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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2011

Hallen- und Freibad Wildeshausen

1. Preis / Zuschlag

janßen bär partnerschaft mbB | Architekten

Architektur

Horeis+Blatt Partnerschaft mbB Garten- und Landschaftsarchitekten BDLA

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Architektonisches Konzept –
Hallen- und Freibad Wildeshausen

Der Ort
Eingebettet in eine waldreiche Geestlandschaft entwickelte sich Wildeshausen, erstmals 851 erwähnt, an dem Hunte-Fluss liegend, westwärts. Der mittelalterlich geprägte, radiale Stadtgrundriss ist heute klar in der Landschaft ablesbar. Die im Westen angelagerte Tangente verleiht der Stadt einen dynamischen Abschluss und zeigt den Bezug zur Moderne auf. Eine Achse mit öffentlichen und sozialen Bauten (Schulen und Ämtern) durchquert von Süden nach Norden die Stadt. Sie passiert dabei den historischen Stadtkern von Wildeshausen, mit wohlerhaltenen Gebäuden, wie der Alexanderkirche, dem Remter und dem Rathaus. Kulturgeschichtlich bildet die Stadt Wildeshausen einen wichtigen Wegpunkt auf der Straße der Megalithkultur. Umgeben vom Pestruper Gräberfeld im Süden und der jungsteinzeitlichen Grabanlage der Glaner Braut, stellt Wildeshausen ein attraktives Ausflugsziel für geschichtlich Interessierte dar.

Die Idee
Architektur ist ortsgebunden. Das Wildeshauser Bad zeichnet durch Materialwahl den besonderen Ort nach. Durch das Nebeneinander von ursprünglichem Felsstein (Findling) und lichter, industriell gefertigter Glasfassade entsteht ein enger Bezug zur modern-traditionsreichen Stadt Wildeshausen. Der Kontrast zwischen Schwerem und Leichtem, Offenem und Geschlossenem überzeichnet die abgeleitete Verwandtschaft zu den aufgereihten Findlingen der Glaner Braut. Der üppige Baumbewuchs durch Birken und Kiefern prägt die Wildeshauser Geest. Die Analyse der Strukturen legt die vertikal-horizontale Gliederung der Landschaft frei. Die Abfolge von freier Sicht und versperrtem Blick liefert den Ansatz für eine Architektursprache, mit welcher das Wildeshauser Bad codiert wird. Einblick und Ausblick werden inszeniert. Der Besucher erlebt den Ort und das Gebäude mehrfach, indem die Position der Fassadenöffnungen auf bestimmte Elemente der Umgebung reagiert.

Das Gebäude
Einordnung in den städtebaulichen Kontext
Das Gebäude legt sich ganz bewußt an den kleinen Hang im Süden des Plangebietes. Die Rundungen der elliptischen Gebäudeform weisen in einer sich spannungsvoll öffnenden Geste auf den Eingang des Sommerfreibades hin. Die Freitreppe mit Rampenanlage empfängt den Badegast großzügig. Sie ist zwischen der Sommerumkleide und dem Schwimmbad eingebunden.

Gebäudeform / Positionierung Hallenbad-Freibad
Die Gebäudegrundform präsentiert sich selbstbewußt auf dem ungefassten, polygonalen, richtungslosen Planungsgrundstück. Seine Positionierung ist so gewählt, dass sie den Freibadaußenbereich in drei Nutzungsbereiche gliedert. Das Außenbad erhält dabei auf einfache Weise einen eindeutigen, barrierefreien Eingangsbereich mit angelagerter Sommerumkleide. Es schließt sich, entsprechend dem Bewegungsablauf des ankommenden Gastes, die Liegewiese an. Folgt der Badegast der elliptischen Form des Gebäudes, so gelangt er zu den Schwimmbecken. Das Schwimmbadgebäude bildet eindeutig das Zentrum des Grundstücks. Es schafft in gleicher Weise Orte an einem Ort, ohne dabei Restflächen oder Rückseiten auszubilden.

Grundriss: Durchschreiten / Inszenierung / Richtungswechsel
Die Gebäudegrundform bilden gekrümmte Scheiben (Schalen) die, eine Ellipse formend, zueinander ausgerichtet sind. Konfiguration und Aufbau des Grundrisses leiten sich aus dem strukturellen Aufbau der Megalith-Anlage Glaner Braut ab. Hierbei wurde der rechteckige Grundriss der Anlage überformt - „dynamisiert“. Die für die kulturgeschichtliche Anlage markanten Elemente - äußere und innere Schale, sowie Räume - wurden „gefiltert“ und in eine moderne, freie Form überführt. Das Prinzip des Durchschreitens der Schalen ist wesentlich. Der Badegast betritt über das dem Vorplatz am Krandel zugewandte, offene gläserne Foyer das Hallenbad. Er steigt über eine Treppe (bzw. barrierefrei mit einem Aufzug) zur Badeebene hinauf, wirft einen Blick in das Bad und gelangt von dort aus, die äußere Schale beschreitend, tiefer ins Bad, zu den Umkleiden (mittlere Schale). Das Herzstück des Bades eröffnet sich dem Badegast als offene, lichtdurchflutete Halle, welche die dynamische Form einer Ellipse aufweist. Der Weg ins Bad wird in Szene gesetzt. Er ist wesentlicher Bestandteil des Badeerlebnisses.
Die im Zentrum der Anlage angeordnete Badeplatte lädt zur Entspannung und Erholung ein. In westlicher Richtung öffnet sich die Fassade zum Freibad und zur Landschaft.

Material
Als Material für die Wandscheiben wird Bruchsteinmauerwerk als Analogie zu den Findlingen der Glaner Braut vorgesehen. Die Schwere des Materials unterstreicht das Durchschreiten der Scheiben, der Besucher wird zum Ort der Ruhe und Entspannung hingeführt.

Erweiterbarkeit / Alternativen / Optionen
Die räumliche Zuordnung von Hallen- zu Freibad ermöglicht die Nutzung der Umkleide- und Sanitärräume des Hallenbades für den Sommerbetrieb des Freibades. So wäre es möglich, das Freibad auch zunächst ohne zusätzliche Sommerumkleide zu betreiben. Bedingt durch die schalenförmige Anordnung ist der Umkleidebereich des Hallenbades problemlos erweiterbar.
Um im Freibad Wettkämpfe mit sechs 25m-Bahnen zu ermöglichen, könnte zwischen Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich ein Hubsteg vorgesehen werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Konzept für den Entwurf für das zukünftige Alexanderbad ist von der Idee
getragen, den geschichtlichen „genius loci“ der Region und die einzigartige
Qualität der Parklandschaft in ihrer Kreativität ins Bewusstsein der Bürger zu
rufen, indem das neue Hallenbad gestalterisch auf unverwechselbare Weise auf
diese spezielle Situation antwortet.
Der so hergeleitete Entwurf präsentiert einen elyptischen Solitär der keinerlei
Vorder- und Rückseiten zum Park bildet und den grünen Freiraum, insbesondere
die vorhandenen reizvolle Baum bestandene Liegewiese weder vermindert noch
stört, sondern den Außenraum frei fließen lässt.
Der mit Bezug auf die Megalithkultur mit Natursteinen verkleidete elyptische
Ringbau schafft eine Architektur mit Alleinstellungsmerkmal für die Region und
Wildeshausen.

Diese Disposition nimmt in kauf, dass zwar der Neubau bei fortlaufenden
ungestörtem Betrieb des Altbaus gut möglich ist, aber den gewünschten
fortlaufenden Betrieb des Freibades während der Bauzeit ausschließt.
Die Inszenierung der Badeanlage geht über das eigentliche Badegeschehen in
der elyptischen Halle hinaus und beginnt bereits mit dem Weg zum Bad außen
und zur Schwimmhalle innen.
Die konzentrischen Ringe mit gezielt eingesetzten Ausblicken nach Außen und
Innen sind nicht nur Flure, um Entfernung zu überwinden, sondern eine
abwechslungsreiche und dynamische Abfolge von Blickbeziehungen.
Der Eingang im Parterre des Galerie-Entrèes führt über Freitreppe bzw. Glaslift
oben vor ein großes Hallenfenster, flankiert von einer Galeriegastronomie, die
zugleich die Wartenden auf der Galerie, das Bistro in der Halle und die Gäste auf
der Außenterrasse versorgt.
Die Idee, ggfls. die Umkleide- und Sanitäranlagen für die Freibecken durch
Verlängerung der diesbezüglichen Anlagen in der Halle zumindest vorläufig zu
ersetzen und zu testen, ob die Außenkabinen des 2. Bauabschnittes samt
Personal einzusparen sind, ist interessant.
Die Schwimmlandschaft innen wirkt geräumig, insbesondere an den
Beckenlängsseiten und das Innen- bzw. Außenbecken in hervorragender und
erhöhter Panorama-Position mit exquisitem Ausblick sind sehr reizvoll.
Das Bauvolumen ist sehr kompakt, die Baukonstruktion wirtschaftlich umsetzbar
und das Maß der Unterkellerung für die Haus- und Betriebstechnik angemessen.
In Einzelheiten bedarf das Wettbewerbskonzept bei einer Realisierungsplanung
einiger Verbesserungen und Vervollständigungen.
So ist die äußere Rampenanlage für spätere Freibadumkleiden nicht
behindertentauglich und der gewünschte Nachweis für Haus- und Betriebstechnik
noch im Einzelnen nachzuliefern.
Das Projekt erfordert zu seiner Realisierung zwar den vorübergehenden Verzicht
auf den Freibadbetrieb während der Bauzeit und den sommerlichen Dauerbetrieb
des bestehenden Hallenbades. Nach seiner Fertigstellung präsentiert das
„Alexanderbad“ dafür ein Bauwerk samt Umgebung mit Alleinstellungsmerkmal.
Es bezieht seine unverwechselbare Identität aus seinem speziellen Standort,
bietet optimale Freiflächen als weiträumigen Park und eine kompakt organisierte
Badelandschaft innen und außen.
Hinsichtlich der Betriebskosten bietet diese kompakte Bauweise sowie die
Beschränkung auf nur gezielt disponierte Glasfassaden sowie das optimale
Verhältnis von Hüllfläche zu umbautem Volumen eine auch in den Folgekosten
günstige Bewirtschaftung.

Zur Technik:
Der Chlorgasraum ist innenliegend – Chlorgasfalle.
Der Zugang zur Technik ist nur über einen Aufzug möglich. Besser wäre eine
Wendeltreppe vom Schwimmmeisterraum aus.
Die Andienung der Technik ist nicht dargestellt.
Die schriftlichen Beurteilungen werden vorgelesen, diskutiert und genehmigt.