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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2010

Neubau der Hochschule Rhein-Waal - Generalplanung

1. Preis

pbr Architekten Ingenieure

Architektur, TGA-Fachplanung

Kuttner und Kahl Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

R&P RUFFERT Ingenieurgesellschaft mbH

Tragwerksplanung

Michael van Ooyen Freie Architekten | Partnerschaft mbB

Architektur

4 [e] motions

Visualisierung

Erläuterungstext

1. Städtebau
Städtebauliches Leitbild
Der Standort der neuen Hochschule auf dem ABC-Gelände am südwestlichen Rand der Innenstadt Kamp-Lintforts sowie im nördlichen Bereich des Bergwerks West symbolisiert wie kein zweiter die Entwicklung unserer Gesellschaft, von der Industriegesellschaft zur Wissensgesellschaft. Die neue Hochschule besitzt das Potential, für die Stadt Kamp-Lintfort zu einem Motor zu werden, wie es der Steinkohlenbergbau des Ruhrgebiets im 20. Jahrhundert war.
Der zu planende neue Hochschulstandort ist im nord-östlichen Bereich durch seine hervorragende Anbindung an die Innenstadt und im südlichen Bereich durch einen ortsbildprägenden Altbaumbestand und die Nähe zum angrenzenden Naturraum der Großen Goorley charakterisiert. Diese duale Prägung des Grundstückes wird als grundlegendes Potential der Gestaltung des neuen Hochschulstandortes begriffen und in seiner Ausbildung gestärkt.
Tradierte siedlungstypische Elemente, wie die Ausrichtung des Bergwerks West werden aufgegriffen und in eine neue Nutzungsschicht überführt. Die Folge der entstehenden Freiräume wird als Kontinuum verstanden, das die solitären Gebäude umfließt und die angrenzenden Stadträume mit der Hochschule verknüpft.

Städtebauliches Konzept
Die Nord-Süd ausgerichteten, zwei- bis dreigeschossigen Neubauten der Hochschule nehmen die linearen Strukturen des südlich angrenzenden Bergwerks auf. Während das Hörsaalzentrum und die Bibliothek im Norden mit seinem quadratischen Baukörper den Kopf der Hochschule bildet, ist die Baukörperstruktur im Süden zum Grünraum der Großen Goorley und der sich anschließenden studentischen Wohnbebauung offen gestaltet. Durch die Abwinkelung des westlichen Baukörpers wird im Norden ein zur Innenstadt ausgerichteter Eingang zum Campus ausgebildet.
Die Anordnung der Baukörper ermöglicht einerseits die Anbindung der Hochschule an die vorhandene städtische Infrastruktur (Straßen- und Radwegenetz, ÖPNV, Wanderweg entlang der Großen Goorley etc.) und bildet andererseits einen klar gefassten zentralen Platz aus, von dem die Baukörper dezentral erschlossen werden. In einem zweiten Bauabschnitt ist eine Erweiterung der Hochschule auf dem ABC-Gelände möglich.
Die im Nord-Westen des Planungsgebietes angeordneten zentralen Einrichtungen orientieren sich mit der Mensa, dem Bistro, der Bibliothek und dem Hörsaalzentrum mit Foyer- und Ausstellungsbereich zur Mitte des Campus. Ihnen gegenüber befinden sich die Baukörper für den Fachbereich Kommunikation und Umwelt. Die Anlieferung und Entsorgung der zentralen Einrichtungen und des zweigeschossigen Technikums erfolgt von der Friedrich-Heine-Allee.
Die Verbindung von der Innenstadt über den Campusplatz, die Große Goorley querend, wird zur wichtigen Wegeverbindung in Richtung des städtebaulichen Entwicklungsgebietes des Bergwerk West.
2. Bauwerke
Gestaltung / Funktion
Die Neubauten der Hochschule werden dezentral vom Campusplatz aus erschlossen. Hierdurch gewinnt der Platz als zentrales Element und kommunikatives Zentrum der Hochschule an Bedeutung. Die durch die gesamte Baukörpertiefe durchgesteckten Erschließungszonen gliedern die Baukörper in überschaubare Einheiten. Sie bilden kommunikative Schwerpunkte und ermöglichen eine einfache Orientierung und zugleich eine gute Adressenbildung. Innerhalb der Baukörper sind sowohl offene, als auch in sich abgeschlossene Einheiten realisierbar.
In Anlehnung an die Architektur bedeutsamer Bergwerksbauten und unter Berücksichtigung der Nutzung werden die Fassaden mit wenigen Materialien wie Stahl / Aluminium, Glas und Klinkermauerwerk gestaltet. Geschlossene Brüstungen und flächenbündige Fensterbänder bilden eine horizontale Struktur, die durch den vorgehängten Sonnenschutz betont wird. Das zurückspringende Erdgeschoss des westlichen Baukörpers bietet einen witterungsgeschützen, in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Weg. Die platzseitige Fassade des Hörsaalzentrums ist transparent gestaltet. Sie betont die zentrale Bedeutung des Bauwerks.
Das 1,25 m messende Ausbauraster ermöglicht unterschiedliche Raumzuschnitte und eine flexible Nutzung der Bauwerke. Innerhalb der als Pfosten-Riegel-Konstruktion geplanten Fensterbänder verliert sich das Raster durch den spielerischen Wechsel farbig beschichteter Lüftungsflügel. Die mit einem Vakuum-Isolations-Paneel geschlossenen Lüftungsflügel reduzieren den Anteil der verglasten Fassadenfläche und beleben das Bild der Fassaden.

Konstruktion
Die Neubauten der Hochschule Rhein-Waal wurden als Massivbauten in Stahlbeton geplant. Auf Grund der geforderten Nutzungsflexibilität und der damit verbundenen Flexibilität der haustechnischen Erschließung werden die Decken als zweiachsig gespannte, unterzugsfreie Stahlbetonflachdecken ausgebildet. In Hinblick auf eine kurze Bauzeit ist sowohl die Ausführung in Ortbeton unter Berücksichtigung geeigneter Schalungssysteme und Taktraten als auch der Einsatz von Halbfertigteilen denkbar.
Die Gebäude werden horizontal durch die Stahlbetondeckenscheiben ausgesteift. Die vertikale Aussteifung erfolgt durch die Treppenhaus- und Installationskerne sowie Wandscheiben.

Energie- und Technikkonzept
Die Grundrissorganisation erfüllt den Wunsch nach kompakten und wirtschaftlichen Baukörpern mit hohem Nutzflächenanteil. Durch den Einsatz hochdämmender Isolierpaneele bei den Lüftungsflügeln (VIP), einer hochwertigen Isolierverglasung, dem Einsatz entsprechender Dämmstoffstärken bei den Außenwänden, der Bodenplatte und dem Dach sowie der Minimierung des Anteils verglaster Flächen wird der Forderung nach einer nachhaltigen Reduzierung der Umweltbelastungen Rechnung getragen.
Um den sommerlichen Wärmeeintrag gering zu halten, ist eine Sonnenschutzverglasung (g=24%) und ein außen liegender Sonnenschutz vorgesehen. Der Neigungswinkel der Lamellen ist an die Ausrichtung der Fassade angepasst, um im Winter und der Übergangszeit möglichst hohe solare Erträge und eine gute Tageslichtversorgung zu erzielen. Im Sommer werden die Fenster nahezu vollständig verschattet.
Die geplante extensive Begrünung der Dächer schützt die Dachhaut vor extremen witterungsbedingten Einflüssen. Sie hält einen beträchtlichen Anteil des Jahresniederschlags zurück und mindert erheblich die Abflussspitzen. Neben den optischen und ökologischen Qualitäten des Gründaches werden durch die Verdunstungsvorgänge bei großer Hitze die Temperaturen in den darunterliegenden Räumen gesenkt.
Die Kombination von Energieeffizienzmaßnahmen und Anlagenoptimierung schafft bei einer Minimierung der Energie- und Betriebskosten für die Nutzer behagliche Aufenthalts- und Arbeitsbedingungen. Im Betrieb werden insbesondere die internen Wärmequellen für die Beheizung genutzt. Der Restenergiebedarf wird aus regenerativen Energiquellen und im Bürobereich durch den Einsatz von Phasenwechselmaterial (PCM) gedeckt. Ein hoher Komfort wird über thermoaktive Decken mit Strahlungskühlung bzw. -heizung und energiesparender Verdrängungslüftung mit Latentwärmespeicher sicher gestellt.

3. Freianlagen
Gestaltung / Funktion
Im Mikrokosmos der Hochschule treffen feste Raumstrukturen der Gebäudekubaturen auf eine heterogene Nutzerschaft. Das Miteinander der Studenten, aus aller Herren Länder benötigt Platz und Freiräume für Begegnungen, zum Feste feiern, für Versammlungen und für Aktionstage. Der Campusplatz, als zentraler städtischer Innenstadtplatz soll deshalb für die unterschiedlichen Nutzungen offen stehen und darüber hinaus ein quartiersübergreifender, offener Stadtplatz sein.
Die Gestaltungselemente des Campusplatzes betonen den Platz als Begegnungs- und Kommunkationsfläche: sie bestehen aus fünf Schollen, gleichsam den fünf Kontinenten der Erde, die sich aus der Platzfläche erheben. Die Schollen aus schwarzer Basaltlava als Mauersteinaufkantungen sind mit Holzauflagen gefasst und mit einem Rasenteppich belegt. Vereinzelte Bäume sind an sonnenreichen Tagen willkommene Schattenspender.
Die Linierung der Pflasterstreifen des Campusplatzes als eleganter Teppich erzeugt einen markanten Stadtboden, der die Gebäudekörper und Außenraumelemente verbindet.
Als beliebter Treffpunkt für die multikulturelle Studentenschaft dient das Mensabistro mit Ausrichtung zum Platz. Infostelen, wie für die Stadtraumgestaltung Kamp-Lintforts vorgeschlagen, ergänzen die Platzgestaltung und zeigen als "Spiegel der Hochschule" vom tagesaktuellen Vorlesungsplan bis zur Menükarte der Mensa einen Ausschnitt des Hochschullebens.
Am südlichen Rand des befestigten Platzes entsteht ein großzügiger Übergang zur landschaftlich geprägten Grünfläche. Hier wechselt der befestigte Platzbereich in eine weiche Gestaltung mit Grandfläche. Verschiedene Weidenarten und Gräsersäume charakterisieren eine naturnahe Gestaltung, die der Rekreation und Kontemplation dient. Mobile Sessel und Liegen ermöglichen die individuelle Anordnung unter einem lichten Baumhain.
Der Campusbereich wird gerahmt durch eine Baumreihe in Nord-Südrichtung. Sie verzahnt die Platzbereiche als vegetatives Element und in der Materialität der Baumscheiben.
Ein Fuß- und Radweg südlich der Großen Goorley führt von der Friedrichstraße über das Stephanswäldchen bis zum Kloster Kamp. Durch eine Brücke erfolgt die Anbindung des Wandelweges über den Campus zur Innenstadt.
Die Große Goorley als prägnantes landschaftliches Element erhält ein weiches südliches Ufer zur neuen Wohnbebauung mit auskragenden Balkonen sowie ein terrassiertes "städtisch" ausgeprägtes Ufer zum Campus.

Regenwassermanagement
Die anfallenden Regenmengen der Dachflächen und befestigten Flächen der Außenanlagen werden gesammelt und der Großen Goorley zugeführt. Regenspitzenereignisse werden über Rigolen zuverlässig gepuffert.
Angenehmer Effekt der Regenwasserbewirtschaftung durch die Regenrückhaltung über die Große Goorley ist die Verbesserung des Mikroklimas durch Verdunstung an sommerheißen Tagen sowie die ansprechende Gestaltung der Außenanlagen durch die Attraktivierung des Wasserlaufes.

Stellplatzanlage
Um einen Durchgangs- und Suchverkehr von PKW’s zu vermeiden, wird die Stellplatzanlage als zentrale Parkplatzanlage auf der nördlichen Fläche des Bergwerksgeländes vorgesehen. Die alte Zechenmauer bietet einen guten Sichtschutz auf den ruhenden Verkehr, ein Baumdach und Hecken gliedern, die in Anlehnung an die alten Bergwerkstrukturen ausgerichteten Parkreihen.
Kurzzeitparker und Behindertenstellplätze befinden sich auf dem Campus mit Anbindung an das Verwaltungsgebäude und dem zentralen Campusplatz.
Ansicht Campus

Ansicht Campus

Lageplan

Lageplan

Schwarzplan / Perspektive / Erläuterungsbericht

Schwarzplan / Perspektive / Erläuterungsbericht

Grundriss EG / Ansicht

Grundriss EG / Ansicht

Grundriss 1. OG / Ansicht

Grundriss 1. OG / Ansicht

Grundriss 2. OG / Ansicht

Grundriss 2. OG / Ansicht

Hörsaal und Labor M. 1:50

Hörsaal und Labor M. 1:50