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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2010

Errichtung eines Stadtteilparks /Hauptbahnhof Wien/

3. Preis

SHK+ Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

ERRICHTUNG EINES STADTTEILPARKS „HAUPTBAHNHOF WIEN“

Gestalterische Aspekte

Als thematische und gestalterische Klammer greift der Entwurf auf die jüngere Vergangenheit des Areals mit Bahnhofs- und Gleisflächen zurück. Inhaltlich bezieht sich die Planung dadurch auf Bewegung und Transport, Heimat und Fremde, Vergangenheit und Zukunft, Ein- und Auswanderung von Menschen, Gütern, Pflanzen, Ideen und Kulturen. Der bewusste Einsatz der Gestaltungsmittel leitet sich aus dem Rückgriff auf die Geschichte des Ortes ab:
- Lineare Strukturen verweisen auf die Gleise und Schienen,
- Pflanzenvielfalt (als ökologische Vielfalt) und Nutzungsvielfalt (als soziale Vielfalt) symbolisieren die Weltoffenheit des Bahnhofs,
- robuste Materialverwendung steht für die solide Eisenbahntechnik.

Eine modernen Anforderungen genügende nutzungsgerechte Raumbildung für den Stadtpark wird durch Zonierungen erreicht. Dabei kann unterschieden werden zwischen einer in Süd-Nord-Ausrichtung verlaufenden Zonierung von extensiver zu intensiver Nutzung und Gestaltung, und einer ost-westlichen Zonierung von ruhigen zu lärmenden Aktivitäten, was der Vermeidung von Lärmkonflikten vorbeugt. Damit fügt sich der Park in die geplante Stadtstruktur ein: zunehmende Gestaltungs-Intensität in Richtung Hauptbahnhof und Anlagerung lärmintensiver Nutzungen an die westlich gelegenen Straßen und Straßenbahn.

Eine belastbare Alltagstauglichkeit erhält der Park durch den Einsatz robuster Strukturen:
- einfaches und übersichtliches Wegesystem,
- den Eingängen zugeordnete Plätze,
- Bäume in Reihen und Blöcken und
- offene, weite Rasenflächen.

Der Einsatz belastbarer und langlebiger Materialien steht dabei im Vordergrund:
- wassergebundene Decken
- Dränasphalt mit Einstreudecke,
- Betonpflaster,
- Stahl und
- Pagholz.

Die mit diesen Elementen gebildeten dauerhaften Grundstrukturen erlauben eine hohe Flexibilität bezüglich der Nutzungsangebote und Ausstattungen (Pflanzungen, Mobiliar, Spiel- und Sporteinrichtungen, transitorische und temporäre Nutzungsangebote). Eine barrierefreie Ausgestaltung, um allen NutzerInnen Zugang, Durchquerung und Nutzung des Parks zu ermöglichen, findet umfassend Berücksichtigung.

Ein differenziertes Angebot an Orten mit unterschiedlichen Aufenthaltsqualitäten (für Ruhe, als Treffpunkte, für Spiele, sinnliche Erlebnisse, Naturgenuss, Bewegung usw.) gewährleistet Begegnungs- und Rückzugsmöglichkeiten für verschiedene Gruppen. Diese Orte sind:
- Gleispromenade
- Plätze
- Haine
- Gärten
- Spiel- und Sportplätze
- Spiel- und Liegewiesen

Als besonderes Angebot für EinwanderInnen bereichern die Gärten der Welt die ParkLandschaft der Migrationsgesellschaft, und verweisen außerdem auf den unermüdlichen Strom von Zuwanderern und Fremden, die seit über 150 Jahren über diesen Ort nach Wien gelangt sind, und auf die ethnische Vielfalt des Stadtviertels.

Spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche werden an verschiedenen Orten für unterschiedliche Nutzungen eingerichtet. Spiel- und Sportplätze (mit schalldämpfenden Untergründen wie Kunststoffbeläge und Sand) richten sich mehr an Jugendliche, während mit den Kinder(spiel)welten die etwas Jüngeren über künstlerisch und sozialpädagogisch betreute Einrichtungen angesprochen werden sollen, und in den Gleisgärten Spiel- und Aufenthaltsangebote auch für Kleinkinder zur Verfügung gestellt werden.


Soziale Aspekte

Eine geschlechtssensible Parkgestaltung und die Förderung der Aneignung des Parks durch zurückhaltendere NutzerInnen wird unterstützt durch das differenzierte Raumkonzept mit kleinteiligen Gestaltungen und großflächigen Raumbildungen sowie durch die Ergänzung von funktionalisierten durch nutzungsoffene Bereiche. Geschlossene Wegesysteme ermöglichen außerdem vielfältige Anbindungen an die Umgebung aber auch die Nutzung als Rundwege (‚Runden drehen’). Stark funktionalisierte Spiel- und Sportbereiche werden unterbrochen von Aufenthalts- und Kommunikationsbereichen. Mit derartigen Maßnahmen werden einzelne Teilräume leichter zugänglich und ein niederschwelliger Wechsel zwischen den verschiedenen Bereichen wird ermöglicht.

Eine sichere Nutzung des Parks wird gewährleistet durch attraktive und übersichtliche Gestaltung der Eingänge, wodurch gleichzeitig die Anbindung und Öffnung zu benachbarten Straßenräumen ermöglicht wird. Die orientierungsfreundliche Gestaltung des Wegesystems, verbunden mit ausreichender Beleuchtung, trägt des Weiteren zur Erhöhung des Sicherheitsgefühls bei. Transparente Raumbegrenzungen verhindern die Bildung von ‚Angsträumen’.

Die Unterstützung der Identitätsbildung im neuen Stadtviertel soll schon während der Planung durch die Integration von Jugend- und Sozialarbeit erfolgen. Darüber hinaus sind mittel- und langfristig soziale Bewegungen und Vereinigungen im Stadtviertel zu initiieren bzw. zu unterstützen, deren Aktivitäten auf den Erhalt und die Weiterentwicklung des Parks gerichtet sind. Dazu gehört insbesondere auch die Förderung der interkulturellen Gärten. In diesen Gärten verhandeln die Akteure ihre Wirklichkeit mit der der anderen täglich neu, und erschließen neue Wege in die Mehrheitsgesellschaft.


Ökologische Aspekte

Im Vordergrund stehen Pflanzenvielfalt und ökologische Diversität, auch als symbolischer Verweis auf die soziale Vielfalt der an diesem Ort eingetroffenen Menschen, Tieren, Pflanzen, Gütern, Ideen und Kulturen. Insbesondere die Bäume im Park sollen in großer Mannigfaltigkeit vertreten sein: Laub- und Nadelbäume, einheimische und fremdländische, in Arten und Sorten, unterschiedlichen Wuchsformen (Hochstamm, Stammbusch, Mehrtriebige Solitäre, Formschnittbaum) und verschiedenen Größen.

In den Gleisgärten wird das Thema Bewegung, Wandel und Veränderung thematisiert, indem die performative Ästhetik von Pflanzungen, insbesondere die jahreszeitlich wechselnden Aspekte, die Transformationen von Blüten zu Früchten, und die Veränderung der Farben besondere Beachtung geschenkt wird. Außerdem sollen die dynamischen, prozessorientierten Eigenschaften von Pflanzengruppierungen die Gestaltung und Erscheinung mitbestimmen, zugelassen und integriert werden. Es geht um Toleranz und Änderungsbereitschaft bei der kulturellen Steuerung des ökologischen und pflanzlichen Wandels im Park. Als besonders geeignete Vegetationstypologien bieten sich für den Ort an: Gras-, Steppen- und Geröll-Vegetationen.

In Wiesenfeldern sollen naturnahe Vegetationstypen als extensiv bewirtschaftete Flächen, ökologische und soziale Nischen bieten.

Regenwasser wird gesammelt und versickert. Überschüssiges Wasser (beispielsweise von den Dächern der umgebenden Bebauung) kann in Zisternen gesammelt werden für die Beregnung der zentralen Rasenflächen und der Bäume. Die befestigten Flächen sind weitgehend wasserdurchlässig (Wassergebundene Wegedecken und Dränasphalt).

Die eingesetzten Materialien (Asphalt, Stahl, Pagholz) sind langlebig und umweltverträglich.

Mit der Planung wird ein Pflegehandbuch erstellt, um von Anfang an, die Unterhaltung und Erhaltung des Parks mit zu gestalten (Grünflächenmanagement).
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