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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2007

Werkstattverfahren Schulhof Nürtingen-Grundschule Berlin Kreuzberg

1. Preis

hochC Landschaftsarchitekten PartGmbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Nürtingen-Grundschule
Neue Räume für Dschungelträume - spielend lernen in einer bunten Welt

Idee
Über sechs Lebensjahre hinweg werden die Schulkinder vom neuen Schulgelände begleitet. Eine bewegte Zeit, in der Raum für Ideen und freie Entfaltung aber auch für Orientierung, Schutz und Selbstfindung geboten werden soll. Die Kinder entwickeln sich weiter, haben je nach Alter, Geschlecht und Vorlieben unterschiedliche Bedürfnisse an Bewegung, Ruhe und Spielangebot.

In den Workshops zur Gestaltung des Schulgeländes wurde immer wieder die Sehnsucht der SchülerInnen auch nach „wilden“, ungeordneten und weniger reglementierten Räumen deutlich. Die Montessori-Pädagogik als wesentliches Element des Schulprofils legt u.a. großen Wert auf Freiarbeit und manuelle Erfahrungen mit klaren Formen und Materialien.
Wie ein roter Faden zieht sich daher das kontrastierende Spiel mit formalen Elementen (Spiel-Würfel, Labyrinth, Sitz-Inseln, Umnutzung des ehem. Pavillons, Schulgarten) und freien, „wilden“ Formen durch das Konzept. Auch gegensätzliche Wunschthemen wie Ruhebereiche und Tobeplätze, Freiraum und Dickicht sind in die Planung eingegangen.
Das zentrale Entwurfsthema: „Neue Räume für Dschungelträume“ wird im Dschungel vis-a-vis zum Schulgebäude entlang der östlichen Mauer entwickelt.
Durch die Vielfalt an individuellen Spielräumen und Rückzugsmöglichkeiten wird auch dem differenzierten Bedürfnissen von Mädchen und Jungen Rechnung getragen. Zahlreiche Ideen wie Labyrinth, Baumhaus, Kletterbäume und ein grünes Klassenzimmer wurden in den Entwurf integriert.
Der Schulhof soll aber auch Gelegenheit zum gemeinsamen Lernen bieten: Im grünen „Affen-Theater“ an der Schlange oder im Hort-Hof kann an schönen Sommertagen der Unterricht unter freiem Himmel gestaltet werden. Kleingruppenarbeit ist an vielen Stellen möglich, z.B. in den Sitz-Inseln des Pavillon-Hofs, den Spielwürfeln oder den Urwaldhütten.

Ein offenes Schulhofkonzept soll auf Veränderungen reagieren können. Unser Entwurf ist daher als flexibler Gestaltungsrahmen angelegt. Die weitere Konkretisierung einzelner Erlebnisräume soll gemeinsam mit SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern in Form von Projekttagen und Planwerkstätten erfolgen.

Das Schulgelände gliedert sich in vier Freiräume:

1. Der Schulhof mit dem Dschungel entlang der östlichen Mauer und mit viel Platz für Bewegungsspiele
2. Die Partie im Süden „Jenseits der Mauer“ mit Labyrinth und Schulgarten
3. Der Pavillon-Hof mit Sitz-Inseln, Fahrradboxen und Freiklassenzimmer
4. Der Vorgarten mit Denkmal und Hortensienfeldern

1. Der Schulhof bietet großzügige Räume für freies Spiel, die im Anschluss an das Hauptgebäude aus bestehendem Pflaster und sonst aus wassergebunden Tennenflächen hergestellt werden. Von diesen befestigten Flächen führen Wege in den Dschungel: Holzstege überbrücken großzügige Sandflächen zu den Lichtungen des Dschungels, zum Urwalddorf aus selbst gebauten Weidenhütten und letztlich zu dem dichten Dschungelband das sich entlang der Mauer schlängelt.
Hier können die Kinder spielend Erfahrungen sammeln: Urwald-Baumhäuser werden bewohnt, wie die Affen kann man einen Kletterfelsen erklimmen, über den Stangenwald aus Robinienstämmen und die Baumhäuser klettern die Kinder von Baum zu Baum und balancieren über Baumstämme. An Lianen hangelnd und über ein Trampolin hüpfend erreichen sie den Urwald-Bach wo sie matschen und Staudämme bauen können. Ein Dschungelpfad mit Insektenhotel, Totholzhaufen und Nistkästen vermittelt Naturerfahrungen. Entlang der grünen Urwaldschlange können SchülerInnen und LehrerInnen im Affen-Theater an schönen Sommertagen den Unterricht gestalten. Kleingruppenarbeit ist an vielen Stellen möglich, z.B. in den Spielwürfeln oder den Urwaldhütten. An der historischen Mauer vor dem Hauptgebäude befinden sich Spielwürfel und ein darin integriertes Spielhaus, das als Depot und zur Ausgabe von Spielgeräten wie Buddelzeug und Baumaterialien dient. Die größeren Würfel sind fest installiert, die kleineren sind beweglich und eignen sich zum gemeinsamen Bauen, zum Verfüllen, Stapeln, Aneinanderreihen und Sitzen. Hier werden also Möglichkeiten für das Freispiel mit hochwertigen Materialien geboten.

Die historische Mauer markiert hingegen den Übergang in eine andere Welt...

2. „Jenseits der Mauer“ wird ein Labyrinth und der Schulgarten angeordnet. Diese Partie kann über Törchen und den Treppenwürfel erreicht und vom Schulhof aus geöffnet oder geschlossen werden.



Hierzu werden alte Zugänge in der historischen Mauer wieder geöffnet und für unterschiedliche Durchwegungen genutzt. Kellerfenster werden als Sichtschlitze und verschließbare „Durchschlupfe“ zum Labyrinth hin geöffnet.
Um eine Aufsicht auch dieses Bereichs zu ermöglichen gibt es auf dem Treppenwürfel einen „Hochsitz“ der freien Blick über den inneren Schulhof wie auf die andere Mauerseite ermöglicht.
Das Labyrinth entwickelt sich aus den linearen Mauerelementen heraus und greift somit die historischen Raumkanten des Direktoratsgebäudes auf. Es besteht aus hohen Heckenelementen, mit Kletterpflanzen bewachsenen Spalieren und Holztafeln, die auch die geschützte Eibe konzeptionell mit einbeziehen. Viele Bewegungs-, Orientierungs- und Merkspiele lassen sich im Labyrinth umsetzen.
Den südwestlichen Abschluss des Labyrinths bildet ein begehbarer Holzwürfel. Durch schmale „Fensterbänder“ und Sehschlitze können die Kinder das Geschehen auf der Wrangelstraße und der Mariannenstraße beobachten. Gleichzeitig wird hier die historische Gebäudeecke des Direktoratsgebäudes markiert und für den Straßenraum räumlich wirksam inszeniert.

3. Der Pavillon-Hof
Der Pavillon soll voraussichtlich abgerissen werden, ein Teil der Grundmauern oder Innenräume könnte aber erhalten werden. In unserem Entwurf haben wir die Raumstruktur des Pavillons erhalten, im Modell können einzelne Module ausgetauscht werden. Innerhalb der Aussenkante könnte ein durch Hecke und Zaun geschützter Schulgarten mit (Hoch-) Beeten –als Alternative zum Standort jenseits der Mauer- angeordnet werden, ein mit Sitzgelegenheiten ausgestatteter Platz wird mit großen Zierkirschen überstellt und wird zu einem Ort zur Kommunikation und zum Verweilen. Ein kleines Freiklassenzimmer mit einem Sonnensegel und Rasenstufen ermöglicht Lehrveranstaltungen und kleine Aufführungen.
Beispielhaft sollte versucht werden, Teile der Abbruchmaterialien für Mäuerchen, Bodenbeleg etc. wiederzuverwenden.
Überdachte Fahrradständer werden in Anlehnung an das Würfelmotiv entlang des Zaunes eingestreut. So sind sie vom Schulhof aus einsehbar und bieten Platz für ca. 150 Fahrräder. Eine der Würfelboxen ist für Lehrerfahrräder gedacht. Eine weitere Würfelbox für die Müllbehälter wird in die nordwestliche Grundstücksecke eingepasst, zum Bolzplatz hin kann eine Box als Ballhaus zur Ausgabe von Ballspielen und Gartengeräten genutzt werden, die Außenwände können als Torwand etc. in Ballspiele einbezogen werden. Rund um die Milchbar und um den Bestandsbaum sind quadratische Sitzinseln angeordnet. Sie bieten einen Treffpunkt für Eltern beim Abholen Ihrer Kinder.
Mastleuchten werden entlang des Durchgangsweges und zum Haupteingang hin angeordnet.

4. Die Vorgärten werden in Ihrer historischen Ausdehnung bis vor das ehem. Direktorenhaus erhalten und ergänzt. Das vorhandene Klinkermäuerchen mit dem Metallband wird saniert. Der Vorgarten wird mit Bodendeckern wie Funkien, Immergrün, Elfenblume und Efeu bepflanzt und mit linearen Pflanzstreifen aus blühenden Hortensien parallel zum Hauptgebäude überstellt. Die Anordnung dieser Hortensienfelder orientiert sich an Fassadenvorsprüngen. In einem der Hortensienstreifen wird das vorhandene Denkmal integriert. Am Hauptzugang passt sich als „Visitenkarte“ für die Schule eine kleine Skulptur in diese Streifen ein, die den Namen der Schule tragen soll und von Schulkindern entworfen und gebaut wird. Der Bereich an der Ecke Mariannen-/Wrangelstraße, in den zur Betonung der Gebäudeecke des Direktorenhauses der „Holzwürfel“ ragt, soll als halböffentliche Grünfläche ausgebildet werden. So entsteht eine charakteristische Vorgartenpartie, die dem städtebaulichen Ensemble mit dem repräsentativen Klinkergebäude entspricht.

Schülerbeteiligung
Zahlreiche Mitmach-Baustellen sind vorgesehen: Die Weidenhütten des Urwalddorfes, die Anlage des Schulgartens und die Bearbeitung der Holztafeln im Labyrinth bieten sich dafür an. Aber auch die Skulptur „Visitenkarte“ am Hauseingang zum Mariannenplatz oder die farbliche Gestaltung der Spielwürfel sind für die kreative Beteiligung der SchülerInnen gut geeignet und zeitlich unabhängig vom sonstigen Bauablauf zu realisieren. Alle Spielelemente werden individuell aus naturbelassenem Robinienholz hergestellt, sodass eine Imprägnierung entfallen kann und nur eine extensive Wartung notwendig ist. Vielseitig bearbeitet und in natürlicher Wuchsform ein Materialerlebnis zum Bespielen, Tasten und Fühlen.

Regenwasser, Pflanzen
Versiegelte Flächen sind auf das unbedingt erforderliche Maß reduziert. Bis auf die Bereiche, die mit dem vorhandenen Pflaster direkt am Schulgebäude, der Milchbar und am Verbindungsweg hergestellt werden, sind alle Bodenbeläge wasserdurchlässig ausgebildet. Überschüssiges Regenwasser wird in kleine Mulden und Rigolen in den Dschungel geleitet.
Bis auf die Fichte in der bestehenden Sandfläche werden alle Bestandsbäume erhalten und in das Entwurfskonzept integriert. Um das Dschungelthema zu verdichten, sollen weitere einheimische Gehölze wie Haselnuss, Flieder, Weiden und Wildobst gepflanzt werden. Im Vorgarten werden Pflanzstreifen aus Hortensien in einem Teppich aus blühenden Bodendeckern angeordnet.