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begrenzt-offener, einstufiger Realisierungswettbewerb nach GRW mit vorgeschaltetem Bewerbungs- und Auswahlverfahren | 03/2005

Neubau eines Pflege- und Therapiezentrums

5. Preis

Peter W. Schmidt Architekten

Architektur

relais Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

NEUBAU PFLEGE- UND THERAPIEZENTRUM NÜRNBERG






Das Sebastianspital setzt sich in seiner heutigen Gestalt aus mehreren eigenständigen Baukörpern zusammen. Ein neues Pflege- und Therapiezentrum als Solitär mit klarer äußerer Form setzt diese Tradition fort und macht im Außenraum eine eindeutige Orientierung möglich, wodurch die Großzügigkeit der Freianlagen unterstrichen wird.

Der Neubau setzt einen Prozess der Umstrukturierung auf dem Gelände in Gang, bei dem am Ende der die Aussicht zum Wöhrder See versperrende Baukörper des Fritz-Hintermayr-Hauses durch eine lockere Kette von Punktwohnhäusern für Senioren ersetzt wird, und das Nanette-Liebermann-Haus einem neuen Seniorenheim mit 8 Wohngemeinschaften für insgesamt ca. 120 Bewohner weicht.


Städtebauliche Rahmengedanken

Die neuen Baukörper sind Teile einer durch den vorhandenen Park zusammengehaltenen Gesamtanlage. Durch die Wiederholung gleicher Gebäudeabstände und die Einhaltung von Gebäudefluchten entsteht ein homogenes Gesamtbild mit einer gemeinsamen grünen Mitte. Sämtliche Gebäudeeingänge weisen ins Zentrum mit Blickbezug zur Identität stiftenden Spitalskapelle am Hauptgebäude.

Durch die neue Gliederung wird der Blick zum Seeufer auch für die Gebäude auf der Nordseite offengelegt. Die neuen Wohnhäuser orientieren sich zwar nach Süden zum Wasser, profitieren aber von der geschützten Lage ihrer Eingangsseite innerhalb des Seniorenwohnparks. Die angebotenen Grundrisse für die Wohnhäuser mit unverbaubarem Seebezug umfassen Apartments mit 55-107 qm sowie Wohnetagen mit Seniorenwohn-gemeinschaften für 8 Personen und jeweils 25 qm Individualwohnfläche.

Die Erschließung des Gesamtgeländes verfolgt das Ziel einer einfachen klaren Orientierung mit kurzen Wegen und einer optimalen Raumausnutzung. Sämtliche Gebäude werden über die zentrale Zufahrt neben der ehemalige Pforte an der Veilhofstraße erschlossen. Eine gerade Erschließungsstraße in Ost-West-Richtung gewährleistet die direkte Erreichbarkeit des Sparkassenhauses, des Hauptgebäudes und bis auf weiteres des Fritz-Hintermayr-Hauses und des Nanette-Liebermann-Hauses, sowie der späteren Neubauten. Eine schlaufenförmige Straße im Einbahnverkehr bindet das neue Pflege- und Therapiezentrum und das Elisabeth-Bach-Haus an und dient diesen Häusern als direkte Vorfahrt für Krankentransporte und Besucher.


Gebäudekonzeption Pflege- und Therapiezentrum

Vor dem Neubau der Pflegeeinrichtung breitet sich ein langgezogener Platz aus, der im Süden bis zu den Seewiesen reicht. Das obere Ende des Platzes wird von der breiten Glasfront der eingeschossigen ambulanten Reha-Einrichtung besetzt. Links von diesem Terassenbau, der die dahinterliegende Trafostation ausblendet, befindet sich der Eingang mit einem zum Innenhof durchbindenden Foyer.

Organisiert wird der Neubau auf vier Ebenen mit 3 Pflegebereichen in den oberen Geschossen und einer ebenerdigen Reha-Station. Die Mehrzahl der Gemeinschafts- und Funktionsräume der einzelnen Bereiche wird um den Innenhof gruppiert. Sämtliche Bewohnerzimmer und ein Gemeinschaftsraum pro Etage weisen dagegen nach außen mit hervorragenden Aussichtsmöglichkeiten in den umgebenden Grünraum.

Die einzelnen Etagen werden über einen zentralen Erschließungskern im Südflur erschlossen. Die Zugänge liegen für Besucher leicht auffindbar in Blickbeziehung zu den Pflegestützpunkten, werden aber von den Bewohnern auf ihren täglichen Wegen nicht passiert. Der doppelseitig genutzte, breite Ringflur in jedem Bereich ermöglicht die schnelle interne Orientierung und verbindet den Wunsch der Bewohner nach Auslaufmöglichkeiten im Gebäude mit der Forderung nach kurzen Wegstrecken für das Pflegepersonal. Die natürliche Belichtung des Flures wird über vollverglaste Schmalseiten gewährleistet.

Raumhohe Verglasungen an der Außenfassade erleichtern den Bewohnern die Wahrnehmung des naturnahen Außenraumes. 3 Zimmer breite und hohe Rücksprünge in der Fassade verhindern, dass die Großzügigkeit der Fensteröffnungen in ein Gefühl des der Außenwelt Preisgegebenseins umschlagen. In zwei von drei Zimmern wird durch die Innenseitenverglasung der Rücksprünge ein kleiner Erker als Wechsel in der Aussicht angeboten. Die Fassadenrücksprünge dienen auch zur Reduzierung des direkten Sonneneinfalls. Ergänzt wird die Maßnahme durch einen außen liegenden Sonnenschutz an der Ost-, Süd- und Westfassade, so dass auch in der Übergangszeit der Wärmeeintrag reduziert wird, während in den Wintermonaten bei tief stehender Sonne solare Gewinne durch teilgeöffnete Jalousien mit Lichtleitlamellen zu verzeichnen sind. Für Behaglichkeit im Winter sorgen raumhohe Heizwände mit planer Oberfläche neben der Verglasung.

Naturfarbene Holzfensterrahmen bei allen Fenstern und Holzpaneele in den Fassaden-nischen in Verbindung mit großen, hell leuchtenden Putzflächen verleihen dem Gebäude ein warmes äußeres Erscheinungsbild.


Tragwerk

Mit der konsequenten Errichtung des Rohbaus in Stahlbetonbauweise mit Flachdecken werden alle statischen, brandschutztechnischen und bauphysikalischen Kriterien erfüllt. Dazu gehören Brandschutzanforderungen F90 sowie Schallschutzanforderungen für Wohnungstrennwände bzw. Heime. Im Zusammenhang mit der teilweisen Fertigung der Wände und Decken in Fertigteilen bzw. Halbfertigteilen ergibt sich eine äußerst wirtschaftliche Bauweise für den Rohbau. Die Flachdecken werden regelmäßig im Raster 5,1 m gestützt. Filigrandecken zur Reduzierung des Schalungsaufwandes sind gut anwendbar. Galerien und Terrassen zum Innenhof werden als auskragende Ortbetondecke ausgebildet.

Freiraumgestaltung

Die Freianlagen werden durch die Neuorganisation der Erschließung, insbesondere durch die Konzentration der Parkplätze von der Verkehrsdominanz befreit. Die 98 Parkplätze für das Sebastiansspital werden auf zwei Standorte konzentriert, im direkten Anschluss an die Hauptzufahrt 67 Stellplätze sowie an der Westseite des Grundstückes 31 Stellplätze. Für die neu entstehenden Wohnbauten werden zusätzlich 62 Stellplätze vorgesehen, die über Stichstraßen erschlossen werden. Die bestehende Zufahrt an der Ostseite des Grundstückes wird als rückseitiger Zugang des neuen Pflegeheimes erhalten, ebenfalls bleibt der Fuß- und Radweg entlang der Veilhofstraße bestehen.
Es entsteht ein für die Bewohner und Besucher gut nutzbarer Park mit hohen Aufenthaltsqualitäten. Die Gestaltung der Freianlagen basiert auf der besonderen Lage des Grundstückes am Südufer der Wöhrder Sees. Raumkanten leiten den Blick zum See und Wegeverbindungen führen zu dem neu entstehenden Panoramaweg an der Südseite des Grundstückes, der das Gelände in das vorhandene Wegesystem einbindet und eine direkte Verbindung zum Uferweg mit fußläufigem Anschluss in die Nürnberger Altstadt darstellt.

Der wertvolle Baumbestand (Ahorn und Buche) wird erhalten und ergänzt, so dass angenehme Aufenthaltsbereich im lichten Schatten der Baumkronen entstehen.
Das lang gestreckte Rondell vor dem Elisabeth-Bach-Haus wird vom Verkehr befreit zu einem repräsentativen Aufenthaltsbereich. Blühende Staudenpflanzungen akzentuieren besondere Bereiche.
Die Erschließungsstraßen werden von großzügigen Gehwegen begleitet. Wege und Platzflächen sind miteinander vernetzt, so dass sich Rundwege verschiedener Länge für Spaziergänger anbieten, die auch im Sinne einer geriatrischen Rehabilitation als Geh-parcours nutzbar sind.

Eine großzügige Platzfläche bildet das Entree für den Neubau des Pflegeheimes. Eine angemessene Vorfahrt für Krankentransporte und Besucher ist Teil dieser steinernen Platzfläche mit einem hellen Natursteinbelag (Granit) in Form einer gesägten Pflasterplatte, die eine gute Begehbarkeit gewährleistet. Eine Hecken- und Staudenpflanzung akzentuiert dieses Entree und leitet über bis zum Panoramaweg an der Südseite des Grundstückes. Eine Sitzbank (Holzauflage) im Eingangsbereich bietet Aufenthaltsmöglichkeiten.
Der Innenhof bildet eine ruhige Oase im Zentrum des Gebäudes. Steinsetzungen werden kombiniert mit Stauden und Ziergehölzen. Der Eisenhutblättrige Japan-Ahorn (Acer japonicum ‚Aconitifolium’) setzt mit einer leuchtendroter Herbstfärbung einen farbigen Akzent und thematisiert den Wechsel der Jahreszeiten.
An der Ostseite des Gebäudes öffnet sich im Schutze von geschnittenen Heckenpflanzungen und einer Mauer zur Veilhofstraße der Garten für Demenzkranke. Sitzbänke (Holzauflage) in Anlehnung an die Heckenpflanzungen laden zum Verweilen ein.


PETER W. SCHMIDT ARCHITEKT BDA