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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2010

Gestaltung eines innerstädtischen Teils des Neißeufers

1. Preis

Preisgeld: 5.000 EUR

Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Konzept
Zwischen Neißeraum und Innenstadt wird ein Freiraum konzipiert, der sowohl landschaftliche als auch urbane Einflüsse verarbeitet. Zum Fluß wird ein großzügiges „Fenster“ geöffnet, neu geführte Wegebeziehungen verknüpfen das Areal mit der Umgebung.
Gleichzeitig greift der Entwurf auch historische Aspekte der ehemaligen industriellen Nutzung auf, so daß letztlich ein Ort mit einer unverwechselbaren lokalen Identität entsteht. Das mit dem „Tuchpark“ aufgegriffene Thema der Textilherstellung weist nicht nur einen sehr starken Bezug zur früheren Nutzung auf, sondern ist darüberhinaus ein wichtiger Aspekt von Görlitz mit seiner langen Tradition als Stadt der Tuchmacher.

Kulturquartier
Langfristiges Ziel ist es, die noch existierenden Gebäudeteile der ehemaligen Tuchfabrik Müller und Kaufmann (spätere Kondensatorenfabrik) in das Gesamtkonzept einzubeziehen. Zusammen mit den gegenüberliegenden Gebäuden kann auf diese Weise ein lebendiges „Kulturquartier“ entstehen. Die in einem ersten Schritt realisierten Freianlagen werden daher als ein Initial betrachtet, um im benachbarten Gebäudekomplex eine kulturell gelagerte Folgeentwicklung auszulösen.
Um eine städtebauliche Verzahnung herzustellen, wird im Ideenteil eine Öffnung des Fabrikgeländes im Süden vorgeschlagen. Damit entsteht die Möglichkeit, einerseits eine Durchwegung anzubieten, andererseits auch Synergien zwischen Gebäude- und Freiraumnutzung zu erzeugen.

Tuchpark
Mit der neu konzipierten Anlage des „Tuchparkes“ entsteht ein wichtiger Baustein im Freiraumsystem entlang der Neiße. Das räumliche Konzept greift grundsätzlich die bestehende Situation auf, einige Elemente werden verstärkt herausgestellt. Während die großzügige Öffnung zur Neiße im zentralen Bereich erhalten bleibt, erfolgen nördlich und südlich jeweils räumliche Verdichtungen, die jeweils sehr unterschiedliche Atmosphären erzeugen.
Auch wenn der Transformationsprozess der Tuchfabrik nur langfristig erfolgen kann, wird mit dem nördlichen Abschluß des Tuchparkes bereits ein wichtiger „Verknüpfungsbaustein“ realisiert. Auf diese Weise wird bereits heute eine Fläche für aktive Freiraumnutzung angeboten, die die Lagegunst des sonnigen Ortes ausnutzt und sich später in idealer Weise mit den angrenzenden Nutzungspotentialen ergänzt.

Tuchbahnen
Zentrales Motiv ist die Ausgestaltung der Wegebeziehungen als „Tuchbahnen“, die die früher hier betriebene Textilherstellung in moderner Weise interpretieren. Wie ehemals die Tücher auf der Bleiche liegen die hellen Bahnen auf der Wiese und geben dem Raum einen prägenden Charakter. Die 2-3m breiten Betonflächen erhalten an der Oberfläche eine ablesbare Strukturierung durch unterschiedliche Materialbehandlung. Mit den Motiven werden einerseits Themen der Stadtgeschichte und historischen Textilherstellung aufgegriffen, andererseits sind diese Flächen auch spielerische Elemente zeitgemäßer Freizeitnutzung.

Flussbänke
Die Ausprägung der Sitzmöbel ist vom ruhigen Dahinströmen der Neiße, von der dominierenden Richtung des Landschaftsraumes inspiriert. Wie lange Hölzer im Strom liegen die Objekte im Parkraum und bieten den Besuchern unterschiedlichste Perspektiven.
Die Bänke sind sowohl entlang der Wege wie auch an ruhigen Orten aufgestellt, speziell für Angler wurde ein Möbel direkt am Ufer positioniert.

Fußgängerbrücke/ Brückenplatz
Am bisherigen Standort wird ein erneuter Brückenbau vorgeschlagen, der auf beiden Seiten des Ufers wichtige Grünräume verbindet. Für den Fuß- und Radverkehr der Neißestädte werden hiermit attraktive Wege geschaffen.

Uferstraße
Die Uferstraße wird durch eine Baumreihe am Tuchpark aufgewertet. Parkplätze längs zur Fahrbahn werden hier „Stadtbildverträglich“ vorgeschlagen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der „Tuchpark Görlitz“ führt den Besucher ans Ufer der Neiße heran.
Das Kondensatorenwerk soll in Zukunft großzügig geöffnet und in die Gestaltung räumlich einbezogen werden. Die breite Öffnung wird dabei vom Denkmalschutz kritisch gesehen, insbesondere der Durchgang im Norden durch das Barockgebäude.
Eine Durchgangsmöglichkeit bleibt aber wünschenswert. Der südlich anschließende sogenannte „Sonnenplatz“ kann schon heute als Veranstaltungsort dienen und bringt in Zukunft die Verbindung zum „Kulturquartier“. Er kann Initialzündung für eine Folgenutzung sein. Die Wege, welche die alte Nutzung des Geländes als Textilfabrik in Form von „Tuchbahnen“ zitieren, verknüpfen die Anbindungen an die Stadt geschickt. Mittig wird eine große Wiese freigehalten, die durch ihre Ebenheit gut nutzbar ist. Im Norden und Süden wird mit lockeren Baumhainen angeschlossen. Zur Neiße wird zwischen den Wegebändern eine breite, flache, gestufte Böschung gestaltet. Langestreckte Bänke ermöglichen vielfältigen Aufenthalt am Ufer.
Hindernisse für den Hochwasser-Abfluss entstehen keine, zu prüfen wäre das „Auflegen“ der Wege auf die Wiese bezüglich Abfluss.
Der Uferweg am Kondensatorenwerk ist wünschenswert, aufgrund der Eigentumsverhältnisse aber nicht gesichert. Die Fußgängerbrücke Schützenweg nimmt die Originallage auf und impliziert die Gestaltung als Park am Ufer in Zgorzelec. Der Vorplatz der Brücke nimmt Bezug auf die Achse Lindenweg. Der Radweg bleibt auf der Uferstraße. Die Arbeit ist im wirtschaftlichen Rahmen, es wird gering versiegelt, eine effiziente Pflege ist möglich. Die Arbeit ist klar strukturiert, in ihren Dimensionen angemessen und wird dem Wunsch der Stadt Görlitz gerecht, das Wasser der Neiße zu erleben. Die industrielle Vergangenheit der Tuchfabrik wird in und über die Wegeführung mit schlichten, aber prägnanten Mitteln zitiert.