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Einladungswettbewerb | 07/2009

Wohngebiet Fort Gonsenheim

Perspektive Straße

Perspektive Straße

ein 1. Preis

Angela Fritsch Architekten BDA

Architektur

Erläuterungstext

LEITBILD

Durch seine besondere zentrumsnahe Lage „mitten im Grünen“ ist das Wohnquartier Fort Gonsenheim ein identitätsstiftender Ort für seine Bewohner.

Soziale Mischung: Die Vision für dieses neue Mainzer Quartier ist eine moderne zukunftsweisende Siedlung, die durch eine große Vielfalt an Wohnformen und eine abgestufte Öffentlichkeit eine Brücke von altengerechtem Wohnen über DINKs (Double Income No Kids) bis hin zu einer kinderfreundlichen Siedlung schlägt. Durch nachhaltige Wohnformen wird sie auch von nachfolgenden Generationen gut genutzt werden.

Vor dem Hintergrund eines lebendigen Zusammenlebens im Quartier bilden die gemeinschaftlichen Aspekte den Rahmen für den Entwurf. So wird der individuellen Ausgestaltung der Fassaden zum einen durch einen vorgegebenen Gestaltungskatalog mit Farben und ökologischen Materialien und zum anderen durch die das Gebiet prägenden Gebäudekonturen ein einheitlicher Rahmen gesetzt.

Schöpfung bewahren: Schlussendlich bildet auch die Konzeption des Energiesystems den Zusammenhang zwischen Gemeinschaft und Individuum ab, indem die im einzelnen Gebäude solar erzeugten Energieüberschüsse an die Gemeinschaft zur Verfügung gestellt werden.

QUARTIER IM GRÜNEN

Die Lage des Wohnquartiers „Fort Gonsenheim“ ist geprägt durch eine gute Anbindung an die Mainzer Innenstadt, den Bahnhof und die Autobahn. Es ist durch einen ökologisch wertvollen Grüngürtel dreiseitig umschlossen und so gegen die umgebende Bebauung abgeschirmt. An der vierten Seite wird das Gebiet durch eine gemischt genutzte Bebauung abgeschlossen, in der sich öffentliche und halböffentliche Nutzungen wie das Jugendamt des Bistums Mainz, das zugehörige Bettenhaus und eine Kapelle befinden. So kann an diesem besonderen Ort ein Quartier mit einem eigenständigen Charakter entstehen.

PRÄGENDE GEBÄUDEKONTUR

In diesem Kontext sieht der Bebauungsplan für das Wohngebiet Fort Gonsenheim fünf verschiedene Gebäudetypen vor. Diese Gebäude entwickeln ihre Kubatur aus der Grundfigur eines zweigeschossigen Baukörpers 10° geneigtem Pultdach und haben durch ihre Kompaktheit ein günstiges A/V-Verhältnis. Aus dieser Figur und unter Ausnutzung der jeweiligen Baufenster entstehen Entwürfe für die Gebäudetypen Reihenhaus, Doppelhaus und Einzelhaus. Diese können die jeweils geforderten Raumflächen wirtschaftlich angemessen abbilden und wirken sich durch ihre geringe Höhe und den damit günstig auf den Gesamtcharakter des Quartiers aus.

Die das Quartier abschließenden vier Reihenhäuser im Norden und zwei Mehrfamilienhäuser im Süden bilden die einzigen Ausnahmen, ihre flankierende Wirkung wird unterstrichen, indem sie als einzige Baukörper im Gebiet mit drei Geschossen und einem Flachdach ausgebildet werden.


SOZIALE MISCHUNG

Die fünf Grundtypen sind Grundlage für ein großes Spektrum an unterschiedlichen Wohneinheiten, von Einzimmerwohnungen mit ca. 40 qm über größere Wohnungen, Reihenhäuser, Doppelhäuser, kleine Einfamilienhäuser bis hin zu großen Einfamilienhäusern mit ca. 250 qm Wohnfläche. Die geplanten Größen der Wohneinheiten führen zu einer Vielfalt an Bewohnern von Familien mit Kindern über kinderlose Paare, Alleinerziehende, allein stehende ältere Menschen, Menschen in Pflege und nicht zuletzt in Altenwohngemeinschaften und erzeugen so eine maximale soziale Mischung.


GEMEINSCHAFTLICHES LEBEN

Die besondere Lage des Quartiers Fort Gonsenheim fördert von sich aus einen hohen Grad an Identifikation der Bewohner mit ihrem Wohngebiet. Die Bedeutung des gemeinschaftlichen Lebens der Bewohner in ihrem Quartier soll in der Abstufung von öffentlichen über halböffentliche bis hin zu privaten Bereichen ihren Ausdruck finden. So wird die Fläche vor jedem Haus bewusst zur Straße räumlich nicht abgegrenzt und lediglich durch einen Belagswechsel markiert. Diese Flächen werden an der Grenze zur Straße zum Beispiel mit einer Bank bestückt, die von spielenden Kindern oder als Treffpunkt genutzt werden kann.


IDENTITÄT INDIVIDUALITÄT VIELFALT

Um über den Quartiersgedanken hinaus auch die Identifikation der Besitzer mit dem jeweils eigenen Haus zu erzeugen, können diese gemäß des Gestaltungskataloges sowohl in ihrer inneren Aufteilung, als auch in ihrer äußeren Erscheinung individuell gestaltet werden. Übergeordnet sind in diesem Zusammenhang die Konturen der Gebäude in Grundriss und Ansicht. Im Rahmen des Gestaltungskataloges wird durch Materialität und Oberflächengestaltung die Vielfalt der Individuen zum Ausdruck kommen.


ENSEMBLEWIRKUNG

Neben den außenräumlichen Sichtachsen entlang der Straßen bilden die geplanten Gebäudetypen durch ihre Konfiguration zueinander ganz selbstverständlich fünf Ensembles. Durch eine gezielte Freiraumgestaltung wird diese Wirkung im Quartier verstärkt.

Für die Hecken an Grundstücksgrenzen werden im Gestaltungskonzept Vorgaben gemacht um ein verbindendes Element in der Freiraumgestaltung der Ensembles zu erzeugen. Beispielsweise können sich sommergrüne Hecken aus Hainbuchen oder Weißdorn mit immergrünem Liguster oder Laubhecken aus Rotbuche, die ihre Blätter erst im Frühjahr abwerfen, abwechseln. So ergibt sich auch je nach Saison ein unterschiedliches Bild der jeweiligen Ensembles. Die Bereiche vor den Eingängen der jeweiligen Gebäude, erhalten pro Ensemble ein einheitliches Pflaster, das sich einerseits im Format, andererseits im Material unterscheidet.

Als wichtige Achse im Quartier wird im Bereich der Planstraße A einheitlich eine Baumart gepflanzt. In allen anderen Straßen steht die Ensemblewirkung im Vordergrund und daher wird pro Ensemble eine Baumart aus der Pflanzenliste des Bebauungsplanes als „Straßen-Leitbaum“ und eine Baumart als „Vorgarten-Leitbaum“ definiert.

NACHHALTIGE MATERIALIEN

Unter der Prämisse „Schöpfung bewahren“ beinhaltet der Gestaltungskatalog für die Gebäude CO2-neutrale Materialien, wie den nachwachsenden Rohstoff Holz und Materialien, die sich bereits im Stoffkreislauf befinden: Gebrauchter Klinker, wiederverwertetes Glas, recycelter Beton und aufbereiteter Tuffstein (regionaler Naturstein).


ENEGIEKONZEPT

Das Energiekonzept für das Wohngebiet Fort Gonsenheim sieht eine gemeinschaftliche Infrastruktur vor, in deren Rahmen jeder Einzelne seinen Beitrag zur Energieeinsparung leisten kann, indem er mit seinem Gebäude solare Energie gewinnt um diese der Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen,

Die Gebäude sind an ein Nahwärmenetz angebunden, mit dem ein bilateraler Energieaustausch möglich ist. Als Energiequellen stehen dezentral die Solarkollektoren auf den einzelnen Dachflächen zur Verfügung. Ergänzend hierzu wird Wärme zentral erzeugt, insbesondere im Winter. Hierzu wird zur Grundlastabdeckung ein Blockheizkraftwerk vorgesehen, welches durch die gleichzeitige Auskopplung von Strom und Wärme den Energieträger (z.B. Gas) optimal ausnutzt. Darüber hinaus steht für den Spitzenbedarf ein konventioneller Gasbrennwertkessel zu Verfügung. Da das Liegenschaftsnetz in einem niedrigen Temperaturbereich betrieben wird, können von Anfang an oder auch als Nachrüstung Wärmepumpensysteme eingebunden werden.

Die Raumheizung in den Häusern kann über statische Heizflächen oder Fußbodenheizung realisiert werden.

Die Dachflächen der Gebäude werden zur Gewinnung solarer Energie genutzt. Etwa ein Drittel der Dachflächen dienen der Solarthermie, die restlichen zwei Drittel können optional mit Photovoltaikelementen zur Stromerzeugung belegt werden. Hierbei nutzt jeder Hausbesitzer seinen Solarstrom selbst und speist Überschüsse in das öffentliche Netz ein.

Die auf den Dächern der einzelnen Häuser installierten Solarkollektoren sind so ausgelegt, dass Sie zum einen den eigenen Wärmebedarf für die Warmwasserbereitung über einen Warmwasserspeicher abdecken, zum anderen solare Überschusswärme in das lokale Nahwärmenetz des Wohngebiets abgegeben. Meßtechnisch wird diese Abgabe dem eigenen Wärmeverbrauch gut geschrieben. Ist umgekehrt bei Bewölkung und niedrigen Temperaturen der eigene solare Energieertrag nicht ausreichend, um genügend Warmwasser zu bereiten, kann mittels Kleinwärmepumpe (Pel 200 W, cop 6), nachgeheizt werden.

Bei modernen Dämm- und Dichtheitsstandards ist eine kontrollierte Lüftung von Wohnräumen aus hygienischen Gründen unumgänglich. Um diesen zwangsläufigen Luftwechsel mit möglichst geringen Verlusten an Wärmeenergie zu betrieben, werden in den Gebäuden Lüftungsgeräte mit Wärme- und Feuchterückgewinnung vorgesehen. Dies können wahlweise dezentral pro Raum oder zentral (pro Wohnung) ausgeführt werden. Bei letzterer kann optional mit Hilfe einer erdverlegten Luftleitung die Außenluft im Winter vorgewärmt und im Sommer vorgekühlt werden.


NACHBARSCHAFT

Das Wohnquartier Fort Gonsenheim hat durch seine grüne Einfassung, durch die bereits vorhandenen halböffentlichen Nutzungen Jugend- und Tagungshaus mit Speisesaal, Bettenhaus, Mensa und nicht zuletzt durch die Kapelle Charakterzüge eines kleinen Dorfes. Das Baufeld östlich der Planstraße C bietet die Chance, einen entstehenden Bedarf an gemeinschaftlichen Nutzungen quartiersbezogen aufzunehmen. Es ist zu erwarten, dass Räume benötigt werden, die als Krabbelstubbe, Seniorentreff, Hobbyräume oder auch als kleine Büros für Freiberuflicher genutzt werden. Auch ein mietbarer Veranstaltungsraum und eventuell ein kleines Cafe könnten das Quartier abrunden.
Einfamilienhaus

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Einfamilienhaus groß

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