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2. Rang 3 / 3

Nichtoffener Wettbewerb | 12/2009

Neues Korallusviertel

3. Rang

ARCHITEKTUR + STADTPLANUNG

Stadtplanung / Städtebau

efs architekten + stadtplaner engelhardt feyerabend sippel partnerschaft mbb

Architektur

tBL ter Balk Laudan Landschaftsarchitekten PartG mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitidee
Die städtebauliche Leitidee ist geprägt von einer starken und differenzierten stadträumlichen Integration der neuen Bebauung in die heterogenen baulichen Strukturen der Umgebung durch:
• eine Lärm abschirmende Raumkante nach Westen
• Aufnahme der Zeilenstruktur nach Osten
• ein Straßenraum begleitendes Gegenüber zur Blockrandbebauung nach Süden

Städtebauliches Konzept
Das Neubauquartier bildet mit der östlich angrenzenden Zeilenstruktur und der südlichen, gründerzeitlichen Blockstruktur das „Neue Korallusviertel“, das im Sinne einer Stadtreparatur, Nachverdichtung und Lärmabschirmung das bislang unvollständige Wohnquartier städtebaulich ergänzt.
Die städtebauliche Figur fügt sich räumlich verbindend und gleichzeitig architektonisch eigenständig in das funktional und gestalterisch heterogene Umfeld ein. Die dominante, 6-geschossige Lärmschutzbebauung wird durch verglaste „Gebäudefugen“ gegliedert. Hierdurch entstehen wohl-tuende Fassadenunterbrechungen des im Endausbauzustand 230 m langen Gebäudes. Gleichzei-tig wird dadurch der Lichteinfall in die Wohnhöfe und Ausblicke nach Westen ermöglicht.
Die an den Gebäudefugen angeordneten, 4-geschossigen Querflügel bilden eine kammartige Struktur mit dazwischen liegenden Wohnhöfen. In der Mitte des Quartiers liegt die ruhige halböf-fentliche „Lebensader“ in Nord-Süd-Richtung angeordnet (Hier treffen sich die Familien und die Kinder spielen an lauen Sommerabenden). Dieser Wohnweg bildet an einem Quartiersplatz mit der Ost-West-Querung einen Schnittpunkt. Nördlich des Platzes im Erdgeschoss des angrenzenden Wohngebäudes besteht die Möglichkeit, einen öffentlich nutzbaren Gemeinschaftsraum für die Ansprüche der im Quartier lebenden Bewohnerinnen und Bewohner, insbesondere auch für diejenigen mit Migrationshintergrund, anzubieten und damit gleichzeitig den Platz zu beleben.
Durch die klare Ausrichtung der „Lebensader“ auf die Achse der Wittestraße wird die gewünschte funktionale und städtebauliche Anbindung an das Bahnhofsviertel erzeugt. Östlich des Wohnwe-ges nehmen 3-geschossige Reihenhäuser die angrenzende Zeilenstruktur auf und vermitteln räumlich verzahnt zwischen den Kämmen und den Zeilen.
Der südliche Hof nimmt aufgrund der dort vorgesehenen gewerblichen Nutzung in den unteren Geschossen den größten Teil der Besucherparkplätze auf. Über der Tiefgarage gelegen, kann über den gepflasterten Hof auch die Anlieferung erfolgen. In diesem Bereich vermittelt das neue Gebäude eine Anbindung an die bestehende 4-geschossige Zeile, die umgebaut und auf 5 Geschosse aufgestockt werden soll. Hier wird die Einbindung des genehmigten Gebäudes Korallusstraße 1 als „Aufgabe“ angenommen. Die (eigentlich) geschlossene Straßenraumkante wird wegen der „Fensterrechte“ an der Giebelseite unterbrochen, um einen gewerblichen Hof aus Läden und Kleingewerbe in quartierstypischer Nutzungsmischung zu erzeugen.

Verkehr / Erschließung
Das Grundstück wird für den Kfz-Verkehr im Wesentlichen von der Thielenstraße aus erschlossen. Hier befindet sich die Tiefgaragen-Ein- und Ausfahrt sowie der Zugang / Zufahrt gegenüber der Wittestraße. Die untergeordnete Erschließung für den nördlichen Bereich befindet sich an der Korallusstraße.
Die westlich des Grundstücks, parallel zur Bahntrasse verlaufende grüne überörtliche Rad- und Fußwegeverbindung (sogenannte Parallelstraße oder auch zukünftige „IBA–Freizeit-Rundkurs“), ist wegen der vorhandenen Profilbreite für eine Pkw-Quartiers-Erschließung nicht geeignet. Alle Versuche, an der höchsten Stelle des Grundstücks eine Tiefgaragen-Erschließung vorzunehmen, sind ungeeignet. Die Ein- und Ausfahrt der Tiefgarage erfolgt daher vorrangig von der Thielenstra-ße im südöstlichen und tiefer gelegenen Bereich.
Eine weiterte Anbindung erfolgt von Norden, vom Wendeplatz am Ende der Korallusstraße. Zum einen wird dort eine Tiefgarage für den nördlichen Bauabschnitt angebunden, zum anderen ist da-durch eine Durchfahrt für Versorgungs- und Rettungsfahrzeuge durch das Gebiet in Nord-Süd-Richtung gegeben. Auf der Rückseite der beiden Gebäude an der Thielenstraße sind ca. 20 ober-irdische Besucherparkplätze vorgesehen. Weitere 10 oberirdische Besucherparkplätze sind im nördlichen Teil des Baugebietes über die Korallusstraße erreichbar.
Die interne Erschließung des Quartiers, die „Lebensader“, wird als 3,50 m breiter Weg ausgebildet, der vorrangig Fußgängern und Radfahrern dient. Die Befahrbarkeit für Müllfahrzeuge, Möbelwagen sowie Feuerwehr und Rettungsfahrzeuge ist gegeben. Automatische, versenkbare Poller sperren diese Wege gegenüber Unbefugten ab. Quer zum Hauptwohnweg gelangt man über 2,0 m breite Fußwege zu den einzelnen Wohnhäusern. Diese Wege führen (optional) zwischen den vorhandenen Wohnblocks hindurch bis zur Korallusstraße. Dabei dient der Durchgang zwischen den Häu-sern Korallusstraße 9 und 11 als fußläufige Hauptverbindung zwischen dem Quartiersplatz und dem vorhandenen Stadtteil am Korallusring. Der Platz ist der soziale Mittelpunkt des Quartiers, hat eine Größe von 35 m x 30 m und wird von den umgebenden Gebäuden räumlich gefasst.
Westlich des Platzes setzt sich die übergeordnete Querverbindung bis zum vorhandenen öffentli-chen Weg an der Bahn fort. Zwischen den beiden 6-geschossigen, bahnparallelen Baukörpern be-findet sich ein Durchgang zum IBA-Freizeit-Rundkurs. Hierdurch wird ein vierter Eingang zum Quartier und eine Verbindung zu den Wohnwegen geschaffen.

Hochbau, Gebäude
Das neue Viertel wird im Wesentlichen aus vier Gebäudetypen gebildet.
• dem Riegel parallel zur Bahnlinie
• den Kämmen, die am Riegel angeschlossen sind
• den Reihenhäusern im Inneren des Viertels
• und der Blockrandbebauung an der Thielenstraße
Die Riegel sind mit Treppenhäusern und Glasfugen in ihrer Länge gegliedert, Fugen übergreifende Sekundärelemente erhalten die Einheit. Die Glasfugen lassen Licht in die inneren Höfe fallen, und verhindern so dunkle Ecksituationen.
Die Erschließung der Riegel erfolgt über innere Flure in jedem zweiten Geschoss. Hier sind haupt-sächlich kleine Wohnungen nach Osten ausgerichtet. Sie sind barrierefrei und rollstuhlgerecht über einen Aufzug erschlossen. Im darüber befindlichen Geschoss ist in größeren Einheiten ein Durchwohnen von Ost nach West möglich. In einem großzügigen Erschließungsbereich führt eine Treppe nach oben.
Es ist eine Vielzahl von möglichen Wohnungszuschnitten angedacht. Große und kleine Typen können zusammen geschaltet werden, um den Ansprüchen von Mehrgenerationen und Großfamilien Rechnung zu tragen. Großzügige Eingangsbereiche und schaltbare Küchen-, Ess-, Wohnbereiche erlauben eine flexible Nutzung für unterschiedlichste Wohnformen.
Im Staffelgeschoss sind kleine Apartments mit beidseitigen Außenbereichen und einem fantasti-schen Blick über Wilhelmsburg unterbracht. Die in den Wohngeschossen angebrachten Schallschutzloggien erzeugen durch ihre Geschoss übergreifende Gestaltung eine dreigeschossige Er-scheinung.
In den Kämmen sind in den beiden unteren Geschossen, ähnlich klassischen Reihenhäusern, zweigeschossige Einheiten angeordnet. Die darüber befindliche Wohnung ist über den Aufzug und einen Flur barrierefrei erschlossen und kann über eine innere Treppe der Maisonette zugeschaltet werden. Hier können ältere Familienmitglieder ein selbst bestimmtes Leben mit direktem Anschluss an die Kinder und Enkel führen. Im Bereich der möglichen Treppe ist sonst ein Abstellraum untergebracht. Im vierten und im Staffelgeschoss sind weitere hochwertige Wohnungen barrierefrei zugänglich.
Die Reihenhäuser entwickeln sich über drei Geschosse. Sie bilden im Quartier einen kleineren Maßstab und binden sich über ein kleines Staffelgeschoss an die viergeschossigen Zeilen an. Drei unterschiedliche Hausbreiten befriedigen ganz verschiedene Bedürfnisse. Die Grundstücke kön-nen real in Eigentum geteilt werden. Die Straßen begleitende Bebauung an der Thielenstraße nimmt Geschosswohnungen unterschiedlicher Größe und Zuschnitt sowie in den unteren zwei Geschossen Läden, Praxen und Büros auf.


Freiflächenkonzept
Die Adresse des neuen Korallusviertels wird vor allem über die Eingangssituation an der Thielenstraße definiert. Vis à vis der Wittestraße flankieren zwei Gebäude mit einem dazwischen stehen-den Baumtor den Auftakt in das Quartier.
Der steinerne Platz im Eingangs- und Einfahrtsbereich dient Ankommenden als eine erste Orien-tierung. Hier erreicht man auf kürzestem Weg die südlichen Besucherstellplätze sowie die rückwär-tigen Seiten der Läden an der Thielenstraße beidseits des Eingangsplatzes. In der Hauptblickrich-tung verengt sich der Raum durch Baumgruppen und einen deutlich schmaleren Wegequerschnitt: Sichtbares Zeichen, dass man ein den Fußgängern und Radfahrern vorbehaltenes Wohnquartier ohne motorisierten Verkehr betritt.
In den Binnenflächen werden zwei Freiflächentypen unterschieden: Östlich der mittleren Nord-Südachse findet man Wohnhöfe, die zum Spielen für Kleinkinder, zum Verweilen für die ganze Familie und abends auch zum Grillen für die Nachbarschaft einladen. Eingeschossige Bauten u.a. für Fahrräder, Wertstoffcontainer oder Kinderwagen begrenzen die Höfe nach Osten. An der Nord-seite grenzen Mietergärten an. An der Westseite verläuft ein Mieterweg vor der Kante der Tiefga-rage, die das Gelände etwa 1,0 m überragt. Auf der Tiefgarage liegen von Mauern geschützte Ter-rassen.
Entlang der 6-geschossigen, bahnparallelen Bebauung verläuft auf der Innenseite ein 1,50 m schmaler Mieterweg in Nord- Süd-Richtung. Am nördlichen Endpunkt dieses Weges befinden sich der gläserne Durchblick und der Durchgang zur bestehenden Grünachse. Sie liegt als alleeartiger Weg entlang des vorhandenen Entwässerungsgrabens, der der Neubebauung westlich vorgelagert ist.
Westlich der Mittelachse liegen drei Reihenhäuser mit südorientierten, von Hecken untergliederten Gärten. Südlich dieser privaten Gärten befinden sich offene, von einzelnen Obstbäumen und Strauchgruppen untergliederte Rasenflächen mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten. Diese Grün-flächen fließen gleichsam nach Osten weiter und schaffen so harmonische Übergänge zu den Frei-flächen der Bestandsgebäude an der Korallusstraße.
Dort wo die Querwege von West und Ost auf die Mittelachse stoßen, sind kleine platzartige Aufweitungen zu finden, die den Wegekreuzungen und damit Treffpunkten Raum geben. Zusammen mit der Stellung der Reihenhäuser, die in Richtung Norden immer dichter an die Mittelachse heranrücken, werden diese Plätze an den Knotenpunkten zunehmend kleiner. Diese Inszenierung unter-stützt den Raumeindruck, der sich bei der sich anschließenden Öffnung beim Betreten des zentralen Platzes ergibt.
Der Platz ist Durchgangsort und Aufenthaltsfläche zugleich. Eine einzelne Felsenbirne als schirmkroniger Baum setzt einen markanten Akzent in der Nordwestecke des Platzes vor dem Gemeinschaftsraum. Ein lockerer Baumhain aus Himalayabirken spendet Schatten und schafft einen durchlässigen Raum im Raum. Als Belag sind hochwertige Platten mit variierenden liegenden Formaten geplant. Ein Passepartout mit Entwässerungsrinne und großformatigem Plattenband fasst den Platz rundherum ein.
Besonders geschützte private Freiflächen sind im Bereich des südlichen Hofes auf der Südseite der Gebäude vorgesehen. Sie werden von Gartenmauern eingefasst und so wirksam von den unmittelbar benachbarten Stellplätzen bzw. Flächen zur Anlieferung der Geschäfte abgeschirmt.

Lärmschutz zur Bahnlinie
Den Lärmimmissionen aus dem Gewerbegebiet und vom Bahnbetrieb wird mit zwei wesentlichen Maßnahmen begegnet. Zum Schutz des Gesamtquartiers wird das Viertel mit einem mehrfach verspringenden Gebäuderiegel mit 6 Geschossen abgeschirmt. Gläserne Fugen an den Treppen-häusern lassen Licht einfallen, eine vollkommen geschlossene Glasfassade sorgt in diesem Bereich für den Schallschutz. Der Riegel schließt auch die nördliche Grundstücksgrenze ein, damit dadurch auch der Innenhofbereich durch einen seitlichen Schutz noch stärker beruhigt werden kann.
Im Inneren des Riegels werden die besonders schutzwürdigen Schlafräume nach Osten zur Schall abgewandten Seite angeordnet. Nach Westen zur Bahn orientieren sich die Wohnräume und Küchen. Mit einer vor gehängten Loggia wird eine spezielle, effiziente Schallschutzfassade aufgebaut. Über Lamellen strömt permanent Luft in die Loggia, die natürliche Lüftung der inneren Räu-me ist somit möglich. Im Bereich der Lamellen wird ein Schallfangkasten konstruiert, der über Dämmmatten und Dämmlamellen den Schall weitestgehend absorbiert. Somit sind Ausblick, Lüftung und Schallschutz in einem Element, dem IBA-FENSTER, ermöglicht.
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