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Einladungswettbewerb | 09/2009

Um-/ Ausbau der Zionskirche

Modellfoto

Modellfoto

1. Preis

Bathe + Reber

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Entwicklung

Von außen überzeugt die Backsteinkirche, die 1955 von dem Architekten Kuschel gebaut wurde durch ihre strenge Formensprache, den markanten Turm und die liebevollen Details des Ziegelmauerwerks. Zusammen mit den angebauten Gemeinderäumen und der ehemaligen Küsterwohnung bildet sich ein Ensemble. Die zum Kirchenschiff parallel gestellte Küsterwohnung wird vom Kirchplatz als angenehm proportioniert empfunden und durch die einheitliche Materialwahl des Klinkers als erhaltenswert betrachtet. Dagegen zeigt sich der quergestellte Verbindungsbaukörper weder von äußerer noch von innerer Qualität, so dass ein aufwendiger Umbau nicht angestrebt wird. Aus städtebaulicher Sicht ergibt sich dabei die Chance den Kirchenvorplatz in das angrenzende Wohngebiet zu integrieren und einen fließenden öffentlichen Übergang zu schaffen. In dieses Konzept fügt sich auch die mögliche zusätzliche Wohnbebauung für Senioren ein, die statt in Konkurrenz zur Kirche zu treten, dem neuen Freibereich mit Garten und Sandspiel einen stadträumlichen Rahmen bietet.


Umgang mit dem Kirchraum

Die Kirche ist innen durch den großen, hohen Kirchraum und durch die Säulen im Kirchenschiff, die die leicht gebogen Decke tragen, geprägt. Dieser Raumeindruck soll erhalten bleiben und zusätzlich betont werden. Um die Zionskirche für eine flexible kirchliche und externe Nutzung umzubauen fügen wir eine zweite Ebene in das hohe Mittelschiff des Kirchraumes ein. Die eingestellte Ebene nimmt die Breite des Chorraumes auf, verbindet den im Süden angeordneten Chor mit dem in Norden stehenden Kirchturm und unterstreicht somit den in Längsrichtung ausgerichteten Charakter des Innenraumes. Dabei hält die eingefügte Ebene einen angemessenen Abstand zu den Rundstützen und lässt den Gesamteindruck des Kirchenraumes von beiden Ebenen weiterhin erlebbar. Um die Eingangsebene für ein flexibles Gemeindeleben zu nutzen können zwei Gruppenräume unterhalb der Empore durch mobile Trennwände unterteilt werden. Für die obere eingestellte Empore und auch den gesamten Kirchenraum ist eine zusätzliche Belichtung mit Tageslicht über die vorhandene Decke wünschenswert. Durch diesen sensiblen aber dennoch sehr effektiven Eingriff wird der Kirchraum zu einem hellen und einladenden Raum und damit für eine vielseitige Nutzung ausgestattet. Das Untergeschoss eignet sich dagegen nur sehr bedingt zur Nutzung, hier sollen mit Ausnahme des Werk- und Krabbelraumes die untergeordneten Nebenräume wie Technik und WC Anlage angeordnet werden bzw. verbleiben. Auf der eingefügten Ebene kann der Gottesdienst stattfinden, die Orgel bleibt an bestehendem Standort, der Altar ist als mobiles Raumelement verschiebbar, die neue Sakristei im Chorraum auch als Projektionswand nutzbar. Zeitgleich kann das Erdgeschoss flexibel unterteilt werden. Bei großen Veranstaltungen ist der Kirchraum als ein Raum bespielbar, lediglich dem Chorraum ist eine feste Nutzung mit Stuhllager und offener Thekenküche zugewiesen. Mobile Glaswände können bei Bedarf den Kirchenraum in Foyer, großen und kleinen Gemeindesaal räumlich und akustisch voneinander trennen, so dass eine flexible Nutzung ohne gegenseitige akustische Belästigung möglich ist und auch der Kinder- und Jugendgottesdienst zeitgleich zum Regelgottesdienst gehalten werden kann.


Jugendbereich

Für die Jugend sind die zurzeit genutzten Räume im Untergeschoss hinsichtlich der schlechten Belichtung, der geringen Raumhöhe und der unzureichenden Fluchtwege nicht geeignet. Ideal bieten sich dagegen die Räumlichkeiten der ehemaligen Küsterwohnung für den Jugendbereich an. Die Jugend erhält einen eigenen Baukörper mit separatem Eingang ohne auf die unmittelbare Nähe zu Kirche zu verzichten. Das Jugendcafe befindet sich auf Eingangsniveau und zeigt sich zum neuen Eingang des Gemeindezentrums in gleicher Breite verglast, ermöglicht direkten Blickkontakt und gemeinsame Aktivitäten.


Äußere Erschließung/Freiraumgestaltung

Zur nördlichen Roonstraße bleibt die Zionskirche auch weiterhin gut sichtbar und in ihrer dominanten Stellung unverändert. Die Kirche wird weiterhin über das neu verglaste Hauptportal zum Gottesdienst erschlossen und kann zeitgleich für eine andere Benutzung über den neuen Gemeindehof an der Westseite erreicht werden. Wo bisher Gruppenräume eine stadträumliche Trennung zwischen Kirchplatz und Kirchgarten bildeten entsteht jetzt zwischen Kirche und dem neuen Jugendhaus ein gemeinschaftlicher Freiraum, der sich bis zur Luisenstraße mit der angrenzenden Wohnbebauung verlängert. Es entsteht ein erhöhter Gemeindehof, der auch in der Materialwahl des Bodenbelages die vorhandene Ziegelarchitektur als Pflasterklinker aufgreift und beide Baukörper miteinander verbindet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche Gesamtlösung

Durch das Herausnehmen des quer gestellten, heutigen Gemeindehauses entsteht eine unerwartete, neue stadträumliche Situation von hoher Qualität und flexiblen Nutzungsmöglichkeiten.

• Der neue Gemeindehof schafft interessante Sichtverbindungen zwischen Jugendbereich und Kirche.

• Die Freistellung des Kirchgebäudes ist von hoher städtebaulicher Qualität.

• Der Gemeindehof funktioniert als verbindendes Element zwischen den unterschiedlichen, getrennten Nutzungen.

• Die Weiterführung des Hofes bis zur Luisenstraße ist ein interessanter Ansatz, aber in Abhängigkeit von einer Bebauung für das Gemeindezentrum nicht zwingend.

Einfügung in die vorhandene Bausubstanz

Durch respektvollen Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz werden qualitätsvolle neue Räume geschaffen. Den Jugendbereich komplett in das vorhandene Küsterhaus zu integrieren ist eine überraschende, aber überzeugende Lösung. Der Kirchraum bleibt als Ganzes erlebbar. Die eingezogene Ebene ist als Eingriff in den Kirchraum auch im Hinblick auf ihre Höhe vertretbar.

Architektonische Qualität

Mit reduziertem Einsatz von Materialien und Stilelementen wird eine positive, offene Atmosphäre geschaffen. Die Blickbeziehungen im Kirchraum und zwischen Kirche und Jugend sind vielfältig und spannend.

Funktionalität

Das Gemeindebüro ist richtig positioniert. Die Lage von Arbeits- und Thekenküchenbereich ist denkbar. Der Grundriss bietet insgesamt eine hohe Flexibilität. Eine gleichzeitige Nutzung der Räume wird aus akustischen Gründen in Frage gestellt, ist aber nicht ausgeschlossen. Die Lage der Sakristei ist wegen des erhaltenswerten Rosettenfensters ungünstig. Im Jugendbereich gibt es eine gute Zuordnung der Funktionen, die eine selbstständige Jugendarbeit ermöglicht.

Hinsichtlich des gelungene Städtebaus, der großen Funktionalität und des respektvollen Umgangs mit den Altbauten stellt dieser Entwurf insgesamt einen hervorragenden Beitrag zu der sehr komplexen und schwierigen Aufgabenstellung dar.
Perspektive Gemeindehof

Perspektive Gemeindehof

Perspektive Kirchraum

Perspektive Kirchraum

Ansichten

Ansichten

Grundrisse EG / Empore

Grundrisse EG / Empore

Schnitte

Schnitte