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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2010

Neubau des Kreishauses in Wetzlar

Neubau des Kreishauses in Wetzlar _ Plan 1

Neubau des Kreishauses in Wetzlar _ Plan 1

1. Preis

hks architekten BDA

Architektur

plandrei Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

THESEN ZUM ENTWURFSKONZEPT
Ziel ist es, durch städtebauliche Prägnanz des neuen Kreishauses und eine ortsprägende und erinnerungsfähige architektonische Gestalt des Neubaus für die Stadt Wetzlar einen identitätsbildenden, neuen und bürgernahen Ort von Bedeutung und hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen. Die Signifikanz und dennoch sachliche Zurückhaltung der baulichen Gestaltung und der innenräumlichen Qualitäten erzeugen einen repräsentativen Charakter einer bürgernahen Verwaltung mit eigenem, neuen Gesicht und macht gleichzeitig die Funktionen einer zeitgemäßen, dienstleistungsorientierten Verwaltung deutlich.
Die bauliche Ausprägung ist gezielt unverwechselbar ausgebildet und stellt einen wesentlichen Beitrag zur notwendigen Aufwertung des Standortes zwischen SPK und Bestandsgebäude dar.
Die Höhe der Investition bei Erstellung des Gebäudes ist nicht entscheidend für die Wirtschaftlichkeitsbewertung, sondern erst die Gesamtbetrachtung der Investitionen und der Betriebskosten entscheiden über den wirtschaftlichen Erfolg einer Gebäudekonzeption. Wirtschaftlich ist nicht die „billigste“ Fassadenoberfläche sondern diejenige mit hoher Lebensdauer und geringen Instandhaltungs- und Wartungsaufwendungen. Insbesondere in der Wetzlarer Innenstadt, an dem stark befahrenen Karl-Kellner-Ring und der Moritz-Hensoldt-Straße ist eine schmutzunempfindliche und robuste Fassadenausführung von hoher Bedeutung.
Die Langlebigkeit und Umweltverträglichkeit der verwendeten Baustoffe sowie gute Gebrauchstauglichkeit von Materialien und Oberflächen entscheiden über Nachhaltigkeit und somit ökonomische und ökologische Werthaltigkeit.


STÄDTEBAULICHES KONZEPT
Die prägnante und dominierende Form des gerundeten denkmalgeschützten Sparkassengebäudes wird fortgesetzt und komplettiert. Beide Baumassen „verschmelzen“ ineinander und stellen damit einen formalen Zusammenhang dar, der beide Gebäudeteile „stärker macht“.
Dem bestehenden 7-geschossigen Kreishaus wird ein „Turm“ als Pendant gegenübergestellt. Die räumliche Fassung durch die konisch zulaufende Fassade des Neubaus sowie die raumgreifende Ausformung des Sitzungssaales im OG fassen den neuen Stadtplatz. Der Sitzungssaal, das „Herzstück“ des neuen Kreishauses zeigt sich den stadteinwärts fahrenden Besuchern Wetzlars und macht auf den zwischen SPK und Bestandsgebäude angeordneten Erweiterungsbau der Verwaltung des Kreises deutlich und dennoch angemessen aufmerksam.
Das Foyer im Erdgeschoss öffnet sich mit einer einladenden Geste zum Stadtplatz in Richtung Karl-Kellner-Ring. Der öffentliche Stadtplatz geht räumlich über den wettergeschützten, überdeckten Eingangsbereich weiter über das Foyer in das erste Atrium des neuen Kreishauses. Der Außenraum des Stadtplatzes und der Atriumhof werden somit funktional und visuell optimal verbunden. Es entsteht ein neuer, belebter und aktiv nutzbarer städtischer Raum. Innen- und Außen, Bürger und Verwaltung, Stadtplatz und Kreishaus verschmelzen quasi und ermöglichen vielfältige Nutzungen für Ausstellungen und Veranstaltungen.


ARCHITEKTONISCHES KONZEPT
Die plastische Ausgestaltung sowie die Materialität des Gebäudes bildet durch Signifikanz und prägnante Merkmale eine stilbildende, den Ort neu definierende architektonische Sprache aus, die sich im weitesten Sinne aus der Formensprache der SPK generiert und die vorhandene Kubatur der SPK konzeptionell einbezieht und fortschreibt.
Die durch ausgerundete Grundrissgeometrien und die Überdeckung des Atriumhofes als Zwischenklima-Pufferzone erreichte Kompaktheit des Entwurfskonzepts ist Grundvoraussetzung für den Anspruch des Verfassers, ein energieoptimiertes Gebäudevolumens mit reduziertem Hüllflächenanteil (A/V-Verhältnis) zu entwickeln.
Der beabsichtigten Wirkung des Baukörpers als einheitliche Gesamtfigur mit solitärartigem Charakter im Zusammenhang mit dem erhaltenswertem Sparkassengebäude folgt das gestalterische und architektonische Leitkonzept des Baukörpers und der Fassadentypologien. Die Bänderung des Sparkassengebäudes wird aufgenommen und neu interpretiert fortgeführt.
Zwei Atrien - ein überdecktes und ein offenes-, die aus Belichtungs- sowie Belichtung- und Belüftungserfordernissen entwickelt werden, schaffen optimale Tageslicht- und Arbeitsplatzqualitäten in allen Grundrissbereichen. Es ergeben sich keine Dunkelzonen im Grundriss - ein Kriterium für die Nutzungsflexibilität aller Ebenen.
Die äußere Hülle stellt sich in ihrer Materialität und Farbigkeit einheitlich als „steinernes“, städtisches Haus dar.

Nachhaltige und kostenoptimierte Gebäudekonzepte stellen nur dann einen intelligenten Beitrag zum ressourcensparenden und wirtschaftlichen Bauen dar, wenn auf den Einsatz teurer und komplizierter Gebäude-, Anlagen- sowie Regeltechnik so weit wie möglich verzichtet werden kann. Der integrative Planungsansatz aus räumlich-funktionalen, statisch-konstruktiven sowie technischen Anforderungen folgt der Zielstellung des Verfassers zur Minimierung von kostenintensiven, technisch aufwändigen und reglungsintensiven lüftungs- und beleuchtungstechnischen Anlagen.
Basierend auf der kompakten Typologie des Gebäudevolumens und den differenzierten Wandöffnungsstrukturen der Fassadenflächen ist somit eine Gebäudekonzeption möglich, die mit low-tech-Konzepten eine Optimierung der Energieverbräuche gewährleistet und zugleich die Behaglichkeitserfordernisse gewährleistet und die die für notwendig erachtenden individuellen Einflussmöglichkeiten des einzelnen Gebäudenutzers auf das dezentrale Innenraumklimas bietet.


GRUNDRISSSTRUKTUR UND ERSCHLIESSUNG
Der modulare Grundrissaufbau sowie die zweibündige Grundrissstruktur ermöglichen Verwaltungseinheiten unterschiedlicher Größen, die jeweils auf einem Geschoss angeordnet werden können. Im Spannungsfeld zwischen Flexibilität und Wirtschaftlichkeit wurde ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Kombi- und Zellenbürostrukturen entwickelt.
Zuordnung- und Nutzungsverteilung
Alle öffentlichkeitsorientierten Funktionen sind erdgeschossig angeordnet. Mit zunehmender Geschosszahl in den Obergeschossen nimmt der zu erwartende Besucherstrom ab. Die Nutzungseinheiten sind entsprechend ihrer funktionalen Verknüpfungen sinnfällig zusammenhängend auf den Geschossen angeordnet. Der repräsentative Bereich des Landrates ist in Richtung Stadtplatz angeordnet und verfügt zudem über eine begehbare und begrünte Dachterrasse über dem Sitzungssaal.


MULTIFUNKTIONALITÄT
Foyers im EG und OG und der Sitzungssaal sowie die räumliche Zuordnung ermöglichen eine Nutzungsüberlagerung sowie multifunktionale Nutzungsmöglichkeiten. Raumabschlüsse zu den jeweils anschließenden Verwaltungsnutzungen gewährleisten zudem eine zeitunabhängige Nutzung. Lage und Erschließung dieser Raumbereiche ermöglichen eine Fremdvermietung oder auch externe Betreibung.


BARRIEREFREIHEIT
Barrierefreies Bauen ist eine gesellschaftliche Haltung und ein integrativer Baustein des Entwurfskonzepts. Mobilitäts- und Sehbehinderte können sämtliche Bereiche ohne fremde Hilfe und Umwege gleichberechtigt erreichen. Das Konzept umfasst unter anderem automatisch öffnende Türen mit markierten Türrahmen, taktile Kennungen, kontrastreiche Türgriffe, barrierefreie, rollstuhlgerechte Sanitär- und Küchenausstattungen und Personenaufzüge mit Sprachmodul. Niedrige Fensterbrüstungen in den Obergeschossen ermöglichen auch Mobilitätsbehinderten einen freien Blick auf die Stadt. Unterschiedliche Farben, zum Teil in den Boden eingelassene Lichtstreifen sowie eine helle, blend- und schattenfreie Beleuchtung erleichtert Sehbehinderten die Orientierung und schaffen den Nutzern ein Umfeld, in dem sie sich sicher und geborgen fühlen. Durch mobiles Mobiliar und unterfahrbare Tische wird das Konzept ergänzt.
Neubau des Kreishauses in Wetzlar _ Plan 2

Neubau des Kreishauses in Wetzlar _ Plan 2

Neubau des Kreishauses in Wetzlar _ Plan 3

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Neubau des Kreishauses in Wetzlar _ Plan 4

Neubau des Kreishauses in Wetzlar _ Plan 4