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Einladungswettbewerb | 03/2010

Fassadenwettbewerb Alexander Parkside

Blick Otto-Braun-Straße Richtung Wadzeckstraße bei Nacht

Blick Otto-Braun-Straße Richtung Wadzeckstraße bei Nacht

1. Preis

Ludloff Ludloff Architekten GmbH

Architektur

Werner Sobek AG

Bauingenieurwesen

studio dinnebier+blieske

Lichtplanung

Akustik-Ingenieurbüro Moll GmbH

Akustikplanung

Archimation

Visualisierung

Nikolai von Rosen

Kunst

Erläuterungstext

Der Alexanderplatz und sein Umfeld sind wesentlich geprägt durch die Modernisierungsschübe des 20. Jahrhunderts. Unser Ansatz basiert auf der Platzerweiterung Ende der 1920er Jahre, die zusammenfällt mit der Literarisierung der angrenzenden Viertel durch Alfred Döblin. Befindet sich die Welt von Franz Biberkopf noch im Spannungsfeld der Kleinteiligkeit der Quartiere um die Mulackstraße, der gleichzeitigen Modernisierungsschübe am Rosenthaler Platz und noch mehr am Alexanderplatz, so hatte man sich in der DDR für die radikale Umsetzung dieser Modernisierung im Bereich um den Alexanderplatz entschieden und der Stadt ein großformatiges Zentrum verordnet.
Die aus dieser Geschichte resultierende Größe der umgebenden Bauvolumen und die Dimension des Verkehrs an der Otto-Braun-Straße waren für uns das ausschlaggebende Motiv eine Lösung zu erarbeiten, die zwei Dinge miteinander vereint:
Das Volumen soll als großmassstäblicher Block erscheinen und zugleich sollen dessen unterschiedliche Hotelqualitäten durch eine gestalterische Lösung gut ablesbar sein. Es war uns wichtig, dem Gebäude, vor dem o.g. kulturellen Hintergrund einen Charakter zu verleihen, der das Stadtbild sowohl bei Tag als auch bei Nacht bereichert, ohne das es historisierender Anleihen bedarf.
Die Fassade erhält eine erste Hülle aus einer feingliedrigen, leichten, fast stofflichen Struktur. Diese erste Fassadenschicht besteht aus eloxierten, geprägten und perforierten Aluminiumtafeln. Die Perforation ermöglicht ein wechselndes Erscheinungsbild, das je nach Blickwinkel als offen oder geschlossen erlebt wird. Es entsteht der Eindruck eines leichten, partiell fast durchsichtigen Gebäudevolumens.
Jedes Haus erhält eine nutzungsangepaßte Fassadengliederung mit Fenstern unterschiedlicher Dimension und Anordnung. Als rautenförmige Leibungsgeometrie angelegt, ragen sie Erkern gleich aus der hinteren Fassadenschicht vor und schließen bündig mit der vorderen Hülle ab. Dabei erinnern diese „Erker“ der zwei Hotelnutzungen in ihrer Dimension an französische Fenster, während die Fenster des Hostels kleiner sind und typologisch als Lochfenster gelesen werden.
Jedes Haus dieses Baublocks besitzt auf seiner hinteren Fassadenschicht eine eigene Farbe, die aus der optischen Mischung einer Farbfamilie mit jeweils sechs aufeinander abgestimmten Farbtönen zusammensetzt ist. Eine Art pointilistische, fast immaterielle Leinwand entsteht, die hilft einzelne Häuser innerhalb des Fassadenkleides als eigenständige Baukörper lesbar zu machen.
Die am Tage Schatten bildenden Fensterleibungen werden in der Dämmerung zu glimmenden Volumen, die auf einer farbigen Leinwand zu schweben scheinen. Jeweils die Untersicht und eine Leibungsverkleidung werden angeleuchtet und verleihen der Fassade einen festlichen Charakter.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser setzen an dieser Stelle selbstbewusst ein Solitär, der an dieser Stelle das ehemalige Haus des Reisens subtil ergänzt und gleichzeitig wegen seiner Leichtigkeit ein eigenständiger Akzent zum denkmalgeschützten
ehemaligen Polizeigebäude setzt.
Es wird erkannt, dass in dieser Umgebung eine Hotelnutzung ein identitätsstiftendes Zeichen setzen sollte, welches die Sprache der Moderne nicht 1:1 aufnimmt, aber mit ihr in einen Dialog treten kann. Horizontalität und Vertikalität sind Motive, die beide den Ort prägen.
Der Sockel zeichnet eine dynamische Horizontale zum Hochhaus. Folgerichtig ist er konsequent 1-geschossig und transparent ausgebildet. Es ist ein offenes Haus, das im EG die Gäste willkommen heißt, Einblicke gewährt in die Gesellschafträume
und die unterschiedlichen „Häuser“.
Die Zimmer bedeuten Rückzug und Ausblick gleichermaßen. Dies sind sehr direkt umgesetzte Ansprüche an einen Hotelbau, nämlich der Öffentlichkeit und der Individualität Ausdruck zu geben.
Das wichtige Anliegen den verschiedenen Hotelketten eine individuelle Ausstrahlung und Anmutung zu geben, ohne den großmaßstäblichen Block zu konterkarieren, ist gelungen.
Nicht nur die Fensterformate, sondern ein interessantes Farbenspiel gibt den Hotels ihren unverwechselbaren Wiedererkennungswert.
Dennoch bindet die leichte Aluminiumlochblechhaut das Volumen zusammen. Die Tag- und besonders die Nachtwirkung strahlt Großstadt aus und bezieht sich auf den auch nachts pulsierenden Alexanderplatz.
Tags ist die Fassade eher flächig glatt, wie eine gespannte Haut mit Durchblicken auf das farbige „Hemd“, nachts erhält die Fassade viel Tiefe; Licht und Schatten betonen die Profilierung der Fassade.
Bei einer Weiterbearbeitung müsste die Wirkung der Treppenhäuser im Dachgeschoss noch genauer untersucht werden.
Berlin ist eine Touristendestination und dieser Standort zieht auch gerade jüngeres Publikum an. Die Fassade wirkt frisch am Tag und thematisiert nachts auch Berlin als Destination eines attraktiven, hippen Nachtlebens.
Die Fassade setzt als Ganzes eine einprägsame Marke, bietet den unterschiedlichen Hotelketten eigene Identität und bildet als Ganzes eine „Destination“ in Berlins Hotellandschaft.
Blick Otto-Braun-Straße Richtung Wadzeckstraße bei Tag

Blick Otto-Braun-Straße Richtung Wadzeckstraße bei Tag

Blick Otto-Braun-Straße Richtung Alexanderplatz

Blick Otto-Braun-Straße Richtung Alexanderplatz

Fassaden 2 / 3 - Sterne Hotel, 3 / 4 - Sterne Hotel, Hostel, Boarding House

Fassaden 2 / 3 - Sterne Hotel, 3 / 4 - Sterne Hotel, Hostel, Boarding House