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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2010

Neubau eines Verwaltungsgebäudes für die Fachhochschule Aachen - Generalplanerleistung

2. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

Architekten BKSP

Architektur

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Visualisierung

Erläuterungstext

Die Fachhochschule Aachen beabsichtigt die bisher auf vier Liegenschaften ver-teilte Verwaltung in einem Neubau zusammenzuführen, der auf dem Vorplatz des bestehenden Fachhochschulensembles an der Bayernallee errichtet werden soll.

Das städtebauliche Umfeld ist heterogen. Entlang der südöstlichen Robert-Schumann-Straße sind die strukturalistisch gereihten Instituts- und Verwaltungs-gebäude (FH Aachen, Bezirksregierung) mit überwiegend drei bis vier Geschossen baulich prägend. Im nordöstlichen Teil geht der Bezug zwischen Bebauung und Straßenraum verloren (Kollwitz-Schule, Kath. FH NRW). Auf der Westseite der Robert-Schumann-Straße öffnen sich in Hanglage Grünräume mit Kleingärten und Sportanlagen.

In lockerer Anordnung sind entlang des geschwungenen Verlaufs der Bayernal-lee Baukörper unterschiedlicher Maßstäbe situiert. Die bestehenden Gebäude der Fachhochschule bilden hier ein Ensemble aus ein-/zweigeschossigem Hörsaalgebäude und zwölfgeschossigem Studentenwohnheim.

Der Haupteingang für den Bestand ist über einen gestuften Platzraum zum Kreu-zungsbereich Bayernallee/Robert-Schumann-Straße geöffnet. Die Gebäudestruktur und der Umgang mit dem Freiraum (Straßenraum) lässt das städtebauliche Konzept der 1960er Jahre erkennen.

Der Neubau ist als ein den Bestand schlüssig ergänzender Baustein entworfen, mit dem die vorhandenen weiten fließenden (Außen-)Räume in angemessener Dimension gefasst, rhythmisiert und als Raumfolge präzisiert werden:

- Zum Haupteingang des Bestands wird ein volumetrisch gegliedertes Vis a Vis geschaffen, so dass sich im Zwischenraum der neue (baulich gerahmte) Campusplatz der Fachhochschule Aachen aufspannt. Im Gegensatz zum stark durchgrünten Umgriff, soll der neue Platz frei sein von großen Bepflan-zungen.

- In den weiten Raum entlang der Robert-Schumann-Straße fügt die akzentu-ierte Setzung des siebengeschossigen Neubaus eine maßvolle Dominante ein, die den Übergang vom Straßenraum zum Campusplatz der Fachhoch-schule markiert.

- Entlang der Bayernallee ergänzt der eingeschossige Saalflügel des Neubaus den eingeschossigen Bestand unspektakulär und ruhig.

Der Neubau ist mit seinen Eingängen und den sich anschließenden offenen Fo-yers sowohl zum Campusplatz als auch zur Kreuzung Bayernallee/ Robert-Schumann-Straße orientiert, um sowohl der direkten Nachbarschaft (Architek-tur/Bauingenieur-wesen) als auch den entfernten Standorten der Fachhochschule mit einer Adressenbildung gerecht zu werden.


Das Volumen des Neubaus ist gegliedert in den eingeschossigen Saalflügel, der durch den siebengeschossigen Bürobau ergänzt wird. Somit schreibt der Neubau die ausgeprägte volumetrische Rhythmisierung des Bestands zwar fort, fügt aber eine mittlere Höhe von sieben Geschossen neu zwischen die Drei- und Zwölfgeschosser ein (Institute, Studentenwohnheim). Anders als der Bestand ist der Neubau aber nicht additiv gefügt, sondern aus "einem Guss" gedacht.

Das Erdgeschoss, von der Straße wie auch vom Campusplatz erreichbar, nimmt Foyers, Saal, AAA und SSC auf. Die sechs darüber liegenden Geschosse sind den Dezernaten der Verwaltung vorbehalten. Um die interne Kommunikation zu stützen, sind je zwei Geschosse offen miteinander verbunden (Sicherheitstrep-penhaus, Grundriss gegliedert in 400 m² frei teilbare Einheiten, Rauchschürze an den offenen Treppen). Den Abschluss bildet das sechste Obergeschoss mit Kanzler, Rektor und Senatssaal.

Die Kubatur des Neubaus ist mit einer ruhigen homogenen Metall-Glas-Fassade bekleidet, die in ihrer Gitterstruktur den Baukörper objekthaft erscheinen lässt. Die Tiefe des Gitters erzeugt sowohl Offenheit als auch Geschlossenheit - je nach Perspektive des Betrachters. Die Fassade ist zeitlos und elegant. Ihre Fügungshierarchie ist auch auf den zweiten Blick lohnend. Zum Campusplatz werden subtile "Brüche" lesbar.

Der Neubau ist nach den Prinzipien des nachhaltigen Bauens gemäß DGNB ent-wickelt. Dies geht natürlich über eine reine Energieeffizienz weit hinaus! Das Vo-lumen ist klar gegliedert. Der Bürobaukörper weist ein optimales A/V-Verhältnis auf. Alle Büroflächen sind flexibel aufteilbar. Andere Büroorganisationsformen lassen bei hoher räumlicher Qualität auch differenzierte Besiedlungsformen zu. Somit ist der Neubau strukturell offen für den Wandel der Büroorganisation. Der Neubau ist mit thermisch aktiven Decken geplant. Zusätzlich sind individuell re-gelbare Deckenrandheizungen vorgesehen, deren Oberfläche akustisch wirksam ist. Eine Lüftungsanlage versorgt die innen liegenden Flächen und den Saal. Die Büros verfügen über Fensterlüftung.

Die transparenten Fassaden sind mit dreifach verglasten Fenstern versehen. Die tiefen Fensterleibungen bieten eine effiziente Eigenverschattung, die durch individuell zu regelnden außen liegenden Sonnenschutz (Edelstahlgewebe) er-gänzt wird (zentrale Steuerung!).

Um regenerative Energie einzusetzen, können die Dachflächen mit einer Photovoltaikanlage versehen werden. Es wäre sinnvoll, die Wärmeversorgung der gesamten Liegenschaft in einer Zentrale zusammenzufassen und ggf. mit Holzpellets als nachwachsender Rohstoff zu betreiben.

In seiner minimalistisch, unspektakulären, aber ausgewogen proportionierten und sorgfältig präzisen Gesamthaltung ist der Neubau (auch bildhaft lesbar) plausibler Ausdruck eines nachhaltig geplanten Bürohauses, das schlüssig die Fachhochschule Aachen repräsentiert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Aus städtebaulicher Sicht ist die Komposition aus zwei Gebäudeteilen die richtige Setzung. Der Neubau formuliert einen baulichen Akzent in der Robert-Schuman Strasse, der sich weitgehend aus der Gebäudeflucht des Bestandes zusammen setzt und in angemessener Höhenflucht auffällt.
An der Bayernallee nimmt der eingeschossige Saalflügel des Neubaus Bezug auf den Bestandskörper. Die Anordnung der Baukörper schafft sowohl ein entsprechendes Entree zur Robert-Schuman- Strasse als auch einen angenehm proportionalen Raum im Rückwärtigen Bereich, der sog. Campusplatz. Die gestalterische Aussage zum Campusplatz selbst und die angrenzenden Freiräume sind leider nur wenig ausformuliert. Der Multifunktionsraum im Übergang zum Campusplatz liegt richtig, allerdings werden die abgeschrägten Vorblicke des Saales dem Anspruch an den Foyerbereich nicht gerecht.
Die Übereckbeziehung im Erdgeschoss zwischen der Eingangssituation von der Strasse und der Zugangssituation vom Campusplatz lässt eine lebendige Aufenthaltszone für die Studenten erwarten.
Die Obergeschosse sind durch zweigeschossige Nutzungseinheiten um einen Kern herum arrangiert. Das Anordnungsprinzip gewährleistet einen flexible Raumaufteilung sowie entsprechende Kommunikationszonen. Der klar gegliederte Kubus bringt mit seiner ruhigen Metall-Glas Fassade eine prägnante architektonische Handschrift zum Ausdruck. Diese setzt sich vom Bestand ab. Entsprechend der Nutzung wird eine Differenzierung der Fassade vorgenommen, die unterschiedliche Raumdichten bildet.
Es stellt sich jedoch die Frage, ob die vorgeschlagene Architektursprache der Aufgabe eine angemessene Handschrift für ein derartiges Gebäude zu formulieren, angemessen ist.
Aufgrund der Kompakten Bauköperanordnung und deren vorgeschlagenem energetischem Konzept ist eine gute Grundlage für eine nachhaltige und wirtschaftliche Umsetzung. Insgesamt ist der Entwurf ein Überragender Beitrag zur Aufgabenstellung.
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