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Offener Wettbewerb | 06/2010

Parklandschaft Tempelhof / Tempelhof Parkland

Teilnahme / Wettbewerb

Arriola & Fiol arquitectes

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Verzahnung der drei Layer Landschaft, Städtebau sowie Biodiversität und Nachhaltigkeit bilden das Grundgerüst der Tempelhofer Parklandschaft als Park des 21. Jahrhunderts.

Der Landschaftspark des 20. und des 21. Jahrhunderts

Der Park La Villette im Pariser Stadtteil Quartier de la Bastille, im 20. Jahrhundert entstanden, zeigt auf welche Kriterien für die Gestaltung einer Parkanlage in diesem Zeitraum maßgeblich waren, nämlich die Verknüpfung der beiden Disziplinen Landschaftsarchitektur und Architektur, die Verknüpfung von Stadt und Park. Der Park kann als eine landschaftlich gestaltete Stadt oder auch als städtisch gestalteter Park betrachtet werden.

Das Konzept der Verknüpfung dieser beiden Themenbereiche Stadt und Land reicht allerdings für die Gestaltung einer Parkanlage im 21. Jahrhundert nicht mehr aus.

Im Downsview Park in Toronto, einer Parkanlage des 21. Jahrhunderts vereinen sich die Elemente einer komplexen Landschaftsarchitektur mit der nachhaltigen Nutzung von Freiflächen und Parklandschaften bzw. als Standort von regenerativen Energien. Jedoch fehlt hier der urbane Aspekt, da dieses ehemalige Flughafengebiet ausserhalb der Stadt gelegen ist.

Bei der Tempelhofer Parklandschaft als Park des 21. Jahrhunderts wirken durch seine Lage innerhalb des Stadtgebietes alle drei Aspekte eng zusammen: Landschaftsarchitektur, Urbanismus und die Einbeziehung der Ökologie, des Schutzes der Natur und dem nachhaltigen im Umgang mit natürlichen Ressourcen.

Referenzprojekte

Um das Entwurfsgebiet besser „fassen“ und in den urbanen Kontext einordnen zu können wurden Referenzprojekte großflächiger Parkanlagen im urbanen Kontext von ähnlicher Grösse betrachtet: die Gartenanlage von Versailles aus dem 17. Jahrhundert, der Central Park in New York sowie der Große Tiergarten in Berlin.

Die Gartenanlage von Versailles ist ein Beispiel für die streng axiale geometrische Ausgestaltung einer Gartenanlage, bei der die Natur in gerade Bahnen gelenkt wird.

Der Central Park in New York wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts als Landschaftspark realisiert und liegt wie eine Landschaftsinsel inmitten der Stadt. Er ist gekennzeichnet durch unterschiedliche Nutzungsbereiche sowie durch einen hohen Baumbestand und viele organisch verlaufende Wegeverbindungen.

Bei dem Großen Tiergarten in Berlin handelt es sich um einen öffentlichen Park im Stadtraum, der von Waldflächen sowie geschwungenen Wegeverläufen, aber auch von durchschneidenden städtebaulichen Achsen charakterisiert ist.

Diese drei Referenzobjekte zeigen den Kontrast zwischen der Ausgestaltung eines Parks als naturnahen Landschaftspark sowie die geometrische Überformung bei der Gestaltung von Parkanlagen. Beide Extreme sind auf dem Tempelhofer Feld in Berlin vereint, zum einen in dem orthogonalem Wegeverlauf und der axialen Ausrichtung einiger Quartiere und zum anderen in der Natürlichkeit der Landschaft. Im Gegensatz zu der urbanen Waldfläche des Grossen Tiergartens wird die Parklandschaft Tempelhof als grosszügige Offenlandschaft gestaltet.

Analyse: Tempelhof und die Stadt

Das Tempelhofer Feld ist zwischen den Stadtteilen Schöneberg und Kreuzberg in der südlichen Peripherie der Stadt Berlin positioniert.
Das Gebiet wurde lange Zeit für militärische Zwecke genutzt, im Jahr 1923 wurde hier der erste Verkehrsflughafen der Welt eröffnet.
Das Planungsareal ist charakterisiert durch seine Weite sowie durch die sehr unterschiedlich ausgerichteten Wegeverläufe und Strukturen, die sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder gewandelt haben.
Im Plan des Tempelhofer Feldes aus dem Jahr 1802 ist bereits der orthogonal von Süden nach Norden verlaufende Weg vom Tempelhofer Feld zum Halleschen Tor zu lokalisieren, sowie eine dazu rechtwinklig angeordnete Kreuzung im südwestlichen Bereich. Die Mitte des 19. Jahrhunderts errichteten Kasernenbauten sowie die Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Gartenstadt Tempelhofer Feld wurden rechtwinklig zur bestehenden Tempelhofer Chaussee angeordnet. Auch die Kleingärten im südlichen Bereich des Tempelhofer Feldes orientieren sich teilweise an der bestehenden Hauptachse, der Tempelhofer Chaussee.

Im Plan Spurenanalyse wurden alle historischen Wegebeziehungen überlagert, um einen Überblick über die unterschiedlichen Ausrichtungen und Strukturen des Planungsareals zu erhalten. In dieser Konzeptzeichnung sind deutlich die strikt orthogonal verlaufenden Wege zu erkennen, daneben gibt es einige wenige leicht schräg verlaufende Wegestrukturen.

Konzeptansatz: Der Handschuh

Das Konzept steht im Sinne der Verknüpfung des Tempelhofer Feldes mit dem ihm umgebenden Stadtraum, der Hervorhebung seiner zentralen Lage in der Stadt sowie der flexiblen Nutzung des Areals.

Es wurde mit der orthogonalen Struktur gearbeitet, vor allem die von Norden nach Süden verlaufende Tempelhofer Chaussee bzw. der heutige Tempelhofer Damm ist ein sehr starkes Element zur Orientierung des Konzeptes.
Das Tempelhofer Feld wird mit einem horizontalen, orthogonal zum Tempelhofer Damm verlaufenden Bandmuster überzogen, welches die angrenzenden Stadträume und den Park miteinander verwebt.

Die horizontalen Bänder werden mit einem orthogonalen Raster überlagert, welches sehr flexibel zur Organisation der einzelnen Nutzungen und zur Umsetzung des geforderten Raumprogramms genutzt werden kann. Die historische Flughafenbebauung und die ehemaligen Start- und Landebahnen werden als gegenwärtige „Spur“ des ehemaligen Flughafengeländes in dieses Raster miteinbezogen.

Das Planungsareal kann mit einem Baseballhandschuh verglichen werden. Das abgerundete, bestehende Flughafengebäude umschließt das Tempelhofer Feld mit einer umgreifenden Geste und hält somit die ganze Form des Gebietes zusammen. Der Handschuhe übt eine umgreifende Bewegung auf das Gebiet aus, vergleichbar mit dem greifen nach einem runden Gegenstand. Die alten Spuren des Flughafens in Verbindung mit dem neu geschaffenen Bandmuster schaffen eine Verzahnung der Stadt mit dem Landschaftsraum. Die einzelnen Bänder sind wie die Finger einer Hand, die in das Gebiet hineingreifen und es so mit der Stadt verweben. Parklandschaft und Stadtraum werden auf behutsame Art und Weise miteinander verzahnt, gleichzeitig aber auch der Park mit seiner Grösse und Weite als Einheit erhalten.

Freiraumkonzept

Die Tempelhofer Parklandschaft ist durch unterschiedliche Themenbereiche gekennzeichnet.

Im nordwestlichen Bereich des Planungsareals ist der Zeppelin Park positioniert, der konzeptionell an die Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem Tempelhofer Feld stattfindenden Zeppelinflüge erinnert. Der Bereich wurde hügelförmig ausformuliert und stellt so einen bewussten Kontrast zur weiten Ebene der restlichen Flächen der Parklandschaft dar. Hier befindet sich die grösste zusammenhängende Rasenflächen für intensive Nutzungen.

Die drei geschützten Biotopstrukturen zwischen der Start- und Landebahn sowie im nördlichen und südlichen Bereich des Planungsgebietes bleiben erhalten, Wasserkanäle werden in das Bandmuster integriert um die ökologischen Funktionen des Areals zu erhalten und zu komplettieren.

Es wird ein Wasserpark geschaffen mit Kanälen zur Regenwasserrückhaltung und als Feuchtlebensraum, aber auch mit Wasserbecken zur Freizeit- und Sportnutzung. Das bestehende Schwimmbad im Nordosten wird saniert, umgestaltet und mit den neu geschaffenen Freibadflächen im Park verknüpft. Die neuen Kanäle werden entlang des Bandmusters angeordnet.

Im südlichen Bereich der Parklandschaft sind Felder für Energiepflanzen positioniert, der Biopark. Zudem sind weitere Felder für Energiepflanzen vorhanden, die von außen in den inneren Ring des Gebietes wie Finger hineinragen und somit eine Verknüpfung des inneren Rings mit den außerhalb liegenden Flächen bzw. dem Stadtraum darstellen.

Der bestehende Friedhof im Norden wird bis in die Kernzone der Parklandschaft erweitert, wodurch auch dem ökologischen Gedanken der Vernetzung der Biotopstrukturen Rechnung getragen wird.

Die ehemaligen Start- und Landebahnen werden zu Activity-Lanes zur intensiven Freizeit- und Sportnutzung umfunktioniert. Ergänzt werden diese Zonen durch Sportgebiete im nordöstlichen und südöstlichen Park ergänzt.

Eingerahmt wird das Tempelhofer Feld allumlaufend von Gebäudestrukturen, von welchen aus die Parklandschaft durch neue Zuwegungen erschlossen werden kann. Als Pufferzone zwischen dem Park und der angrenzenden Bebauung werden kleine Stadtplätze geschaffen.

Der Offenlandcharakter wird in Teilen erhalten und nicht das komplette Areal mit vorgegebenen Nutzungen gefüllt. So wird die Weite für die Benutzer erlebbar und sie können sich den Freiraum individuell aneignen.


Matrix Funktionen und Landschaft

Das gesamte Entwurfsgebiet wurde, mit einem Raster überzogen, welches von der Ausrichtung her an das Bandmuster angepasst ist. Durch das Raster werden gleichartige Nutzungseinheiten für das Areal geschaffen. Das Raster wurde abgeleitet von der Organisation der Aktionsflächen für die IGA/IBA im Jahr 2017.

Die Matrix setzt sich aus unzähligen einzelnen, kleinen Einheiten mit einer jeweiligen Größe von 39 Metern x 78 Metern zusammen. Aus diesen einheitlichen Bausteinen wurden alle Nutzungsbereiche der Parklandschaft entwickelt. Das Gebiet verfügt somit über ein einheitliches Raster bzw. eine einheitliche Struktur, die flexibel mit den unterschiedlichen Nutzungen gefüllt wird, was das Areal aber keineswegs „starr“ erscheinen lässt.

Die Parklandschaft besteht aus mehreren Ebenen, die eine untrennbare Einheit bilden und im Zusammenspiel die Form des Parks definieren.

Ein Handschuh der Biodiversität

Eingebunden in das gestalterische Konzept wird die Kombination verschiedener Lebensraumtypen erhalten, ergänzt und die Funktion des Gebietes im Biotopverbund mit den angrenzenden Gebieten gefördert. Zusätzlich wird dem Aspekt der nachhaltigen Energieproduktion Rechnung getragen.

Die besonders herausragenden Biotopstrukturen und Lebensräume innerhalb der Kernzonen für den Biotop- und Artenschutz, nördlich, südlich und zwischen den ehemaligen Start- und Landebahnen, einschliesslich der Glatthaferwiesen und Sandtrockenrasen werden bewahrt und von Eingriffen freigehalten. Darüber hinaus werden die geschützten Zonen ausgedehnt, um sie gegen Störungen durch die angrenzenden Nutzungen abzupuffern. An einigen Stellen werden Holzstege installiert, um die Gebiete vor Nutzungs-, insbesondere Trittschäden zu bewahren, sie aber dennoch für die Parkbesucher erlebbar zu machen. Auch der Baumbestand wird erhalten.

Um die Struktur- und Artenvielfalt im Gebiet noch zu erhöhen, wird im nördlichen Bereich am alten Flughafengebäude der bestehende Baumbestand zu einem geschlossenen Laubgehölzbestand mit Gebüschsaum aufgestockt.

Die Biotopvernetzungsfunktion wird sowohl im Nordosten zum Friedhof und zur Hasenheide als auch im Süden zur Bahnanlage hin realisiert mit Hilfe des Bandrasters, indem an linearen Feldhecken orientierte Strukturen und Baumstreifen gepflanzt werden.

Die neu angelegten Wasserflächen dienen zum Teil der Regenwasserrückhaltung. Auch hier entstehen neue Biotope der Feuchtgebiete, die im Bereich der zeppelinförmigen Wasserfläche an den Uferbereichen mit Gehölzen der Auwaldvegetation bepflanzt werden. Durch die Modellierung des Geländes im Nordwesten durch die mit Rasen bepflanzten Zeppelinhügel wird zudem die Versickerungsfläche für Regenwasser vergrössert.

Die Ackerflächen zum Anbau nachwachsender Rohstoffe werden zwischen südlichem Rundweg und S-Bahnanlage und somit ausserhalb der Kernzone des Biotop- und Artenschutzes vorgesehen. Zudem gibt es weitere kleinere Felder für Energiepflanzen, die von außen in den inneren Ring des Gebietes wie Finger hineinragen und somit eine Verknüpfung des inneren Rings mit den außerhalb liegenden Flächen bzw. dem Stadtraum darstellen.
Tempelhofer Feld 1857

Tempelhofer Feld 1857

Stadtplan Berlin 1932

Stadtplan Berlin 1932

Spurenanalyse

Spurenanalyse

Schräg verlaufende Bänder

Schräg verlaufende Bänder

Erste Entwurfsskizze

Erste Entwurfsskizze

Orthogonale Anordnung

Orthogonale Anordnung

Mikroklima und Ausgestaltung des Handschuhs

Mikroklima und Ausgestaltung des Handschuhs

Landschaftsräumliche und städtebauliche Einbindung

Landschaftsräumliche und städtebauliche Einbindung

Landschaftsplanerisches Konzept und Matrix Funktionen und Landschaft

Landschaftsplanerisches Konzept und Matrix Funktionen und Landschaft

Matrix Funktionen und Landschaft

Matrix Funktionen und Landschaft

Matrix Funktionen und Landschaft

Matrix Funktionen und Landschaft

Von links nach rechts: Blick über die Plaza mit Zeppelinfelder und Vegetationsbänder, ausgelassene Menge beim Konzert auf der Plaza, Genuss der Abenddämmerung im Zeppelin-Park

Von links nach rechts: Blick über die Plaza mit Zeppelinfelder und Vegetationsbänder, ausgelassene Menge beim Konzert auf der Plaza, Genuss der Abenddämmerung im Zeppelin-Park

Von oben nach unten: Winterspass auf den Activity-Lanes, sommerliches Treiben auf den Acticity-Lanes

Von oben nach unten: Winterspass auf den Activity-Lanes, sommerliches Treiben auf den Acticity-Lanes

Von oben nach unten: Spaziergang über den wertvollen Biotopen der Tempelhofer Parklandschaft, Kultivierung nachwachsender Rohstoffe im Biopark

Von oben nach unten: Spaziergang über den wertvollen Biotopen der Tempelhofer Parklandschaft, Kultivierung nachwachsender Rohstoffe im Biopark

Ansicht vom nördlich gelegenen Stadtteil aus

Ansicht vom nördlich gelegenen Stadtteil aus

Zugang zur Parklandschaft Tempelhof vom Columbiaquartier aus

Zugang zur Parklandschaft Tempelhof vom Columbiaquartier aus

Schwerpunktbereich

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