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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2010

Neubau des Kreishauses in Wetzlar

Perspektive

Perspektive

2. Preis

Drei Architekten

Architektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAULICHE INTEGRATION

Das Wettbewerbsgebiet für den Neubau der Kreisverwaltung wird im Wesentlichen definiert durch

- die beiden Bestandsbauten der Sparkasse mit der vorhandenen 4-geschossigen Brandwand

- und dem 7-geschossigen Gebäude C, dessen Fassade nicht verändert werden soll und deren Büros durch den Neubau in ihrer Qualität nicht eingeschränkt werden dürfen.

Darüber hinaus soll die vorhandene Unterführung am Karl-Kellner-Ring erhalten bleiben und dieser „Eingangsbereich zu einem offenen Stadtplatz" aufgewertet werden.

In diesem Sinne verfolgt das vorgeschlagene städtebauliche Konzept folgende Ziele:

- „Abrundung" des Sparkassengebäudes durch Anbau an die vorhandene Brandwand in gleicher Höhe

- Übernahme dieser Baukörperhöhe und der Formensprache für das gesamte neue Gebäude, vor allem mit der abgeschwenkten Fassade und den runden Gebäudeecken gegenüber dem C- Bau, um hier eine Parallelstellung des Neubaus zu den Bestandsbüros zu vermeiden

- Auf diese Weise wird zusammen mit dem „eingeschnittenen" neuen Eingangsbereich und den optionalen Stufen ein deutlicher Vorplatz zur Unterführung und dem Karl- Kellner- Ring hin definiert

- Dieser Vorplatz wird im Nordwesten begrenzt durch den 2 - geschossigen Saalbereich, der zum Platz hin deutlich freigestellt wird.

- Durch diese „dreieckige" Großform bedingt, entsteht ein großzügiger, ruhiger und gutbelichteter Innenhof, mit, vom Verkehr und Einsicht geschützten Büros.


ERSCHLIESSUNG UND NUTZUNGSVERTEILUNG

Durch den großen baulichen Einschnitt überdacht, wird vom neuen Stadtplatz aus der Neubau erschlossen. Über eine großzügige Eingangshalle mit Blick in das begrünte Atrium gelangt der Besucher am Empfang vorbei zu einer offene Treppenanlage, bzw. über Aufzüge zu allen Teilen des Neubaus.

Bei externer Nutzung des Saaltrakts kann entweder die gesamte Eingangshalle gegen die Bürobereiche abgetrennt werden, oder auch nur ein kleines Foyer mit WC, Aufzug und Cateringmöglichkeiten für eine öffentliche Abendnutzung. Der Besucher kommt hierbei über die geschlossene Treppe auf die Besuchergalerie.

Im zentralen Bereich führt die offene Treppe mit Luftraum, sowie der Aufzug über alle Geschosse. Von hier aus werden alle Ämter auf übersichtliche Weise und kürzestem Weg erreicht. Abgesehen von dieser zentralen Halle ist das Gebäude als Zweibund, bzw. Dreibund je nach Anteil der dunklen Sonderzonen organisiert.

Die Fachbereiche bzw. Abteilungen liegen, falls gefordert, jeweils auf einem Geschoss, wobei die hellen und dunklen Sonderflächen, soweit wie möglich unmittelbar den einzelnen Ämtern zugeordnet sind.

Der Landrat und die ihm zugeordnete Rechtsabteilung sind im ruhigen Dachgeschoss mit davor angeordneter Dachterrasse und Blick über die Stadt angelegt. Über den Aufzug kann der Sitzungssaal trotz Geschosstrennung direkt erreicht werden.

Optional: Durch die Anhebung des Platzniveaus im Bereich des Eingangs des C- Gebäudes kann dieser über Rampen, bzw. barrierefrei erreicht werden. Außerdem ist dadurch im Untergeschoss über eine Rampe eine Verbindung für den internen Betrieb zwischen Alt- und Neubau herstellbar.


KONSTRUKTION UND FASSADE

Das Gebäude hat eine tragende Fassade und Stahlbetoneinzelstützen im Inneren, aussteifende Wände, sowie Flachdecken in Stahlbeton. Um die größtmögliche Flexibilität zu ermöglichen, sind die internen Bürotrennwände in doppelt beplankten Gipskartonständerwänden und die Flurtrennwände als Schrankwände mit verglaster Oberlichtzone bzw. bei den Kombibüros vollverglast vorgesehen. In den Büros gibt es schallabsorbierende, abgehängte Decken.

Die Fassade ist hochwärmegedämmt mit Lochfenstern in Holz-Alukonstruktion (Festverglasung mit öffenbaren, aber undurchsichtigen Lüftungselementen) und elektromotorischen Sonnenschutzlamellen. Aus Lärmschutzgründen ist vor den Schallschutzfenstern eine zusätzliche Einfachverglasung mit Lüftungsabstand vorgesehen.
Die Fassade des Parkierungsbauwerks ist mit farblich leicht unterschiedlichen Gussglaselementen vorgesehen.
Es ist an eine 2-schalige Betonkonstruktion mit vorgehängten durchgefärbten Fertigteilen bzw. an eine Konstruktion mit Kerndämmung gedacht. Das Flachdach mit Gefälledämmung ist extensiv begrünt.

ENERGETISCHE UND ÖKOLOGISCHE ASPEKTE

Durch die 2- bis 3- bündige Gesamtanlage hat das Gebäude ein hohes Maß an Kompaktheit und dadurch ein energetisch optimales A/V Verhältnis. (Mit einer optionalen verglasten Überdachung des Atriums ließe sich dieses A/V - Verhältnis noch zusätzlich optimieren.)

Neben einer guten Gebäudedämmung kann auch an eine kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung nicht nur des Saals und der Dunkelzonen, sondern auch der Bürobereiche gedacht werden, um die Lüftungswärmeverluste zu minimieren. Optional sind in diesem Zusammenhang auch Erdkanäle möglich, um die Außenluft vorzukühlen oder zu erwärmen.

Hierbei ist eine Niedertemperaturheizung (Fußbodenheizung), die durch eine Wärmpumpe mit dem Einsatz von Erdsonden betrieben wird, sinnvoll. Diese Systeme lassen sich auch als Kühlung im Sinne eines sommerlichen Wärmeschutzes verstehen, da auch die Fußbodenheizung zur Kühlung herangezogen werden kann. Eine Alternative bzw. Ergänzung hierzu könnte eine Bauteilaktivierung der Stahlbetondecken sein.
Die Freiflächen sind teilweise als versickerungsfähig gedacht, z.B. Plattenbelag mit Rasenfugen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dabei bildet der Sitzungssaal als prominenter runder Baukörper den räumlichen Abschluss des Neubaus an der Moritz-Hensoldt-Straße. Mit dieser Lage werden die topographischen Gegebenheiten gestalterisch sinnvoll genutzt, um die unterschiedlichen Anforderungen an die Raumhöhen von Saal und Büroräumen nicht nur gut zu verbinden, sondern auch wirtschaftlich zu realisieren.
Durch diese bauliche Konfiguration entsteht ein spannungsvolles Entré, das dem Besucher eine optimale Orientierung ermöglicht.
Vom Eingang aus wird der Blick in den offenen begrünten Innehof gelenkt, der die schöne offene Atmosphäre des Entrés stärkt.
Der Übergang und Weg vom steinernern Vorplatz über Foyer zum Innenhof schließlich hin zu den Büros über gut gegliederte Flure stellt einen gelungenen Beitrag hinsichtlich der Arbeitsplatzqualität dar, in dem die Alltagswege positiv ritualisiert werden. Das die Verfasser sich mit der Qualität der Wegeführung intensiv befasst haben, lässt sich auch daran ablesen, dass die Barrierefreiheit über alle Geschosse gewährleistet wird.
Bedauerlich ist, dass die Wege von der Tiefgarage zum neuen Kreishaus sehr lang sind. Aber es möglicherweise auch als Programm zu deuten.
Die Architekturqualität ist als hochwertig zu bezeichnen. Der Übergang vom bestehenden Sparkassengebäude zum Neubau ist sowohl von der Fassadenabwicklung her aber auch innenräumlich gut gelöst. Entlang der Moritz-Hensoldt-Straße entsteht ein gegliedertes Fassadenbild. Dadurch, dass die Büros in den EGs Bodenverglasung haben, entstehen keine monotonen Nahtstellen entlang der umgebenden Fußwege. Der Sitzungssaal mit geschlossenem Sockel leistet zeichenhaft in den Entrébereich über.
Insgesamt zeigt der Entwurf, dass sich die Verfasser intensiv mit der Aufgabenstellung, den Randbedingungen und Restriktionen befasst haben.
Es ist ihnen ein räumlich und architektonisch herausragender Beitrag gelungen, der gut realisierbar ist.
Plan 1

Plan 1

Plan 2

Plan 2

Plan 3

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Plan 4

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Plan 5

Plan 5