücksichtigt werden, die nur begrenzten Spielraum für Gründung und
Erschließung zulässt. Gewählt wurde eine Parkhauslösung, die sich durch folgende Merkmale auszeichnet:

Parken auf einer Ebene
Parken auf ebenen Geschossen wurde Lösungen mit geneigten Fläche (mit Kinder- oder Einkaufs-
wagen kritisch) und Splitt-Level vorgezogen. Das bestehende Parkhaus zeigt, das wechselnde Neig-
ungen die Orientierung und Nutzung erschweren.

Rampen
Die Rampenlösung ist aus der begrenzten Parkhausfläche entwickelt. Eine getrennte
Auf- und Abfahrtsrampe hätte mehr Fläche beansprucht. Zudem erlaubt die zentrale Anord-nung der Rampe eine Abstaffelung des Baukörper zur umgebenden Bebauung. Die Rampen sind mit 13,5% Steigung bequem zu befahren. Durch den Einbahnverkehr kommt es zu wenigen Kreuzungs-situationen. Beiderseits der Rampen gibt es ein Luftraum der Licht nach unten bringt und den Blick auf
die Gewölbekeller freigibt.

Stützenfreie Schrägparker
Schrägparker ermöglichen ein schnelleres Ein- und Ausparken und eignet sich besonders für Park-
häuser mit hoher Kundenfrequenz. Der Rangierverkehr bei 90°-Aufstellung blockiert länger den
Verkehrfluss. Auch beim Einladen hat der Schrägparker mehr Stehfläche. Durch den Einbahnverkehr gibt es zudem weniger Kreuzungssituationen. Auch die Spannweiten zwischen den Parkständen
reduzieren sich durch das Schrägparken. Es sind geringere Trägerhöhen möglich.

Ein- und Ausfahrt
Ein- und Ausfahrt befinden sich an einer Stelle die von der Aufsicht eingesehen wird. Die
Wartespuren befinden sich innerhalb des Parkhauses, so dass die Zufahrt auf eine Minimum
reduziert werden konnte. Neben Aufsicht befinden sind Büro, WC, Kasse, Treppe, Aufzug und Lager Zentral im Bereich der Zufahrt. Sie sind jeweils natürlich belichtet und belüftet.

Stellplätze Parkhaus 461 Plätze
Erdgeschoss 81 (Anwohner)
1. Obergeschoss 109 (Kunden)
2. Obergeschoss 115 (Kunden)
3. Obergeschoss 95 (Kunden)
4. Obergeschoss 61 (Kunden)

Innengestaltung
Helle Oberflächen werden angestrebt. Die Parkstände werden farblich hervorgehoben. Wandflächen und Konstruktion werden hell gestrichen. In Verbindung mit einer reflektierenden Beleuchtung (Deckenaufhellung) entsteht eine freundlicher Eindruck.

Fassade Parkhaus

Die Fassade der Parkhauses gliedert sich horizontal in Sockel-, Lamellen- und Dachfassade.
Sie wir noch oben leichter und lichtdurchlässiger. Die Vertikalität wird erreicht durch Rücksprünge
und Fuge in der Fassade und die stehenden Fensterformate, Lamellen- und Profilglaselemente.

Sockel
Der Sockel ist ein typisches Element der Regensburger Altstadt. Geplant ist das Sockelgeschoss
mit unregelmäßigem und grob behauenes Mauerwerk aus heimischem Muschelkalk zu bekleiden. Das gleiche Mauerwerk wie es in der Umgebung vorzufinden ist (Ruine Obermünster).
Der Sockel wird durch vertikale Metallfenster gegliedert, die teilweise zu Lüftungszwecken mit dunkel beschichtetem Streckmetallgitter gefüllt sind. Die robuste Oberfläche bietet guten Schutz gegen Vandalismus und ist leicht zu reparieren.

Lamellenfassade
Die Parkhausebenen werden mit vertikalen, über 3 Geschosse durchlaufende Lamellenelementen gegliedert. Die Elemente bestehen aus großformatigen hellen Faserzementtafeln (durchgefärbt, z.B. Sandfarben). Die Schrägstellung dient der Lüftung (30% freier Querschnitt) und ist eine Abbild des Schrägparkens. Zudem wird direktes Licht (Scheinwerfer) vermieden. Die "offene Seite" wird mit dunkel beschichtetem Streckmetall als Regenschutz geschlossen. Die Unterkonstruktion
der Fassade wird verdeckt durch innere und äußere Bekleidung aus Faserzement. Die leichte Konstruktion ist eine Reaktion auf den Stahlbau.

Dachgeschoss-Fassaden

Die Dachgeschosse und Oberlichterwerden mit einer durchgehenden stehenden Profilglasfassade bekleidet. Die milchige Oberfläche filtert direktes Scheinwerferlicht. Fugen zwischen den Glas-
elementen sorgen für den notwendigen Luftaustausch. Das Industrieglas ist ein einfache und
für Parkhäuser bewährte Lösung.


5. Fassade / Dach

Geplant sind horizontale Dachflächen, die durch die Staffelung des Baukörper und Ober-
lichter gegliedert werden. Die große Baumasse lässt eine vernünftige Gliederung der Dachflächen mit altstadttypisch stark geneigten und kleinteiligen Dachflächen nur bedingt zu. Wir schlagen daher
die vergleichsweise schmucklose Lösung mit Schotter (Muschelkalk) gedeckten Flachdächern
vor. Denkbar wären auch leicht geneigte, mit Titanzink bedeckte Dachflächen und schrägen Dach-
flächenelement im Bereich der Staffelgeschosse.

Fassade Haus Obermünsterstraße 14

Die Fassade des Neubau orientiert sich an der Fassade des Bestandes. Putzfassade (möglichst
kein Wärmedämm-Verbundsystem) mit Lochfenstern und Fenstergewändern. Die teilweise
freie Anordnung und Größe der bestehenden Fenster wird in der neuen Fassade zum Jesuitenplatz


Konstruktion / Tragwerk

Für das Tragwerk wird eine Stahlkonstruktion Verbundbauweise gewählt. Die Nebenträger
spannen über 14,30m und sind mit Kopfbolzen an eine massive 15cm dicke Stahlbetonplatte
angeschlossen.

Die Geschosshöhe beträgt durchgängig 2,90m.Unter den Hauptträgern ist somit eine lichte Mindesthöhe von 2,15m-2,25m gewährleistet. Unter den Nebenträger beträgt die lichte Höhe ca. 2,45m und 2,75 unter den Betondecken.
Die Decken bestehen aus Halbfertigteilelementen. Durch den nachträglichen Ortbetonver-
guss wird die Verbundwirkung mit den Stahlträgern und auch die horizontale Aussteifung der Garage hergestellt.
Die Hauptträger im Abstand 14,30m sammeln die Lasten aus den Nebenträgern und leiten sie
auf die Stützen weiter.
Die Stützen werden über dem historischen Keller einem 2-geschossigen Stahlfachwerk abgefangen. Mit dieser Maßnahme werden die Eingriffe in die empfindlichen Kellergewölbe reduziert.
Die Aussteifung erfolgt über die an den Ecken angeordneten Treppenhäuser und Aufzugschächte.

Wirtschaftliche Konstruktion
Überlegungen die Stützen des bestehenden Parkhauses für den Neubau zu nutzen und
einen Trägerrost als Lastverteilungsebene aus-
zubilden auf dem die neue Grundrissgeometrie abgelastet werden kann, wurden verworfen.
Durch ungleiche Lasteintragungen werden die vorhanden Stützen ungleich belastet oder über-
lastet. Aufwändige Verfahren und Untersuchungen der Tragfähigkeit wären erforderlich.
Um dies zu vermeiden wurde ein neues Tragwerk mit wenigen Hauptstützen gewählt.
Dies ermöglicht, dass die vorhandenen Betonstützen abgebrochen werden könnten (sie
könnten aber auch stehen bleiben). Durch die geringe Stützenzahl werden auch die Ein-
griffe in das Baufeld zwischen Berufschule und Kelleranlagen reduziert, in denen sich
historische Fundamente befinden könnten. Mit der Tragwerkslösung wurde eine wirtschaftliche, regelmäßige Lösung gewählt, die weitestgehend im Werk vorgefertigt werden kann.

Die Elementierung erlaubt eine Montage in versgleichweise kurzer Zeit. Das Traggerüst kann
über die Kellergewölben gespannt werden ohne dass aufwändige Gerüst- und Betonierarbeiten
erforderlich werden. Der Ausbau der Kellergewölbe kann nahezu autark davon erfolgen.

Der verbleibende Hohlraum zwischen Kellergewölbe und Parkhausdecke kann wahlweise
verfüllt werden oder für Revisionszwecke freigehalten werden. Im Bereich unter den Rampen wird eine Freilegung angestrebt um die Einmaligkeit der Kelleranlage sichtbar zu machen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Realisierungsteil