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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2010

Neue Mitte Gartenstadt

1. Preis

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

k o n z e p t
Der Litauenplatz bildet mit der Kirche St. Ulrich und dem Pfarrzentrum die Mitte der Gartenstadt. Die im Norden angrenzende Zugspitzstrasse stellt die zentrale Erschließung mit Einkaufsmöglichkeiten dar. Derzeit zeichnet sich der Litauenplatz mit Kirche und Pfarrheim durch eine sehr inhomogene Nutzungs- und Raumstruktur aus. Um künftig seiner Funktion als funktionale und räumliche Mitte der Gartenstadt gerecht zu werden, soll der Litauenplatz in seiner Oberflächenstruktur sowie in seinen Raumgrenzen neu definiert werden.
Ein einheitlicher Belagsteppich, im Sinne von Shared-Space entwickelt, verknüpft über die Zugspitz- und Kirchenstrasse hinweg die St. Ulrichs Kirche mit dem Pfarrheim zu einer Einheit. Der Platzraum wird so bis an seine tatsächlichen räumlichen und funktionalen Grenzen geführt. Durch die einheitliche Belagsstruktur kann dieser barrierefrei ohne Bordsteine entwickelt werden.
Plattenintarsien als Bänder unterstreichen die geistige und räumliche Beziehung zwischen Kirche und Pfarrheim. Sie gliedern gleichzeitig den Platz in vorrangig durch Fußgänger, sowie verkehrlich genutzte Bereiche.
Ein „Platzdiwan“ bildet den räumlichen Akzent des Litauenplatzes und definiert als zentrale Mitte die Funktionsbereiche in Straßenraum und Platzbereich zwischen Kirche und Pfarrzentrum. Baumfilter bilden den räumlichen Abschluss zur angrenzenden Bebauung. Nach Süden mit einem locker gestellten Hain, sowie nach Norden mit einer Baumreihe. Unterstützt wird der Raumschluss durch eine durchgehende Schnitthecke als Grenze zu den anschließenden Gärten.

p f a r r h e i m
Das Pfarrheim St. Ulrich wird durch eine lockere Pergola im Süden räumlich gefasst. Es entsteht ein introvertierter Patio, welcher mit einem üppigen Rosenbouquet die ruhige Mitte des Pfarrheims bildet.
Die Pergola bietet schattige, geschützte Sitzplätze für das geplante Generationencafe. In einem späteren Schritt kann dieser Bereich durch eine Glaskonstruktion witterungsfest ergänzt werden.
Im Bereich der Pergola und des Patios werden die vorhandenen Lichtschächte erweitert um eine bessere Belichtung des Kellergeschosses zu erreichen. Die Außenfassaden des Pfarrheims werden mit üppigen weiß und rosa blühenden Kletterrosen ergänzt und stellen so das zentrale Gebäude des Litauenplatzes als Besonderheit heraus.

l i t a u e n p l a t z
Der Litauenplatz wird im Gegensatz zu den angrenzenden introvertierten Patios als offener Raum einheitlich bis an seine Raumgrenzen entwickelt. Die freie Fläche bietet genügend Platz für Märkte und Veranstaltungen.
Der Platzdiwan am Drehpunkt zwischen Kirchen- und Zugspitzstrasse bildet das zentrale räumliche Element des Platzes. Dieser wird als Sitzdeck in einem schwebenden Ring aus hellem Sichtbeton entwickelt. Die indirekte Beleuchtung des schwebenden Ringes macht ihn auch nachts zum einprägsamen Wiedererkennungsmerkmal. Das Holzdeck unter schattenspendenden Bäumen bietet informellen Raum als Treffpunkt zum Backgammon spielen oder ein Buch lesen. Von hier aus hat man einen guten Überblick über den Litauenplatz.

p l a t t e n i n t a r s i e n
Die Plattenintarsienbilden zusammen mit den Baumfiltern den räumlichen Abschluss des Platzes im Süden und Norden. Sie zonieren als helle Betonplattenflächen mit einer leichten Aufkantung von 3 cm barrierefrei und dennoch deutlich die Verkehrsräume im Bereich Zugspitzstraße und geben dem Litauenplatz eine ergänzende Fassung. Die Oberflächenentwässerung erfolgt entlang der Plattenbänder.
Im Süden überstellt ein lockerer Baumhain die Plattenbandrahmen mit wassergebundener Decke. Hier wird eine mobile Ausstattung mit freien Stühlen vorgeschlagen, so kann man sich ungezwungen in Gruppen zusammensetzen oder im Schatten eine Partie Boules spielen. Hier ist zudem Platz für Generationenspielgeräte vorhanden.

m a t e r i a l i e n
Im Kontrast zu den hellen Betonplattenintarsien sind für die gesamte Platzfläche schmale dunkle Betonklinker in verschiedenen warmen Grautönen vorgesehen. Sie bilden eine ruhige und doch angenehm strukturierte Fläche. Auf Ihr spielt sich das Leben der Gartenstadt ab. Die Jahreszeiten, wie z.B. heruntergefallene Frühlingsblüten der Bäume und Rosen, das bunte Herbstlaub oder der erste Schnee werden durch die dunkle Flächen besonders hervorgehoben.

p f l a n z k o n z e p t
Der Litauenplatz wird im Sinne der Gartenstadt als florale Mitte entwickelt. Das Pfarrheim wird von weiß und rosa blühenden Kletterrosen gefasst, auch der ruhige Patio wird als duftendes Rosenbouquet entwickelt. Die gelbblättrige Gold- Gleditisienreihe (Gleditsia triacanthos ‚Sunburst’) schließt den Platz nach Norden hin ab. Nach Süden bildet ein Hain aus verschiedenen Zierobstgehölzen wie z.B. Prunus subhirtella ‚Autumnalis’, Malus ‚Butterball’ oder Pyrus salicifolia den Filter zur angrenzenden Bebauung. Der Platzdiwan wird überstellt von weißblühenden Trompetenbäumen (Catalpa bignonioides).

a u s s t a t t u n g
ergänzend zur Verweilmöglichkeit des Platzdiwans sind mobile Stühle unter dem lockeren Zierobsthain vorgesehen. Im Bereich nördlich des Kirchenpatios ist Platz für Infotafel und Fahnen.
Die gläserne Bushaltestelle ist im zentralen Bereich des Litauenplatzes, nördlich des Platzdiwans vorgesehen.

s t e l l p l a t z v e r t e i l u n g
Westlich des Pfarrheims wird die Belagsstruktur durch Rasenfugen unterbrochen, hier findet sich Platz für eine wirtschaftliche und kompakte Unterbringung von 14 Stellplätzen. Im Bereich nördlich der Kirche findet sich Platz für weitere 10 Stellplätze, sowie für 3 Behindertenstellplätze.

b e l e u c h t u n g
Die Beleuchtung des Platzdiwans als schwebender Ring macht diesen auch nachts zum Widererkennungsmerkmal des Platzes. Der Straßenraum Zugspitzstrasse wird vom nördlichen Plattenband aus beleuchtet. Der Bereich des lockeren Obsthains im Süden wird durch eine ebenfalls lockere, bodennahe Beleuchtung ergänzt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf besticht auf den ersten Blick durch seine Großzügigkeit, die den gesamten Bereich um Pfarrzentrum und Kirche St. Ulrich mit einem Platzteppich zu einem Thema zusammenfasst. Es entsteht ein shared space, der die Gleichwertigkeit aller verkehrlichen Beziehungen gewährleistet. Auch die Zugspitzstrasse ist einbezogen, dadurch gelingt es an dieser wichtigen Verbindung zwischen Gartenstadt und Kurort an der richtigen Stelle einen Akzent zu setzen und damit die neue Mitte zu definieren. Ein „Platzdiwan“ schiebt sich hier in den Straßenraum der Zugspitzstrasse, um den Platzeingang wirksam zu betonen.

Es gelingt den Verfassern mit bescheidenen Mitteln einen äußerst robusten, belastungsfähigen Platz zu schaffen, der an wenigen entscheidenden Punkten Akzente setzt und damit eine hohe Nutzungsoffenheit und Flexibilität auch für Pfarrfest und Wochenmärkte garantiert. Das fehlende Wasser wird nicht als Mangel empfunden, das Konzept kann spielend darauf verzichten.

Die vorgeschlagene Materialität Betonklinker kann sowohl gestalterisch als auch vom wirtschaftlichen Stadtpunkt überzeugen.

Das Pfarrzentrum wird im Südosten durch eine optional verglaste Pergola, in der sich das Café befindet, zum Atrium geschlossen. Seine Lage am Rand des Platzes ist gut gewählt, die Cafénutzung kann sich bei geeigneter Witterung nach Osten auf die Platzfläche erweitern.
Der im Süden angeordnete Baumhain lässt viel Interpretationsspielraum für diverse Nutzungen wie Spiel und Unterhaltung.

Die Stellplätze sind angenehm verteilt mit dem Hauptanteil westlich des Pfarrzentrums und einer kleineren Anzahl sowie den Behindertenstellplätzen an der Zugspitzstrasse in räumlicher Nähe zur Kirche.

Positiv bewertet wird auch die vorgeschlagene, indirekte Beleuchtung über Bodenstrahler von unten in die Baumkronen. Die starke Baumreihe entlang der Zugspitzstrasse könnte etwas Auflockerung vertragen.

Die Arbeit überschreitet zwar die Planungsgrenzen im östlichen Bereich, der Entwurf kann aber auch im kleineren Wettbewerbsausschnitt überzeugen.