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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2010

Generalplanerwettbewerb Nanobioanalytik-Zentrum Münster

3. Preis

F29 Architekten

Architektur

PGMM Planungsgruppe M+M AG

TGA-Fachplanung

Schweitzer GmbH, Beratende Ingenieure

Tragwerksplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Architektur und Städtebau, Funktionalität, Baurecht
Die städtebauliche Funktion als Anfangs- bzw. Endpunkt eines neuen Wissenschafts-pfades, greifen die Verfasser lediglich durch die städtebaulich bestimmende Orthogonalität auf; Dabei gelingt es ihnen jedoch nicht, den vorgeschlagenen Gebäudeentwurf auch als Anfangs- bzw. Endpunkt städtebaulich so zu akzentuieren, dass hier ein eindeutiger architektonisch vermittelter Eingang zum technologischen Zentrum ablesbar wird. Nicht nur die wenig spannungsreich proportionierte Baukörperform noch ihre sehr schematisch gebänderte Fassadengestaltung wird der städtebaulichen Bedeutung des Standortes gerecht. Auch der Vorschlag, den Haupteingang des Gebäudes zum Kreisel zu orientieren, beweist das große städtebauliche Missverständnis des Verfassers mit diesem Standort. Zumal der von der Haupterschließungsstraße, der Mendelstraße, abgewandte Zugang, die angestrebte Fortsetzung der Orthogonalität auf die Anordnung des Gebäudes auf dem Grundstück reduziert. Im Ergebnis entsteht so der Eindruck, als ob sich das Nanobioanalytik-Zentrum von den anderen Gebäuden an der Mendelstraße abwendet.

Die mit dem Gebäudezugang sich öffnende große Eingangshalle weist zwar mit dem Empfang, dem angrenzenden Aufenthaltsbereich und dem daran anschließenden Aufzug eine gewisse Großzügigkeit auf. Eingeschränkt wird diese Großzügigkeit jedoch durch die Eingeschossigkeit des rückwärtigen Bereichs (in der Perspektive mit einem begrenzten Luftraum dargestellt; hier wird der Aufenthaltsbereich des 1. OG durch einen Deckenausschnitt entfernt). Die funktionale Organisation des Zentrums ist insgesamt gut gelöst, wenngleich die Anordnung einiger Abfall- und Lagerräumen an der Außenfassade kritisiert wird. Die Erschließung der einzelnen Ebenen ist aufgrund des großen Luftraumes über der Kaskadentreppe aufwendig. Eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität und Kommunikationsfreundlichkeit ergibt sich hierdurch leider nicht. Die von den Verfassern angestrebten spannenden Sichtbeziehungen beschränken sich lediglich auf den Luftraum, da die angrenzenden Bereiche im 1. OG Nebenräume ohne Fenster beherbergen und die räumliche Beziehung in das 2. OG nur eingeschränkt besteht. Im 1. OG sind bei 3 Büroräumen die zulässigen Rettungsweglängen für den 1. Fluchtweg überschritten. Das eingeschossige Nebengebäude im Osten liegt außerhalb der Baugrenzen und muss verlagert werden.

Haustechnik
Durch die Anordnung einer Technikzentrale auf dem Dach des Gebäudes mit direkter Anbindung der Schächte aus der Technikzentrale, ist eine sehr gute Erschließung und spätere Zugänglichkeit zu allen wesentlichen Anlagenteilen gegeben. Die Anordnung der Schächte lässt eine optimale Versorgung der Laborräume auf kurzem Weg zu. Es können Geschosshöhen eingespart werden, da nur wenige horizontale Verzüge der technischen Anlagen nötig werden. Die Flurbereiche vor den Büros sind so gestaltet, dass auch hier eine Umnutzung in Laborflächen möglich ist, da die Ebene der Schachterschließung hier weitergeführt werden kann. Die raumweise Erschließung über Einzelschächte ermöglicht ein optimales Konzept zur Verbrauchserfassung der einzelnen Medien. Das energetisch-ökologische Konzept sieht die Regenwassernutzung für die geplante adiabatische Abluftbefeuchtung vor. Eine adiabatische Befeuchtung der Abluft bringt eine erhöhte Wärmerückgewinnungsleistung und kann im Sommer auch zur Kühlung der Frischluft ohne mechanische Kälteerzeugung genutzt werden. Die Regenwassernutzung ist hier im Hinblick auf den konkreten Einsatz zur adiabatischen Kühlung und Wirtschaftlichkeit noch darzustellen. Da die adiabatische Kühlung im Sommerfall nicht ausreicht, ist eine mechanische Kälteerzeugung vorgesehen, welche mit einem offenen Kühlturmsystem arbeitet. Der Aufstellungsort des Kühlturms ist nicht dargestellt, stellt aber wegen möglicher Dunstschwaden und der Geräuschemissionen ein grundsätzliches Problem dar. Eine Prüfung alternativer Rückkühlsysteme sollte durchgeführt werden.
Das Gesamtkonzept der TGA-Planung erscheint umfassend und sinnvoll, ökologische Aspekte sind berücksichtigt, aber nicht belastbar dargestellt.


Nutzersicht, Funktionalität
Das Gebäude zeichnet sich durch einen einfachen Entwurf ohne für die Vermarktung attraktive Besonderheiten aus. Die hohe Flexibilität in der Nutzung von Mieteinheiten und die Möglichkeit des Zusammenschlusses von sowohl großen Mieteinheiten als auch zusätzlichen einzelne Räumen zeichnen diesen Entwurf aus. Dieses flexible System wird auch hinsichtlich der Abrechenbarkeit von Verbrauchskosten unterstützt, was aus Nutzersicht sehr vorteilhaft ist. Jedoch tritt die Ausprägung der eigenen Firmenidentität dadurch in den Hintergrund. Die Wirtschaftlichkeit im Hinblick auf das Verhältnis von Bruttogrundfläche zu Programmfläche ist sehr gut. Jedoch ist das Foyer hinsichtlich Funktionalität und Größe zu kritisieren. Auch die deutliche Trennung von Verwaltung (2. OG) und Empfang ist nicht gewünscht. Im Hinblick auf die Ausrichtung des Gebäudes im Kontext zum baulichen Umfeld ist eine Drehung des Gebäudes um 180° wünschenswert.

Tragwerk
Bei der Konstruktion handelt es sich um ein dreigeschossiges Stahlbetonskelettbau-werk ohne Unterkellerung. Die Gründung wird als tragende Bodenplatte mit einer Stärke von 50 cm auf einem Bodenaustausch ausgeführt. Zum Erschütterungsschutz werden in den ausgearbeiteten Unterlagen keine Angaben gemacht. Durch geeignete Maßnahmen, z. B. Verdickung der Bodenplatte und Abfugung, können die Schwingungsgrenzwerte gemäß den VC-D-Kriterien eingehalten werden. In den Mittelachsen erfolgt die Vertikallastabtragung vorwiegend über Wandscheiben. Diese gewährleisten eine große Steifigkeit, schränken dafür aber die horizontale Leitungsverlegung etwas ein. Aus statischer Sicht kann damit das Objekt mit den geplanten Tragwerksstrukturen errichtet werden.