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Sonstiges Vergabeverfahren | 03/2010

Silobauwerk - Marina auf der Schlossinsel Hamburg-Harburg

Teilnahme

Wacker Zeiger Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Gebäudekonzeption
Die durch die Aufgabenstellung vorgegebene Gebäudekontur hat etwas Kompromisslerisches. Wie redlich und denkmalpflegerisch es ist, Geschichte auf diese Weise zu erzählen, kann sicherlich kontrovers betrachtet werden. Den Entwurfsverfassern jedenfalls ist ein gewisser Zweifel geblieben. Das Hineinformulieren der Wohnungsgrundrisse in die Silokubatur entwickelt der Wettbewerbsbeitrag effizient. Die in der Auslobung geforderte Gesamt Wohnfläche erreicht er jedoch nicht. Diese erscheint allerdings auch nicht logisch: Wenn die Seitenlängen des Gebäudes von 23,70 m auf 22,00 m reduziert werden, dann verringert sich die Wohnfläche nicht um 80,00 m², sondern um ca. 500,00 m². Pro Ebene werden vier Einheiten untergebracht. Durch ein leichtes Versetzen des Erschließungskerns ergeben sich unterschiedliche Wohnungsgrößen. Im Erdgeschoss könnte man sich die SW-Einheit auch als Laden / Büro vorstellen. Im Bereich des Daches und des Dachreiters / Turms werden Maisonettewohnungen vorgeschlagen.
In den Grundrissen bildet eine großzügige Diele das Entree. Von dort öffnet sich einerseits der zusammenhängende Wohn-/ Essraum mit offener Küche, andererseits ein kleiner Flur, über den die Nebenräume erreicht werden. Ein Beipass verbindet den größeren Nebenraum wiederum mit dem Wohnbereich. Die Hauptverbindungen sind nicht als Türen mit Sturz, sondern als raumhohe Öffnungen ausgebildet. Damit wird die Wirkung einer Raumfolge (statt einer Zimmerbildung) erzielt.
Die Gebäudehülle ist als Lochfassade entworfen. Im Unterschied zu den Nachbarhäusern präsentieren sich die Öffnungen weitgehend in vertikalen Formaten. Differenzierte Fensterpositionen (mal membranhaft außenbündig, mal tief in die Leibung hineingezogen) unterstreichen die Massivität des Bauwerks.

Konstruktion, Material
Der Bau ist als fugenlose Ortbetonkonstruktion geplant. Die Außenwände (d = ca. 60 cm) sind einschalig und beinhalten einen wärmedämmenden Leichtbetonzuschlag. Eine solche Wanddicke lässt sich nur in relativ kleinen Abschnitten (Absätze jeweils an den Unter- und Oberkanten der Fenster) herstellen. Die Fassadenflächen stellen sich im Sockel in horizontaler Brettschalung, in den oberen Geschossen in Tafelschalung dar. Durch kleine Tafelversätze wird die Gesamtfläche portioniert. Der Beton ist hell bis weißlich eingefärbt. Das Dach einschließlich Dachreiter besteht aus einer herkömmlichen Zimmermannskonstruktion. Sie ist als Faltung zwischen den Giebeln bzw. zwischen Giebel und Turm entwickelt und über der Dichtungsebene mit einer vertikalen Holzleistenfassade verkleidet, die der Verwitterung preisgegeben wird. Damit wird eine farbliche Homogenisierung von
Wand und Dachfläche erreicht. Die Holz-Alu-Fenster haben einen anthrazitfarbenen Rahmen. Auf den Innenseiten sind die Betonwände verputzt. Nichttragende Innenwände werden in Leichtbauweise hergestellt. Der Ausbaustandard (Böden, Tischlerarbeiten, Fliesen, Objekte) wird budgetbedingt relativ einfach sein müssen.

Beurteilung durch das Preisgericht

In der Gesamtbetrachtung zeigt die Arbeit gravierende Mängel und kann nicht durch ein schlüssiges Grundkonzept überzeugen.
Die dargestellten Wohnungsgrundrisse sind nicht überzeugend, die Zuschnitte der Räume zeigen bisweilen geringe Nutzungstauglichkeit auf. Der gesamte Erschließungskern ist baurechtlich für ein Hochhaus nicht umsetzbar und würde bei einer weiteren Planung erhebliche Änderungen mit sich führen. Die Verwendung des noch in der technischen Entwicklung befindlichen Baustoffs Dämmbeton wird für dieses Objekt als nicht geeignet angesehen. Die dazu angesprochenen Defizite und Bedenken hinsichtlich Wärmeschutz, Feuchteschutz, Brandschutz und Tragfähigkeit konnten auch durch den Verfasser nicht hinreichend ausgeräumt werden. Die vorgeschlagene Fassadengestaltung mit horizontalen Einschnitten und tektonischer Gliederung einzelner Bereiche entspricht nicht der Besonderheit des Silobauwerks. Infolgedessen wird auch die Debatte ob der Entwurf in einer anderen Materialität umsetzbar erscheint nicht weiter verfolgt wird.