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Sonstiges Vergabeverfahren | 03/2010

Silobauwerk - Marina auf der Schlossinsel Hamburg-Harburg

Visualisierung Wasserseite

Visualisierung Wasserseite

2. Preis

kister scheithauer gross architekten und stadtplaner GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Prägnant für die Erscheinung des Silos ist die Silhouette. Diese ist der Ausgangspunkt des Entwurfes, der die Silhouette als „Schattenriss“ interpretiert und in eine „Alloverfassade“ aus anthrazitfarbenen Ziegeln übersetzt. Dem dunklen Ziegel gelingt das thematische Anliegen, das Volumen mit der charakteristischen Dachform als Skulptur wirken zu lassen. Die am Tag dunkel erscheinenden Fensteröffnungen werden sich in der Fassade unterordnen und können auf diese Weise die ehemalige „Fensterlosigkeit“ in das neue Erscheinungsbild transportieren. Über einen Sockel aus anthrazitgefärbten Betonfertigteilen erhebt sich die Ziegelfassade, die auch die seitlichen Flächen des Dachreiters einkleidet. Dachreiter, Dach und die Fassaden des Baukörpers verbinden sich zu einer Einheit der es auch gelingt, die Dachgauben selbstverständlich zu integrieren. Die Fenster sind einheitlich bodenbündig mit Glasbrüstung und streng rhythmisch zu gleichmäßigen Feldern, welche die Mittelzone der Fassaden bestimmen, zusammengefasst. Ein Gesimsstreifen aus Betonfertigteilen im Sturzbereich unterstreicht diese bildhafte Gruppierung und das Bemühen, die Fensteröffnungen in eine tektonische Struktur zu interpretieren. Die Vorstellung eines „Loftspeichers“ bei dem Wandstreifen und Fensteröffnungen in einem proportionalen Rhythmus stehen, generieren die „notwendige“ industrielle Serialität, die die Bewohner von einem Loft erwarten. Aus städtebaulichen Überlegungen sollte das Speichergebäude „Monument“ bleiben, trotz dem radikalen Nutzungswandel. Die Fenster gehen exakt auf den Grundriss ein und erlauben sowohl eine gute Belichtung als auch brüstungsfreie Ausblicke auf das Wasser.
Sowohl aus den Grundrissen heraus, als auch in Anlehnung der Betonung der Ecken des ehemaligen Gebäudes sind die Wintergärten eine besondere architektonische Attraktivität des Gebäudes. Die Grundflächen der Wintergärten sind nahezu quadratisch, um einen Esstisch für 4 - 6 Personen platzieren zu können. Außerdem werden Ausblicke zu zwei Seiten des Gebäudes möglich. Aufgrund der ausgesetzten Lage bezüglich Wind und Regeneintritt in die Wintergärten wird vorgeschlagen, ein Faltfenster zu der Außenseite der Wintergärten bodenbündig zu integrieren. Die Konstruktion ist bewährt, einfach, wirtschaftlich und kann von innen gereinigt werden. Ein grünes Zimmer entsteht, um vor allem in der Übergangsjahreszeit die Wintergärten gut nutzen zu können.
Gestalterisch werden die von den Bewohnern individuell ausgestellten Glasfenster mit ihren dünnen Industriestahlrahmen ein lebendiges, da lichtreflektierendes, Element sein, das auf spielerischer Weise dem Gebäude Leichtigkeit – fast könnte man sagen „Flügel“ verleiht. Die Wahrnehmung des Gebäudes über „Eck“ wird dem sonst „bündigen“ Bauwerk eine anziehende Plastizität verleihen.
Die Gestaltung der Fassade setzt auf die Makrowirkung der dunklen Alloversilhouette des Gesamtbaukörpers und in einem zweiten Blick auf die Nahwirkung der qualitätsvollen ruhigen Ziegelfassade mit den präzisen unaufgeregten Öffnungen und dem atmosphärischen Element der stählernen Faltfenster. Ein Bauwerk, das Eindruck macht und in der hervorgehobenen Stellung keine Verspieltheit benötigt.
Die kompakte Bauform und die ruhige unaufgeregte Fassade mit wenigen nachhaltigen Materialien wirken sich auch positiv auf die Energiebilanz sowie die Lebenszykluskosten des Gebäudes aus. Die geforderten Anforderungen der IBA werden durch eine gut gedämmte Gebäudehülle, die ausschließliche Verwendung von umweltfreundlichen Materialien und den Anschluss des Gebäudes an das Gesamtenergiesystem der Schlossinsel erreicht. Die Wohnungen erhalten eine kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung. Die notwendigen Lüftungskanäle werden dabei in den Abhangdecken der Wohnungsflure angeordnet, um die lichten Raumhöhen der Wohn- und Schlafräume möglichst großzügig zu gestalten. Die Lärmbelastung durch den Verkehrs- und Gewerbelärm des Hafens wird mit wenigen einfachen Mitteln begegnet. In den Wohnräumen sorgt die Zweischaligkeit der Wintergärten für einen Lärm- und Wetterfilter. Die Laibungen der Fenster der Wohn- und vor allem der Schlafräume werden mit schallabsorbierenden Materialien verkleidet und die Öffnungswinkel auf die vorhandene Lärmimmision abgestimmt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf überzeugt mit einer klaren Organisation im Inneren als auch einer dem Thema angepassten Fassadengestaltung. Der Verfasser sieht den Schwerpunkt des Entwurfs im Nachzeichnen der Silhouette, welches ihm über eine anthrazitfarbene Klinkerfassade mit regelmäßig gesetzten Öffnungen gelingt. Die bei Tage dunkel wirkenden Fensteröffnungen ziehen sich in der Fernwirkung mit dem dunklen Klinker als einen Körper zusammen, der den bestehenden Silo nachzeichnet. Die Darstellung der Wohnungsgrundrisse ist sehr ausgearbeitet und überzeugend. Im Zusammenhang mit der Wohnqualität werden die großformatigen Wintergärten als sehr positiv herausgestellt. Demgegenüber wird die dadurch bedingte „Störung“ des gefassten Kubuses in der Außenwirkung kritisch gesehen. Die dunkele Materialität wird kontrovers diskutiert. Einerseits wird der Baukörper darüber immer als ein Sonderkörper im neuen Quartier erscheinen. Über diese „Fremdheit“ behält das Bauwerk die Erinnerung an das bei, was dort mal stand. Seine Anmutung entspricht der Identität des Ortes, auch in seiner Neuinterpretation als Wohnspeicher. Zum anderen wird diese hafenbezogene Rauhigkeit für das neue Wohnquartier als angemessen hinterfragt.
Kritisch wird die Abweichung der Dachaufbauten in der Breitenausdehnung betrachtet, da sie den Baukörper kopflastiger werden lassen. Dies steht der Intention, die Fernwirkung der Silhouette wiederzuerrichten kontraproduktiv gegenüber.
Visualisierung Landseite

Visualisierung Landseite

Fassade & Schnitt

Fassade & Schnitt